Wappen-Fälschungen

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Claus J.Billet
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Wappen-Fälschungen

Beitrag von Claus J.Billet » 31.03.2016, 11:44

Wappenschwindel, Wappenhandel

Der Wunsch ein eigenes Wappen zu besitzen hat mit dem Ende des 18. Jahrh.,
als die staatliche Überwachung der Wappenführung eingestellt wurde, zahlreiche betrügerische „Wappenhändler „ hervorgebracht.

Diese sogenannten „Heraldischen Institute,, oder Wappen-Büros, siedelten sich meist in großen Städten an und machten mit der Eitelkeit vieler Zeitgenossen blühende Geschäfte. Sie entnahmen aus alten Sammlungen Wappenzeichnungen, setzten den Namen des Interessenten darunter und verkauften dies dann als das „alte „ Familienwappen des Kunden.

Nach dieser Methode sind leider auch heute immer noch Firmen tätig. Diese operieren aus dem Ausland und sind mit dem deutschen Strafrecht leider nicht zu erreichen.
Besonders hat sich hier eine Firma „Steinadler„ hervorgetan, ebenso wie eine amerikanische Firma "Halbert's", die ein sogenanntes „ Familienbuch„ ( Family Heritage International) vertreibt.
Trotz vielfältiger Warnung in den Medien gelingt es immer wieder diesen dubiosen Firmen, ihre „Erzeugnisse„ an gutgläubige Kunden zu bringen.

Bei den deutschen Staatsanwaltschaften stapeln sich die Anzeigen.

(siehe auch: http://tipps.ahnenforschung.net/steinadler.html )

Leider nutzen noch viele Unternehmen die Unkenntnis der Interessierten aus
um hier mit ihren „Machwerken„ Umsätze zu machen.

Auch erlebe ich immer wieder, dass ein Kunde mir voll Stolz „sein altes Familienwappen„ präsentiert das schon seit Generationen in der Familie existiert.
Oft genug kann man dann schon an der Zeichnung erkennen woher dies Wappen stammt. Das große Problem ist nun dem Kunden zu vermitteln, dass dies angeblich alte Familienwappen eine Fälschung ist. Die Enttäuschung darüber ist naturgemäß dann sehr groß.
Ein weiterer Betrug ist es dem Kunden vorzuspielen, dass dies „alte Familienwappen „ welches durch „reinen Zufall „ gefunden wurde, in der großen „Europäischen Wappensammlung „ eingetragen sei oder im „ Deutschen Archiv für Wappenkunde„.
Diese beiden Sammlungen haben nie existiert.
Auch wird oftmals das „Mailänder Wappenbuch„ genannt, ebenso ein Schwindel. Die hierbei verwendeten Wappenbeschreibungen sind reine Dichtungen die meist in der "blumigen" Behauptung gipfeln: ....der Wappenstifter ist adeliger Herkunft...hat an Turnieren teilgenommen....usw..

Bekannte historische Fälscherwerkstätten:

Max Asten 1828-1897
Gustav Winkler 1803-1874
Eugen Schwartz1817-ca. 1888
Hugo Bieler ab 1827
Wilhelm Karl Fleischmann 1849-1913
Carl Wilhelm Muth 1817-1876
Gebhardt Gartenschmidt 1773-1843
Berthold Großkopf 1874-1915
Thaddäus Mikoda ca. ab 1835
Paul Gründel 1857-1931
Thaddeus Spängler 1862-1926
Raimund Günther 1880-1935
Adolph Hebensperger 1864-1897
Hermann Hermann 1874-1952
Joseph Stein 1784-1843
Georg Stark 1831-1894
Leonhard Stark 1868-1951
Emil Poenicke 1846-1924
Levi Herschbach 1805-1893
Carl Friedrich Kettnich 1800-1854
Nicolaus Pohl 1803-1872
Franz Eduard Knapp 1871-1947
Max Wappenstein 1837-1890
Carl Krahl 1819-1891
Franz Kuboth 1870-1923
Franz Kunze1788-1853
Christian Kurz 1836-1886
Eugen Kurz 1864-1928
Hans Limbacher 1863-1923
u.v.a.m.

Neue Fälschung:
Ein Wappen z. Beispiel stammt von einer US Firma "HALBERT'S" und wurde zusammen mit einem "FAMILIENBUCH" verkauft. Die gezeigten Bestandteile des Wappens passen nicht zusammen: Schottischer Esquire-Helm, Blason, Elefantenrüssel statt (Büffel)-Hörner.
Als Quelle wurde der seriöse Rietstap genannt. Das Wappen ist unter dem angegebenen Namen dort aber nicht auffindbar. Das Wappen wirkt "zusammengestückelt" und die Helmzier ist verkümmert.


Ganz besonders tauchen auf heutigen Mittelalter-Messen und Ausstellungen solche dubiosen Wappenhändler auf.
(Araldis) :!:
Auch mit Prospektwerbung werden die meist unwissenden Kunden, mit großsprecherischen Versprechungen, angelockt.
Selbst in Kaufhäusern werden Kunden geworben.
Mittels Computer wird in minutenschnelle „Geforscht „ und aus irgendwelchen kopierten Sammlungen ein Wappen, das den gleichlautenden Namen des Kunden trägt, als dessen
„altes Familienwappen „ angeboten und verkauft.
Natürlich ohne darauf hinzuweisen,
daß "Namensgleichheit nicht auch Wappengleichheit" ist.
Der Kunde freut sich und ahnt nicht, daß er ein Wappen nach Hause trägt, zu welchem seine Familie kein Führungsrecht besitzt.
Wenn überhaupt ein schriftlicher Kaufvertrag zustande kommt steht irgendwo im Kleingedruckten der Hinweis, dass dies natürlich ohne Gewähr ist und der Kunde selber den Nachweis erbringen muß, dass das ihm ausgehändigte Wappen zu seiner Familie gehört.
Damit ist der Händler aus dem „Schneider „...und der gutgläubige Kunde hat ein Wappen...was das Papier nicht wert ist.

Eine andere Spezies die sich auf dem Markt tummeln:
Sogenannte „Heraldische Firmen „ mit teilweise sehr hochtrabenden Firmenbezeichnungen, die zwar korrekte Arbeit abliefern aber die Arbeit in Wirklichkeit von seriösen freien Heraldikern und Genealogen erstellen lassen um dann mit enormem Aufschlag diese Arbeiten unter eigenem Namen weiter zu veräussern. Aufschläge mit bis zu 300% und mehr, sind keine Seltenheit.

Diese Firmen sind in Wirklichkeit Makler die keinerlei Risiko dem Kunden gegenüber eingehen und jegliche Verantwortung scheuen.

Hiervor kann nur gewarnt werden. :!:

...noch ein Zitat von "Hina":
"...Abgesehen davon treiben über Jahrhunderte schon Adels- und Wappenschwindler ihr Unwesen. Sie machen aus jeder Familie eine "eigentlich adelige" Familie und kassieren für ein buntes Blatt Papier, was das "totsicher bestätigt" Geld. Man trifft sie noch heute auf jedem Jahrmarkt. Da wird wirklich jeder Name passend gemacht und für wirklich jeden findet sich ein Wappen und in unzähligen Familien findet sich ein derartiges "Dokument"."

Dazu folgender Hinweis :
Eben aus diesem Grund werden, bereits mehrfach geäusserte Wünsche, nach Neu-Bearbeitung (Neu-Aufriß oder Farb-Kopie) von alten Wappen aus den Sammlungen, von mir grundsätzlich abgelehnt.


Der Versuch, mittels Auftrag über einen Neu-Aufriß oder die Farb-Wiedergabe eines alten Namensgleichen eingetragenen Wappen, dies Wappen zu "erschleichen",
mit dem Hinweis, dies Wappen von mir als Heraldiker bekommen zu haben, würde mich in den Kreis der "Wappen-Fälscher" einzureihen.
Daher werden solche Wünsche von mir
grundsätzlich abgelehnt. :!:

Wo aber den korrekten Heraldiker und Genealogen finden ?

Hier helfen die bekannten Wappenrollen eingetragener heraldischer Vereine (e.V.).
Diese vermitteln Adressen von freien künstlerisch tätigen Heraldikern und Genealogen.

Siehe auch beim heraldischen Verein "Wappen-Löwe"
http://www.wappen-loewe.de/
unter Kontakte.

Oder auch die Wappenrolle der "Heraldischen Gemeinschaft Westfalen"
http://www.westfalen-heraldik.de/

Münchner Wappen-Herold
http://www.muenchner-wappen-herold.de/index.htm

Wie natürlich auch der "Herold", Berlin
http://www.genealogienetz.de/vereine/herold/index.htm

oder "Kleeblatt"
http://www.zum-kleeblatt.de/

Ebenso die "Ostdeutsche Wappenrolle"
http://www.ostdeutsche-Wappenrolle.de
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daher :
http://www.wappen-billet.de/forum/Wappenbrief.jpg

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