Hier ist ein Bild eines sehr schönen Stechhelms aus der Zeit um 1500. Die Doppellöcher in der Helmdecke dienten zum Verschnüren der gepolsterten Haube, die der Turnierritter unter dem Helm trug. Die Verschnürungen stellten sicher, dass der Kopf des Reiters bei einem Sturz nicht gegen die Helmwand schlug.
Das grössere Loch ganz oben könnte zur Befestigung einer Helmzier dienen. Diese waren aber viel kleiner als die Helmzieren die man vielfach auf Wappenhelmen sieht. Ausserdem wurde zu diesem Helm, anders als auf den Wappen, in der Regel keine Decken getragen. Sie waren nicht notwendig, weil der Helm immer nur für wenige Minuten getragen wurde und der Helm sich kaum durch Sonneneinstrahlung aufheizen konnte.
Hinter der seitlichen Naht erkennt man die Hörlöcher. Anders als bei den älteren Kübelhelmen hatte der Träger eines Stechhelms eine fast ungehinderte akustische Wahrnehmung. Wie alle Stechhelme dieser Zeit hat auch dieser Helm keine Atemlöcher. Sie waren unnötig, weil der Sehschlitz nach oben hin sehr gross war. Zudem hätten Luftlöcher den Helm an der entscheidenen Stelle geschwächt. Schliesslich war die Frontseite des Helm das Hauptziel der gegnerischen Lanze. Gleichwohl findet man solche dekorativen Atemlöcher (oder Atemkreuze!?) vielfach in neuzeitlichen Wappen mit Stechhelmen.
Kurzum, Helmdecken (mit und ohne Bund), Atemlöcher und kreuzförmige Öffnungen im Gesichtsbereich* wurden in der Heraldik von den früheren Kübelhelmen auf die Stechhelme übertragen, obwohl sie in der Realität dort in der Regel nicht anzutreffen waren.
Gruss
Dirk
*Diese dienten bei den grossen Kübelhelmen als Befestigung für Ketten an denen der Helm befestigt war wenn der Träger ihn in Kampfpausen auf dem Rücken trug.
