SMS Deutschland Wappen

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joern
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SMS Deutschland Wappen

Beitrag von joern » 28.12.2009, 21:48

Mein Großvater erhielt während seiner Dienstzeit auf SMS Deutschland einen Silberbecher,auf dem das Schiff und ein Wappen eingraviert sind.
Nun meine Frage an die Experten :in welchem Zusammenhang könnte das Wappen zum Schiff stehen bzw. was kann man zur Deutung des Wappens überhaupt sagen?
Grüße joern
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 28.12.2009, 22:13

soll das Frantzius sein?

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Claus J.Billet
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hm...

Beitrag von Claus J.Billet » 29.12.2009, 00:53

Wappen "Frantzius"
Wappenschilder des Danziger Patriziats

Gast

Beitrag von Gast » 29.12.2009, 10:25

Falls "Frantzius" und "SMS Deutschland" ist die Sache interessant.
1. Dargestellt ist ein Reiher (langer Schnabel) gemeint ist ein "wachsamer Kranich" (kurzer Schnabel), der auch nicht auf den Stein schaut sondern wachsam in die Ferne.
2. Es fehlt der goldene Schildrand.
3. In den Wappensammlungen sind die Sterne mal Gold mal Silber.
4. Mal ist der Schild geteilt, mal sind die Sterne im Schildhaupt.
5. Es handelt sich um S.M. Linienschiff Deutschland (2) Stapellauf 1904.
6. Frantzius könnte theoretisch der Kommandant oder der Empfänger sein.
7. In den Ranglisten der Marine taucht der Name Frantzius allerdings überhaupt nicht auf.
SML Deutschland 1914 (II. Geschwader):
Kdt. KzS. Meurer, IO: KK Mersmann, AO: KL Faber(Joh), NO: KL Rieder, MSI Otto usw. usf.

joern
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Beitrag von joern » 29.12.2009, 11:51

Ersteinmal schon vielen Dank für die bisherigen Hinweise.Natürlich erschließt es sich für mich als Laien ,immer noch nicht, warum ausgrechnet dieses Wappen auf dem Becher ist.Einige Bemerkungen zu SMS Deutschland.
Mein Großvater Lt.z.S. H.Schmidt war vom 1.10.1911-30.9.1913 auf diesem Schiff.Kommandanten waren zu diesem Zeitpunkt K.zS.Behring,ab 10/1912 K.z.S. Meurer.Meine Großeltern heirateten am 12.10.1912 also während dieser Zeit.Ich glaube aber nicht,dass er aus diesem Grund den Becher erhalten hat ,denn ein weiteres Erbstück (Karaffe) ist mit dem Hochzeitsdatum versehen.
Der Hersteller des Bechers ist laut Silberpunze (WTB) dieWerkstatt Binder Schwäbisch Gmünd.
Ich würde mich freuen weitere Hinweise zu erhalten.
Grüße Joern

Gast

Beitrag von Gast » 29.12.2009, 13:26

unter 1596 Kranichwappen (meist adelig) finde ich nur Frantzius, welches halbwegs die Bedingungen der Gravur erfüllt.

Hat der Großvater sich selbst dieses Wappen gegeben ?
Ist der Becher vorher in anderer Hand gewesen ?
Sind verschiedene Punzen/Jahre eingeschlagen ?
Der Stil des Wappens würde zur Dienstzeit passen.

Frantzius. poln.Adel 1790, preuss.Anerkennung 1803 und preuss.Adel 1804.
Dies Wappen ist im Siebmacher nur mit Wulst und ohne Krone dargestellt!
Tatsächlich ist es ein veränd. herb. Taczala Stammeswappen.

joern
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Beitrag von joern » 29.12.2009, 16:01

Hallo rekem,
das sind natürlich alles sehr interessante Fragen,die ich nur spekulativ beantworten kann.
Das mein Großvater sich selber ein Wappen gegeben hat glaube ich nicht,sonst würde es wahrscheinlich auch woanders auftauchen.
Das der Becher schon mal einen anderen Besitzer hatte,halte ich durchaus für möglich.Zumal die Dienstzeit meines Großvaters von 1911-1913 ging.Vielleicht gab es mal einen Frantzius auf SMS Deutschland.(Hierzu werde ich mal an anderer Stelle recherchieren.)
Auf dem Boden des Bechers sind nur noch die Zahlen7192 eingeschlagen.
Ich bedanke mich für die Hinweise und Anregungen
Grüße Jörn

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 03.01.2010, 22:17

Die befreundete Ahnenforscherin "Hina" lies mir diese Mitteilung zum Thema zukommen :

Zitat:
Kleiner Tipp an die illustere Herrenrunde :wink::

Der Becher hat wahrscheinlich etwas mit dem Andenken an Konteradmiral Ernst v. Frantzius 1850-1910 zu tun. Er war zur damaligen Jahrhundertwende Chef der Nautischen Abteilung des Reichsmarineamtes. Evtl. war er es noch bis zu seinem Ableben oder stieg sogar noch auf.

Viele Grüße
Hina
----------------------------

Könnte durchaus eine logische Erklärung für diesen "Gedenkbecher" sein :!:

joern
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Beitrag von joern » 04.01.2010, 12:57

Hallo,
das ist eine sehr interessante Spur.E.v.Frantzius war bis zum 25.9.1900 Chef der Nautischen Abt.des Reichsmarineamts.Genau einen Tag später,am 26.9.1900 übernahm mein Urgroßvater diesen Posten. Jetzt liegt die Vermutung natürlich sehr nahe, dass er diesen Becher sozusagen als Übergabegeschenk erhalten hat. Das Bild der SMS Deutschland kann ja dann durchaus später eingraviert worden sein.
Ich bedanke mich noch einmal für den Hinweis.
Grüße Joern

Gast

Beitrag von Gast » 05.01.2010, 12:24

Hallo
Daß die Gravuren, Wappen und Schiff, nicht aus der gleichen Zeit stammen sollen, kann ich mir, aller Erfahrung nach, nur sehr schwer vorstellen. Da wir so einige, grundsätzlich ähnliche Gegenstände mit familienfremden Wappen haben, kann ich etwas zur Aufklärung beitragen helfen:

Zweite Hälfte des 19. und erste Hälfte des vergangenen Jh. war es nicht unüblich, auf Geschenken das eigene Wappen anzubringen, also das des Schenkenden und nicht das des Empfängers. Das war besonders beliebt bei allen Arten von Trinkgefäßen und beginnt mit den sog. Sammeltassen für die Biedermeier-Vitrine. Weiter pflegten Chorstudenten nach ihrer aktiven Zeit einem anderen den Bierkrug zu überlassen, woraus sich eine Mode entwickelte: Die Krüge mit (dem eigenen) Wappen wurden schließlich extra angefertigt und an zwei/drei der engsten Chorbrüder verschenkt. So verhält es sich ganz allgemein auch bei wappen-gravierten Gläsern und Silbersachen.
Bezogen auf den vorliegenden Becher und ihren Großvater handelt es sich m.E. um ein Geschenk eines gleichaltrigen Kameraden, v. Frantzius, zum Gedenken an die gemeinsame (Ausbildungs-?) Zeit, bzw. die ersten, als junge Leutnants auf See verbrachten Jahre. Vielleicht war er ja ein Sohn des von Hina erwähnten Konteradmirals v. Frantzius, was eine enge Bindung an ihren Großvater- wie sie sagen ebenfalls Sohn eines ranghohen Marineoffiziers- zusätzlich erklären könnte.

Mit besten Grüßen
vW
(auch an Hina von der "illustren Herrenriege" :roll: :wink: )

Gast

Beitrag von Gast » 05.01.2010, 12:45

Diese Schenkungssysthematik kann ich aus meiner Familie bestätigen.

Die nicht-kleine Familie ( 5 Linien) v.Frantzius ist zwar reich an Offizieren, der Konteradmiral Ernst (I.Linie) ist jedoch der einzige bei der Marine - und kinderlos !

Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß ein echter Frantzius diese eigenwillige, merkwürdige Gravur seines Wappens verschenkt hat.

Joachim v. Roy
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v. Frantzius

Beitrag von Joachim v. Roy » 05.01.2010, 13:01

Ausweislich des mir vorliegenden „Gothaischen Genealogischen Tachenbuchs der Briefadeligen Häuser“, Gotha 1 9 1 1,
in dem die Genealogie der Familie v. Frantzius abgedruckt ist, war der – kinderlos verheiratete – Kaiserliche Konteradmiral z.D. Ernst v. Frantzius das einzige Familienmitglied, das in der M a r i n e diente bzw. gedient hatte. Etliche andere Familienmitglieder standen 1911 im H e e r (s. oben).

MfG

Joachim v. Roy
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Schildform

Beitrag von Joachim v. Roy » 05.01.2010, 14:31

Die „merkwürdige“ S c h i l d f o r m des Frantzius'schen Wappens, die zuerst in England um 1750 und danach in Frankreich weit verbreitet war (Abb. bei Neubecker – Brooke-Little – Tobler, HERALDIK ..., Ffm. 1977, S. 77), fand
in der Empirezeit und danach im Biedermeier auch in Deutschland Verbreitung. Auch heute gibt es noch zahlreiche traditionsbewußte Familien, die sich dieser – nach meinem Empfinden scheußlichen - Schildform (die Helme stets deckenlos!) bedienen.

MfG

joern
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Beitrag von joern » 05.01.2010, 14:34

Es gab einen Udo v. Fratzius ,geb. 8.3.1900 ,der im Okt. 1917 in die Kaiserliche Marine eintrat.Er wurde am 18.8.1918 zum Fähnrich zur See ernannt.Ich wüßte aber nicht wie ich ihn in Verbindung mit dem Becher bringen sollte. Gedient hat er auf SMS Freya und SMS Helgoland.
Grüße Joern

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 05.01.2010, 14:45

"Ich wüßte aber nicht, ...": das würde ich auch so sehen.

Udo v. Frantzius verstarb am 6. September 1937 in Berlin als „Kaufmann und Leutnant zur See a.D.“

MfG

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