Wappenelement Panther

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Laie
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Beitrag von Laie » 19.01.2011, 13:35

Rügen war ja zunächst, nach Verlust der Eigenständigkeit dänisch, kam erst 1355 final an Pommern (und damit wohl erst zum Reich?). Dadurch, das die Landesherren jedoch Wenden blieben, hielten sich auch die slawischen nobiles und mit diesen die slawischen Namen. Deutsche nobilies kamen spätestens im 13. Jh ins Land (bspw. die vd Osten), und mit diesen auch dt. Namen. Beide Kulturen existierten nebeneinander und verschmolzen allmählich, ganz ähnlich wie im benachbarten Pommern.
Gruß
Laie
Zuletzt geändert von Laie am 20.01.2011, 07:25, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast » 19.01.2011, 13:56

Vielen Dank,
das waren also bestimmte Westslawen.
Hatten die enge Verbindungen zu den Polen, viele Heiraten, Einheiraten ?
Übersiedelungen, Enwanderungen, Besitzergreifungen hin und her ?

Nach 1945 sprach Polen ja offiziell von der Wiedergewinnung der Westgebiete

Laie
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Beitrag von Laie » 19.01.2011, 14:29

Das nicht, man blieb doch im niederen Adel im ausgehenden Mittelalter sehr lokal bei der Heiratpolitik und damit unter sich, orientierte sich bestenfalls nach Mecklenburg oder Pommern von Rügen aus, jedenfalls nicht bis nach Polen.

Allerdings schreibt Bagmihl, Pommersches Wappenbuch. Bd. 3, 1847, S. 203 m: "In einer Vollmacht des Herzogs Johann Friedrich von 1560 in Sachen einer Wittwe von Schwerin, wird eines von Zumen als Pomerellischen Woiwoden, Hauptmann auf Tuchel und Richter und Schöffen des Landgerichts zu Conitz gedacht. Es wäre nicht uninteressant zu wissen, ob derselbe zu dieser Familie gehört, und ob diese sich nach jener Gegend verzweigt habe, während sie in Pommern seit zwei Jahrhunderten ausgestorben ist."

Ist dies ein (mE ein vermutlich missverständlicher) Hinweis in Richtung Szumke?

Die Westslawen siedeten ja bis zu beiden Ufern der Elbe, sogar bis nach Holstein und Bayern rein, wurden während der deutschen Landnahme dann assimilierte, verdrängt oder eliminiert. Die Polen zählen kulturell und sprachlich zur selben Gruppe, es schwingt vll. bei solcher “Parole“ auch ein kleiner Panslawismus mit, eine Wiedergewinnung der Westgebiete mag historisch für die ehemaligen dt. Provinzen östlich der Oder zutreffen, da dort vor der dt. Oberhoheit, zeitweise oder partiell eine pln. bestanden hat. Selbst das wären aber mE Nordgebiete. Dies zu vertiefen, bringt uns aber ganz sicher von der Intention des Fadens und des Forums ab.

Gruß
Laie
Zuletzt geändert von Laie am 20.01.2011, 07:24, insgesamt 3-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast » 19.01.2011, 14:53

Laie hat geschrieben:wird eines von Zumen als Pomerellischen Woiwoden, Hauptmann auf Tuchel und Nichter und Schöffen des Landgerichts zu Conitz gedacht.
Ob hier eventuell die Zehmen gemeint sind?

Laie
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Beitrag von Laie » 20.01.2011, 07:23

Guten Morgen!

In der Tat lässt sich ein Achatz v. Zehmen in Tuchel finden, der 1547 mit Johannes Dantiscus korrespondiert, ich denke aber es wird sich um den "berühmten" Woiwoden der Marienburg handeln, der erst 1565 verstirbt.

Der Hinweis ist jedoch in jedem Fall naheliegend und prüfenswert.

Die pln. Wikipedia nennt vor Achatz dessen Sohn Fabian als Woiwoden in Pommerellen, was etwas irritiert. Ich habe die Familie nob. Czema/Zehmen bisher bei meiner Arbeit lediglich "gestriffen", kann also dazu kein sicheres Urteil bilden.

Grüße
Laie

Gast

Beitrag von Gast » 20.01.2011, 14:23

Ich habe es nachkontrolliert, der Name ist in polnisch übrigens "Cema", was wie "v. Zehmen" leicht zu einer phonetischen Verwechslung mit "Zumen" führen konnte.
Es dürfte sich hier um den (wohl) unverheirateten Bruder des Achatz v. Zehmen handeln:

- Fabian v. Zehmen (Cema h. Cema), + 1580
1531 Kammerherr von Pommerellen und Starost von Stargard, 1545 Starost von Graudenz und Tuchel, 1546 Kammerherr von Marienburg, 1547-48 Kammerherr vom Kulmer Land, 1549 Kastellan von Danzig, 1551 Kastellan von Elbing, 1556 Woiwode von Pommerellen, 1565 Woiwode von Marienburg (folgt seinem Bruder), Senator von Polen.
- Sein Neffe Fabian, * 1539/40, + 1605, Sohn des Achatz, war 1580-81 Woiwode von Marienburg

Quelle: M.J. Minakowski, Wielka Genealogia Minakowskiego

[PS. Ein Zahlendreher wurde nachträglich korrigiert.]

Laie
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Beitrag von Laie » 25.01.2011, 07:15

Guten Morgen,

im Ergebnis des Fadens, denke ich, hat sich aus den einzelnen Wappen der "beteiligten" Familien Szumsky (Polen), Somme (Schweden) und Zuhm (Rügen) gezeigt, dass ein Zusammenhang nicht herleitbar ist. Auch die weiteren hier und anderweitig zusammengetragenen Fakten sprechen deutlich dagegen, so das von wirklich unterschiedlichen Familien ausgegangen werden darf.

Der Hinweis Czema in Tuchel anstelle von Zuhm, ist mehr als naheliegend, jedoch mit den zusammengetragenen Probanden mE noch nicht ausreichend hinterlegt, zumindest will man Bagmihl wörtlich nehmen. Denn er lässt den Woiwoden zu Tuchel wohl im Jahre 1560 versterben, was zu keinem der drei aufgezählten Herren v. Zehmen zu passen scheint.

Allen Kollegen, die bis hier hin mitgewirkt haben, sei herzlich gedankt.

Die Familie Zuhm blühte von ca. 1530 bis um 1740 auch in Holland. Darüber zumindest bestehen kein Zweifel, auch wenn noch nicht alle Zusammenhänge geklärt sind. Interessant wäre in diesem Zusammenhang ist die Frage ob das rügische Wappen ohne Veränderung bei diesem Haus fortbestand hatte. Kann hierzu aus niederländisch-heraldischer Sicht eine Aussage getroffen werden?

Beste Grüße
Laie

Gast

Beitrag von Gast » 25.01.2011, 10:36

Ledebur hat in seinem Adelslexicon:
† Suhm, Sum. Zuhm, Zaum. I. (W: 1 Tier, zw. Löwe und Pferd schwankend. 1 Kleeblatt im Maule hält.) (Siebm. V. 167. nach einem Siegel von 1487 in Bohlen Geschl. v. Krassow Tab. XII. 21.).
Ein im 17. Jh. † Geschl., welch. auf Rügen ansehnlich begütert war, zu Brege 1561. Clementevitz 1389. Fernekevitz 1572. Grabow 1556. 1572. Geddewitz 1561. Gudderitz 1572. Marlow 1561. 1580. Negatz. Poseritz 1556. Sagard 1561. Strackelwitz. Trochendorf 1580. Ueselitz 1556. 1644. II.
Ein Dänisches Geschl., welch. die Anerkennung erhielt, von jenem abzustammen und auch mit Grabow, Marlow u. Trochendorf belehnt wurde. (W: durch ein Diplom von 1683 ist das W.von Kg. Christian V. vermehrt worden. Gev.: 1.+4.Q. in B. 1 Löwe, der aus Wasser steigt; 2.+.3.Q. in S. ein Palmbaum. MSch.: das StW.). Bekannt sind der Dänische Admiral Ulrich Friedrich v. S. († 1758) und sein Sohn der bekannte Historiograph Peter Friedrich v. S. († 7. 9. 1798).
**************************************************
† Zume, vgl. Suhm. (II. 504.). (W: In G. 1 aufger. Schw. Pferd.) (Bagmihl III. Tab. LXX., wo auch ältere Siegel von 1335. 1444. 1459. 1495. 1512.). Zu den Gütern auf Rügen: Buch 1572. Gotelvitz 1429. Dargekow 1435. Fernekevitz 1452. 1572. Garftitz 1495. Gudderitz 1436. 1572. Kaiseritz 1431. Klaptow 1431. Kopentze 1452. Mario w 1511. 1602. Trochendorf 1511. 1602. Tzitzow 1452. Ueselitz 1572.
***************************************************
bez. Niederlande:
im Rietstap (einem Holländer mit sehr vielen NL Wappen) kommt der Name bis hin zum VIII. Supplement in den Ledebur-Schreibweisen nicht vor.
Der Name dürfte in seiner Aussprache den Niederländern Schwierigkeiten bereitet haben.
Vielleicht wurde er dort umgeschrieben.
Welche Schreibweise und welche Örtlichkeiten haben Sie für die Niederländer ?

Auch das Kleeblatt im Maul hilft nicht weiter, da habe ich zwar 13 Wappen mit allerlei Tieren, aber nichts in Richtung Niederlande oder Löwe/Pferd/Panther.

Laie
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Beitrag von Laie » 25.01.2011, 12:42

Hallo rekem,
oh, danke für die gute Zusammenfassung.
Nein, ich denke die Schreibweise war auch bei den niederländischen Zuhm genau so.

allerdings hier:
http://www.genealogieonline.nl/jellema- ... I19224.php

und hier:
http://www.simonwierstra.nl/Cammingha.htm

wird der Stifter des niederländischen Hause Zhum geschrieben.

sonst in niederländischen Publikationen wie hier: http://www.schiedam.nl/ARCHIEF/ARCHIEF- ... N/NT24.PDF Nr. 370 d.d. 19-12-1736.

oder hier: http://www.dbnl.org/tekst/groo001brie08 ... 1_0046.php FN 11

oder hier:
http://rechten.eldoc.ub.rug.nl/FILES/ro ... r_ven1.pdf (26x Zuhm)

oder hier:
http://www.nationaalarchief.nl/toegange ... 04.ead.pdf Nr. 82

immer Zuhm.

Anscheinend auch so in KB, wie hier: https://stadsarchief.amsterdam.nl/archi ... =0&x=0&y=0

oder hier:
http://www.stamboomforum.nl/index.php?a ... opic=29298

Gelbet haben die Zuhm dort also auf Ameland, in Amsterdam und in Vianen.

Grüße
Laie

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Beitrag von Laie » 27.01.2011, 13:13

Hallo noch mal!

ich möchte noch eines drauf setzten, geradezu hoffnungslos, aber ein Versuch schadet ja Keinem:

Die Familie Suhm gelangte mit Michael Valentin Suhm (1632-1686) nach Norwegen (politisch gehörte dies damals wohl zu Dänemark), und blühte dort (Skien, Kristiansand, Arendal, Telemark) von ca. 1650 bis in die 2. Hälfte des 18. Jh.

Der Bruder dieses Michael Valentin Suhm, nämlich Heinrich v. Suhm wurde ja vom dän. König nobilitiert, erhielt ein entsprechendes Wappen (s.o.), seine Nachkommen blühten in Dänemark, Schleswig-Holstein, Kursachsen und der Karibik, sowie mit dem berühmten Historiker Peter Frederik Suhm, auch kurzeitig in Norwegen. Letzteres ausdrücklich außer Acht lassend, die Frage:

Führte denn das Norwegische Haus der Familie Suhm, die Deszendenten des mE nicht nobilitierten Michael Valentin Suhm ein Wappen, wenn ja welches?

Beste Grüße
Laie

Gast

Beitrag von Gast » 27.01.2011, 14:11

1) Niederlande
Fehlanzeige in den GesNamenReg Patriziaat und Adel.

2) Norwegen:
Fehlanzeige in:
http://wangensteen.net/Middelalder/adel ... index.html

Kennen Sie:
http://runeberg.org/nf/

haben Sie schon Kontakt mit:
http://www.heraldik.se/heraldica/default.asp
da kann man alle Nordischen Wappenfragen auch englisch stellen.

Laie
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Beitrag von Laie » 29.01.2011, 05:58

Moin rekem,
herzlichen Dank für die Unterstützung.

Runeberg beinhaltet mE ausschließlich Verweise zu Deszendenten des nobilitierten Heinrich v. Suhm, und dessen Wappen ist ja bekannt.

Dieses Englisch-Nordische Board werde ich versuchen.

Grüße
Laie

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