Hallo in die Runde,
eingelassen in die Westfassade befindet sich in etwa vier Metern Höhe des Doms zu Verden dieser Stein mit dem Wappen der Familie v. Mandelsloh:
Mitglieder dieser Familie werden immer wieder im Zusammenhang mit dem Dom genannt und eine genaue Zuordnung fällt aufgrund fehlender Inschriften schwer. Auffällig ist aber die vom allseits bekannten Blason ("In Blau ein dreimal rot umwundenes silbernes Jagdhorn. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken das Jagdhorn, überhöht von einem Totenkopf, der von zwei gestürzten und geschrägten blanken Schwertern durchbohrt und mit einem Pfauenwedel geschmückt ist.") abweichende Helmzier: Hier sehen wir keinen von Schwertern durchbohrten Totenkopf und der Pfauenwedel sieht mehr aus wie "Drei Blüten auf drei aus einem Ursprung wachsenden Stengeln":
Es stellt sich die Frage, warum das Wappen an diesem Ort derart abweicht. Wollte man den durchbohrten Totenkopf vielleicht aus Pietätsgrunden nicht zeigen? Oder war es schlicht Unkenntnis seitens des Steimetzes?
Bei näherer Betrachtung der meinerseits bislang fotografierten Mandelsloh-Wappen fiel mir auf, dass sich diese auch an anderen Orten durchaus vom bekannten Blason abweichend zeigen, wenngleich ähnliche Darstellungen von den Epitaphien des Hermann von Clüver und des Segebado von der Hude im Dom zu Bremen bekannt sind:
Nur den Totenschädel mit den beiden gestürzten und geschrägten Schwertern zeigt das Wappen Mandelsloh am Epitaph des Franz II. von Kerssenbrock in der St. Nikolai-Kirche zu Lemgo.
In Lübbecke (ev. Kirche, Epitaph Johann v. Münch und Catharina v. Barkhausen) und in Minden (St. Marien, Epitaph Georg v. Holle und Gertrud v. Horne) ist die Helmzier-Variante "Totenkopf mit zwei gestürzten und geschrägten Schwerten, darüber das Horn" zu sehen.
Eine weiter besondere Darstellung ist das Wappen Mandelsloh am Zerssen-Epitaph in der St. Nikolai zu Rinteln:
"In Grün ein dreimal rot umwundenes silbernes Jagdhorn. Auf dem Helm mit grün-silbernen und roten Decken das Jagdhorn, überhöht von einem Totenkopf, der von zwei gestürzten und geschrägten blanken Schwertern durchbohrt und mit einem Pfauenwedel geschmückt ist. Links und rehts des Totenkopfes zwei rote [Vogelbeine mit Füßen]".
Auch in dieser Kirche am Epitaph Joachim v. Westphalen und Sophia v. Ahlden:
"In Silber ein sechsmal rot umwundenes schwarzes Jagdhorn. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Jagdhorn, überhöht von einem Totenkopf, der von zwei gestürzten und geschrägten blanken Schwertern durchbohrt und mit einem Pfauenwedel geschmückt ist."
Die letzte mir bekannte Variante -und minimalistischste- habe ich in Preußisch Oldendorf auf der Grabplatte des Adam v. Langen vor der Kirche Holzhausen gesehen:
"Schild: Ein Jagdhorn mit Bebänderung; HZ: Ein menschlicher Kopf, von einem blanken Schwert auf Schläfenhöhe horizontal durchstochen. Auf dem Kopf das Jagdhorn.
Zusammenfassend stelle ich fest, dass die bekannte Blasonierung bestenfalls ein "Idealbild" beschreibt, dass sich auf den zahlreichen Zeitzeugen nicht immer wiederfinden lässt.
Soweit meine Erkenntnisse meines Besuches in Verden an diesem Wochenende.
Beste Grüße
Robert
Variante eines Mandelsloh-Wappens am Dom zu Verden
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Re: Variante eines Mandelsloh-Wappens am Dom zu Verden
Danke Robert das Du uns daran teilhaben lässt!
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Variante eines Mandelsloh-Wappens am Dom zu Verden
Vielen Dank, Herr Kollege, für Ihre interessanten Forschungsergebnisse.
Auf Anhieb zu erkennen ist jedoch stets das „umwundene Jagdhorn“
(so auch das Adelslexikon, Bd. VIII [1997], S. 215-216).
MfG
Auf Anhieb zu erkennen ist jedoch stets das „umwundene Jagdhorn“
(so auch das Adelslexikon, Bd. VIII [1997], S. 215-216).
MfG
Re: Variante eines Mandelsloh-Wappens am Dom zu Verden
Ich freue mich, dass auch diese "ollen Kamellen" hier von Interesse sind:-)
Hier das im Anfangsbeitrag erwähnte Mandelsloh-Wappen auf der Grabplatte des Adam v. Langen vor der Kirche Holzhausen (Preußisch Oldendorf):
Das "umwundene Jagdhorn" ist die Konstante im Wappen Mandelsoh; ohne Tinkturen (wie es z. B. auf Grabplatten der Fall ist), Inschrift, Helmzier oder Kenntnis der Genealogie ist das Jagdhorn im Raum Nordwest- bis Mitteldeutschland aber auch nicht unbedingt Alleinstellungsmerkmal (aus dem Alten Siebmacher schnell zusammengesucht für Thüringen, Meißen, Braunschweig und Westfalen):
Hier das im Anfangsbeitrag erwähnte Mandelsloh-Wappen auf der Grabplatte des Adam v. Langen vor der Kirche Holzhausen (Preußisch Oldendorf):
Das "umwundene Jagdhorn" ist die Konstante im Wappen Mandelsoh; ohne Tinkturen (wie es z. B. auf Grabplatten der Fall ist), Inschrift, Helmzier oder Kenntnis der Genealogie ist das Jagdhorn im Raum Nordwest- bis Mitteldeutschland aber auch nicht unbedingt Alleinstellungsmerkmal (aus dem Alten Siebmacher schnell zusammengesucht für Thüringen, Meißen, Braunschweig und Westfalen):
Re: Variante eines Mandelsloh-Wappens am Dom zu Verden
Wenn man diese Version von Wikipedia anschaut, kann man besser vorstellen, wie der Steinmetz sein Vorbild falsch interpretiert.