Familienwappen,Echt oder Fälschung?
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Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Hallo liebe Heraldiker,
Auch wenn ich selbst von Heraldik wenig verstehe,lese ich doch gerne von Zeit zu Zeit in eurem Forum mit.
Bei der Familienforschung bin ich nun auf ein Wappen gestoßen,zu welchem ich gerne eure Meinung hören würde,da ich hier einige Beiträge zum Thema Wappenschwindel / Wappenfälschung gelesen habe.Es könnte aus den siebziger / achtziger Jahren stammen oder etwas älter sein und stammt aus dem Raum Ludwigshafen am Rhein.Vielleicht kann man ja bereits am Stil die Herkunft erkennen?
Vielen Dank im vorraus für eure Mühe!
Auch wenn ich selbst von Heraldik wenig verstehe,lese ich doch gerne von Zeit zu Zeit in eurem Forum mit.
Bei der Familienforschung bin ich nun auf ein Wappen gestoßen,zu welchem ich gerne eure Meinung hören würde,da ich hier einige Beiträge zum Thema Wappenschwindel / Wappenfälschung gelesen habe.Es könnte aus den siebziger / achtziger Jahren stammen oder etwas älter sein und stammt aus dem Raum Ludwigshafen am Rhein.Vielleicht kann man ja bereits am Stil die Herkunft erkennen?
Vielen Dank im vorraus für eure Mühe!
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Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Hallo,
ich persönlich halte es für nicht echt. Mal abgesehen davon das es zeichnerisch keine Offenbarung ist, schon vom gestallterischen des Helms und der Decke allein, wurde Herzog Ferdinand von Bayern im Jahr 1550 geboren, was dann schonmal nicht zu der angegebenen Jahreszahl 1500 passt.
ich persönlich halte es für nicht echt. Mal abgesehen davon das es zeichnerisch keine Offenbarung ist, schon vom gestallterischen des Helms und der Decke allein, wurde Herzog Ferdinand von Bayern im Jahr 1550 geboren, was dann schonmal nicht zu der angegebenen Jahreszahl 1500 passt.
- Claus J.Billet
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Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Leider kann ich momentan nicht den Verursacher (Fälscher) nennen
... aber hier steht für mich fest :
Ab in die Tonne
... aber hier steht für mich fest :
Ab in die Tonne
Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Ich vermute ebenfalls eine Fälschung dahinter. Der Text (der eigentlich gar nicht unter eine Wappenabbildung gehört) folgt dem notorischen Schema.
Als Zeitdokument gehört das Artefakt jedoch keinesfalls "in die Tonne" sondern ist ein Teil - wenn vielleicht auch kein besonders hell strahlender - der Familiengeschichte.
Ich würde auch eher vermuten, daß es älter ist, vielleicht erstes Drittel des 20.Jhdts. - wo ich mich aber irren könnte.
Als Zeitdokument gehört das Artefakt jedoch keinesfalls "in die Tonne" sondern ist ein Teil - wenn vielleicht auch kein besonders hell strahlender - der Familiengeschichte.
Ich würde auch eher vermuten, daß es älter ist, vielleicht erstes Drittel des 20.Jhdts. - wo ich mich aber irren könnte.
Ne suy plus vil que les aultres
jochen
jochen
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Familienwappen Weidle
Der Münchner Wappen-Herold führt in seinem Generalindex eine einzige Familie des Namens Weidle auf, welche in Kempten beheimatet war (vgl. Eduard Zimmermann, Kemptner Wappen und Zeichen, Kempten 1963). In der "Fränkischen Wappenrolle" ist das Wappen nicht enthalten, vgl. http://fraenkische-wappenrolle.kleeberg.biz/
Im vorliegenden Fall dürfte es sich um das Werk eines Wappenschwindlers aus den 1930er Jahren handeln. Der Hinweis auf die Herzöge von Bayern und darüber hinaus auf die Fürsten von Liechtenstein, welche das fragliche Wappen am 4. März 1500 verliehen haben sollen, ist doch wohl bewußt irreführend. Zudem ist die Krone im 4. Feld verzeichnet, von dem schrecklichen Helm und den hinter dem Helm hervortretenden schrecklichen Helmdecken ganz zu schweigen.
Freundliche Grüße vom Rhein
Im vorliegenden Fall dürfte es sich um das Werk eines Wappenschwindlers aus den 1930er Jahren handeln. Der Hinweis auf die Herzöge von Bayern und darüber hinaus auf die Fürsten von Liechtenstein, welche das fragliche Wappen am 4. März 1500 verliehen haben sollen, ist doch wohl bewußt irreführend. Zudem ist die Krone im 4. Feld verzeichnet, von dem schrecklichen Helm und den hinter dem Helm hervortretenden schrecklichen Helmdecken ganz zu schweigen.
Freundliche Grüße vom Rhein
Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Vielen lieben Dank für diese ersten Einschätzungen,so etwas in der Art hatte ich mir bereits gedacht.
Was würdet ihr vermuten,handelt es sich um ein reines Phantasieprodukt,oder wurde ein bestehendes Wappen einer anderen Familie abgeändert übernommen und von einem mit den Regeln der Heraldik nicht vertrauten Maler zu Papier gebracht?
So sehe ich das auch,eine Familiengeschichte muss ja nicht nur aus "Ruhmesblättern" bestehen!Jochen hat geschrieben:Als Zeitdokument gehört das Artefakt jedoch keinesfalls "in die Tonne" sondern ist ein Teil - wenn vielleicht auch kein besonders hell strahlender - der Familiengeschichte.
Was würdet ihr vermuten,handelt es sich um ein reines Phantasieprodukt,oder wurde ein bestehendes Wappen einer anderen Familie abgeändert übernommen und von einem mit den Regeln der Heraldik nicht vertrauten Maler zu Papier gebracht?
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Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Nein.LoWe hat geschrieben: Was würdet ihr vermuten,handelt es sich um ein reines Phantasieprodukt [...]
Weidner. Herr Albert W. zu Berlin, aus Nürnberg stammend, vermählt mit Johanna, geb. Ispert aus Köln (1907). Wappen: gespalten; vorn mit Spitzen r. s. geteilt, darin zwei (1,1) Rauten verwechselter Tinktur; hinten s. r. geteilt, darin oben wachs. r. Löwe, unten g. Krone. Helm: vor drei s. r. s. Straußenfedern ein ruhendes r. Hiefhorn mit g. Beschlag und Band. Decken: r. s. Originalzeichnung von Th. Hennig. [Siebmacher, Bürgerliche, Bd. V. 8, S. 17, Tafel 20].
Bild:
© Göttinger Digitalisierungszentrum
Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Der Sütterlin-Schrift nach zu urteilen entstand das Dokument in den 1920er oder 1930er Jahren. Ich würde es auf keinen Fall "in die Tonne" hauen. Schliesslich ist ein erheblicher Teil mittelalterlicher Dokumente falsch. Historiker haben gezeigt, dass rund 60% aller Urkunden aus der Merowinger-Zeit Fälschungen sind, in denen sich die Fälscher Besitzungen und Titel zugeschanzt haben, die heute niemand mehr anfechten würde.
Von den Urkunden Karls des Grossen gelten rund 35% als Fälschungen, bei Friedrich Barbarossa sind es immerhin noch 10%. Der grösste Fälscher von allen waren die Kirchen und Klöster. Einige Klöster waren regelrechte Fälscherwerkstätten wo auch auf Bestellung Dritter Urkunden fabriziert wurden, die Ansprüche auf Land, bestimmte Rechte und Titel sichern sollten. Im Mittelalter gab es nicht weniger als 200 Papst-Urkunden aus dem 1. und 2. Jahrhundert, die allesamt gefälscht waren. Die bekannteste Fälschung ist wohl die Konstantinische Schenkung, mit der sich die Kirche riesige Ländereien aneignete. Diese Dokumente würde heute auch niemand mehr in die Tonne hauen.
Gruss
Dirk
Von den Urkunden Karls des Grossen gelten rund 35% als Fälschungen, bei Friedrich Barbarossa sind es immerhin noch 10%. Der grösste Fälscher von allen waren die Kirchen und Klöster. Einige Klöster waren regelrechte Fälscherwerkstätten wo auch auf Bestellung Dritter Urkunden fabriziert wurden, die Ansprüche auf Land, bestimmte Rechte und Titel sichern sollten. Im Mittelalter gab es nicht weniger als 200 Papst-Urkunden aus dem 1. und 2. Jahrhundert, die allesamt gefälscht waren. Die bekannteste Fälschung ist wohl die Konstantinische Schenkung, mit der sich die Kirche riesige Ländereien aneignete. Diese Dokumente würde heute auch niemand mehr in die Tonne hauen.
Gruss
Dirk
Beste Grüsse
Dirk
Dirk
- Claus J.Billet
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Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
@ Kleinschmid
vielen Dank für die Hilfestellung und den eingebrachten Scann.
Dadurch wurde klar der Beweis erbracht, daß es sich hier um das Wappen der Familie "Weidner"
handelt, welches vom Fälscher mit unredlicher Absicht mit einem anderen Namen versehen wurde.
vielen Dank für die Hilfestellung und den eingebrachten Scann.
Dadurch wurde klar der Beweis erbracht, daß es sich hier um das Wappen der Familie "Weidner"
handelt, welches vom Fälscher mit unredlicher Absicht mit einem anderen Namen versehen wurde.
Re: Familienwappen,Echt oder Fälschung?
Phantastische Arbeit,Sie haben mir sehr weitergeholfen!Schade,daß der genaue Fälscher wohl nicht mehr zu ermitteln ist.
Meinen herzlichsten Dank an Sie alle für Ihre Zeit und Ihre Mühe!
Meinen herzlichsten Dank an Sie alle für Ihre Zeit und Ihre Mühe!
- Claus J.Billet
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Familienwappen "Weidle"
Zum obigen Thema Wappen "Weidle"
nur als Beispiel :
Ahnenforschung zurück bis zum ältesten Ahnen,
dann Idee, Entwurf, Neugestaltung und Eintrag:
Neu-Eintragung eines Familienwappen zur Schreibweise "Weidle"
im Wappenindex :
http://wappen-billet.de/Kunden/Weidle.jpg
nur als Beispiel :
Ahnenforschung zurück bis zum ältesten Ahnen,
dann Idee, Entwurf, Neugestaltung und Eintrag:
Neu-Eintragung eines Familienwappen zur Schreibweise "Weidle"
im Wappenindex :
http://wappen-billet.de/Kunden/Weidle.jpg