Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

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Zach Eisler
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Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Zach Eisler » 31.12.2018, 12:59

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Guten Tag und frohe Hogmanay aus Schottland!
Neulich in meinem Heraldik-Forum suchte ein (vermutlich amerikanischer) Nutzer nach der Identität dieses Siegels. Er gab an, ein Onkel eines Onkels sei auf diesen Stempel während der Kriegszeit in einem deutschen Schloss gestoßen. Er möchte ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben, aber niemand von uns kann ihm helfen. Kann jemand hier?

Joachim v. Roy
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Andreaskreuz begleitet von 4 Muscheln

Beitrag von Joachim v. Roy » 31.12.2018, 15:57

Alexcran's Auffassung, daß es sich hier um das Wappen der englischen (auch in den Vereinigten Staaten ansässigen) Familie WADE handeln dürfte, vermag ich nicht zu folgen, da dieses Geschlecht als Helmzier ein N i l p f e r d (kein Nashorn; Rietstap: 'un hippopotame') führt,
vgl. https://coadb.com/new-coat-arms?surname ... rest-6.jpg .

MfG

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Gerd
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Gerd » 31.12.2018, 16:51

Identifizieren kann ich das Wappen leider nicht, aber der Schraffur nach dürfte das Andreaskreuz und die Muscheln im roten Feld sein. Die Schraffur ist auch auf der Decke zu erkennen.
Mit besten Grüssen
Gerd
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Jochen
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Jochen » 31.12.2018, 16:52

Die online-Suche im "Siebmacher" unter den verschiedenen Kombinationen "Schragen/Andreas/Schrägkreuz und Jakobs/Pilger/Muschel" ergab leider auch keine zielführenden Treffer.

Außer den Wades gäbe es zwar noch eine Familie Menthonay aus dem Genevois: "De gueules au sautoir d'argent cantonné de quatre coquilles du même" (Quelle: "Rietstap"), die theoretisch in Frage käme.

https://de.wikipedia.org/wiki/Guillaume_de_Menthonay

Über eine Helmzier schweigt der "Rietstap" aber...
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Gerd
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Gerd » 31.12.2018, 17:11

Um Jochens Hinweis zu ergänzen; auch hier (ohne Zier) zu finden:

https://www.chgh.ch/7888-d/de-bagnes-de ... sanne.html
Mit besten Grüssen
Gerd
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kalex1946
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von kalex1946 » 31.12.2018, 18:59

Bei LinkedIn gibt es 30+ Treffer zum Familennamen Menthonnex,

https://ie.linkedin.com/pub/dir/+/Menthonnex

auch noch in Lausanne, wie z. B. hier

https://www.yelp.com/biz/atelier-d-arch ... x-lausanne

Evtl. bei diesen nachfragen.

Gruß aus South Carolina

Kurt

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Gerd
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Gerd » 31.12.2018, 19:25

Hier sind dann noch ein paar andere farbliche Varianten aus dem Riestap, leider alle ohne Zier:

- BIDAULT DE GLATIGNÉ: Azure, a saltier Or, cantoned of four escalops Argent
- CAMPION DE PORTZLAZOU: Vert, a saltier Argent, cantoned of four escalops of the same
- CHEF DU BOIS DE COËTREVEN: Gules, a saltier Or, cantoned of four escalops of the same
- COADALLAN DE KERGRESCANT: Azure, a saltier Argent, cantoned of four escalops Or
- HURICKEL: Or, a saltier Gules, cantoned of four escalops Sable
- MOULINS: Argent, a saltier Gules, cantoned of four escalops of the same
- NAGELS: Azure, a saltier Or, cantoned of four escalops Argent
- SAINT-PREX: Sable, a saltier Or, cantoned of four escalops of the same
Mit besten Grüssen
Gerd
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Duppauer1
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Duppauer1 » 31.12.2018, 19:59

Hallo Zach Eisler,
es gibt dieses Wappen, es wird in der Zeitschrift "Das Bayerland: illustrierte Halb-Monatschrift für Bayerns Land und Volk " Ausgabe 1916, Seite 146 beschreiben.
Leider gibt es nur ein Schnipselansicht aus der Buchsuche und ich kann das Wappen nicht zuordnen.
Am 2.1. hat die SUB in Göttingen wieder geöffnet und ich werde dann versuchen das Geschlecht zu ermitteln. Der Jahrgang 1916 zu o.g. Zeitschrift liegt jedenfalls in der SUB Göttingen vor.
Oder jemand hier im Forum hat darauf Zugriff.


Das Bayerland: illustrierte Halb-Monatschrift für Bayerns Land und ...
https://books.google.de/books?id=CddEAQAAMAAJ
https://books.google.de/books?id=CddEAQ ... kQ6AEIKTAA
1916 - ‎Snippet-Ansicht - ‎Mehr Ausgaben
Das verliehene Wappen geht auf ein der Familie Hopffer von Kaiser Karl V. im Jahre 1524 verliehenes Wappen zurück. Dieses Wappen wurde von ... Das verliehene Wappen zeigt in rotem Tchilde ein silbernes Andreaskreuz, bewinkelt von vier silbernen Jakobsmuscheln. Helm gekrönt; Helmzier: wachsender, rotbewehrter, silberner Schwan mit erhobenen Flügeln; Decken: rot-silbern. (E) (E) (E) Johann ...

Die Hopffer scheinen es nicht zu sein.

So, nun wünsche ich allen hier, das ihr gut und gesund in das neue Jahr kommt! :)

Herzliche Grüße
Dieter
Bild Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)

Herzliche Grüße
Dieter

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Gerd
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Gerd » 31.12.2018, 20:56

Glückwunsch Dieter!

Es dürfte sich um das Wappen des am 2. Okt. 1914 durch Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Max-Joseph-Ordens durch König Ludwig III. von Bayern und die damit verbundene Erhebungung in den persönlichen Adel und die Aufnahme in die bayr. Adelsmatrikel Kurt Ritter von Hopffer handeln.

Auch von mir an dieser Stelle allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und das Beste für 2019!
Mit besten Grüssen
Gerd
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kalex1946
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von kalex1946 » 01.01.2019, 01:37

Das Wappen der Familie Hopffer aus dem Jahre 1524 dürfte wohl dieses sein

http://archivportal.at/archivplansuche.aspx?ID=2724711

Mit der Erhebung in den Adelstand 1590 wurde es dann geviertet

http://archivportal.at/detail.aspx?ID=2474122

dann 1682 nochmals gebessert

http://archivportal.at/detail.aspx?ID=2474124

und mit der Erhebung 1765 in den alten Freiherrenstand und Panierherrenstand nochmals geändert

http://archivportal.at/detail.aspx?ID=2474126

Dieses bildet evtl. die Basis für das an Kurt von Hopffer verliehene Wappen, ist aber wie von Dieter schon erwähnt nicht das gesuchte Wappen mit Andreaskreuz und Jakobsmuscheln.

Gruß aus South Carolina, wo meine Frau und ich zum Sylvester an Miesmuscheln in einer Speck-Roquefort-Sosse gespeist haben (ohne Adreaskreuz)

Kurt

Kleinschmid
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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Kleinschmid » 01.01.2019, 08:30

Duppauer1 hat geschrieben:
31.12.2018, 19:59
es gibt dieses Wappen, es wird in der Zeitschrift "Das Bayerland:
Gratuliere, Herr Duppauer!
Es handelt sich aber nicht um diesen Hopffer, das war ein Infanterist, wir suchen hier einen Artilleristen. Es handelt sich tatsächlich um Paul Gustav Adolf Ritter von Betzel. Er wurde am 13. Jan. 1873 in Landau/Pfalz/Bayern als Sohn des Generals Adam B. u.d. Emeline Beyer geboren. Paul B. war verheiratet mit Auguste Wentz u. beide hatten nur 1 Tochter (Name mir nicht bekannt). Er wohnte 1941 in Würzburg, Sanderring 24 II, wo er 1947 verstarb.

D.h., die 'Beschlagnahme' sollte in Würzburg stattgefunden haben. Beim Sanderring 24 handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus am Main.
Zuletzt geändert von Kleinschmid am 01.01.2019, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unbekanntes Siegel aus einem deutschen Schloss

Beitrag von Gerd » 01.01.2019, 10:23

Gerd H.z.B. hat geschrieben:
31.12.2018, 20:56
Es dürfte sich um das Wappen des...Kurt Ritter von Hopffer...
Fehler von mir! Herr Kleinschmid hat natürlich recht!

Es ist, wie von Herr Kleinschmid bereits erwähnt, Paul Gustav Adolf Ritter von Betzel, der als Hauptmann des bayerischen Feldartillerieregiments 11 an der Schlacht bei Mörchingen teilnahm und für seine dortigen militärischen Leistungen am 20. 08. 1914 des Ritterkreuzes des Militär-Max-Joseph-Ordens durch König Ludwig III. von Bayern erhielt. Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen, nicht vererbbaren, Adel. Nach Eintrag in die Adelsmatrikel wurde der Zusatz "Ritter von" erteilt.
Mit besten Grüssen
Gerd
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Joachim v. Roy
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Wappen Ritter v. Betzel

Beitrag von Joachim v. Roy » 01.01.2019, 12:12

Liebe Herren,

ich bitte um Nachsicht. Wo, bitte schön, steht geschrieben, daß der „Ritter v. Betzel“,
der am Ende des Ersten Weltkriegs als „Oberstleutnant a.D.“ aus dem Königlich bayerischen
11. Feldartillerie-Regiment (Garnison: Würzburg) ausschied (vgl. Ehren-Rangliste des
ehemaligen Deutschen Heeres, Berlin 1926, S. 837), das in Rede stehende Wappen
(Andreaskreuz und Muscheln nebst kampfbereitem Schwan) führte?

Freundliche Neujahrsgrüße vom Rhein

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Wappen Ritter v. Betzel

Beitrag von Gerd » 01.01.2019, 12:57

In der von Dieter erwähnten Zeitschrift "Das Bayerland: illustrierte Halb-Monatschrift für Bayerns Land und Volk " Ausgabe 1916 wird auf Seite 146 beides erwähnt. Ich habe mal die Snippet-Ansichten zusammengefügt die ich hatte. Daraus kann man den Namen und den Blason zum Wappen erkennen.

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Mit besten Grüssen
Gerd
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Kleinschmid
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Re: Wappen Ritter v. Betzel

Beitrag von Kleinschmid » 01.01.2019, 13:17

Joachim v. Roy hat geschrieben:
01.01.2019, 12:12
Wo, bitte schön, steht geschrieben, daß der „Ritter v. Betzel“ ...
Das hatte Herr Duppauer herausgefunden.
Seine Quelle war: Das Bayerland XXVIII, 19/20. (3. 10. Februar 1917), S. 146 (1. Spalte unten links, bis 2. Spalte oben rechts):
Major Paul von Betzel ist der Sohn des in München in Pension lebenden und in weiten Kreisen hochgeschätzten General-Majors Adam Betzel; er wurde am 13.. Januar 1873 in Landau i.d. Pfalz geboren. Nach Absolvierung des Kadettenkorps trat er im Juli 1892 als Portepeefähnrich in das 2. Feld-Art-Regt. ein, wurde im März 1894 zum Leutnant in seinem Regiment befördert und im Oktober 1901 zum 11. Feld-Art-Regt. versetzt. In zwischen besuchte er die Artillerie- und Ingenieurschule. Im Januar 1902 erfolgte seine Beförderung zum Oberleutnant, im August 1908 zum Hauptmann und am 30. November 1914 zum Major im 11. Feldartillerieregiment. Von 1905–1907 war von Betzel zur Militär-Reitschule München und von 1909–1910 zur preußischen Feld-ArtSchießschule kommandiert. Für sein heldenhaftes Verhalten im gegenwärtigen Kriege hat er sich bereits das Eiserne Kreuz 1. und 2, Klasse und den Militär-Verdienstorden 4. Kalsse mit Schwertern erworben.
Das verliehene Wappen zeigt in rotem Schilde ein silbernes Andreaskreuz, bewinkelt von vier silbernen Jakobsmuscheln. Helm gekrönt; Helmzier: wachsender, rotbewehrter, silberner Schwan mit erhobenen Flügeln; Decken: rot-silbern.

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