Kapt.Hellenthal hat geschrieben:Moin Moin,
Ich bin ein wenig geschockt.
Hatte gerade eine sehr lange Diskussion mit einem Heraldiker in Brasilien.
Der gute Mann ist der Meinung das unser Familienwappen auf garkeinen Fall den heralduschen Regeln entspricht.
Er sagt diese Schildteilung, die mir als "Heroldsstück" in einem redenden Wappen erklärt wurde, und bei uns ja das "H" bildet, würde laut den heraldischen Regeln nicht existieren.
Stimmt das so? Bin etwas verzweifelt. Gruß, Björn
Welche heraldischen Regeln meint der gute Mann denn? Ein "H" kann in der deutschsprachig-geprägten Heraldik beispielsweise folgendermaßen blasoniert werden:
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In Schwarz eine mit einem goldenen Balken verschmolzene, ebensolche Doppelflanke
In Ihrem Fall ist der Balken erniedrigt. Also könnte der Blason lauten:
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In Schwarz eine mit einem erniedrigten, goldenen Balken verschmolzene, ebensolche Doppelflanke
Es ist irrelevant, ob diese Figur oder ein entsprechendes Heroldsstück jemals zuvor existierte. Wichtig ist nur, dass der Blason eindeutig ist und von jedem, der sich mit Heraldik auskennt und nicht mutwillig etwas "falsch" verstehen will, nachvollzogen werden kann.
Eine andere Frage ist, ob die oben gelieferte Beschreibung besonders elegant ist. Das ist sie definitiv nicht. "Verschmolzen" ist ein Terminus, der in der Früh-/Blütezeit der Heraldik nicht gebräuchlich war. In dieser Zeit gab es aber auch nicht die "heraldischen Regeln", die sich im Laufe der Jahrhunderte als unabgeschlossenes und uneinheitliches Etwas etablierten. Die Proportionen der Aufteilung (ob die Flanken etwas dicker, der Balken in der Mitte etwas höher ... sein soll) spielen in der Früh-/Blütezeit des Wappenwesen überhaupt keine Rolle. Da geht es nur um Wiedererkennbarkeit -- nicht um Millimeter.
Um es auf Deutsch zu sagen: Die Millimeter-Korinthenkackerei ist eine Erfindung der Verfallszeit des Wappenwesens -- und hat mit klassischer Heraldik nichts zu tun. Ihr vorgeblicher Heraldiker disqualifiziert sich leider selbst, wenn er "Millimeter-Erbsenzählerei" für etwas hält, was mit heraldischen Regeln zu tun hätte.
Bitte prüfen Sie einfach, welche Wappenbeschreibung Pro Heraldica für Sie erstellt hat. Kann man anhand dieser Ihr Wappen immer gleich (oder annährend gleich) aufreißen, dann entspricht die Beschreibung den heraldischen Regeln. Ist sie jedoch mehrdeutig oder mißverständlich, so dass ausgewiesene Wappenkenner nicht zu einem gleichen Wappenaufriss gelangen, dann entspricht die Beschreibung nicht den heraldischen Regeln (unabhängig davon, ob man, wie oben geschehen, Ihr Wappen grundsätzlich im Rahmen der neueren heraldischen Terminologie eindeutig blasonieren kann).
1001 Grüße