Kurfürstenteller

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Kurfürstenteller

Beitrag von Spurensucher » 13.09.2017, 14:32

Wir haben ein Problem mit der Datierung und Bestimmung eines sogenannten Kurfürstentellers. Die Zuordnung der einzelnen Wappenschilder will einfach nicht gelingen. Kann jemand helfen?

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Kem-el-dung
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Kem-el-dung » 13.09.2017, 15:53

Unter der Bezeichnung „Kurfürstenteller“ kenne ich nur jene Zinnteller, die anlässlich der Königswahl Ferdinands III. 1637 (also mitten im Dreißigjährigen Krieg) gefertigt wurden.
Sie zeigen in der Mitte Ferdinand, der durch eine Inschrift namentlich genannt ist, um ihn herum sind – im Uhrzeigersinn entsprechend ihres Ranges angeordnet – sechs Kurfürsten mit ihren Wappen abgebildet.
Im Einzelnen sind dies:
1. der Erzbischof von Mainz: In rot ein silbernes Rad,
2. der Erzbischof von Köln: In silber ein schwarzes Kreuz,
3. der Erzbischof von Trier: In silber ein rotes Kreuz,
4. eigentlich der Pfalzgraf bei Rhein: In schwarz ein goldener Löwe – zu dieser Zeit umstritten, wahrscheinlich zeigt der Teller hier den Herzog von Bayern (von silber und blau schrägrechts gerautet), das kann ich auf den mir bekannten Abbildungen nicht so gut erkennen. Für den Pfalzgrafen wurde dann auf dem Westfälischen Friedenskongress eine achte Kurwürde neu geschaffen.
5. der Herzog von Sachsen: Im von schwarz und gold mehrfach geteilten Feld ein schrägrechter grüner Rautenkranz,
6. der Markgraf von Brandenburg: In silber ein roter Adler.
Der siebente Kurfürst, der König von Böhmen (in rot ein silberner Löwe), ist nicht gesondert dargestellt, das war nämlich Ferdinand selbst.

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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Spurensucher » 14.09.2017, 11:23

Danke für die Antwort. Anders kannte ich das auch nicht. Umso besser wäre eine Zuordnung der vorhandene Wappen. Leider habe ich das Problem, dass ich das Bild nicht in den Beitrag bekomme. Ich kann es gern mal per Mail schicken.

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Gerd
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Gerd » 14.09.2017, 11:51

Bilder in Beiträge einfügen siehe hier:

http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?f=2&t=8165
Mit besten Grüssen
Gerd
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Spurensucher » 14.09.2017, 12:30

Hallo zusammen,

Danke Gerd für den link. hier nun der Zinnteller. Auf der Rückseite steht 1693. Beides passt aber nicht zusammen. Kann also jemand helfen bei der Identifikation der Wappen?

http://www.directupload.net/file/d/4845 ... si_jpg.htm

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Gerd
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Gerd » 14.09.2017, 12:45

Ich habe es mal etwas vergrößert zur besseren Ansicht und hierher gezogen:

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Mit besten Grüssen
Gerd
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Kem-el-dung
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Kem-el-dung » 14.09.2017, 13:01

Dieser Osterteller zeigt in der Mitte den auferstandenen Christus zwischen den schlafenden Wächtern am Grab, dazu passend die Unterschrift „Christus ist auferstanden von den Toten.“

Ich erkenne
1. den Kaiser (Doppeladler)
2. den Herzog von Bayern (geviert von Bayern und Pfalz) mit einem Kelch :?:
3. den Erzmarschall (Erzamt des Sächsischen Kurfürsten) mit dem Reichsschwert
4. :?: Hohenzollern? mit einem Schlüssel :?:
5. :?: Trier oder Köln? mit einem Buch
6. den Hochmeister des Deutschen Ordens (1693 war das Ludwig Anton von der Pfalz-Neuburg, zugleich Bischof von Worms und garkein Kurfürst) mit einem Buch
7. den Markgrafen von Brandenburg (Geviert: Brandenburg – Pommern – Burggraf von Nürnberg – Hohenzollern) mit einem Buch und einem Rad :?:

1693 jedenfalls gab es bereits neun Kurfürsten.
Zuletzt geändert von Kem-el-dung am 14.09.2017, 13:20, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Spurensucher » 14.09.2017, 13:19

Super. Vielen Dank ich gehe mal den Informationen nach und melde mich in Kürze. Vielleicht weiß die Kirchengemeinde noch was, von denen wir das schöne Stück haben.

LG
Stephan

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Kem-el-dung
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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Kem-el-dung » 14.09.2017, 13:23

Aus welcher Gegend kommt das gute Stück denn? Das könnte uns bei der Suche nach damaligen Landesherren helfen.

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Re: Kurfürstenteller

Beitrag von Spurensucher » 14.09.2017, 13:43

Das ist vielleicht schwieirig. Zunächst: es ist im Besitz einer Kirchgemeinde im Norden Brandenburgs in der Ostprignitz.

Wenn alle Fürsten eher süd-/westdeutsch sind, spricht das auch von einem Herkommen aus der Gegend. Dies ist gut möglich, da insbesondere die Gegend hier nach dem Dreißigjährigen Krieg so gut wie unbewohnt war und stets und ständig Leute hier angesiedelt wurden.
Auf der Rückseite steht neben der Jahreszahl auch noch ein Name: "Catharina Supen"
Der Teller könnte ihr also 1693 geschenkt worden sein.
In den unterlagen der Kirche steht nach jetzigem Stand nicht weiter.

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