Fragen zur Entwicklung der Heraldik von etwas anderem Zugang
Verfasst: 04.03.2013, 01:00
Verehrte Herolde und/oder Heraldiker,
bevor ich meine Fragen vortrage möchte ich mich bereits im Vorfeld entschuldigen, da ich befürchte meine Herangehensweise bzw. die Gründe, welche mich dazu treiben mich mit der Wappenkunst und -kunde zu beschäftigen, könnten als von zu niederer Natur und unwürdig empfunden werden und dem ein oder anderen sauer aufstoßen. Denn mein Interesse gilt nicht den bestehenden Regeln der Kunst sondern deren Entstehung, insbesondere der Gründe für die Entwicklung des Wappens und darüber hinaus wild spekuliert, ob nicht auch eine andere Entwicklung möglich gewesen wäre.
Um mein Anliegen deutlicher darzulegen: Ich fröne einer kreativen Tätigkeit, welche sich "Weltenbasteln" nennt und deren Basis letztendlich das beschreiben einer fiktiven Welt ist, ein weithin bekanntes Produkt derlei Unterfangen stellt etwa Mittelerde dar, die 'Welt' in welcher sich die Geschichte des Herrn der Ringe zuträgt. Nun, mein eigenes Endlosprojekt enthält unter anderem ein Imperium, welches in den Grundzügen dem Heiligen Römischen Reich gleicht, und es fleht mich geradezu an zumindest in Ansätzen ein heraldisches System aufzubauen. Welches natürlich nicht exakt dem entsprechen kann, welches in Europa existiert(e), dh. es reicht mir nicht mich durch vorhandene Wappen zu blättern und ebensolche nach gleichen Regeln abzukupfern. Vielmehr muss ich zu den Anfängen zurück, herausfinden, wie und warum die Regeln der Heraldik so sind, wie sie sind.
Relativ einfach ist das mit der Tingierung. Die Unterteilung in Metalle und Farben ergibt sowohl materialtechnisch als auch zur leichteren Kenntlichkeit Sinn - und auch das "erschaffen" neuer Farben für fiktive Zwecke ist recht einfach, da die 4 Farben Rot, Blau, Grün und Schwarz der Farbwahrnehmung im Mittelalter entsprach - Orangen waren halt nicht orange sondern gelb, ebenso wie es in China einst einen Begriff für Grün und Blau gab (gibt es in den chinesischen Dynastien eine Form der Heraldik, durch welche diese Annahme überprüft werden könnte? Ich habe dazu leider nur den kunstgeschichtlichen Zugang)
Für mich schwieriger zu verstehen ist die Blasonierung. Diese ist im wesentlichen eine Verbalisierung, welche alle Teile auflistet und damit das Wappen komplett beschreibt. Gerade mit dem Gedanken dass skalierbare Vektorgraphiken im Mittelalter Mangelware waren scheint es mir so, dass eine Blasonierung einem Wappenkünstler ausreichen müsste, um das Wappen darzustellen. Ist diese Annahme korrekt? Nach kurzem überfliegen einiger hiesiger Forenbeiträge schien es mir so, als wäre auch die grafische Ausarbeitung von Bedeutung. Ist dies ein moderner Zugang? - Oder, um die Frage anders zu stellen: Im Bereich "Material" werden ja Schablonen zur Verfügung gestellt, wenn auch nur zum privaten Gebrauch. Angenommen, zwei dieser Schablonen würden nach den gleichen Regeln ausgefüllt werden (womit die Blasonierung identisch sein dürfte) würde es sich dann um das gleiche Wappen handeln oder nicht?
Welche Elemente innerhalb des Schilds auftreten können und wie eine Teilung durch Fusion zweier Wappen entstehen kann ist mir relativ klar (womit ich nicht behaupten will, es korrekt durchführen zu können, es reicht mir nur um eine fiktive Regelung dazu aus dem Ärmel zu schütteln) Völlig überfordert bin ich derzeit beim Gedanken daran, was sich außerhalb noch so tummeln kann. Ich schätze, Helm und Rangkrone entspricht dem, womit der Wappenträger sein eigenes Haupt bedeckte? Wie aber kamen Schildhalter und Helmzier zustande? Wurde das irgendwann einfach hinzugefügt, damit es prunkvoller aussieht, oder verbirgt sich gar ein tieferer Sinn dahinter, welcher sich mir einfach nicht erschließt?
Flaggen sind mit Wappen untrennbar verknüpft, insbesondere wenn es um Ländereien geht. Soweit ich mich erinnere wurden Flaggen als Erkennungsmerkmal erst etwas später und zur See üblich - aber inwieweit wurden Flaggen von Wappen beeinflusst? Mal abgesehen von der österreichischen Nationalflagge (welche dem Bindenschild entspricht): Wurden zur Entwicklung von Flaggen einfach die entsprechenden Wappen in Rechtecke gezwängt, lediglich die Primärfarben übernommen und in Streifen dargestellt, oder gibt es auch Beispiele, bei denen die Flagge eine völlige Neuschöpfung ist?
Noch einmal: Ich habe Verständnis dafür, dass meine Anfragen und Motive nicht dem hier Gewohnten entsprechen, und will niemanden die Zeit stehlen, der sie mir nicht freiwillig zu geben bereit ist. Insbesondere werde ich gerne auch weiterführendes Material studieren (ich habe versucht im obigen Text zu zeigen, dass ich mich durchaus schon etwas eingelesen habe und nicht völlig blank Hilfe ersuche.) Ich bitte auch nicht darum, für mich eine Recherche zu starten, sondern ersuche eher diejenigen, welche 'vom Kopf her' Antworten geben können, ihr Wissen mit mir zu teilen. Vielen Dank.
bevor ich meine Fragen vortrage möchte ich mich bereits im Vorfeld entschuldigen, da ich befürchte meine Herangehensweise bzw. die Gründe, welche mich dazu treiben mich mit der Wappenkunst und -kunde zu beschäftigen, könnten als von zu niederer Natur und unwürdig empfunden werden und dem ein oder anderen sauer aufstoßen. Denn mein Interesse gilt nicht den bestehenden Regeln der Kunst sondern deren Entstehung, insbesondere der Gründe für die Entwicklung des Wappens und darüber hinaus wild spekuliert, ob nicht auch eine andere Entwicklung möglich gewesen wäre.
Um mein Anliegen deutlicher darzulegen: Ich fröne einer kreativen Tätigkeit, welche sich "Weltenbasteln" nennt und deren Basis letztendlich das beschreiben einer fiktiven Welt ist, ein weithin bekanntes Produkt derlei Unterfangen stellt etwa Mittelerde dar, die 'Welt' in welcher sich die Geschichte des Herrn der Ringe zuträgt. Nun, mein eigenes Endlosprojekt enthält unter anderem ein Imperium, welches in den Grundzügen dem Heiligen Römischen Reich gleicht, und es fleht mich geradezu an zumindest in Ansätzen ein heraldisches System aufzubauen. Welches natürlich nicht exakt dem entsprechen kann, welches in Europa existiert(e), dh. es reicht mir nicht mich durch vorhandene Wappen zu blättern und ebensolche nach gleichen Regeln abzukupfern. Vielmehr muss ich zu den Anfängen zurück, herausfinden, wie und warum die Regeln der Heraldik so sind, wie sie sind.
Relativ einfach ist das mit der Tingierung. Die Unterteilung in Metalle und Farben ergibt sowohl materialtechnisch als auch zur leichteren Kenntlichkeit Sinn - und auch das "erschaffen" neuer Farben für fiktive Zwecke ist recht einfach, da die 4 Farben Rot, Blau, Grün und Schwarz der Farbwahrnehmung im Mittelalter entsprach - Orangen waren halt nicht orange sondern gelb, ebenso wie es in China einst einen Begriff für Grün und Blau gab (gibt es in den chinesischen Dynastien eine Form der Heraldik, durch welche diese Annahme überprüft werden könnte? Ich habe dazu leider nur den kunstgeschichtlichen Zugang)
Für mich schwieriger zu verstehen ist die Blasonierung. Diese ist im wesentlichen eine Verbalisierung, welche alle Teile auflistet und damit das Wappen komplett beschreibt. Gerade mit dem Gedanken dass skalierbare Vektorgraphiken im Mittelalter Mangelware waren scheint es mir so, dass eine Blasonierung einem Wappenkünstler ausreichen müsste, um das Wappen darzustellen. Ist diese Annahme korrekt? Nach kurzem überfliegen einiger hiesiger Forenbeiträge schien es mir so, als wäre auch die grafische Ausarbeitung von Bedeutung. Ist dies ein moderner Zugang? - Oder, um die Frage anders zu stellen: Im Bereich "Material" werden ja Schablonen zur Verfügung gestellt, wenn auch nur zum privaten Gebrauch. Angenommen, zwei dieser Schablonen würden nach den gleichen Regeln ausgefüllt werden (womit die Blasonierung identisch sein dürfte) würde es sich dann um das gleiche Wappen handeln oder nicht?
Welche Elemente innerhalb des Schilds auftreten können und wie eine Teilung durch Fusion zweier Wappen entstehen kann ist mir relativ klar (womit ich nicht behaupten will, es korrekt durchführen zu können, es reicht mir nur um eine fiktive Regelung dazu aus dem Ärmel zu schütteln) Völlig überfordert bin ich derzeit beim Gedanken daran, was sich außerhalb noch so tummeln kann. Ich schätze, Helm und Rangkrone entspricht dem, womit der Wappenträger sein eigenes Haupt bedeckte? Wie aber kamen Schildhalter und Helmzier zustande? Wurde das irgendwann einfach hinzugefügt, damit es prunkvoller aussieht, oder verbirgt sich gar ein tieferer Sinn dahinter, welcher sich mir einfach nicht erschließt?
Flaggen sind mit Wappen untrennbar verknüpft, insbesondere wenn es um Ländereien geht. Soweit ich mich erinnere wurden Flaggen als Erkennungsmerkmal erst etwas später und zur See üblich - aber inwieweit wurden Flaggen von Wappen beeinflusst? Mal abgesehen von der österreichischen Nationalflagge (welche dem Bindenschild entspricht): Wurden zur Entwicklung von Flaggen einfach die entsprechenden Wappen in Rechtecke gezwängt, lediglich die Primärfarben übernommen und in Streifen dargestellt, oder gibt es auch Beispiele, bei denen die Flagge eine völlige Neuschöpfung ist?
Noch einmal: Ich habe Verständnis dafür, dass meine Anfragen und Motive nicht dem hier Gewohnten entsprechen, und will niemanden die Zeit stehlen, der sie mir nicht freiwillig zu geben bereit ist. Insbesondere werde ich gerne auch weiterführendes Material studieren (ich habe versucht im obigen Text zu zeigen, dass ich mich durchaus schon etwas eingelesen habe und nicht völlig blank Hilfe ersuche.) Ich bitte auch nicht darum, für mich eine Recherche zu starten, sondern ersuche eher diejenigen, welche 'vom Kopf her' Antworten geben können, ihr Wissen mit mir zu teilen. Vielen Dank.