Hilfe zum Familienwappen

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Gortroop

Hilfe zum Familienwappen

Beitrag von Gortroop » 21.05.2014, 11:29

Liebes Heraldik-Forum, liebe Wissende,

schon seit einiger Zeit lese ich zwischendurch immer mal still und heimlich hier mit. Nun habe ich tatsächlich auch persönlich ein Anliegen, wo ich die tolle Hilfe hier im Forum gerne in Anspruch nehmen würde.

Ich habe von meinem nunmehr leider verstorbenen Onkel ein Bild unseres angeblichen Familienwappens bekommen, welches aber meiner Meinung nach nicht vollständig und leider auch nicht in unserer Familienchronik nachforschbar ist. Laut Erzählungen hat eine Tante von meinen Eltern alle dazugehörigen Belege auf der Flucht im 2. Weltkrieg von einem Flüchtlingsboot ins Meer geworfen.

Hier das Wappen:
http://s1.directupload.net/images/140521/drish87o.jpg

Evtl. kann mir ja hier jemand etwas über die Bedeutung helfen und wir könnten feststellen, ob es überhaupt ein belegtes Wappen sein kann und wie ich es vervollständigen könnte.

Über Antworten bin ich überaus dankbar.

Viele Grüße
Gortroop

Joachim v. Roy
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Amthor

Beitrag von Joachim v. Roy » 21.05.2014, 12:00

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das hier vorgestellte Wappen der Familie AMTHOR
http://s1.directupload.net/images/140521/drish87o.jpg
von dem – in Rietstap's ARMORIAL GÉNÉRAL abgebildeten - Wappen des d ä n i s c h e n Geschlechts AMTHOR
http://www.notrefamille.com/produits/pu ... 6c4m9e.jpg
- wohl zu Unrecht - „abgekupfert“ wurde.

Freundliche Grüße vom Rhein

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 21.05.2014, 13:15

Nachtrag

Wie dem „Generalindex“ des MÜNCHNER WAPPEN-HEROLDS zu entnehmen ist, wurde das Wappen einer in Altona ansässigen Familie AMTHOR
in „Siebmacher's Großem Wappenbuch“ (Degener Verlag) veröffentlicht.

MfG

Wappenkundler
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Beitrag von Wappenkundler » 21.05.2014, 13:45

Bild
Wappen sind Zeichen für die Ewigkeit

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 21.05.2014, 14:04

Sehr schön! Quelle? Gern hätte man gewußt, w a n n Herr Schwalke das Siegel (Petschaft? Siegelabdruck?) von 1832 „mitteilte“,
da Rietstap's Wappenwerk mit dem dänischen AMTHOR-WAPPEN bekanntlich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschien.

MfG

Wappenkundler
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Beitrag von Wappenkundler » 21.05.2014, 15:10

Zitat: Siebmacher, Bd. 12. S. 69. Leider ist nicht vermerkt, wann Herr Schwalke das Siegel mitteilte.
Wappen sind Zeichen für die Ewigkeit

Kleinschmid
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Beitrag von Kleinschmid » 21.05.2014, 17:01

Joachim v. Roy hat geschrieben: Gern hätte man gewußt, w a n n Herr Schwalke das Siegel (Petschaft? Siegelabdruck?) von 1832 „mitteilte“
Die Familie Amthor (Am Thor) stammte wohl aus der Grafschaft Henneberg und soll dort zum Adel gehört haben. Aus ihr gingen viele Pfarrer hervor. Über die sog. Amthorischen Stipendien des Jakob Friedrich Amthor, 15.3.1671-1.2.1743, schrieb Fr. Wilhelm Anton Layritz in seinem Buch über öffentliche und Privatstipendien für Baireutische Landeskinder (1. Bd., 1804). Die dortige Genealogie reicht bis 1554 zurück (ohne Datum noch zwei Generationen weiter) "Man setzt hinzu, daß eine Linie den Adel erneuert und eben das Wappen habe, welches unser Amthor führte: Es bestehet in einem gevierten Schilde, in dessen ersten goldenen Felde ein abgestumpfter schwarter Fuß eines Vogels mit ausgespannten Krallen, im zweiten silbernen Felde eine rothe Rose, im dritten ein rothes Herz und im vierten goldenen drei schwarze Sterne gestellt zu sehen sind. Auf dem offenen Helm ruhet eine goldene Krone, aus welcher ein weiser und ein rother Elephanten-Rüssel hervor gehen. Des Schildes Zierrathen wechseln mit weiß und roth."

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 21.05.2014, 17:02

Bei Rietstap, dessen „Armorial Général“ in den Jahren 1884 bis 1 8 8 7 erschien, wird der Wappenschild der angeblich d ä n i s c h e n Familie AMTHOR
(„dänisch“ doch wohl nur, weil Angehörige der Familie AMTHOR im 18. Jahrhundert in der damals zu Dänemark gehörenden Stadt Altona [heute: Hamburg-Altona] lebten)
wie hier abgebildet beschrieben: http://rlv.zcache.de/amthor_familienwap ... vr_512.jpg

Befremdend ist, daß in Siebmacher's „Großem Wappenbuch – Die Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz (Teil 4)“, welches doch wohl
erst 1 8 9 0 herausgegeben wurde (bei der 1974 erschienenen Ausgabe [Band 12] dürfte es sich lediglich um einen Nachdruck handeln), der in Rede stehende
Wappenschild s p i e g e l v e r k e h r t wiedergegeben wird (wenn man von der Annahme ausgeht, daß im Feld 1 des Schildes die Adler- bzw. Greifenklaue
und nicht die Rose zu erscheinen hat).

Da nicht klar ist, wie das Wappen der Familie AMTHOR tatsächlich auszusehen hat, dürfte es sich empfehlen, in Elmshorn nach dem heraldischen Nachlaß
des Herrn J.A.O. Schwalke zu forschen (nota bene: der Bibliothekar und Heraldiker Gustav Adelbert Seyler, Herausgeber des fraglichen Siebmacher-Bandes,
welcher mit Herrn Schwalke in Verbindung gestanden haben dürfte, starb 1935 in Berlin).

MfG

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 21.05.2014, 17:38

Bravo, Herr Kleinschmid !

Also dürfte das hier abgebildete Wappen
http://rlv.zcache.de/amthor_familienwap ... vr_512.jpg
das richtige Wappen der Familie AMTHOR sein, bis auf die Helmzier, die zwei silbern-rote Büffelhörner aufweisen müßte, und bis auf die Helmdecken,
die nicht schwarz-golden, sondern rot-silbern zu tingieren wären. Auch wäre der schwarz-goldene Wulst durch eine goldene Helmkrone zu ersetzen.

MfG

Kleinschmid
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Beitrag von Kleinschmid » 21.05.2014, 18:16

Eine Linie gehörte zum dänischen Adel. Das Wappen des dänischen General-Lieutenants und Kommandant zu Rendsburg, Friedrich Ehrenfried von Amthor (*~1682, + daselbst 27. April 1741), wurde hier, unterste Reihe, Nr. 38, bereits im 18. Jh. veröffentlicht.

Gortroop

Beitrag von Gortroop » 28.05.2014, 10:49

Sorry für die späte Rückmeldung.

Ich danke euch allen für die Ausführungen, die ich als Laie erstmal genau lesen muss. Vielleicht geben sie mir aber auch weitere Ansätze für die Ahnenforschung.

Liebe und leicht verwirrte Grüße :)

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