Wappen als Auszeichnung ?

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QuakeMarine1

Wappen als Auszeichnung ?

Beitrag von QuakeMarine1 » 04.11.2014, 02:40

hallo
Ich habe im Nachlass meines Grossvaters einen Brief gefunden der im Juli 1938 verfasst wurde.
In ihm wird behauptet dass "Robert Konopatsch von Kaiserin Maria Theresia für seinen Mut in der Schlacht bei Leuthen ein Wappen erhielt."
Sowohl die Jahreszahlen, als auch Regionen die im Brief erwähnt sind stimmen mit den historischen fakten zu diese Schlacht überein.
Auch dass mein Vorfahre in einem Invalidenhaus in Wien 1780 verstarb klingt plausibel.
Weiterhin wird behauptet dass es Unterlagen über dieses Wappen im Wappenmusen zu Nürnberg gegeben haben soll, dieses aber dieses im 2ten Weltkrieg ausgebrannt ist. ( gab es so ein Museum?)
Zum glück existiert eine Schwarzweiss kopie des Wappen welche dem Brief beiliegt.

Ich habe 2 fragen:

War es möglich durch "besondern Mut" in einer Schlacht ein Wappen als Auszeichnung/Ehrung zu erhalten ?
Für gewöhlich wurden Orden und Abzeichen verliehen - aber auch Wappen ?

Wenn sich diese Geschicht so zugetragen haben sollte wie im Brief berichtet, warum sollten sich in einem Nürnberg Museum darüber informationen finden lassen?
Maria Theresia war Östereicherin und Nürnberg nie in ihrem Hoheitsgebiet.

Evtl wissen Sie Anlaufpunkte für weitere recherchen.

mfg und vielen dank
Andre

chj
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Beitrag von chj » 04.11.2014, 17:33

Hmmm, die Wappenannahme war in den deutschen Ländern grundsätzlich frei. Als Kaiserin hätte sie ihm höchstens das Wappen bestätigen oder aber bessern können.

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 05.11.2014, 13:31

Da könnte aber was dran sein.

Ich erinnere mich an ein ungarisches (?) Wappen, das einen Mann im Nachthemde zeigt, der einen angreifenden Wolf meuchelt - verliehen anläßlich eines entsprechenden Ereignisses, bei dem der gute Mann die Anerkennung ob seines Heldenmutes in Form eines Wappens bekommen habe.

Ich meine mich ferner zu erinnern, daß entweder O.Neubecker oder A.v.Vollborth von "Husarenstücken" sprach, die in (Österreich-)Ungarn oft/gelegentlich in Wappen Widerhall gefunden hätten.

Um nicht mißverstanden zu werden: Der Mann im Nachthemd mag zwar für uns heutige, abgeklärte Menschen etwas.... naja, spaßig eben.... erscheinen.

Der Ausgezeichnete aber hatte seinerzeit sicherlich allen Grund, stolz zu sein und durfte des Respekts seiner Mitmenschen gewiß sein.

Andere Zeiten eben...
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jochen

QuakeMarine1

Beitrag von QuakeMarine1 » 07.11.2014, 02:43

erstmal danke für die antworten

gesetz dem falle es ist war, wie verhällt es sich mit der vererbung des wappens?

Ich bin direkter nachfahr vom vater des ausgezeichneten. Nicht von ihm.
Ist das relevant ?

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 07.11.2014, 12:08

Also - zunächst einmal muß ja Klarheit darüber bestehen, ob Robert K wirklich jenes Wappen, das Sie in Kopie besitzen, geführt hat und ob eine Führungsberechtigung geregelt wurde.

Nehmen wir also an, alle Ihre Annahmen wären zutreffend.

Normalerweise sollten nur die "Leibeserben" führungsberechtigt sein, und das würde die Führung schon durch den Vater, und damit auch die Geschwister - im Regelfalle - ausschließen.

Folgendes ist meine persönliche Ansicht:

Wenn Robert K indes keine "Leibeserben" gehabt hätte, oder seine Linie im Laufe der Jahrhundert ausgestorben wäre, könnte man erbrechtlich argumentieren, daß das Wappen nicht heimgefallen wäre, sondern über den Vater auf die anderen Linien übergegangen.
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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 07.11.2014, 12:41

hm ...

Sie schreiben :
"Zum glück existiert eine Schwarzweiss kopie des Wappen welche dem Brief beiliegt. "

Hier wäre es m. E. angebracht uns diese fragliche Wappen-Kopie zu zeigen.
Evtl. kann dann besser gesucht, bzw. mehr gesagt werden. :!:

QuakeMarine1

Beitrag von QuakeMarine1 » 18.11.2014, 02:36

Das besagt wappen als bild ist anbei.
Im Verzeichnis von Johann Joseph Kenfenheuer ist leider kein eintrag zufinden. In diesem sind nahezu alle offiziell registrierten bürgerlichen Familienwappen Deutschlands-Österreich verzeichnet.
Das lässt 2 vermutungen zu. Entweder es wurde dort nie eingetragen oder mit der auszeichnung wurde gleichzeitig Robert in den Adlesstand erhoben und ist deshalb dort nicht eingetragen.

Ich habe bisher nur einen verweis auf KONOPAK gefunden aber das buch dazu finde ich nicht. (Max Müller (1931) Beitrag zur baltischen Wappenkunde, Verl. Ernst Plates)

Bild

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 18.11.2014, 13:30

Wenn ich so offen sein darf, die Darstellung ist wenigstens teilweise (Flug in Feld 1, Helm in Feld 2) leider ziemlich unheraldisch.

Denkbar ist durchaus, daß die Motive aus der Zeit Maria Theresias stammen, die Darstellung indessen (Dreiecksschild) ist deutlich jünger.

Die Schildbilder ergeben kein harmonisches Ganzes, sondern stellen ein beliebiges Sammelsurium heraldischer Versatzstücke dar.

Das könnte, zusammen mit der relativ modernen Schildform, auf eine Fälschung hindeuten - was es allerdings nicht zwangsweise muß.
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jochen

QuakeMarine1

Beitrag von QuakeMarine1 » 18.11.2014, 13:36

Offenheit ist immer gut. Nur keine zurückhaltung wegen der nettikette :-)

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Beitrag von Claus J.Billet » 18.11.2014, 13:49

Weder zur Schreibweise "Konopatsch" noch zu ähnlich lautenden Namen konnte ein Wappenbild,
wie oben gezeigt, trotz intensiver Suche in den Sammlungen von Siebmacher
und "Armorial Gènèral" gefunden werden.
Das Wappenbild erscheint mir doch sehr als konstruiert und ... äh ..."erfunden" :!:
:arrow: Gelinde gesagt: es erscheint mir als Fälschung :!:

Könnte auch ein"Produkt" aus der MA-Szene sein. :?:

Jochen dürfte hier richtig liegen. :wink:

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 18.11.2014, 18:08

Andre, es wird Ihnen zwar wahrscheinlich bekannt sein - der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daß Konopáč (gleiche Aussprache wie Konopatsch) im wahrsten Sinne des Wortes ein "böhmisches Dorf", nämlich ein Ortsteil von Heřmanův Městec (deutsch Hermannstädtel) ist.

"Konopáč" bedeutet offenbar "Hanfkuchen", von tschechisch "konopí" = "Hanf" und scheint auch der Name eines Berges im Lausitzer Gebirge (auf tschechischer Seite) zu sein.

Falls es nicht bekannt gewesen sein sollte, hilft es Ihnen vielleicht bei einer geographischen Einengung Ihrer Ahnen weiter....
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jochen

Kleinschmid
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Re: Wappen als Auszeichnung ?

Beitrag von Kleinschmid » 18.11.2014, 18:11

QuakeMarine1 hat geschrieben: In ihm wird behauptet dass "Robert Konopatsch von Kaiserin Maria Theresia für seinen Mut in der Schlacht bei Leuthen ein Wappen erhielt."
Die Schlacht war 1757. Die Befugnis zur Verleihung von Wappenbriefen blieb bis Maximilian I. (1459-1519) weitgehendst eine Sache des Kaisers selbst und nicht der Hofpalzgrafen. Dies ließ mit der Zeit stark nach und geschah bis auf wenige Ausnahmen nach 1650 gar nicht mehr. Selbst die Großen Hofpfalzgrafen sahen dies ab etwa 1700 als unter ihrer Würde an und so wurde die Vergabe von Wappenbriefen nur noch von den Kleinen Hofpalzgrafen wahrgenommen [Arndt, Jürgen, Hofpfalzgrafenregister, Bd. 1 (1964) u. 2 (1971)].
1762 untersagte Maria Theresia die Ausstellung von Wappenbriefe durch Hofpfalzgrafen [Dobler, Eberhard, Das kaiserliche Hofpfalzgrafenamt und der Briefadel im alten Deutschen Reich vor 1806 in rechtshistorischer und soziologischer Sicht, Freiburg 1950].
QuakeMarine1 hat geschrieben: Weiterhin wird behauptet dass es Unterlagen über dieses Wappen im Wappenmusen zu Nürnberg gegeben haben soll ...
Vielleicht die Wappensammlung von Julius Perthes, Gotha, vormals Vogt'sche-Weller'sche Wappensammlung? Sie soll sich angebl. in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg befinden.

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 19.11.2014, 11:12

Eine wertvolle Auskunft, vielen Dank, Herr Kleinschmid !!

MfG

Frank Martinoff

Re:

Beitrag von Frank Martinoff » 20.06.2015, 15:35

QuakeMarine1 hat geschrieben:
Ich habe bisher nur einen verweis auf KONOPAK gefunden aber das buch dazu finde ich nicht. (Max Müller (1931) Beitrag zur baltischen Wappenkunde, Verl. Ernst Plates)

Bild
Das von Max Müller verzeichnete Wappen ist aus Libau bzw. der Sammlung des Libauischen
Oberlehrers E. F. Spehr :!:

Schild geteilt auf einer ungezinnten Mauer,
ein mit dem rechten Fuß ausschreitender, rechts gekehrter Hahn
:idea:

.... interessant, dass es mit Topfhelm dargestellt ist!

Frank Martinoff

Re:

Beitrag von Frank Martinoff » 20.06.2015, 15:58

Jochen hat geschrieben:Da könnte aber was dran sein.

Ich erinnere mich an ein ungarisches (?) Wappen, das einen Mann im Nachthemde zeigt, der einen angreifenden Wolf meuchelt - verliehen anläßlich eines entsprechenden Ereignisses, bei dem der gute Mann die Anerkennung ob seines Heldenmutes in Form eines Wappens bekommen habe.

Ich meine mich ferner zu erinnern, daß entweder O.Neubecker oder A.v.Vollborth von "Husarenstücken" sprach, die in (Österreich-)Ungarn oft/gelegentlich in Wappen Widerhall gefunden hätten.

Um nicht mißverstanden zu werden: Der Mann im Nachthemd mag zwar für uns heutige, abgeklärte Menschen etwas.... naja, spaßig eben.... erscheinen.

Der Ausgezeichnete aber hatte seinerzeit sicherlich allen Grund, stolz zu sein und durfte des Respekts seiner Mitmenschen gewiß sein.

Andere Zeiten eben...
... nur so nebenbei, ähnlich verhält es sich mit dem polnischen Wappen "Bogorya"

"""Boleslaw the Brave, armed with only 3,000 of his cavalry, attacked a much larger band of Polovtsy near Snowskie and struck down the leader of the foe: in this fray one colonel from among the others, named Bogorya, mowed down Polovtsy with great courage of heart, and, heartening his forces to victory in his battalion, bore several wounds and arrows in his body. Boleslaw, returning from the site, saw Bogorya, and extracted those arrows from his chest with his own royal hands; and Boleslaw conferred them, broken as they were, on him and his descendants as an eternal honor. """

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