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von A. Kraus » 09.06.2016, 20:17
Bordüren sind ebenso wie Schildhalter Beiwerk, d. h., man kann sie in Darstellungen (auf Briefköpfen, Tellern, Siegeln etc.) verwenden, aber sie werden üblicherweise nicht in Wappenrollen eingetragen. Auch die meisten Familien, die schon seit geraumer Zeit ihr Wappen führen, sind in Werken wie dem Siebmacher selten mit Beiwerk geführt - schon deshalb, weil beispielsweise Schildhalter von Darstellung zu Darstellung variieren können, weil sie kein fester Bestandteil des Wappens und der Blasonierung sind.
Gerade unter Heraldikern werden Sie öfter auf sehr strikte und eingeengte Vorstellungen davon treffen, wie ein "gutes" Wappen auszusehen hat. Die moderne Wappenkultur ist hin- und hergerissen zwischen der historischen Heraldik, die zwar geehrt, aber doch irgendwie aufgrund der zahlreichen Regelmissachtungen verachtet wird, und der weiterentwickelten modernen Kunstform, die ebenso einer Hassliebe unterworfen ist. Ergebnis sind leider oft sehr schlichte Wappeneintragungen, die keinen richtigen Stil fassen können und zwar nicht schlecht aussehen mögen, aber ihre Möglichkeiten längst nicht ausschöpfen.
Grundsätzlich gilt bei fast allen heraldischen Regeln, dass es keine tatsächlichen Regeln sind. Die Farbregel interpretiert fast jeder anders: Wann liegt ein Objekt über dem anderen, wann sind geringfügige gemeinsame Grenzen akzeptabel, wann nicht? Das lässt sich einfach nicht genau definieren.
Ebenso ist es bei Helm und Zier. Die Wahl des Helmes steht dem Zeichner bzw. seinem Auftraggeber im Rahmen der heraldischen Möglichkeiten frei, trotzdem wird gerade im Internet nicht selten jemand der Meinung sein, eine bürgerliche Familie dürfte sich in keinem Fall ein Wappen mit Bügel- oder Topfhelm zulegen. Ebenso albern ist es, festzulegen, dass Neueintragungen sich an dem Stil einer einzigen bestimmten Epoche der Vergangenheit orientieren müssten. Es geht darum, den Stil innerhalb des Aufrisses zu wahren, nicht, auf Teufel komm raus einem vorgegebenen Schema anderer Wappen zu folgen. Heraldische Werke leben davon, dass sie sich unterscheiden, dass sie etwas Besonderes haben, und das steht im krassen Widerspruch zu zu vielen Regeln. Die Ausführungen von Heraldikern wie Dr. Peter sollten auf jeden Fall gelesen werden, aber ein einheitliches Regelwerk existiert in der deutschen Wappenkunde schlichtweg nicht und auch in diesem umfassenden und wertvollen Werk werden Sie Absätze finden, die man missachten kann.
Nun geht es hier um die neue Eerstellung eines Wappens. Hier sollte unbedingt mit den Grundbestandteilen angefangen werden: Schild, Helm, Helmzier. Alles andere muss nicht zwingend vorhanden sein und kann später hinzugefügt werden. Wappenrollen geht es um die Erfassung und übersichtliche Darstellung deutscher Wappen. Deshalb sollten die gedruckten Zeichnungen verhältnismäßig einfach, nicht überladen und auch nicht mit großem Beiwerk versehen sein, sondern schlicht die Blasonierung wiedergeben.
Schildhalter, Mäntel und Spruchbanner können Sie dann im Alltag problemlos führen und dabei auch Helm und Helmzier getrost weglassen.
Einige Mitglieder in Foren (hier glücklicherweise eher selten) erklären gerne, dass das Führen von solcherlei Insignien am Wappen prunkvoll, angeberisch und arrogant sei. Davon sollte man sich nicht beirren lassen. Ich halte es für eine Frage des Geschmacks, denn wenn wir ehrlich sind, ist ein Wappen als solches ein Symbol, dass allgemein mit Prunk in Verbindung steht. Ich zum Beispiel mag besonders verschnörkelte Helmdecken nicht - sie lenken doch nicht weniger vom Schildbild ab als Beiwerk. Vergleiche wie "Mein Wappen ist aber viel bescheidener als deins!" zeugen also eher von einer Doppelmoral.
Um den Text kurz zusammenzufassen: Ja, Schildhalter, Bordüren & Co. können auch bei Ihrem Wappen zur Anwendung kommen, aber bei der Eintragung in eine Wappenrolle sollte ein schlichter Aufriss gewählt werden.
Verba volant, scripta manent.