Kaiserliche Wappenbriefe

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Waflei
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Kaiserliche Wappenbriefe

Beitrag von Waflei » 01.09.2014, 10:03

Im Laufe von genealogischen Forschungen fand ich den Hinweis das eine Familie Fleischhauer im Raum Allendorf - Sooden - Mühlhausen in den Jahren 1559 und 1593 zwei Kaiserliche Wappenbriefe erhalten haben soll!
Kann mir bitte jemand der Teilnehmer erklären wo ich diesbzügliche Archivalien, bzw. weiterführende Informationen evtl. finden könnte!
Vielen Dank
Gruss,
Walter Fleischauer
Freundliche Grüße von der Nordseeküste,

Walter Fleischauer

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 01.09.2014, 10:45

hm ...

Wappen-Eintragungen in der Sammlung Siebmacher zur Schreibweise "Fleischhauer" lassen sich finden unter:
Siebmacher, Bürgerliche, Bd. 10, Teil 2, Abtl. 4, Seite 54, Tafel 62
(türingische Familie, ein Zweig jetzt in Coblenz)

Siebmacher, Bürgerliche, Bd. 10, Teil 2, Abtl. 6, Seite 76, Tafel 82
(aus Nürnberg)

Siebmacher, Bürgerliche, Bd. 12, Teil 4, Abtl. 12, Seite 60, Tafel 82
(Fabrik feiner Liköre zu Emmerich)

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Duppauer1
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Beitrag von Duppauer1 » 01.09.2014, 11:12

Hallo Herr Fleischauer,
da die Habsburger in den von Ihnen genannten Zeitraum Kaiser des heiligen römischen Reichs deutscher Nation waren und Adels-und Wappenbriefe ausstellten, würde ich eine Anfrage an das Österreichische Staatsarchiv starten.
Allerdings wurden solche Wappenbriefe auch von Sog. Hofpfalzgrafen ausgestellt die im Auftrag des Kaisers handelten und dazu ein entsprechendes Palatignat vom Kaiser verliehen bekamen.

Jedenfalls hab ich hier schon mal einen Schutzbrief für Gregor Fleischauer Bürger zu Mühlhausen vom 12.09.1596 gefunden.
Siehe Link:
http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=2254861

sowie
Fleischawer (Fleischauer), Gregor, Lukas und Geyßler, Brüder und Vettern, Adelsstand, Wappenbesserung vom 04.07.1593
Siehe Link:
http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=1878524

Inwieweit diese Familie mit Ihnen verwandt ist, muß durch intensive Ahnenforschung in der männlichen Stammreihe von Ihnen durchgeführt werden!

Ob es sich bei Gregor Fleischauer um die gleiche Person handelt ist zu untersuchen!
1593 wurde Gregor Fleischauer in den Adelsstand erhoben, aber 1596 im Schutzbrief noch als Bürger zu Mühlhausen bezeichnet !!!

Informationen zur Familienforschung und Kontakt zum österreichischen Staatsarchiv:
http://www.oesta.gv.at/site/5170/default.aspx
http://www.oesta.gv.at/site/4925/default.aspx

MfG
Duppauer1

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 01.09.2014, 11:48

@ Duppauer1

Herzlichen Dank für diese Hinweise. :D

Bei einem Abgleich, mit dem hier gezeigten :
http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=1878524
mit der Zeichnung aus den Eintragungen in der Sammlung Siebmacher :
Bürgerliche, Bd. 10, Teil 2, Abtl. 6, Seite 76, Tafel 82
(aus Nürnberg) könnte dies hier genannte Wappen zutreffen.
( Fleischhauer, Johann Georg aus Nürnberg, Nachfolger des Apothekers Dietz, 1801 in der Matrikel des Collogium pharmaceuticum in Nürnberg.
Wappen: schräggetheilt r.g., oben ein s. Löwe, unten drei Schräglinksbalken.
Helm: ohne Schmuck ! mit b. g.- r. s. Binde ohne Decken.
)
siehe Eintrag der Zeichnung im Siebmacher :
www.wappen-billet.de/forum/Fleischhauer1.jpg

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Duppauer1
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Beitrag von Duppauer1 » 01.09.2014, 12:42

@ Herrn Billet,
vielen Dank für den Abgleich, ich wollte Sie gerade darum bitten, da ich z.Z. im Urlaub bin und keinen Zugriff auf den Siebmacher bürgerliche habe.

Nun fragt sich aber ob eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden Fleischauers aus Mühlhausen und Nürnberg besteht.

Ebenfalls ist der Adelstilel der Familie Fleischauer im Archivinformationssystem des OeStA nicht genannt. "Von" Fleischauer o.ä. :?:
http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=1878524
Es gab ja auch adelige Fam. ohne das "von" !
Dies müsste durch die Urkunde im OeStA geklärt werden.

Als nächstes stellt sich die Frage, warum der bürgerliche Johann Georg Fleischauer aus Nürnberg, 1801, das adelige Wappen der Familie Fleischauer von 1593 führt und dieses im Siebmacher bürgerliche erscheint :?:

Also viele Fragen offen!

MfG und besten Dank für den Abgleich
Duppauer1

P.S gerade auch noch bei
Frank, Sandeserhöhungen und Gnadenakte ....... gefunden
Fleischhauer, Paul Friedrich, gewesener Handelsmann zu Breslau, Adstd., "von Fleischhauern auf Sacherwitz", Wien 6. II. 1689, [R].

Man beachte aber die Schreibweise FleiscHHauer, also mit doppelten H und den Ort Breslau und das Datum 1689 :!: :!: :!:
http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=1878534

Kleinschmid
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Re: Kaiserliche Wappenbriefe

Beitrag von Kleinschmid » 01.09.2014, 17:44

Waflei hat geschrieben:in den Jahren 1559 und 1593 zwei Kaiserliche Wappenbriefe erhalten haben soll!
Wenn man nur wüßte, woher diese Info stammt ..... Es handelt sich hier um eine Familie aus Mühlhausen in Thüringen (nicht so weit von Bad Sooden in Hessen entfernt). Dazu findet sich ein Hinweis im Deutschen Geschlechterbuch, Hessen Bd. 14, allg. Band 121. Wappen Fleischhauer: Schrägrechts geteilt, oben in Rot ein schreitender silberner Löwen. Unten zu 6 Plätzen golden-blau-silbern, blau-golden-blau geteilt, auf dem rot-silbern-blau-golden bewulsten Helm mit rechts silberner, links blau-goldener Decke ein wachsender silberner Löwe zwischen offenem, vorne rotem, hinten mit 3 blauen Schräglinksbalken belegten goldenen Flug. (vgl. dazu Otto Hübner, Mühlhäuser Wappenbuch (1934) S. 7 und Tafel 3). Im Zusammenhang mit einer Familie Fleischhauer wird ein kaiserl. Wappenbrief vom 24. Mai 1559 erwähnt - ist das der gesuchte? Das Mühlhauser Fleischhauer-Wappen wird auch erwähnt im sog. Engelhart'schen Mühlhäuser Wappenbuch, welches von Kunz von Kauffungen in der Zeitschrift Mühlhäuser Geschichtsblätter, 5. Jg. (1904-1905), S. 79-91, ausführlich besprochen wird. Dort auch der Hinweis, daß die Fleischhauers vermerkt sind in: Dr. R. Jordan, Inscriptiones Mulhusinae, Die öffentlichen Inschriften der Stadt Mühlhausen i. Thüringen 1903. S. 1, 6, 7, 15, 16, 21, 23 (möglicherweise auch Grabdenkmäler mit Wappenbeschreibung?). In Thüringen wurde allg. nicht viel zerstört, d.h. das Mühlhauser Stadtarchiv sollte recht umfangreiches Material besitzen - vor allem über eine Ratsfamilie. Womöglich auch Hinweise zu der Wappenverleihung von 1559, die ja anscheinend im Wiener Archiv nicht nachweisbar ist. Die 1593er dann wie bereits oben angegeben: http://www.archivinformationssystem.at/ ... ID=1878524

Waflei
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Beitrag von Waflei » 02.09.2014, 14:39

Hallo,

schon jetzt einmal meinen herzlichsten Dank für die fachmännische Hilfe! Ich besitze dadurch jetzt mehr Informationen als ich überhaupt erwartet hatte. Einge Punkte die angesprochen wurden möchte ich jetzt aber noch klarstellen.
Wir schreiben unseren Familiennamen heute nur mit einen h, doch noch bei meinem Großvater und dessen Vorfahren findet sich in den Taufeinträgen in den alten Kirchenbüchern der Name durchweg immer mit hh geschrieben. Angeblich hat mein Großvater für sich die verkürzte Schreibweise mit einem h eingeführt, da sonst der relativ lange Name nicht auf seinem Spindnamenschild beim Militär unterzubringen gewesen war. Heute schreiben wir unseren Namen amtlich deshalb nur noch einem h!
Mit genealogischen Forschungen beschäftige ich mich seit fast 35 Jahren, kann unsere Fleisch(h)auer deshalb bis in die Zeit vor 1700 zurückverfolgen. Damals lebten diese westlich von Chrisburg / Westpreussen. Woher sie aber ursprünglich stammen konnte ich aber noch nicht in Erfahruing bringen, so das ich deshalb vorsorglich schon immer alle alten Fleisch(h)hauer Vorkommen zu dokumentieren versuche.
Eine Verbindung zu den wappenführenden F. Familien konnte ich noch nicht herstellen. Was aber momentan noch nicht ist, kann aber ja durchaus noch kommen, zumal eine West - Ost Wanderungsbewegung der Famiie aus der Region des heutigen Thüringen / Hessen nach Westpreussen nicht ausgeschlossen werden kann!
Die Abbildungen aus dem Siebmacher, DGB Bänden usw. waren mir bereits seit Jahren bekannt. Meinen Hinweis auf die beiden gesuchten Wappenbriefe habe ich gefunden in einer Beilage der Gießener Zeitung aus dem Jahre 1958. Dort steht: "Die Fleischhauer sind ein altes Mühlhäuser Geschlecht, das dort schon 1488 mit dem Bürgermeister Jacob Fleischhauer erscheint. Diese Familie erhielt 1559 und 1593 zwei kaiserliche Wappenbriefe", das ist die Info aufgrund der ich jetzt nach diesen Briefen suche.
Aufgrund der aktuellen Informationen werde ich jetzt versuchen diese in Kopie über die Östereichischen Archive zu bekommen! Bin jetzt schon gespannt was sich daraus neues ergibt!

Nochmals Dank! Freue mich auch weiterhin über jegliche weiteren Hinweise auf Fleisch(h)auer Wappen!

Gruß von der Nordseeküste,
Walter Fleischauer
Freundliche Grüße von der Nordseeküste,

Walter Fleischauer

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Duppauer1
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Beitrag von Duppauer1 » 02.09.2014, 15:14

Zu Fleischhauer aus Mühlhausen folgendes gefunden.

Sebastian Fleischhauer gest. in Mühlhausen nach 1563, Wollweber, wohnte 1545 Felchtaergasse, 1548 Ratsherr, 1552 Semner, 1560 I.Bürgermeister zu Mühlhausen, heiratet Margarethe Delömen (Daume) Aufgebot Dom.p.Epiphan 11.1.1545, sie war bis 1523 Nonne im Brückenkloster zu Mühlhausen

Eltern:

Conrad Fleischhauer geb. um 1480 gest. 1532, immatrikuliert 1498 in Erfurt (Conradus Fleshouwer de Molhusen), 1513 Neubürger zu Mühlhausen, 1514 Velchtengassen, Kürschner, 1514 Ratsmeister (Flauschauwer), 1517- 1521, 1526-1532 Ratsherr, I. Bürgermeister zu Mühlhausen, heiratet um 1515/20 Katharina Iring

Dietrich Demme, 1545 zu Mühlhausen St. Petri wohnhaft

Eltern:

Jacob Fleischhauer, gest. in Mühlhausen 1508/1514, 1488-1508 Ratsherr, 1492 Ratsmeister aus den Geschlechtern, heiratet

Tele Egkart, gest. vor 1514

Hans Iring, geb. um 1425, gest.1493 in Allendorf, seit 1457 Lehnsträger des Dolsbach-Gehölzes, seit 1465 Lehnsträger der Deutsch Ordenswiese, 1475 Rat, 1489 Bürgermeister zu Mühlhausen, Pfänner und Salzgrebe zu Allendorf-Werra

Eltern:

Curt Fleischhauer, zu Eschwege verheiratet mit Anna...

... Egkart, gest. vor 1486, verheiratet mit Gertrud..., 1485 Witwe

Hans Iring, gest. vor 1457, 1418 immatrikuliert in Erfurt, 1419 in Leipzig, 1428 Ratsherr zu Allendorf in den Sooden, 1440 mit der Dolsbach belehnt, 1450 als Bürger und Ratsherr in Allendorf erwähnt

Kurt Iring, 1398 Pfänner in Sooden, verheiratet

von Wichardesa (Hane oder ihre Schwester Lucke), lebt zu Allendorf 1379, 1414, 1379 noch ledig gest. vor 1440

Eltern:

Hans Iring, 1365 Zeuge zu Germerode

Konrad von Wicherdesa, gest. vor 1379


Desweiteren gibt es im Geschoßregister 1418/19 von Mühlhausen einen Hans Fleischower wohnhaft Velchendes

Quelle. http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=5261
Vielleicht können Sie ja Kontakt zu den Usern in diesem Forum aufnehmen um evtl. weiters zu erfahren.

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Beitrag von Duppauer1 » 02.09.2014, 21:50

Unter den Kaufleuten in Nürnberg eingetragene Wappen Fleischauer

http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/lo ... =PHYS_0074
Bitte auf die digitale Seite 75 blättern !

mit identischen Wappen wie den von Kleinschmid im Deutschen Geschlechterbuch erwähnten Fleischauer aus Mühlhausen. Hier aber auch bürgerlich !

Kleinschmid schrieb:
Es handelt sich hier um eine Familie aus Mühlhausen in Thüringen (nicht so weit von Bad Sooden in Hessen entfernt). Dazu findet sich ein Hinweis im Deutschen Geschlechterbuch, Hessen Bd. 14, allg. Band 121. Wappen Fleischhauer: Schrägrechts geteilt, oben in Rot ein schreitender silberner Löwen. Unten zu 6 Plätzen golden-blau-silbern, blau-golden-blau geteilt, auf dem rot-silbern-blau-golden bewulsten Helm mit rechts silberner, links blau-goldener Decke ein wachsender silberner Löwe zwischen offenem, vorne rotem, hinten mit 3 blauen Schräglinksbalken belegten goldenen Flug.
Wir treffen hier immer wieder auf das gleiche Wappen.
1. Siebmacher Bürgerliche Nürnberg
2. Sammlung von Wappen verschiedener Civil-Staende von Nürnberg und andern Orten.
3. Deutsches Geschlechterbuch
4. Archivinformationsytem des OeStA

In den Quellen 1-3 werden die Fleischauer immer als bürgerlich bezeichnet, in der Quelle 4 ist von Adelsstand und Wappenbesserung die Rede !
Wie Kleinschmid schon sagt, kann man das Stadtarchiv in Mühlhausen dazu anschreiben, parallel dazu würde ich es aber auch im Stadtarchiv von Nürnberg, bzw Staatsarchiv Nürnberg/ Bayrisches Staatsarchiv versuchen.

Außerdem bin ich mal gespannt was die Urkunden aus den Österreichischen Staatsarchiv dazu sagen. Ich hoffe doch das wir hierüber informiert werden.

MfG
Duppauer1

Kleinschmid
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Beitrag von Kleinschmid » 03.09.2014, 09:35

Waflei hat geschrieben:Mit genealogischen Forschungen beschäftige ich mich seit fast 35 Jahren...,
Respekt!
Solche Wappen- oder Adelsdiplome enthalten eine ausführliche Wappenbeschreibung - die aber in diesem Fall wohl unstrittig ist. Die darin vermerkten familiengeschichtlichen Angaben sind von geringem Wert. Manche sagen sogar, ihn fehle jede urkundliche Bedeutung, weil die kaiserl. Kanzlei den Text einfach aus dem Schreiben des Bittstellers kopiert hat. Oder es finden sich überhaupt nur sehr wenige Angaben wie Vor- u. Familienname, Stand und Herkunftsland/provinz. Alles das ist aber bei den Fleischhauers aus Mühlhausen bekannt.
Aber eine Frage - abseits der Heraldik, aber sicher von allg. Interesse für die Genealogie - tut sich da noch auf: Die Fleischhauers lebten in Tiefensee und Blonaken. Beide Orte gehörten im 18. Jh. zu den ev. u. kath. Pfarreien in Christburg, richtig? Die ev. KB beginnen 1671 (heute im EZA Berlin) und die katholischen 1714 (heute wohl in einem poln. Kirchenarchiv, Danzig?). Wie erklärt man sich diese Aussage: "Alle meine evangelischen Fleischhauer bis vor 1700 zurück waren in den katholischen KB [von Christburg] verzeichnet!" Siehe hier: http://list.genealogy.net/mm/archiv/ow- ... 00251.html
Im ev. KB sind sie im 18. Jh. nicht enthalten, dafür im kath. bis 1714, wobei beide Bücher im selben Ort geführt worden sind?? In Schlesien sah die Sache wie folgt aus: Weil man dort den Ev. ihre Kirchen weggenommen hatte, hielten sie sich zu den sog. Zufluchtskirchen, um ihre Kinder ev. taufen zu lassen. An ihrem Heimatort mußten sie aber nochmals eine Gebühr beim kath. Pf. zahlen, der dann einen entsp. Eintrag ins kath. KB vornahm - dies alles so etwa seit den 1650er Jahren bis ca. 1760. Diese Vorgehensweise ist aber doch nicht mit der von Christburg zu vergleichen. Also waren die Fleischhauers im 18. Jh. katholisch, oder nicht?

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Duppauer1
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Beitrag von Duppauer1 » 04.09.2014, 00:29

Hier wiederum das uns bekannte Wappen Fleischauer unter Beadelte gefunden. Obere Reihe, 3 Wappen von li.
http://www.wappenbuch.com/imagesD/D062.jpg

Quelle: Johann Siebmachers Wappenbuch, Ausgabe von 1701, Reprint.
http://www.wappenbuch.com/0000.jpg

Waflei
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Beitrag von Waflei » 12.09.2014, 14:34

Hallo,

selbstverständlich möchte ich nicht versäumen die von Kleinschmid gestellte Frage zu beantworten, zumal dieses inbesondere für künftige Familiengeschichtsforscher von Nutzen sein kann. Leider komme ich aber erst jetzt dazu, da ich einige Tage ortsabwesend im Schwabenländle war.
Die am Ende gestellte Frage „Also waren die Fleischhauers im 18. Jh. katholisch, oder nicht?“ kann ich aber jetzt bereits klar mit „nein, waren sie nicht“ beantworten. Genauso könnte man fragen, gehören alle die heute im IGI der LDS vorkommenden Personen dem mormonischen Glauben an? Meine schon lange verstorbenen Eltern, Großeltern usw. sind dort alle verzeichnet! Irgend ein amerikanischer Verwandter (Mormone?) hat ohne mich zu fragen die ihm von mir anvertrauten Daten dort vor einigen Jahren eingestellt! Die Verstorbenen wurden (ohne sie zu befragen nachträglich getauft :-) Sind meine Eltern deswegen Mormonen? Wohl kaum? Alle meine Fleisch(h)auer Verwandte, jedenfalls so weit ich das heute zurückverfolgen kann, zumindest bis zur Reformation, gehörten der evangelisch bzw. der evangelisch lutherischen Religion an.

Meine Fleischhauer Vorfahren lebten vor 1800 als Bauern an den unmittelbar benachbarten Wohnplätzen Tiefensee und Blonaken, also westlich der Stadt Christburg in Westpreussen. Bereits vor 30 Jahren, nämlich um 1985 herum, einige Zeit später noch einmal, habe ich vergeblich in den microverfilmten Kirchenbüchern der ev. Gemeinde in Christburg nach Informationen und der Herkunft der Familie gesucht. Im Jahre 2012 wollte ich letztmalig noch einmal sicherheitshalber die KB durchforsten, um sicherzugehen nicht doch den einen oder anderen schlechtleserlichen Eintrag übersehen zu haben.
Als ich die bestellten ev. KB in der LDS Forschungsstelle einsehen wollte, wies mich die dortige Leiterin auf die katholischen Kirchenbücher von Christburg hin, die sie als dort forschende Mormonin „zufällig“ als Dauerleihgabe in ihrem Archiv besäße. und die ich auch gerne einsehen könnte. Da ich aber ganz sicher war das meine Fleischhauer alle evangelisch gewesen waren, dort also nicht verzeichnet sein konnten, lehnte ich erst einmal freundlich ab. Als ich dann aber aus lauter Neugierde (und um die freundliche Dame nicht zu verletzen) doch in die katholischen Bücher sah, war ich mehr als verblüfft! Mehr als 30 Jahre hatte ich nun vergeblich in den ev. KB von Christburg gesucht, und plötzlich fand ich alle meine Fleischhauer ungefähr an den von mir errechneten Zeitpunkten auf Anhieb in den katholischen Kirchenbüchern, und das obwohl Zeitgleich eine ev. Kirche am selben kleinen Ort bestand. Und das Ergebnis aus purem Zufall, denn die katholischen KB hätte ich mir nie und nimmer zur Einsicht bestellt. Ich glaube das war die größte Freude und Überraschung die ich als Familiengeschichtsforscher erleben durfte.

Ergänzend dazu muß ich sagen das Beerdigungen der evangelisch in der katholischen Kirche getauften aber nicht auf dem katholischen Kirchhof in Christburg stattfanden, sonder größtenteils (nicht immer) auf einem heute nicht mehr existierenden Friedhof in Tiefensee! Beachten muß man außerdem das es sich um ein Deutsch / Polnisch gemischt besiedeltes Gebiet handelte, das außer den Stadtgemeinden Christburg auch noch die gleichnamigen Landgemeinden besaß.

Wie es zu der zugegebenermaßen recht eigenartigen Handhabung kam weiß ich nicht. Ein regional sehr erfahrener Familiengeschichtsforscher schrieb mir dazu aber eine denkbare Erklärung, „ ...man sollte nicht ausser Acht lassen, dass im "Königlichen Preußen" es auf Grund verschiedener Maßnahmen und Erlasse im Zusammenhang mit der Gegenreformation vorgeschrieben war, Eheschließungen, Taufen und Heiraten auch - oder zuerst - in den katholischen Kirchen registrieren zu lassen. Das hängt dasmit zusammen, dass in den "Religionsprivilegien", die die Orte sich bei der Krone "erstritten" hatten, zwar die Predigt und die Sakrament
nach der Confessio Augustana erlaubt worden waren, die Gemeinde jedoch im Prinzip immer noch als katholisch galt.
Wenn man also in dieser Region nach seinen Ahnen sucht, ist es oft Erfolg versprechend auch die katholischen Kirchenbücher zu überprüfen - auch wenn die Familie sich zur Reformation bekannte und es eine evangelische Kirche am Ort gegeben hat“

Denkbar wäre es das meine Fleischhauer damals als Bauern eine Hausmarke o.ä. besaßen, die evtl. auch auf einem Grabstein angebracht gewesen sein könnte. Doch konnte ich diese bisher ebenso wenig in Erfahrung bringen wie den Ort an dem der am 26.4.1774 in Tiefensee b. Christburg verstorbene Martin Fleischhauer um 1709 herum geboren wurde.
Freundliche Grüße von der Nordseeküste,

Walter Fleischauer

Kleinschmid
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Beitrag von Kleinschmid » 12.09.2014, 18:20

Zunächst recht herzlichen Dank für diesen Beitrag. Es handelt sich hier natürlich um die Abteilung Heraldik - vielleicht hat der Moderator aber nichts dagegen, wenn wir an dieser Stelle doch noch ein paar Gedanken über dieses wirklich sehr spannende Problem austauschen. Christburg wurde durch den Deutschen Orden geprägt und kam 1772 zu Preußen. Die Christburger Pfarrkirche wurde schon im frühen 16. Jh.evangelisch, kam aber 1595 durch polnische Anordnung wieder an die Katholiken. Der ev. Gottesdienst wurde aber gar nicht untersagt, weshalb er fortan im Rathaus stattfand. Wegen verschiedener Brände wurde immer wieder Rathaus + Kirche erneut errichtet. Die letzte Kirche entstand dann 1792. D.h., es gab in Christburg ununterbrochen - wohl bis 1945 - eine evangelische Gemeinde + Gotteshaus seit dem frühen 16. Jh. Neben dieser ev.-luth. gab es dort zeitweise sogar noch eine reformierte Kirche. Es könnte nun dort tatsächlich - für eine Übergangszeit - ähnliche Verhältnisse wie in Schlesien bestanden haben: Getauft wurde das Kind ev. Eltern in der ev. Kirche und im ev. KB eingetragen, der kath. Pf. erhielt aber eine zusätzliche Stolgebühr und vermerkte dies in seinem kath. KB. Was ich aber weiterhin für nicht möglich halte, daß ein Kind ev. Eltern in einer kath. Kirche getauft wurde, obwohl am Ort ununterbrochen seit dem 16. Jh. ein ev. Pf. + Gotteshaus vorhanden war. Wenn doch, dann müßte ja das ev. KB für die angegebene Zeit leer geblieben sein und alle Taufen aus Christburg - egal ob ev. oder kath. - im kath. KB enthalten sein. Oder fehlen nur alle ev. Bewohner aus Tiefensee und Blonaken im ev. KB von Christburg? Gab es vielleicht da irgendeine Sonderregelung? Wirklich sehr interessante Sache !!

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