Altes Wappen aus Holz, Österreich?

[kevin.kahle@gmx.de]

Guten Abend,

ich habe ein altes Holzwappen ersteigert, bin jedoch nicht sicher wofür dieses Holzteil ursprünglich mal verwendet wurde und aus welcher Zeit es stammt. Es hat einen Durchmesser von 19,3 cm und ist 2,3 cm dick, wohl massiv aus Holz. Ich konnte bisher einen Bezug zur Zeit Karls des VI. 1711 - 1740 in Österreich herstellen, jedoch noch keine Zuordnung was den innersten kleinen Adler betrifft. Die aufgebrachte Schrift bzw. Buchstaben und Zahlen scheinen spiegelverkehrt zu sein, was zu den Einkerbungen am Rand passt. Als wenn man damit etwas in eine Form gepresst hat oder ähnlich? Versetzt lässt sich unten 1732 lesen(?) was auch zur Zeitspanne passen würde. Es finden sich auch 4 im kreuz stehende Vertiefungen auf der Vorderseite, eine Art Auflagefläche? Wüsste echt gern was man damit geformt hat oder womit es in Verbindung stand, oder auch was die Buchstaben bedeuten... Kann da jemand helfen?

Gruß

[Frank Martinoff]

Kuchen, Kekse, Waffeln bis Obladen .... dies existiert noch heute mit Abwandlungen

[Claus J.Billet]

Sehe ich auch so ... ein "Holz Back-Model"
mit vielem Verwendungszweck.
gepresst auf großes Fladenbrot z. Bsp.

Wandrelief / Wandverziehrung
Wurde teilweise auch vom Stukateur als Vordruck
für "Rundscheiben" aus Gips benutzt, den Rohling
dannach auf die Wandfläche geklebt und nachgearbeitet.

[kevin.kahle@gmx.de]

Vielen Dank für die Antworten. Stuckateuer hatte ich auch schon im Sinn, als stetig wiederverwendbares Back-Model mit den dann immer gleichen Buchstaben und Zahlen, evtl. dann für einen bestimmten Anlaß? Finde unter alten Backformen aus Holz nichts ähnliches bisher. Was könnten die Zeichen denn bedeuten bzw. liest da noch jemand 1732? Es hat irgendwie was "offizielles" find ich, also dass sich nicht jeder Kleinbauer auf diese Art seine kekse backen konnte... Lässt sich der Schild örtlich oder sonst wie zuordnen?

[Joachim v. Roy]

Ich sehe überhaupt nichts. Auf meinem Monitor erscheint lediglich
3mal - untereinander - die Angabe „x Bild“, die sich nicht öffnen läßt.

MfG

[Gerd]

Hallo,

ich habe es mal gedreht damit man die Positivform besser sieht.



Das Wappen stammt, wie du selbst schon geschrieben hast, aus der Zeit Kaiser Karl VI. und ist das des heiligen römischen Reiches zu jener Zeit.

[Joachim v. Roy]

Vielen Dank für die Darstellung des wunderschön geschnitzten Wappens!

1 7 3 2 ist ja einwandfrei zu lesen, wem jedoch die 5 Buchstaben zuzuordnen sind,
erschließt sich mir nicht. Um den Doppeladler des Heiligen Römischen Reichs (HRR)
handelt es sich hier nicht, da die beiden Adlerköpfe des HRR stets nimbiert waren,
was hier nicht der Fall ist (der Nimbus = Heiligenschein symbolisierte ja das Wort
„heilig“ im „Heiligen“ Römischen Reich). Was für eine Krone ruht auf dem Wappenschild?

MfG

[Gerd]

Danke für den Hinweis Herr von Roy. Es wäre auch denkbar dass das nur nicht richtig dargestellt wurde. Was mir jetzt im Nachhinein noch auffällt ist dass der Schild seitenverkehrt ist. Siehe hier:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... C_1721.jpg

[Joachim v. Roy]

Vielen Dank für den überzeugenden Hinweis auf die schöne Medaille vom Jahre 1721. Da hat also der Bildschnitzer den Nimbus schlicht vergessen.

Bei dem Wappen handelt es sich also um das Wappen des Kaisers Karl VI. in seiner Eigenschaft als ARCHID: AUST: (= Erzherzog von Österreich), DUX. BU: (= Herzog von Burgund) und COM: TYROL: (= Graf von Tirol). Der Herzschild dürfte dann wohl den Tiroler Adler aufweisen.

MfG

NACHTRAG

Auf der Vorderseite der Medaille (Münze?) ist noch zu lesen REX: (= König) von HI: (= Spanien),
HU: (= Ungarn) und B: (= Böhmen) - vgl. die einzelnen Wappen in dem von der Kollane des Ordens
vom Goldenen Vlies umgebenen großen Wappenschild.

[kevin.kahle@gmx.de]

Vielen Dank für die Antworten und Erkenntnisse, auch mit der Zuordnung zu Tirol. Nur die Sterne sind dort nicht vorhanden?! Bzgl. der Wappenkrone bzw. Schild habe ich nochmal eine Nahaufnahme gemacht.



Aufgrund der Tatsache dass sowohl die Schrift als auch Schwert und Zepter gespiegelt auftreten, was in der Funktion als Backform / Stuckateur-Form Sinn ergibt, aber der Schild nicht gespiegelt ist, dürfte sich ableiten, dass der Schild nachträglich eingeschnitzt wurde (und dann nur noch als Zierde diente...). Im oberen Bereich des Schildes ist auch ein waagerechter "Absatz" erkennbar, vielleicht wurde hier das was vorher dort war später durch das jetzige Tiroler Wappen ersetzt. Dass der Nimbus fehlt ist auch sehr interessant... Auf der Rückseite sind im übrigen keine Zeichen oder ähnliches, nur der Holzwurm hat sich hier ausgelassen... Ich bin jedenfalls begeistert von diesem alten Holzstück Freue mich über jede Spekulation, gerade auch was die Buchstaben betrifft. Falls ich etwas neues herausfinde werde ich es hier teilen.

Gruß

[Frank Martinoff]

"nachträglich" ... ist doch sehr unwahrscheinlich

[Joachim v. Roy]

Wir können dem Bildschnitzer heute keinen Vorwurf machen, da wir nicht wissen, wie die Vorlage aussah, die ihm der Aufraggeber zur Verfügung stellte. Mögen auch die beiden Nimben und das Kleinod (= das Vlies) an der Kollane fehlen und mag vor allem der Wappenschild spiegelverkehrt ausgefallen sein, so stellt sich das Gesamtwerk doch als ein kleines Kunstwerk dar, an dem man sich – trotz aller heraldischen Mängel - erfreuen sollte.

MfG