Hilfe bei der Wappenerstellung

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Otto
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Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 27.05.2016, 19:41

Hallo zusammen,

ich möchte für meine Familie ein Wappen stiften und bin nun dabei meine Vorstellungen zu Papier zu bringen.
Ich wäre für hilfreiche Antworten sehr dankbar.
Was geht, was geht nicht an meinem Entwurf?

Schöne Grüße
Otto
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R1126
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von R1126 » 27.05.2016, 20:55

Hallo Otto,

erst einmal herzlich willkommen im Forum. Schön, dass Du ein Wappen für Deine
Familien stiften möchtest.
Zu Deinem Entwurf. Die Zeichnung zeugt von einigem Talent. Insbesondere
die Helmdecke gefällt mir. Insgesamt ist aber zu viel "hineingepackt" worden in das Wappen.
Es scheinen vor allem Berufssymbole zu sein. Schon die Kinder des Stifters verbinden oft kaum
mehr etwas mit dem Beruf, den der Stifter ausgeübt hat. Hier ist Zurückhaltung geboten.

Zu bevorzugen wäre ein Symbol, dass sepzifisch für Deine Familie steht - eine bildliche Darstellung
des Nachnahmens bietet sich immer an und stiftet ein Zusammengehörigkeitsgefühl über die
Generationen hinweg.

Jetzt konkret:
Die Wellendeichsel (das "Y") im Schild muss breiter werden.
Der Zweig hinter dem Buch kräftiger.
Der Zirkel und der Winkel müssen auf den Helmscheitel. Der Flug (die Flügel) kann so
gestaltet werden, dass sie dieses Symbol einrahmen.
Über hübsche Verzierungen am Helm kann man sich am Ende noch immer Gendanken machen.
Auch hier sollte der Helm als "Symbolträger" nicht in Konkurrenz zum Schild treten.

Aber mein dringendster Rat: Bitte weniger, dafür familienspezifische Symbole!

Viele Grüße
Ralf
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Jochen
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Jochen » 27.05.2016, 21:09

Genau !

Ein. Familienwappen. Ist. Keine. Familienchronik.....
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Otto
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 28.05.2016, 09:02

Guten Morgen,

Ok. Herzlichen Dank schon einmal für die guten Ratschläge. Ich sehe, da muss ich nochmal dran.
Weniger ist also mal wieder mehr.

Danke
Gruß
Otto

Otto
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 02.06.2016, 20:44

Hallo nochmal,

ich habe mir die Ratschläge zu Herzen genommen und ein Wappen mit weniger Inhalt entworfen.
Ich bitte auch hier nochmal um Eure Meinung und Anregungen.

Herzlichen Dank

Gruß,
Otto
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R1126
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von R1126 » 02.06.2016, 22:05

So, jetzt kann man doch gleich mehr erkennen - zum Beispiel, dass es sich bei dem
Zweig um Efeu handelt.
Was hat es mit den Ähren auf sich. Ähren wurden (und werden) sehr häufig in bürgerlichen
Wappen verwendet, da beinahe jeder von uns bäuerliche Vorfahren hat - wenn man nur weit genug
in der Familiengeschichte zurückgeht.
Spielen die Ähren auf den Familiennamen an? Wenn wir den kennen, können wir mithelfen neue,
interessante Symbole zu finden.
Wenn die Ähren unabdingbar sind, dann könnte man sie wie einen Blumenstrauß zu zweit oder zu dritt zusammenfassen und mit dem Efeu umschlingen.
Zirkel und Winkelmaß sind nun da wo sie hingehören. Sie sollten noch etwas größer werden.
Die Zirkelschenkel etwas schließen und das Winkelmaß etwas höher setzen. Dann bleibt mehr
Platz für die Flügel um aus dem Helmscheitel zu wachsen.

Viele Grüße
Ralf
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Jochen
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Jochen » 02.06.2016, 22:15

Es ist deutlich besser und klarer geworden.

Wenn dann noch eine ordentliche Tinkturwahl erfolgt, wird das auch sicher ein irgendwie ordentliches Wappen.... aber....

Wie sag ich's.... Keines der Symbole ist als solches zu beanstanden. Sie sind bloß so ... austauschbar...

Die eingebogene Spitze hat ihre Tücken – ich mag sie nicht besonders. Wenn sie mit einer oder mehreren Figuren belegt werden soll, dann ist es oftmals schwierig, sie optimal auszufüllen. Das Wappen von Rheinland-Pfalz ist definitiv kein Paradebeispiel für gute Flächenausfüllung, und die lippische Rose im Wappen von NRW erst recht nicht. Sie ist nur so mickerig, daß es kaum jemandem auffällt....

Den Efeukranz könnte man fraglos mit ausladenden Blättern/Zweigen ausgestalten, um die Fläche auszufüllen. Aber ich frage mich – ist das der Sinn der Sache...?

Es gibt bei der Annahme eines Wappens eigentlich keine Zwänge, außer zweien: Nicht das Wappen eines Anderen kopieren und eine heraldische Darstellung wählen. Eigentlich keine unerfüllbare Aufgabe, aber ....

Dennoch raten eigentlich alle Fachleute einhellig, wenn es möglich ist, vom Familiennamen auszugehen und ein redendes Wappen zu schaffen. Dies schon deshalb, weil das Wappen eh im Namensstamme an die Nachwelt weitergegeben wird. Ist nicht immer einfach, manchmal geht es auch einfach nicht, aber es ist vielleicht trotzdem oft der Königsweg....

Zwei ganz konkrete Kritikpunkte (wohlgemerkt, wir reden ja erst über eine Skizze) hätte ich noch:

1. Zirkel und Winkelmaß sind immer noch VIEL zu klein. Ich würde aber sowieso auf sie verzichten und ein Motiv des Schildbildes verwenden.

2. Das "B" auf dem Helm muß weg.

Vorschlag: Laß' Dich doch mal von einem der schönsten Wappenbücher des Mittelalters ein wenig inspirieren:

https://commons.wikimedia.org/wiki/Scheibler_Armorial
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jochen

Otto
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 03.06.2016, 09:48

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für Eure Antworten.

Wie ich sehe, wird es hier langsam konkreter.
Dann möchte ich noch etwas zu meinen Überlegungen preisgeben.

Zirkel und Winkelmaß sind für mich wichtig und sollen Bestandteil des Wappens bleiben. Über die Ausführung lässt sich sicherlich reden.

Nun zu meinem Namen: Wir stammen grob aus Ostpreußen/Pommern (Allenstein, Jacobsdorf, Kolberg,...) und der "Übername" meines Names steht für einen Hungerleider. Je nach Region auch für Hunger, Hungersnot, hungerndes Dorf,... Daher meine Überlegung mit den vertrockneten Kornähren als Symbol für die Herkunft des Namens.

Das Efeu, wie es nun auch erkannt wurde, ist mir wichtig, da ein Efeu mach einem Vorfahren von mir benannt wurde. Die acht Blätter stehen für die acht Generationen, die ich bis jetzt nachweisen kann.

Beruflich waren fast alle meine Vorfahren als Lehrende tätig. Hauslehrer, Schullehrer, Direktor einer Schule, Ausbilder,... Daher hatte ich im ersten Entwurf auch ein aufgeschlagenes Buch abgebildet.

Vielleicht helfen die Infos bei weiteren gemeinsamen Überlegungen.

schönen Gruß
Otto

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Jochen
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Jochen » 03.06.2016, 11:29

Spontane Bemerkung zwischendurch: Die Idee mit der vertrockneten Ähre finde ich witzig. So war das bis jetzt (bei mir ) noch nicht angekommen.

Fraglich ist allerdings, wie eine solche Ähre heraldisch korrekt zu gestalten wäre.

Das mit dem "Übernamen" verstehe ich persönlich nicht... Eine Herleitung für ein "redendes Wappen" muß übrigens auch nicht etymologisch korrekt sein... Beispiel: Eine französischstämmige Familie heiße Bonçaq - daraus wurde ihr deutscher Name "Bohnsack". Damit könnte man wunderbar graphisch "herumspielen"....

War es ein Vorfahre im Namensstamme? Dann fände ich auch das durchaus interessant. Sonst würde ich eher abraten.

Acht Blätter für acht Generationen? Hm.... In hundert Jahren wären es dann drei Generationen mehr und die Acht hätte ihre Bedeutung verloren....
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jochen

Joachim v. Roy
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Wappenerstellung

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.06.2016, 12:10

Anmerkung eines alten Ostpreußen:

Hilfreicher wäre es, wenn Sie uns Ihren Familiennamen nennen würden,
denn 8 Blätter für „bis jetzt“ nachgewiesene 8 Generationen und
die Roggenähren ohne Grannen als angebliches Merkmal eines Hungerleiders
überzeugen nicht.

Freundliche Grüße vom Rhein

Otto
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 03.06.2016, 13:40

Es wird ja immer verzwickter.

Ok. Irgendwie überzeugt mich das Argument mit den Generationen und den acht Blättern. Dann evtl. ein Blatt. Ich überlege es mir noch. Der Namensgeber für das Efeu ist in direkter Linie ein Vorfahre.

Ich kam auf die Ähren, da ich der Meinung war, es könnte ein gutes Sinnbild für schlechte Ernte sein und ich könnte so einen Bezug zum Namen herleiten.

Auch wenn ich es nicht gerne mache, trägt es doch hoffentlich zum Gelingen bei. Der Familienname ist BADKE.
Mit „Übername“ war der Name BADTKE (also andere Schreibweise) gemeint, von dem sich verschiedene Schreibweisen ableiten lassen.

schönen Gruß
Otto

Joachim v. Roy
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Wappenerstellung

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.06.2016, 16:52

Dem 1982 verstorbenen Lehrbeauftragten für Namenforschung an den Universitäten Rostock und Hamburg
Dr. Hans Bahlow zufolge (Hinweis auf sein „Deutsches Namenlexikon“, Frankfurt a.M. 1972, S. 43) leitet sich der Familienname BADEKE von dem bereits im Jahre 1300 in Stralsund nachgewiesenen Vornamen BODEKE
( b o d , b o t = altdeutsch: der G e b i e t e r ) her. Es ließe sich denken, daß auch der Familienname BADKE diesen Ursprung hat.

In Ostpreußen finde ich den Familiennamen BADKE bereits im frühen 18. Jahrhundert, legte doch ein CHRISTOFF BAADTKE (damals so geschrieben) gemeinsam mit zahlreichen anderen Bürgern der Stadt Creutzburg am 22. Okt. 1 7 1 4 im Amtshaus der Stadt Brandenburg den Erb-Eid auf den Landesherrn, den König von Preußen, ab. - Quelle: Hans H. Diehlmann, Erbhuldigungsakten des Herzogtums und Königreichs Preußen 1678 bis 1737, Hamburg 1992, S. 247.

Vielleicht läßt sich aus dem „Gebieter“ ein überzeugendes Wappen erstellen.

MfG

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Jochen
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Jochen » 03.06.2016, 16:57

Ich gebe zu bedenken, daß die Aussage eines "redenden Wappens" auch "vernommen" werden muß.

Und redet ein Wappen wirklich noch zu uns, wenn wir mittel- oder althochdeutsche Erwägungen anstellen müssen, um einen Namen zu erklären?

Es gibt einige Vorbilder, ein "Bad" oder einen "Badenden" im Wappen wiederzugeben. Das wäre jedenfalls mein heraldisches Konzept, den Namen "Badke" "redend" darzustellen.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Otto
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Re: Hilfe bei der Wappenerstellung

Beitrag von Otto » 03.06.2016, 20:00

Ich bin beeindruckt von den gefunden Hinweisen und der Mühe, die Ihr/Sie euch/sich macht/machen. DANKE.

Nur werden meine Fragezeichen eher mehr, als weniger.

Ich ging davon aus, dass es der Hungerleider war. Nun evtl. ein Gebieter.
Das sind ja mal zwei Gegensätze.
Muss ich mir in diesem Zusammenhang den "Gebieter" als Grundbesitzer/Gutsbesitzer vorstellen?
Das würde ja zumindest mit der Quelle zusammenpassen, dass ein "CHRISTOFF BAADTKE" einen Eid auf den Landesherren ablegte.

Wenn ich meine Familienchronik mal kurz überschlage, komme ich zumindest sieben Generationen zurück, in denen meine direkten Vorfahren der Namenslinie im Staatsdienst bzw. Kommunalbeschäftigte waren. Ich behaupte jetzt mal vorsichtig, dass es damals schwieriger war als heute eine solche Stellung zu erhalten.
Ich frage mich, wie dies mit der möglichen Herkunft "Hungerleider" im Namen in Einklang zu bringen ist. Vielleicht liegt der Name aber doch in diesem Ursprung. Wer weiß das schon.

Die Idee mit dem Badenden wäre wieder eine andere Idee und Richtung.

Also, wie gesagt. nicht gerade weniger Fragezeichen.

Joachim v. Roy
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Wappenerstellung

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.06.2016, 20:56

Nur soviel: CHRISTOPH BAADTKE hatte das Bürgerrecht der 1350 gegründeten - rd. 20 km südlich von Königsberg gelegenen - Stadt K r e u z b u r g gekauft, um in der Stadt Handel treiben oder den Beruf eines Handwerkers ausüben zu können. Ob er daneben noch ländlichen Grundbesitz sein eigen nannte, ist nicht zu erkennen. Als Friedrich Wilhelm I. nach dem Tod seines Vaters (1713) den preußischen Thron bestieg, befahl er allen Untertanen seines Staates, ihm den Eid der Treue zu schwören. Dies geschah in Ostpreußen im folgenden Jahr.
Ein G e b i e t e r kann ein militärischer Befehlshaber, aber auch ein ziviler Herrscher, ein Anführer, ein Vorgesetzter, ein Oberhaupt usw. sein.

MfG

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