Das redende Wappen
Moderatoren: Markus, Christian Ader
Ach, da machen wir doch einfach einen neuen Faden auf!
Heraldische Grüße
Markus
Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488
Markus
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... keine Angst "GM" Sie wurde bestimmt mal wieder abgeworben und irgendwann taucht das abgewandelte Wappen dann wieder in einem Nebenforum oder Wappenrolle auf....GM hat geschrieben:Da die Themenstarterin anscheinend wahlweise in sprachloser Bewunderung vor so viel Expertentum erstarrt oder aber verschreckt abgetaucht ist schließe ich meinen Teil dieses "Bilderbuchs" und danke für's Mitlesen und die konstruktiveren der zahlreichen Ideen und Vorschläge.
Viele Grüße nach Ddorf,
Frank
- münchnerherold
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Ganz normal.
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SmooverLady hat geschrieben:Hallo alle zusammen
ich habe ein kleines Problem und zwar geht es um den Namen "Meissner" es ist ja die rede das man versucht den Namen bildlich wiederzugeben also im Wappen... jetzt hab ich aber das Problem das es wohl laut Ahnenforschung (die durch ein älteres Familienmitglied über Jahre durchgeführt wurde) keinen genauen Hinweis darauf gibt woher der Name nun wirklich stammt...das es mit der Stadt "Meißen" zusammen hängt wurde auch ausgeschlossen.
Nur nebenher bemerkt, ich glaube man kann bisher gar nicht ausschließen, dass der Name nicht von der Stadt, oder Mgfs., bzw. Region Meißen herrühren würde, weil Familienforschung bis in eine für die Nachnamenbildung relevante Zeit u.U. gar nicht mehr möglich ist, etwas vorsichtig formuliert, - SmooverLady hat dazu aber gar nicht viel geschrieben, und es wurde auch in dem immerhin 10seitigen Faden nicht erfragt. Aber wie bereits angedeutet wurde, ist es zunächst gar nicht schwer, und es bedarf auch nur kurze Zeit, einige Anhaltspunkte in der Literatur zu finden, nach welchen ein Meissner (+ Namensvarianten) ein Krämer, aber insbesondere auch ein fahrender Tuchhändler war. Dazu ein paar Textstellen:Claus J.Billet hat geschrieben:Zur Schreibweise "Meissner" lassen sich in den verschiedenen Sammlungen bereits ca. 20 Wappen-Eintragungen auffinden. [...]
Zum Namenursprung und Hinweisen zu Berufen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. u. a. (Duden, Familiennamen : Seite 450-451)
Sonja Steiner-Welz, Mannheim: Tausend Fragen und AntwortenMaixner, Meixner: Herkunftsname wie Meichsner aus dem Namen der Stadt Meißen, alt Michsen, nach deren lebhaftem Tuchhandel Meißner auch Tuchhändler, Krämer bedeutet.
Schmeller, Frommann, Maußer, Bayerisches Wörterbuch, 1828Die Meichsner Tücher und Tuchhändler geben im 17ten und 18ten Jahrh. den inländischen Webern viel Anlaß zur Eifersucht. „Beschwerden der wirzb. [würzburgischen] Wollenweber gegen die fremden, besonders aber die Reichenbachische Meichsner, die ihre Tücher nicht mehr auf offenen Raths- sonder in den Wirthshäusern ablegten, und damit hausierten. […] „Alle in unserm Hochstift Wirzburg angesessene Kaufleute, Krämer, Tuchhändler, Meichsner und Tuchmacher auch Juden.“ […] Das Hausieren der ausländischen Meixner und Handelsleute mit falsch gereckten Meixnertüchern, Kirschey, Boy etc. wird verboten. […]
von Freyberg, Pragm. Gesch. d. bayerischen Gesetzgebung und Staatsverwaltung ..., 183620. May 1689 folgende Verordnung: Mandat
„Da die Münchner Tuchhändler sich verpflichtet Stadt und Land mit guten und gerechten Tüchern zu Genügen zu versehen, und um billige Preise abzulassen — so wird den ausländischen Tuchhändlern der Ellenweise Ausschnitt der Tücher verboten, und ist ihnen fürderhin nur der Handel auf den Jahrmärkten in grosso und Stückweise gestattet; dagegen sollen die inländischen Tuchhändler — welchen der Ausschnitt in minuto gebührt — schuldig und gehalten seyn (in conformitate des Mandates de anno 1625) den Verschleiß der allhiesigen und anderer ausländischen beschaumäßigen Tücher zu befördern, und dem Publikum in guter Qualität und zu billigen Preisen zu verschaffen, da man sonst den Meißnern und andern Ausländern den Ellenausschnitt wieder gestatten würde.
Soviel also zum Namen, der so weit verbreitet ist (siehe auch verwandt.de), dass er unmöglich bei allen Vorkommen, auf eine einstige geographische Verbindung mit Meißen hindeuten kann, denke ich. Allerdings muss man eingestehen, dass ein Bezug zum Tuchhändler in einem etwaigen Wappen nicht unbedingt überzeugen muss, wenn er nicht auch als wirklicher Namensgeber bei den Vorfahren erwiesen wäre, da, meiner Ansicht nach, bspw. eine Tuchschere somit wirklich nur als reine Anspielung auf den Namen zu verstehen wäre, was aber heute schwer verständlich, und als Hinweis auf einen Beruf, auch irreführend sein könnte. (bei einem Müller → Mühlrad, Mühleisen sähe ich das etwas anders) Deshalb kämen eigentlich trotzdem Maiskolben und Meise in die engere Wahl, weil sie den Namen etwas neutraler repräsentieren würden. SmooverLady müsste eben einmal zeigen, was nach „5 Jahren Familienforschung“ herausgekommen ist, zumindest, ob ihr die Namensverbindung mit den (Tuch-)Händlern bekannt war, oder ob sich dazu etwas unter den Vorfahren finden ließ.
Hierbei wäre es sicher ganz reizvoll, wenn die Begebenheit mit dem Wolf etwas genauer geschildert werden würde, da sich vielleicht ein konkreteres Schildbild ableiten ließe, sofern sich so etwas überhaupt anbietet. Maiskolben? Mitunter wurde ja diversen Tieren Gegenstände in die Pfoten/Klauen oder ins Maul/den Schnabel gegeben, ua. um sie von anderen ähnlich stilisierten Tieren unterscheidbar zu machen. (was mit einem Maiskolben im Maul hier aber nicht funktioniert. Fuchs / Hund ?) Ist aber auch nicht zwingend. Mais assoziiert man übrigens nicht unbedingt mit Gegenden wie den Schwarzwald, eine Meise allerdings schon. Meißner als Berg und Meißner Porzellan halte ich allerdings für ungeeignet.SmooverLady hat geschrieben:Ich dachte an einen Wolf […] da der Wolf eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt (allerdings hat es nichts mit der Jagd zu tun)...
Noch etwas zur Farbgebung, weil weiter oben die stereotype Vorhaltung von Farbe an Farbe etc. gebracht wurde. Eine Meise lässt sich schlecht mit nur einer Farbe oder einem Metall stilisieren, zumal wenn man eine Kohlmeise wählt. Das heißt nicht, dass so ein Tier ungeeignet wäre. Ich habe mich einmal auf drei Tinkturen beschränkt, weil so die Meise noch deutlich wird. Die oft postulierten „Regeln“, die vermutlich über alle Wappenforen transportiert werden, geben die Behandlung von Tinkturen in der Heraldik nur verkürzt wieder. Oft genug werden historische Beispiele abfällig abgetan, obwohl sie eine hohe künstlerische Qualität zeigen. So etwas finde ich unseriös.
Es ist unsinnig heraldische Farbregeln losgelöst von den betreffenden Abbildungen zu betrachten. Auch kann man keine eigenen Regeln aufstellen, indem man bspw. bei 3-Farbigen Schildbildern die Länge von Umrissen zum Kriterium von „guter“ oder „richtiger“ Gestaltung macht. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich nicht, woher solche „Gesetzmäßigkeiten“ die betreffenden Autoren nehmen. Es mag darüber hinaus auch eine sogenannte „Blütezeit“ der Heraldik gegeben haben. Allerdings gehören alle geschichtlichen Epochen in Betracht genommen, und man kann typische Eigenheiten diverser Schildbilder nicht einfach negieren, oder als schlecht abtun, insbesondere, weil ja alles kulturell verbunden erscheint. (aber davon vielleicht an anderer Stelle mehr)
Hier noch ein paar MEISSNER-Wappen, die noch deutlicher den Namen ausdrücken, und typische Schildinhalte bürgerlicher Wappen darstellen.
Noch etwas zur Methodik. Will man ein Wappenbild zu einem Namen finden, müsste man entgegen dem, was man hier, und wohl vermutlich in weiteren Foren lesen kann, zunächst einmal namensgleiche Wappen studieren, um in Erfahrung bringen, ob es nicht etwa Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich der Schildbilder geben würde, die man bei einem neuen Entwurf zum gleichen Namen mit einbeziehen könnte, damit man in wappenmäßiger Manier den Namen ausdrücken könnte. Die Vorstellung, dass man neue Wappen möglichst kompliziert ausstattet, bzw. fremdartig und wunderlich zusammenstellt, sodass sie gar keinen heraldischen Charakter mehr tragen, bspw. Schildbilder in der Art eines M. C. Escher, ist gar nicht typisch „heraldisch“, jedenfalls nicht im vollen Umfang. Es wird viel zu wenig begründet, und viel zu wenig beobachtet, was Wappendarstellungen angeht.
Zum Schluss noch der Hinweis, dass ja die betreffende Familie Meissner doch in irgendeiner Weise mit schon bestehenden wappenführenden Familien im Zusammenhang stehen kann, - was man vor einem Neuentwurf doch besser erst ausschließen müsste, sofern man es nicht so ganz oberflächlich meint. Außerdem braucht man nicht unbedingt ein Wappen für eine Familienchronik bzw. könnte man sich damit Zeit lassen …
Grüße
- Claus J.Billet
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Ich finde Simplicius Überlegungen sehr wertvoll, insbesondere was das Nebeneinander von Farben und die Tingierungsregeln anbelangt, werden wir doch so auch wieder zum Anfang dieses Fadens verwiesen. Dort stand ein Dreipass aus Maiskolben zur Diskussion, dessen "Beblätterung" die Diskussion um eine angebliche Mißfarbigkeit auslöste. Vielleicht hätten wir uns die ja sparen können...
Heraldische Grüße
Markus
Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488
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