Das redende Wappen

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Moderatoren: Markus, Christian Ader

chj
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Beitrag von chj » 26.05.2013, 22:05

Da bleiben nur ausdrücklich "blätterlose Maiskolben" übrig und das müsste auch so ins Blason. Normalerweise stellt man sich die Dinger halt mit etwas grünem Geraschel dran vor. :D

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 27.05.2013, 10:33

... na und :?:
die Maiskolben, einschließlich der Blätter, schon mal versuchs-halber gemeinsam mit GOLD belegt :?:
Bedingt durch die "Riffelung" der Maiskörner und der dagegen-stehenden glatten Fläche der Blätter, ergibt sich eine andere Ansicht-Struktur in der Gesamt-Erscheinung.
Somit entfällt auch der von GM monierte Farbverstoß und ist heraldisch durchaus vertretbar. :!: :mrgreen:
Nur so als kleiner Tipp :
Nicht einfach "Clip"-Zeichnungen übernehmen,
sondern ruhig auch mal mit Tingierungen "spielen" :mrgreen:

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GM
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Beitrag von GM » 27.05.2013, 11:46

Finde ich nicht sehr überzeugend.
Und auf 200 Schritt und dann noch als Dreipass vermutlich auch nicht wirklich zu erkennen.

Wenn Sie übrigens einen gold-silbernen Maiskolben-Clip finden, schicken Sie ihn mir doch bitte :wink: .

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 27.05.2013, 12:13

Die Ansichten gehen , wie schon immer zwischen uns,
weit auseinander.
Daher werde ich nicht weiters darauf eingehen. :mrgreen:

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Beitrag von GM » 27.05.2013, 12:53

Find' ich in Ordnung :wink: .

Beste Grüße

GM

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Berlingo
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Beitrag von Berlingo » 27.05.2013, 13:04

SmooverLady hat geschrieben:... Dann werd ich mich wohl doch mehr auf den Maiskolben konzentrieren.
Nur zur Info:

Mais etablierte sich erst ca. 1525 in Europa, nachdem Christoph Kolumbus die Pflanze in der Karibik entdeckt und nach Europa brachte. Mit anderen Worten: In der Früh- und Blütezeit des europäischen Wappenwesens führte niemand ein Wappen mit so einem Wappenmotiv.

Für jemanden, der ein Wappen stiften will UND wert auf Authentizität oder Tradition legt, könnte dies möglicherweise ein Umstand sein, den er bei der Auswahl seines Wappenmotivs berücksichtigen will.

1001 Grüße

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Beitrag von chj » 27.05.2013, 16:53

Der Mais ist ~ 500 Jahre her, kann man nicht gelten lassen ? :?

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Berlingo
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Beitrag von Berlingo » 27.05.2013, 17:05

chj hat geschrieben:Der Mais ist ~ 500 Jahre her, kann man nicht gelten lassen ? :?
Das hat niemand geschrieben. Es war nur ein Hinweis, daß die meisten der ollen Wappenführenden vom 11. bis Mitte des 16. Jahrhunderts Mais als Wappenmotiv nicht kannten -- oder gibt es da neue Erkenntnisse? :wink:

Ansonsten: Zur Darstellung von Mais vgl. WBO 2411 oder hier:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... n_heraldry

1001 Grüße

P. S.:
So sahen übrigens ungefähr die typischen "Maisesser" zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert aus, als in Europa das Wappenwesen mit den ollen Rittern blühte. Hat nicht viel mit Wappenkultur zu tun, oder? :wink: :

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Beitrag von Markus » 27.05.2013, 18:40

In der Tat wirken goldene Maiskolben mit goldenem Blattwerk etwas fade.
Berlingos Einwand finde ich allerdings auch bedenkenswert. Wenn man einen heraldischen Lehrsatz ernst nimmt, nämlich den, dass ein Wappen zu einem Ritter des 12. Jahrhunderts passen soll, sind die Maiskolben passé. :oops:
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 27.05.2013, 18:43

Wichtige Überlegung, guter Einwand @berlingo. Was gibt es denn so schon mit Mais im Wappen hierzulande? Vielleicht eine kleine Entscheidungshilfe.

Gaede: Unter blauem Schildhaupt, darin ein springender silberner Jaguar, in von Silber, Rot und Blau geteiltem und halbgespaltenem Grunde ein grünbeblätterter goldener Maiskolben. ADW Nr. 81065

Gemeinde Goldelund: Unter einem schmalen blauen Schildhaupt von Gold und Grün erhöht geteilt durch eine rechts zweimal aufgebogene Teilungslinie, dabei der erste Bogen höher als der zweite. Oben links ein grüner Eichenzweig, unten schräg gekreuzt ein goldener Dorfstock mit einem goldenen Maiskolben in zwei goldenen Hüllblättern.

v. Varennes: In B. drei (2. 1), Maiskolben, Band: Bay Seite: 120 Tafel: 148 (nach der Abb. hätte ich es nicht so genannt)

Auerberger, s. Schild mit 2 r. Pfählen, die mit je einem g. Stern belegt sind, unten 3 mit gr. Maispflanzen und Staudenwerk bewachsener Berg. Band: NÖ1 Seite: 17 Tafel: 10

Fenckh zum Steinhof: G. Schild; 1. und 4. ein gekrönter # Rabe in der etwas erhobenen rechten Kralle ein # Maiskolben haltend. 2. und 3. zwei # Maiskolben auf gr. Mooswerk. Band: NÖ1 Seite: 91 Tafel: 45

Altmayer: Durch eine Wogen- und Schräglinksteilung geviert von Gold, Rot, Schwarz und Gold, die Wogenteilung mit einer ganzen Woge und einem Tal, rechts im roten Feld pfahlweise zwei ineinandergreifende silberne Zahnräder, das obere größer, links im schwarzen Feld eine hervorkommende goldene Maispflanze. ADW Nr. 95004

Frajhaut: Innerhalb silbern-golden gespaltenen Schildbordes, dieser unten beidseitig in je drei mit einer Drehung nach innen drehende konvergierende Spiralleisten ausgezogen, blau-schwarz gespalten, die Spaltlinie bis zum Bord pfahlweise überdeckt von einer zusammengesetzten Figur aus einem goldenen Stechbeitel mit je einem seitlich aus dem Griff hervorwachsenden gestielten Maiskolben, der rechte silbern, der linke golden. ADW Nr. 98059

Fazit: Das Motiv ist sehr selten, taucht nur bei relativ neuen Wappen auf, kein Beispiel in der DWR, mehrere Beispiele in der ADW.

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 27.05.2013, 19:49

Auch wenn der Einwand als solcher sicherlich berechtigt ist, möchte ich zu bedenken geben, daß es nicht unbedingt darauf ankommt, wann eine Figur erstmalig in einem Wappen erscheint (dann dürfte es ja nur noch Löwen, Kreuze und Adler geben), sondern wann die Möglichkeit bestanden hätte, diese Figur in ein Wappen aufzunehmen.

Wenn, was ich jetzt mal als gegeben annehme, Mais zum Wechsel des 15. zum 16. Jahrhunderts Europäern erstmalig zugängig gemacht wurde, befinden wir uns noch - praeter propter - in der Epoche Maximilians des Ersten und letzten (Ritters nämlich ....)

Und zu dieser Zeit schuf Dürer immer noch bezaubernde Wappenaufrisse.

Dies zur Beruhigung der Theoretiker ...

Ansonsten - ich bin einer der einfacher gestrickten Geister - pflege ich die Betrachtungsweise, daß, wenn ein Wappen heraldisch aussieht, es auch heraldisch ist.

Dieser Betrachtungsweise hält ein Maiskolben - umso mehr ein Maisdreipaß - durchaus stand.....
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Beitrag von münchnerherold » 27.05.2013, 20:27

Da stimme ich Jochen zu.

Bei uns wir sowas nicht abgelehnt !

Nur so nebenbei. Ich rede jetzt nicht nur von uns.
DWR Band 73 Seite 70 -
seit wann gibt es denn ein Eisenbahngleis ?
War nur so nebenbei.
Schöne Grüße, AK.
:)
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Jochen
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Beitrag von Jochen » 27.05.2013, 20:38

münchnerherold hat geschrieben: DWR Band 73 Seite 70 -
seit wann gibt es denn ein Eisenbahngleis ?
Moin Herr Kurzmeier,

das würde ich gerne mal sehen.... Könnten Sie das vielleicht mal zwei Tage lang oder so einstellen und dann wieder löschen? Aus wissenschaftlichem Interesse...
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 27.05.2013, 20:55

Bitteschön, lieber Jochen:
www.heraldicus.de/temp/eisenbahn.jpg

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Beitrag von chj » 27.05.2013, 21:20

Ich finde es nicht mehr, aber ein belgischer ( glaub ich) Astronaut hat sich ein Wappen gestiftet, wo die Schildhalter Raumanzüge sind. Kennt das kuriose Design jemand ? :?

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