Padberg Evenboer hat geschrieben:Ich habe die Arbeit von Harald (Rurik) sehr genau durchgelesen. Er hat sich viel Mühe gegeben Quellenmaterial zu sammeln und hat auch viel dafür gereist. Aber das Endergebnis stimmt nicht. Das kommt dadurch dass nicht alle heraldische Quellen geprüft sind. So hat er zwei wichtige Quellen übersehen.
Erstens dieses Bild aus Wilhelm Wessel's Hessisches Wappenbuch.[...]
Also ich denke, es führt nicht weiter, Schildbilder oder Gegenstände aus späterer Zeit zu zeigen, die den ursprünglichen Siegelabbildungen nicht mehr ähneln. Dass sich das Schildbild gewandelt hat, ist ja schon aus
Ruriks (Haralds) Arbeit ersichtlich. (Für jene, denen sie nicht vorliegt, können die verlinkten Abbildungen bei
Posse, s.o., hilfreich sein) Das Beispiel aus
Wilhelm Wessel's Hessischen Wappenbuch zeigt definitiv eine
Ramme, oder sagen wir ein Werkzeug zum Stoßen (Stösser). Daraus kann man aber, wie schon gesagt, nicht schließen, wie das Schildbild wohl ursprünglich gemeint war, was doch aber Anliegen der Arbeit von
Rurik war. Die
Ramme im
Hessischen Wappenbuch ist vielmehr ein Ausdruck dessen, dass man später Schildbilder möglicherweise aus verschiedensten Ursachen anders interpretierte.
- Wilhelm Wessel's Hessisches Wappenbuch (ab 1620) steht wohl etwas in der Tradition des bekannten manieristischen Wappen- und Stammbuches von Jost Aman (1589). Dort erscheinen zu jedem Wappen gereimte Sprüche, die sich auf Schildinhalt und Helmzier beziehen, aber keineswegs ihren ursprünglichen Symbolgehalt erklären, das geschieht nur hier und da eher zufällig. Es ist auch gar nicht das Anliegen Jost Ammans (und auch nicht Wilhelm Hessels), Herkunft und Ursache der einzelnen Wappenelemente darzulegen. Die Sinnsprüche verbinden die Symbolik mit einer Art Moral oder Lebensweisheiten, macht sie also im Nachhinein zur Allegorie. Vgl.: Die Knobloch, Die Steffan Der Satz bei Wilhelm Hessel zu dem Schildbild Knorr: “Wer eben macht was ungleich ist, - des[sen] Lob erwächst zu jeder Frist, - soll nicht nur ein Werkzeug beschreiben, sondern macht aus dem Zeichen ein Sinnbild für einen ethischen Wert. So etwas gab es vermehrt seit der Zeit des Humanismus, und ist doch nebenbei bemerkt eigentlich ganz reizvoll. Allerdings kann das Schildbild trotzdem urspr. etwas anderes meinen.
Oben hatte ich doch einmal die Siegel der
Knorr bei
Posse verlinkt. (Band 4) Tafel 22 –
Heyso Knorr (1350), → Tafel 23
Johann Knorr (1369), für jene, die
Ruriks Arbeit nicht haben. Bspw. könnte man hier eine Veränderung zwischen den beiden angegeben Versionen feststellen, möglicherweise zeigen beide Stilisierungen aber den gleichen Gegenstand. Wäre aber tatsächlich eine Veränderung eingetreten, zeigt doch das Siegel
Heyso Knorrs von 1350, dass es zumindest die ursprüngliche Variante gegeben hatte. Die charakteristischen abgewinkelten „Griffe“, zeigen sie aber beide.
Padberg Evenboer hat geschrieben:Fünf zitierten Urkunden beweisen nicht das es sich um ein Mühleisen im Wappen handelt.
@Padberg Evenboer, einerseits haben Sie Recht, allerdings hapert auch der favorisierte
Stösser bzw. die „Ramme“ denn mit so einer Handhabe in Form zweier rechter Winkel wirft das Fragen auf, zumindest so lange, bis nicht ein vergleichbarer Gegenstand gefunden worden wäre, und das ist er bisher nicht. Starke Kräfte kann man so nicht übertragen, da die weit abstehenden und recht dünn anmutenden „Henkel“ doch sehr unzweckmäßig und fragil wirken, möchte man meinen. Eine Schwachstelle wäre der Knick, zuzüglich der Verbindung zum Stoßkörper im Winkel von 45° zur Wirkungsrichtung. Eine Ramme hingegen hat, wie in der Darstellung bei
Wessel, oder wie auf der kürzlich von
F.Martinoff verlinkten Abb., dicht am Körper und parallel zur Wirkungslinie verlaufende Griffe. Die umgebogenen Abschnitte, die am massereichen Instrument anschließen, sind kurz, damit sie durch die Kraftwirkung nicht verbogen werden oder abreisen, bzw. sind sie überhaupt so leicht wie möglich gekrümmt worden, damit sie nah an der Wirkungslinie bleiben, und keine großen Hebelkräfte entfalten. Die Hypothese von einem redenden
Knorr-Wappen finde ich übrigens sehr interessant, aber leider haben wir ein ungewisses Schildbild
und eine ungewisse Anspielung darauf.
Meiner Ansicht nach kann das Fehlen eines Achsenloches nicht definitiv ein Mühleisen ausschließen, andererseits könnte man sich fragen, warum die offene Restfläche, bzw., die Holzbuchse des quadratischen Mühlsteinauges, die nicht von dem „Mühleisen“ verdeckt wird, nicht eine andere Tinktur erhalten hat als der Mühlstein selbst, und man sich nur mit „Umrissen“ begnügte. Letztlich ließe sich aber auch dafür eine Erklärung finden. Als herald. Gestaltung wäre es aber eigentlich ungewöhnlich, dass der Ausschnitt einer Figur (Mühlstein) die Grundfarbe des Schildes bildet, halte es aber nicht für ausgeschlossen.
Auch die frühen Abbildungen an Grabsteine der Familie Knorring in Schweden zeigen deutlich ein Stößer. Später seht es mehr aus wie ein Trinkgefäß.
Mich würde einmal interessieren, ob man in Schweden überhaupt noch ursprüngliche Siegel- oder Schildbilder dazu findet, ich meine Darstellungen, die genauso wie auf den ersten Siegeln aussehen.
Grüße