Familienwappen auf dem Stammbaum

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jörgli
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Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 23.01.2016, 19:18

Unser Familienwappen besteht aus Wappenschild (Rot mit zwei parallelen Schlüsseln umgekehrt aufrecht in Gold), einem Stechhelm, mit rot/goldener Helmdecke, Helmzier als geschlossener Flug mit silbernem Stern (zwischen den Flügeln) und golden eingefärbter oberer Flughälfte.

Fragen: Wer kann mir sagen, warum die OBERE Flughälfte golden ist? Was der silberne Stern besagt? Warum wir zwei Schlüssel im Schild führen (sind seit 1635 Landwirte und nebenbei Schmiede)?

Herzlichen Dank, Jörgli
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A. Kraus
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von A. Kraus » 23.01.2016, 19:59

So pauschal lässt sich das nicht interpretieren. Warum genau ein Wappen so aussieht, wie es aussieht, weiß wohl nur der Stifter, der hier (vermutlich) schon nicht mehr dazu befragt werden kann.
Dass die Farbgebung des Fluges eine tiefere Bedeutung hat, wage ich zu bezweifeln. Ob es sich beim Schildinhalt um eine Verarbeitung des Familiennamens oder der Ahnengeschichte handelt, ist ohne deren Kenntnis auch schwer zu sagen.
Man sollte sich über eine tiefgründige Bedeutung seines (geerbten) Wappens nicht zu sehr den Kopf zerbrechen; es ist sehr gut möglich, dass der Stifter die enthaltenen Symbole und Farben schlicht deshalb gewählt hat, weil er sie hübsch fand.
Verba volant, scripta manent.

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Jochen
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Jochen » 23.01.2016, 21:57

Besser hätter man es nicht ausdrücken können.

Es gibt nun einmal keinen allgemeingültigen "Katalog" der Sinndeutungen von Wappen.
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Gerd
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Gerd » 24.01.2016, 01:38

Hallo,

meine Vorschreiber haben ja schon das Wesentliche geschrieben. Ich nehme mal an der untere Teil des Fluges ist Rot. Da wird Gold über Rot nur eine Wiederholung der Farben im Schild sein und keine weitere Bedeutung haben.
Falls es keine bessere Ansicht ihres Wappens gibt habe ich hier mal eine etwas verbesserte Variante angefertigt:

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Mit besten Grüssen
Gerd
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Joachim v. Roy
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Familienwappen

Beitrag von Joachim v. Roy » 24.01.2016, 10:00

Die S c h l ü s s e l im Wappen könnten auf den Familiennamen (z.B. Schlüter), auf den Beruf eines Schlüsselschmieds, auf den Namen oder das Wappen des Heimatortes der Familie oder des Wappenstifters usw. hinweisen. Hier ließen sich viele Möglichkeiten denken.

MfG

Frank Martinoff

Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Frank Martinoff » 24.01.2016, 11:47

jörgli hat geschrieben: Warum wir zwei Schlüssel im Schild führen (sind seit 1635 Landwirte und nebenbei Schmiede)?
... es muss ja nicht gleich ein Schlüssel sein :!:

http://csimg.leguide.com/srv/DE/0001793 ... bi-aus.jpg
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jörgli
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 24.01.2016, 13:39

Hallo Ihr Heraldiker alle,
ersteinmal gaaanz herzlichen Dank für Eure Erläuterungen, Erklärungen und ganz besonders für die "Neuzeichnung" des Wappens (ja, die Farben stimmen so und sind nur durch Kopie von Kopie und scannen so schwach geworden).

Da der Wappenstifter nicht bekannt und (da längst verstorben) auch nicht mehr befragt werden kann, stelle ich hier nun meine eigene "Interpretation" Euch Fachleuten zur Diskussion. Doch zunächst einmal den familiären Hintergrund, der vielleicht zur Klärung beiträgt:

Unser Stammbaum geht zurück bis 1635 und erklärt den heutigen Familiennamen aus dem Vornamen Wilhelm (zum Busch = sein Bauernhof in RS-Lüttringhausen). Da wir seit dieser Zeit IMMER in Remscheid (Berg. Land) ansässig waren leitet sich das ROT möglicherweise aus dem (ebenfalls roten) Bergischen Löwen her. Laut Stammbaum waren meine Vorfahren immer Landwirte und nebenbei Schmiede (für den Eigenbedarf). Mein Urgroßvater baute dann "auf freier Wiese" ein neues Wohnhaus mit angrenzender Schmiede. Daraus entwickelte sich ein Freiformschmiedebetrieb mit zeitweise 50 MA und auf dem Briefkopf als Gründungsjahr 1887. Diese Jahresangabe erklärte der Remscheider Stadtarchivar damit, dass mein Urgroßvater wohl mehr als 2 Gesellen beschäftigte und deshalb von der vorherigen Handwerkskammer zur Industrie- und Handelskammer wechseln musste. Der Betrieb bestand bis 2001.

Hier nun meine Deutung: Die 2 Schlüssel (oder auch Freiformschmiedestücke) deuten die 2 Erwerbssäulen (Landwirtschaft und Schmiede) an. Anderenorts las ich, dass Schlüssel für "Aufgeschlossenheit" stehen können. Zwei Ämter (auch mögliche Erklärung) hat niemand lt. Stammbaum ausgeübt.
Wir waren immer protesttantisch soweit ich das sehe (irgendwo las ich mal, dass der silberne Stern in der Helmzier das zeigen soll?!).
Der Stechhelm ist wohl eindeutig ein BÜRGERLICHES Symbol.
Die "Farbe" Rot und "Metall" Gold entsprechen den Gesetzen der Heraldik und das Gold im Flug ist wohl dem schöneren "Abgerundet-sein" geschuldet. Obwohl die Deutung, dass mit den Schwingen eine "goldene Ebene" erreicht wird auch eine Interpretation wäre :wink:

Zusammenfassend: Bürgerliches Wappen mit Bergischen Farben den Gestzmässigkeiten der Heraldik folgend in 3-2-3 Teilung.

Herzliche Grüße

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Markus
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Markus » 24.01.2016, 13:50

Eine schöne Deutung, es könnte aber auch alles ganz anders sein. Was heißt "andernorts" im Zusammenhang mit der Schlüsseldeutung? Natürlich können Schlüssel für "Aufgeschlossenheit" stehen, sie können aber auch für "Verschlossenheit" stehen, Sie können auch ein Zeichen für ein bestimmtes Amt darstellen, sie können auf den hl. Petrus hinweisen, etc. etc. Also: Es gibt keine feststehenden Bedeutungen für bestimmte Symbole. Alles liegt letztlich in der Intention des Stifters oder desjenigen, der das Wappen verliehen hat. Auch weise ich nochmal darauf hin, dass esoterische Deutungen, insbesondere bei den Farben, mit Heraldik nichts zu tun haben.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Jochen
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Jochen » 24.01.2016, 13:58

Der Schild des Wappens entspricht dem des Wappens Wilms, welches – ohne Helm und Helmzier - im Bergischen Wappenbuch (meine Quelle: "Neues Bergisches Wappenbuch Bürgerlicher Familien", neu kompiliert von Eike Pies, aufgeführt wird. Die Werkzeuge werden - zweifelnd – als Dietriche bezeichnet. Ein Schildrand wäre denkbar. Tingierung und Helzier seien aber unbekannt.

Als Quellen werden angegeben; Deutsches Geschlechterbuch Band 16, S.183, Siebmachers Wappenbuch Bd. V, 7. Abt. S. 97 und Tafel 100

Ommett ess opp Remscheder Platt te sagen - Deng Düüdengk es Kappes…..

Oder auf hochdeutsch: Deine Deutung ist reine Spekulation. So funktioniert Heraldik nicht. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, daß die Werkzeuge (Stookieser ?) auf Schmiedekunst zurückzuführen ist, aber selbst das ist definitiv nicht sicher.

Interessant wäre, wann denn die Helmzier - die ja laut Pies unbekannt gewesen sei - ins Wappen gekommen ist.
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 24.01.2016, 14:41

An Markus: "anderenorts" ist WIKIPEDIA. Schlüssel (Heraldik)

Der Schlüssel im Wappenschild als heraldische gemeine Figur ist ein Zeichen der Aufgeschlossenheit. Er ist auch Symbol für Petrus. Die Heiligenverehrung hat ihn dadurch in die Wappen gebracht. Manchmal wird ein Wappenschlüssel auch als verschlossen interpretiert.

An Jochen:

Ja, Familienname stimmt. Wann Helmzier und -decke dazu gekommen sind, weiß ich auch nicht.

DANKE an Alle.

Herzlichst
Jörg Wilms

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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von zobelrolf » 24.01.2016, 14:48

Zur Abrundung noch ein Hinweis auf das Wappen der Pfau von Rieppur bei Dr. Peter unter Pfau und Bödigheim zu finden. Dort findet sich eine ähnliche Schlüsselform und ähnliche Farben. Das Wappen ist also nicht völlig einmalig. Es gibt aber viele Wappen mit Schlüssel/n, die sicher mit Petrus nichts zu tun haben,
Schöne Grüße Zobelrolf

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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 24.01.2016, 15:13

Hallo,

DANKE, interessanter Hinweis!

Herzlichst Jörg

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Lewh
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von Lewh » 24.01.2016, 17:01

Hallo,
hier ist der genannte Eintrag aus dem Siebmacher.
Grüße,
Lars
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jörgli
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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 24.01.2016, 18:23

Hallo ihr Lieben,

Ihr seid ja eine richtige "Fundgrube" - DANKE,

Herzlichst Jörg

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Re: Familienwappen auf dem Stammbaum

Beitrag von jörgli » 24.01.2016, 18:33

Jetzt suche ich immer noch nach einer "Bedeutung" des Helmkleinods "Silberner Davidstern" oder Siberner Stern, 6-Zackig - werde aber nicht fündig.
Metall "silber" muß wahrscheinlich sein, da direkt mit dem Helm verbunden?

Herzlichst Jörg

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