Da wird nichts desavouiert, sondern es verstößt einfach gegen die elementarsten Grundsätze der Gerechtigkeit, jemandem von Geburt an ein Vorrecht einzuräumen (und andere damit zu diskriminieren), und dann auch noch auf das höchste Repräsentationsamt. Wie das College of arms dann auch schreibt: Die Königin ist die Quelle der Ehre - es geht um ein virtuelles Über- und Unterordnungsverhältnis zur Ausübung von Macht (direkte Einflussnahme bei der Regierung, Staatsrepräsentation, ein ganzer Apparatischik von Geburtswegen als Parlamentarier bezahlter Pears).
Es hat sich noch nie als vorteilhaft oder gerechter erwiesen, nicht nach Fähigkeiten und Eigenschaften, sondern nach dem dicksten Hintern das Staatsämter zu besetzen.
Wie ich schon schrieb,
das demokratische Selbstbestimmungsrecht der Mehrheit beinhaltet nicht, anderen Menschen dieses Selbstbestimmungsrecht wegzunehmen: Soetwas berechtigt zur Notwehr. Die Königin kann auch nicht einfach abgewählt werden, das ist falsch. Nach dem britischen Herrschaftssystem besteht im Prinzip die Verfassung überhaupt nur, weil die Königin diese so eingesetzt hat. „Der Souverän ist die Königin“ bedeutet im Prinzip, dass das Volk
unsouverän ist, wie Unmündige, Kinder oder geistig Behinderte, die man nicht über sich selbst bestimmen lässt. Der Inhalt einer Monarchie besteht gerade darin, dass der Diktator nicht gewählt wird: Es ist daher gerade nach dem Prinzip der Monarchie unerheblich, was einzelne Untertanen davon halten - abgesehen davon hätten die Queen eine Wahl nicht einmal gegen Lady Di gewonnen, geschweige denn gegen John Lennon oder Robby Williams - und die sind noch nicht einmal Politiker. Von Demokratischer Legitimation kann gar keine Rede sein, zumal das auch nie zur Abstimmung stand (die Bunte mag da andere Umfragen erstellen).
Wie man in dem Kontext die Liechtensteiner oder nicht zuletzt die Monegassischen Diktatorfürsten auch noch schick finden kann, die ihren Prunk im Prinzip mit Glücksspielsteuern finanzieren auf Gelder, die bei uns der Steuer hinterzogen wurden - Monaco ist das Steuerhinterzieherparadies schlechthin - kann ich mir nur durch zu viel Lektüre der Bunten erklären (eigentlich wären die doch einmal ein gutes Vorbild für das Kaiserreich Nordkorea).
Aber vielleicht ist es wirklich so, dass wir den Eingeborene in Brittannien nicht mehr verstehen können, weil er in einer für uns völlig unverstehbaren fremden und seltsamen Kultur der Pfadabhängigekeit und devoten Unterwürfigkeit gegenüber dem Königshaus aus längst vergangenen Zeiten lebt, wohl auch geschuldet Zeit und Ort - will sagen jahrzehntelanger Monarchiepropaganda von staatlicher Seite. Wenn bei uns der Bundespräsident bei einem Besuch der Bundeskanzlerin fordern würde, sie dürfe ihm bei einem Besuch nicht der Rücken zukehren, müsse ihn mit Knicks begrüßen und sich rückwärts gehend entfernen (so wie bei Frau of Windsor üblich), würde man ihn wahrscheinlich für nicht mehr ganz zurechnungsfähig halten. (Solcherlei Theater übersteht auch die nächste Generation nicht.)
Tejas522 hat geschrieben:In Grossbritannien funktioniert vieles nach dem Prinzip des Gewohnheitsrechts. Wenn etwas nicht ausdrücklich verboten ist, dann ist es prima facie erlaubt.
Das ist dort
genau umgekehrt in Bezug auf das Wappenwesen: so, wie für Monarchien typisch muss nicht die Staatsgewalt darlegen und beweisen, dass sie etwas sinnvollerweise verbietet, sondern sie tut dies einfach. Grundsätzlich ist die Wappenführung verboten, es sei denn, sie wird explizit vom College of arms erlaubt, nämlcih von einer undemokratischen, diktatorischen Exekutiveinrichtung. Oder kann neuerdings dort eine demokratisch gewählte Regierung dem College Weisungen erteilen oder die Beamten absetzen? Dann hätte ich da etwas nicht mitbekommen.
Mit dem Namensrecht beim Standesamt gebe ich Dir Recht, dass dies möglicherweise nicht ganz rechtmäßig ist. Schon dass man seinen Namen nicht frei wählen kann. Wegen Verwechslungsgefahr kann man dies oder wenn man unter dem Namen leidet (ich darf jetzt keine witzigen Namen nennen, nachher kommt die jeweilige Familie und beschwert sich). Also wenn einer Furzarsch heißt (ich nehme das zurück, bestimmt heißt irgendwer wirklich so und ist jetzt traurig). Kann er sich nicht eintragen lassen: Prinz Furzarsch. Und was ich für gar nicht zulässig halte, alte Adelsbezeichnungen, die nur noch Nachname sind, in männliche oder weibliche Form abzuwandeln. Also wenn schon Frau Prinzessin von Höckselburg, dann heißt der Mann eben Herr Prinzessin von Höckselburg, aber eben nicht Prinz. Ich halte dieses Prozedere für eine Diskriminierung allen anderen gegenüber, bin mir aber nicht sicher, was die Standesämter da noch durchgehen lassen.