Gedanken zur Wappenführung

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Tejas552
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Gedanken zur Wappenführung

Beitrag von Tejas552 » 11.08.2022, 15:41

Jochen hat geschrieben:
11.08.2022, 12:19
Bei Wappenberatung entweicht mir manchmal der Spruch " Ein Wappen ist keine Familienchronik", alternativ "kein Erdkundebuch".

Es nützt nur nichts. Manchen Stiftern ist ein phantasievolles Wappen einfach nicht wichtig. Vielleicht, weil es ihnen zu unseriös erscheint. Strapazieren wir Msgr Heim seligen Angedenkens: "Heraldik hat auch immer mit Humor zu tun". Das mag aber nicht jeder.

Vielleicht ist es auch so, daß es einfacher ist – oder erscheint -, einem Dritten sein Wappen zu deuten, wenn man es mit seiner Herkunft verbinden kann.

Und vielleicht ist auch die Aufforderung der Wappenrollen an den Stifter, eine "Wappenbegründung" zu liefen, kontraproduktiv. Ich lese oft eher "Rechtfertigungen" denn "Begründungen"...

Irgendwo habe ich gelesen, dass man ein Familienwappen nicht stiftet, sondern dass ein Wappen erst zum Familienwappen wird, indem es von den Führungsberechtigen akzeptiert, geführt und weitergegeben wird. Ich denke, dass dies auch ein guter Hinweis für angehende Stifter ist.
Beste Grüsse
Dirk

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Jochen
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Jochen » 11.08.2022, 16:02

Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 15:41
.....

Irgendwo habe ich gelesen, dass man ein Familienwappen nicht stiftet, sondern dass ein Wappen erst zum Familienwappen wird, indem es von den Führungsberechtigen akzeptiert, geführt und weitergegeben wird. Ich denke, dass dies auch ein guter Hinweis für angehende Stifter ist.

Das ist definitiv falsch.

Velleicht eine Schweizer Voraussetzung ?
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Berlingo
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Berlingo » 11.08.2022, 16:24

Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 10:44
"Das gerautete Schildhaupt ist, in genau dieser Form, womöglich dem Freistaat Bayern vorbehalten.
In der ganzen Diskussion wird aus meiner Sicht ein Aspekt merkwürdigerweise komplett vernachlässigt: Viele Elemente der sogenannten "Kommunalwappen" sind gar keine tradionellen "kommunalen Elemente", sondern ihrerseits aus "Familien-/Geschlechterwappen" übernommen :!: :mrgreen: :wink:

Gerade am Beispiel der Rauten kann man das doch gut zeigen. An der "Schöpfungshöhe" dieser Wappenfigur hat der Freistaat Bayern Nullkommanichts Anteil. Wenn überhaupt, dann kommt diese den Grafen von Bogen zu. Will sagen: Die Übernahme von Wappenelementen hat eine lange Tradition. Und im Falle Friedl müsste man wohl mindestens folgenden "Bogen" spannen, um zu sehen, wer auf wen mit seinem Wappen referenziert:

Grafen von Bogen → Wittelsbacher → Freistaat Bayern → Friedl

Langer Rede kurzer Sinn: Das Familienwappen Friedl übernimmt hier, wenn überhaupt, ein Familienwappenelement derer von Bogen - und kein originäres kommunales Wappenelement.

1001 Grüße

P. S.:
Ob es sinnvoll ist, das man mit seinem Wappen auf das Stammwappen einer Familie eines ganz anderen Geschlechts referenziert, ist eine andere Frage ... Tatsächlich hätte man aus meiner Sicht den Wappenstifter fragen können, warum er ausgerechnet das Wappenbild derer von Bogen in seinem Wappen zeigen will ... und nicht eines, welches die Familie Friedl repräsentiert ... :wink:
Zuletzt geändert von Berlingo am 11.08.2022, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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R1126
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von R1126 » 11.08.2022, 16:32

Es gibt meiner Meinung nach gar nicht so viele, naheliegende Aspekte, an der eine Familie übergreifend Gemeinsamkeiten feststellen kann. Da sind zunächst:

- der Familienname, der sich manchmal nicht gut zur Verbildlichung eignet oder ausdrücklich nicht als Grundlage eines Wappenbildes gewünscht ist.

- Häufig auftretende, tradierte Berufe. Das ist gar nicht so oft gegeben , wenn man vom Bauernberuf absieht, der sich in beinahe jeder mitteleuropäischen Familie in genügend weit zurückliegender Vergangenheit findet.

- Herkunftsorte / -regionen.

Da sieht man sich schnell auf Landes- oder Kommunalwappen reduziert und schon entwickelt sich die ganze, beschriebene Problematik in voller Pracht…
Klar gibt es ganz oft mehr in den Familien(geschichten) aus denen sich interessante Wappenbilder ergeben können, aber meist ist es eben nicht naheliegend – was manchmal aber eben gewünscht ist. In einigen Fällen soll sogar die besondere Verbundenheit zu diesen Orten und Regionen gezeigt werden.

Viele Grüße
Ralf
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Tejas552
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Tejas552 » 11.08.2022, 16:51

Jochen hat geschrieben:
11.08.2022, 16:02
Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 15:41
.....

Irgendwo habe ich gelesen, dass man ein Familienwappen nicht stiftet, sondern dass ein Wappen erst zum Familienwappen wird, indem es von den Führungsberechtigen akzeptiert, geführt und weitergegeben wird. Ich denke, dass dies auch ein guter Hinweis für angehende Stifter ist.

Das ist definitiv falsch.

Velleicht eine Schweizer Voraussetzung ?
Nein, das ist keine Voraussetzung - auch nicht in der Schweiz. Es ist eine faktische Feststellung die in der Schweiz, wie auch in Deutschland absolut richtig ist. Wenn ein Wappen einzig vom Stifter geführt wird, aber ansonsten von keinem anderen Führungsberechtigten jemals angenommen oder verwendet wird, dann ist es de facto bestenfalls ein Personenwappen aber sicher kein Familienwappen.
Zuletzt geändert von Tejas552 am 15.08.2022, 16:32, insgesamt 2-mal geändert.
Beste Grüsse
Dirk

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Tejas552 » 11.08.2022, 16:56

Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 16:24
...
Langer Rede kurzer Sinn: Das Familienwappen Friedl übernimmt hier, wenn überhaupt, ein Familienwappenelement derer von Bogen - und kein originäres kommunales Wappenelement.
...
Interessant und ich sehe es genauso. Allerdings könnte es sein, dass die blau-weissen Rauten in genau dieser Form rechtlich als Hoheitszeichen des Freistaates Bayern geschützt sind und daher von niemanden (ohne Erlaubnis) übernommen werden dürfen.
So verhält es sich meines Wissens mit dem Schweizer Kreuz. Das weisse Kreuz auf rotem Grund, darf (in genau definierten Dimensionen und Farbtönen) niemand im Wappen (oder in Logos) führen als die Eidgenossenschaft.
Beste Grüsse
Dirk

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Berlingo
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Berlingo » 11.08.2022, 17:27

Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 16:51
Jochen hat geschrieben:
11.08.2022, 16:02
Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 15:41
.....

Irgendwo habe ich gelesen, dass man ein Familienwappen nicht stiftet, sondern dass ein Wappen erst zum Familienwappen wird, indem es von den Führungsberechtigen akzeptiert, geführt und weitergegeben wird. Ich denke, dass dies auch ein guter Hinweis für angehende Stifter ist.
Das ist definitiv falsch. Velleicht eine Schweizer Voraussetzung ?
Nein, das ist keine Voraussetzung - auch nicht in der Schweiz. Es ist eine faktische Feststellung die in der Schweiz, wie auch in Deutschland absolut richtig ist. Wenn ein Wappen einzig vom Stifter geführt wird, aber ansonsten von keinem anderen Führungsberechtigten jemals angenommen oder verwendet wird, dann ist es de facto bestenfalls ein Personenwappen aber sicher kein Familienwappen.
Oje, schon wieder die Verabsolutierungen (".. faktische Feststellung ... die absolut richtig" ist). Also gibt es dazu nichts mehr zu sagen? Ich denke doch. Ganz so einfach ist die Sachlage nicht in jedem Fall.

In Deutschland ist es beispielsweise möglich, ein Wappen zurück zu datieren. In meinem Fall beispielsweise bis zu meinem nachweislich belegbaren Vorfahren Tobias Janka (ca. 1589-1652). Nun habe ich ausdrücklich mit der Stiftung festgelegt, dass alle, die von Tobias abstammen und den Namen Janka in der einen oder anderen Form führen - das bekannte Janka-Wappen führen dürfen. Angenommen, ich führte das Janka-Wappen bis zu meinem Tod allein -- dann soll es nur ein "Personenwappen" sein? Die Krux ist: Ich kenne gar nicht alle "Führungsberechtigten", denn es gibt zahllose Janka-Linien, die von Tobias ausgehen und die ich nicht alle bis heute erforschen konnte. Weiter angenommen, ein Janka-Führungsberechtigter, den ich leider nie kennenlernen werde, kommt in ferner Zukunft, sagen wird in 1000 Jahren, auf die Idee, dass von mir gestiftete Wappen zu führen -- erst dann soll es also plötzlich vom "Personenwappen" zum "Familienwappen" mutieren? Ich persönlich sehe das nicht so.

Zum "Familienwappen" wurde es vielmehr nach meiner Auffassung dadurch, dass ich die Führungsberechtigung per definitionem bei der Wappenstiftung auf meine vergangenen und zukünftigen Verwandten ausgedehnt habe - und nicht expressis verbis "nur" auf meine Person beschränkt habe.

Das Problem ist die Formulierung, die suggeriert, dass man wissen könnte, dass eine "Führungsberechtigung nie jemals angenommen oder verwendet wird" -- Allein, dass kann man bei einer Rückdatierung erst dann, wenn man alle Linien erforscht hätte und das komplette Aussterben der Führungsberechtigten beweisen könnte. Im Falle der Nachfahren von Tobias Janka ist dass ein Ding der Unmöglichkeit ...

1001 Grüße

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Jochen
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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Jochen » 11.08.2022, 18:45

Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 16:51

Nein, das ist keine Voraussetzung - auch nicht in der Schweiz. Es ist eine faktische Feststellung die in der Schweiz, wie auch in Deutschland absolut richtig ist. Wenn ein Wappen einzig vom Stifter geführt wird, aber ansonsten von keinem anderen Führungsberechtigten jemals angenommen oder verwendet wird, dann ist es de facto bestenfalls ein Personenwappen aber sicher kein Familienwappen.
Quod sit demonstrandum....
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jochen

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Tejas552 » 11.08.2022, 19:08

Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 17:27


Oje, schon wieder die Verabsolutierungen (".. faktische Feststellung ... die absolut richtig" ist). Also gibt es dazu nichts mehr zu sagen? Ich denke doch. Ganz so einfach ist die Sachlage nicht in jedem Fall.
Oje, schon wieder dein ewig angriffiger Ton. :D
Warum monierst Du eigentlich nicht Aussagen wie "Das ist definitiv falsch" wenn sie von Jochen kommen, wo Du doch so gegen "Verabsolutierungen" kämpfst? :roll:

Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 17:27

Nun habe ich ausdrücklich mit der Stiftung festgelegt, dass alle, die von Tobias abstammen und den Namen Janka in der einen oder anderen Form führen - das bekannte Janka-Wappen führen dürfen. Angenommen, ich führte das Janka-Wappen bis zu meinem Tod allein -- dann soll es nur ein "Personenwappen" sein?

Ich war in meiner Formulierung so vorsichtig von "keinem ... jemals ... angenommen oder geführt" zu schreiben. Das heisst auf den guten Tobias übertragen: Weder er noch seine Nachkommen haben bis vor wenigen Jahren etwas von ihrem Wappen-Glück gewusst und dieses demnach auch nicht angenommen oder verwendet. Alle gegewärtigen und zukünftigen Führungsberechtigten entscheiden sich - soweit sie überhaupt jemals von dem Wappen erfahren - es nicht anzunehmen oder zu verwenden - niemand, nie. Dann ist es de facto kein Familienwappen, sondern ein Personenwappen, auch wenn Du es selber anders geplant hattest.




Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 17:27
Die Krux ist: Ich kenne gar nicht alle "Führungsberechtigten", denn es gibt zahllose Janka-Linien, die von Tobias ausgehen und die ich nicht alle bis heute erforschen konnte. Weiter angenommen, ein Janka-Führungsberechtigter, den ich leider nie kennenlernen werde, kommt in ferner Zukunft, sagen wird in 1000 Jahren, auf die Idee, dass von mir gestiftete Wappen zu führen -- erst dann soll es also plötzlich vom "Personenwappen" zum "Familienwappen" mutieren? Ich persönlich sehe das nicht so.
Wie gesagt, "keiner ... jemals" schliesst auch Deinen Verwandten in 1000 Jahren mit ein. Und wenn dass Janka-Wappen über 30 Generationen hinweg von niemanden angenommen oder verwendet wurde, dann macht auch Dein Nachfahre in 1000 Jahren den Kohl auch nicht fett.

Darum geht es bei der Aussage aber auch nicht. Es geht ganz prakmatisch darum dem Stifter vor Augen zu führen, dass er bei der Stiftung darauf achtet, ein Zeichen zu schaffen, dass geeignet ist, oder zumindest eine realistische Chance hat, von anderen Führungsberechtigten angenommen und verwendet zu werden. Ich finde, dass ist einer der besten Ratschläge, die man einem Stifter geben kann.



Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 17:27
Zum "Familienwappen" wurde es vielmehr nach meiner Auffassung dadurch, dass ich die Führungsberechtigung per definitionem bei der Wappenstiftung auf meine vergangenen und zukünftigen Verwandten ausgedehnt habe - und nicht expressis verbis "nur" auf meine Person beschränkt habe.
Aus meiner Sicht dient die Rückdatierung der Führungsberechtigung nicht dazu unbekannte Personen und Nachkommenslinien mit einem Wappen zu beglücken. Vielmehr dient sie dazu, dem Stifter die Möglichkeit zu geben die bekannte Familie in das Wappen einzuschliessen so dass es zum gemeinsamen Zeichen dieser Familie werden kann.
Beste Grüsse
Dirk

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Berlingo » 11.08.2022, 20:36

Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 19:08
Aus meiner Sicht dient die Rückdatierung der Führungsberechtigung nicht dazu unbekannte Personen und Nachkommenslinien mit einem Wappen zu beglücken. Vielmehr dient sie dazu, dem Stifter die Möglichkeit zu geben die bekannte Familie in das Wappen einzuschliessen so dass es zum gemeinsamen Zeichen dieser Familie werden kann.
In meinem Fall ist es durchaus anders: Das Wappen soll sowohl dazu da sein, den mir bekannten Familienmitgliedern die Möglichkeit zu geben, das Janka-Wappen zu führen, als auch den mir nicht bekannten und zwar sowohl jenen, die parallel zu mir existieren - als auch jenen, die nicht parallel zu mir existieren, die mir völlig unbekannten Zukünftigen, so dass es zum gemeinsamen Zeichen für alle Nachfahren des Tobias werden kann.

Wie gesagt: Meines Erachtens macht nicht das Führen eines Wappens es zum Familien- oder Personenwappen, sondern die Definition bei der Stiftung/Gewährung sowie die gewöhnlichen Definitionen für Familien-/Personenwappen:

Wenn ein Wappen als Familienwappen gestiftet/gewährt wurde,
* welches explizit von mehreren Personen geführt werden soll
* das weitervererbbar ist
* das weitergegeben werden kann und auf andere übertragen werden soll
* ... etc.

... so sehe ich nicht, wie daraus ein Personenwappen wird,
* das ausdrücklich und ausschließlich nur von einer bestimmten Person geführt werden darf
* das per definitionem nicht weitervererbt werden darf (nicht mal möglicherweise)
* ... etc.

Nur weil eine einzige Person ein Wappen geführt hat, wird es daraus meines Erachtens eben nicht automatisch zum Personenwappen. Der Ausdruck "Personenwappen" ist durch die Geschichte hinweg ganz anders definiert, als er oben mit einer unhistorischen Bedetung kolportiert wurde (vgl. zur Erläuterung, was ein Personenwappen ist https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Personenwappen). Die meisten historischen Kriterien/Bestimmungen für ein Personenwappen treffen überhaupt nicht für den seltenen Fall zu, wenn jemand ausdrücklich ein Familienwappen stiftet ... und danach tot umfällt, ohne Nachkommen zu besitzen. Um im Gedankspiel zu bleiben: Wenn er unmittelbar nach der Stiftung umfällt und es in der Praxis nie dazu kam, als eigene Person das gestiftete Wappen jemals zu führen -- dann war es wohl auch kein Personenwappen, sondern irgend so ein Ding von der dunklen Seite der Macht ... :wink:

1001 Grüße

P. S.:
Tejas552 hat geschrieben:
11.08.2022, 19:08
Warum monierst Du eigentlich nicht Aussagen wie "Das ist definitiv falsch" wenn sie von Jochen kommen, wo Du doch so gegen "Verabsolutierungen" kämpfst? :roll:
Oh, da hat aber jemand aber gut aufgepasst und einen Punkt. Sei gewiß, mir ist es völlig egal, von wem diese "Verabsolutierungen" kommen. Hole ich bei Gelegenheit beim Moderator des Forums nach, wenn ich es nicht überlese, was oben passiert ist. Warum Statements kontraproduktiv sind, die Ausdrücke wie "absolut" in dem Mund nehmen, sei noch mal kurz erläutert:

1. Wenn etwas "absolut" so oder so ist -- lässt man keine zweite Meinung mehr zu, egal, wie immer sie lautet. Wozu auch? Es ist ja "absolut", was man gesagt hat, es steht alles fest, nix geht mehr. Mit anderen Worten: Lass uns alle Fäden schließen, in denen das "Absolute" von wem auch immer apodiktisch festgestellt wurde.

2. Wenn etwas als "absolut" dargestellt wird -- würgt man nicht nur Diskussionen und Erkenntnisgewinne ab. Derjenige, der das Absolute ausspricht, stellt sich nolens, volens über alles andere, nur er "weiß", was "falsch" und was "richtig" ist, er ist förmlich "das Absolute", eine Art "Gott". Dumm nur, dass wir alle endliche Menschen sind, die nicht die geringste Ahnung vom Absoluten haben.

Warum manche Wappenfreunde hier im Forum und auch woanders immer und immer wieder davon ausgehen, dass es etwas "Absolutes" in der Heraldik geben würde, ist mir schleierhaft. Das Gegenteil ist der Fall, wovon man sich empirisch-historisch überzeugen kann: Das Wappenwesen ist übervoll von Menschlichem, Allzumenschlichen ... da ist überhaupt kein Platz für "absolute Wahrheiten/Regeln" ... Es wird einfach nicht besser, sondern "verkehrter", wenn man wiederholt äußert, was "faktisch" und "absolut" so oder so ist, anstatt sich mal ein bißchen zu entspannen und ein bißchen mehr Toleranz gegenüber anderen heraldischen Meinungen aufzubringen. Ein Dissens ist nichts Schlimmes in einer Streitkultur - aber diese ewigen apodiktisch-absoluten Behauptungen, die nicht ansatzweise halten, was sie versprechen, schon. :wink:

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Kaisertreuer2 » 11.08.2022, 22:24

Bei neuen Familienwappen sollte vielleicht in Zukunft mehr Wert auf was neues zu schaffen gelegt werden, anstatt immer nur auf das Übliche wie Herkunft, Name, Berufe zurückzugreifen. Das sollte mehr vermittelt werden! Die wenigsten Wappenstifter wissen das und wohl auch die wenigsten Heraldiker vermitteln das. Dazu kommt noch die sogenannte, schon hier erwähnte "Wappenbegründung". Daß es auch anders geht zeigen so manche hier im Forum entstanden Familienwappen.

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von GM » 11.08.2022, 22:28

Das alte Thema - ewig neu 😄

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Jochen » 11.08.2022, 23:04

Jungs. ich gebe zu, ich bin nicht ganz unbeteiligt.... aber schaltet bitte mal nen Gang runter.

Austausch kontroverser Themen ist wichtig, aber es macht auch keinen Spaß, an sich interessante Fäden wegen Sichechauffierens Beteiligter schließen zu müssen.

Durchatmen ....

Also bitte: Pferde zügeln, dann können wir alles beschnacken, was wir gerne beschnacken wollen.......
Ne suy plus vil que les aultres

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Berlingo » 12.08.2022, 03:20

Jochen hat geschrieben:
11.08.2022, 23:04
(..) Austausch kontroverser Themen ist wichtig, aber es macht auch keinen Spaß, an sich interessante Fäden wegen Sichechauffierens Beteiligter schließen zu müssen (..)
Ich kann nicht erkennen, wo ein "Sichechauffieren Beteiligter" vorliegt. Vielmehr wurde meines Erachtens eine Hypothese "verabsolutiert" - die einen Widerspruch in sich darstellt, was eine Gegenmeinung triggerte. Die "absolute Hypothese" lautet, "dass ein Wappen erst zum Familienwappen wird, indem es von den Führungsberechtigen akzeptiert, geführt und weitergegeben wird" -- "Wenn ein Wappen einzig vom Stifter geführt wird, aber ansonsten von keinem anderen Führungsberechtigten jemals angenommen oder verwendet wird, dann ist es de facto bestenfalls ein Personenwappen aber sicher kein Familienwappen.". Wenn man dieser einfachen Hypothese folgt, dann haben sich zig als Familienwappen angenommene/gestiftete/gewährte Wappen auf wunderbarer Weise in nicht vererbare, nicht weitergebbare, ausschließlich für eine Person festgelegte ... "Personenwappen" umgewandelt ...

Lorenz M. Rheude hat beispielsweise im Jahre 1892 für sich und seine Brüder Josef und Max ein Familienwappen angenommen - da aber keine Quellen vorliegen, die beweisen, dass Josef und Max als Führungsberechtigte jemals das von Lorenz angenommen Wappen "akzeptiert, geführt und weitergegeben" haben (zumindest kenne ich diese nicht und kenne auch keine Nachfahren von Lorenz M. Rheude, die sein angenommenes Wappen weitergeführt haben), müssen wir nach der "absoluten Hypothese" davon ausgehen, dass Lorenz M. Rheude im Jahre 1892 gar kein "Familienwappen" angenommen hat, sondern nur ein "Personenwappen", welches per "absoluter Hypothese" (aber eigentlich per definitionem) ausschließt, dass es seine Brüder führen dürfen.

So "einfach" ist das also: Lorenz M. Rheude nimmt ein Familienwappen für sich und seine Brüder an - aber nach der "absoluten Hypothese" nimmt er damit gar kein Familienwappen an, sondern nur ein Personenwappen, welches per definitionem nicht vererbt und nicht von ihm und von anderen (beispielsweise Brüdern) angenommen werden kann ... Heraldik ist einfach "geil", weil es so seltsame Sachen gibt, die überhaupt keinen Sinn machen ... :wink:

1001 Grüße

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Re: Der Übernahme von Designelemente von Anderen Wappen

Beitrag von Tejas552 » 12.08.2022, 07:46

Berlingo hat geschrieben:
11.08.2022, 20:36

In meinem Fall ist es durchaus anders: Das Wappen soll sowohl dazu da sein, den mir bekannten Familienmitgliedern die Möglichkeit zu geben, das Janka-Wappen zu führen, als auch den mir nicht bekannten und zwar sowohl jenen, die parallel zu mir existieren - als auch jenen, die nicht parallel zu mir existieren, die mir völlig unbekannten Zukünftigen, so dass es zum gemeinsamen Zeichen für alle Nachfahren des Tobias werden kann.
Ich sehe es anders. Aus meiner Sicht dient die Rückdatierung im Wesentlichen dazu die bekannte Familie in die Wappenstiftung einbeziehen zu können. Im Extremfall datieren mehrere, gegenseitig unbekannte Stifter ihre Wappen auf einen fernen gemeinsamen Vorfahren, so dass es zu konkurrenzierende Wappen kommen kann. Ich spreche da aus Erfahrung in der eigenen Familie :)
Beste Grüsse
Dirk

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