Da ist er wieder, dieser alte angriffige Ton
Dies ist ein Diskussionsforum (so etwas wie eine Unterhaltung in der Kneipe). Nicht jede Aussage hier muss durch wissenschaftliche Quellen belegt werden. Wir äussern Meinungen und Ansichten, basierend auf angelesenem Wissen.
Berlingo hat geschrieben: ↑20.06.2022, 00:34
Ich selber habe keine Ahnung von der Waffenkunde, finde aber auf die Schnelle folgende Quellen:
These-1:
"Zweihandschwerter tauchten erstmals im hohen Mittelalter auf."
Also von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhundert
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweih%C3%A4nder
These-2:
"Das Schlachtschwert (=Zweihänder) als Waffe des Fussknechtes hatte seinen Ursprung bei den Schweizern gefunden, welche sich desselben in Ihren Kriegen des 14. Jahrhunderts bedienten."
Quelle-1: Wendelin Boeheim 1890 2006 (S. 261 ff.)
"Zweihänder kamen Anf. 14. Jh. vermutlich in S-Deutschland oder in der Schweiz auf."
Quelle-2: Zweihänder. Lexikon der Kunst, S. 39133 (vgl. LdK Bd. 7, S. 951)
Zur These-3 ("Zweihänder gehören ins 16. Jahrhundert") finde ich auf die Schnelle keine Quelle. Boeheim schreibt "nur", dass "die martialisch aussehenden Schlachtschwertrotten bis am Ende des 16. Jhr. den Stolz des Regiments bildeten" (S. 264). Und das Lexikon der Kunst meint, dass man Mitte des 16 Jhr. die Zweihänder "vorwiegend bei zeremoniellen Veranstaltungen als Vortrageschwerter" benutzte und sie schon Anfang des 17. Jhr. außer Gebrauch kamen.
Keine Ahnung, welche dieser Quellen-Datierungen Sinn machen. Aber irgendwie erscheinen sie mir alle eher sehr vage und spekulativ als kritisch-wissenschaftlich belegt.
1001 Grüße
Eine recht gute Übersicht über die Entwicklung des Schwertes findet man in der englischsprachigen Wikipedia:
"...It was during the 14th century, with the growing use of more advanced armour, that the hand and a half sword, also known as a "bastard sword", came into being. It had an extended grip that meant it could be used with either one or two hands. Though these swords did not provide a full two-hand grip they allowed their wielders to hold a shield or parrying dagger in their off hand, or to use it as a two-handed sword for a more powerful blow.[32]"
(Kurzübersetzung: "Im 14. Jahrhundert kamen Eineinhalbhänder auf"
"...In the 16th century, the large zweihänder was used by the elite German and Swiss mercenaries known as doppelsöldners.[39] "
Kurzübersetzung: "Zweihänder wurden im 16. Jahrhundert verwendet"
Warum behaupte ich nun "apodiktisch" und ohne wissenschaftliche Quellen, das Herr Dietmar der Sezzer ein typisches Ritterschwert des 12/13. Jh. mit kurzem (einhändigen) Griff führt (vermutlich Oakesshott Type XII)?
https://en.wikipedia.org/wiki/Oakeshott_typology
1) Dietmar und sein Gegner kämpfen mit Schwert und Schild. Zweihänder sind für den Kampf mit Schild ungeeignet. Ausserdem waren Zweihänder keine Ritterschwerter sondern wurden von nicht dem Ritterstand angehörigen Söldnern geführt. 2) Im Codex Manesse wird auch immer nur das typische Ritterschwert mit kurzem Griff für den Kampf mit Schild und Schwert gezeigt, weil Langschwerter (Schwerter zu Eineinhalb-Hand) erst später Verwendung fanden (also in einer Zeit, als der Schild allmählich verschwand und man mehr Kraft für den Hieb gegen immer stärker gepanzerte Gegner aufwenden musste).
Noch ein Punkt: Es gibt eine gewisse Diskrepanz zwischen Waffen in bildlichen Darstellungen und solchen die wirklich physisch überliefert sind. Das Bild unten stammt aus der Maciejowski-Bibel (ca. 1250). Der Ritter links führt eine merkwürdige, sensenartige, wohl einschneidige Klinge mit langem Griff und ohne Parierstange. Bei diesem Zweihand-Falchon handelt es sich vermutlich um eine Fantasiewaffe. Zumindest gibt es kein erhaltenes Beispiel und nach Ansicht von Waffenexperten, ergibt diese Waffe (vor allem für einen Reiter) sehr wenig Sinn. Die Maciejowski-Bibel enthält andere Darstellungen von Waffen, die nur dort belegt sind und vermutlich der Fantasie des Illustrators entstammen. Dennoch geben solche und ähnliche Darstellungen immer wieder Anlass zu Spekulationen über sehr frühe Zweihänder und dergleichen.