nur vorab bemerkt
Markus hat geschrieben:Sicher, die Wappen am Reichstagsgebäude in Farbe, das sähe in unseren Augen wahrscheinlich kitischig aus. Wenn man sich aber vergegenwärtigt, dass der Reichstag in seiner Architektur (wie alle Gebäude des Historismus) auf antike Vorbilder zurückgreift, könnte man auch andere Meinungen vertreten –
Die monumentale Architektur des Historismus zu welcher der Reichstag gehört, ist nun einmal darauf berechnet den Stein zu zeigen, und ihn nicht durch bunte Vielfalt aufzulösen und zu verniedlichen, denn das würde ja weitaus weniger
Ernst und damit weniger
Macht zum Ausdruck gebracht haben. Daran hätten auch schon damals etwaig vorhandene Erkenntnisse zu den farbigen Tempeln der Griechen nichts geändert. Diese Tempel waren übrigens Kultbauten zu Ehren der Götter. Die antike Baukunst wurde aber auch im Historismus nicht einfach kopiert, sondern umgeformt und interpretiert. Der Reichstag ist ohnehin eine Mischung aus
Neorenaissance und
Neobarock, kann also gar nicht auf direktem Weg zu den Griechen zurückgeführt werden.
zum eigentlichen Thema
Markus hat geschrieben:Kriesel hat lediglich nachgefragt, ob das in Rede stehende Wappen unheraldisch ist. Ich sehe da nicht den Wunsch, eine bestehende Meinung bestätigt zu bekommen.
@Markus, welcher Stelle meines Beitrags hier oben entnehmen Sie denn, dass ich davon ausgegangen war, dass
Kriesel seine Meinung bestätigt wissen wollte? Auf so eine Idee wäre ich ehrlich gesagt gar nicht gekommen, ich kann auch nirgendwo an meinem Text erkennen, dass ich ihm das vorhalten würde.
Markus hat geschrieben:Das heraldische Regeln laufend gegen einen "künstlerischen Ausdruck" ausgespielt werden ist mir neu.
Ich schrieb oben vom
“künstlerischen Anspruch“, und nicht vom
„Ausdruck“! Dass das verschiedene Dinge sind muss man erkennen. Das ein künstlerischer
Ausdruck nicht immer gleich ist versteht sich doch von selbst. Ein
Ansp
ruch im Sinne einer Qualität hingegen, wird häufig sehr wohl definiert, sonst würde jegliches Design, jegliche Anstrengung, jegliches Können und jegliches Wissen
ad absurdum geführt werden, und in der Beliebigkeit enden.
Dass aber die oft strapazierten „Regeln“ gegen
“künstlerischen Anspruch“ ausgespielt werden, kommt in sehr vielen Dingen zum Ausdruck. Die Diskussion an sich, bspw. zu der Farbgebung, die Art und Weise, wie sie hier seit nahezu 10 Jahren geführt wird, lässt doch erkennen, dass künstlerische Gestaltung gar nicht im Vordergrund steht, sondern zunächst einmal „Regeln“ strapaziert werden.
Mich würde in dem Zusammenhang eben interessieren, wieso die Gewichtung des Fragestellers bei der Gestaltung zunächst auf das Thema des Aneinanderstoßens von Silber und Gold zu sprechen kommt, was ich mir nicht erklären kann, wenn man sich herkömmliche Literatur und die darin enthaltenen Beispiele besieht. Diese Zuspitzung erfolgt hingegen häufig auf
Webplattformen, meine ich, und es erscheint mir unglaubwürdig, dass man das nicht bemerkt, wenn man sich so lange im Netz bewegt. Einen typischen Faden aus
diesem Forum habe ich hier einmal
verlinkt. Aber auch
hier, und
hier wird ähnlich gewichtet. Was man fairerweise zugestehen muss, dass es sich um Beispiele aus Jahren handelt, die etwas weiter zurückliegen, und ich glaube sogar zu beobachten, dass das Thema in letzter Zeit etwas besonnener verhandelt wird. (Aber wie ich gerade sehe, konterkarriert das
Billets letzter Beitrag wieder etwas.)
Regeln die heute oder schon vor Jahren manifestiert wurden, entspringen doch aber eigentlich gewissen Beobachtungen aus der Kunstgeschichte. (sollten sie zumindest) Wenn man die Gestaltung anhand von guten Beispielen vorangegangener Epochen (bis hin zum 20.Jh.) dokumentiert und bespricht, käme es meiner Ansicht nach, nicht laufend zu Zweifeln und Fragen, bspw. zur Farbgebung.