Wappen erstellt und nun?

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geipel
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Wappen erstellt und nun?

Beitrag von geipel » 08.03.2012, 22:05

Guten Abend,

auf Basis des wirklich umfassenden Nachschlagewerks 'Internet' und tatsächlich auch eines (dünnen) Buches habe ich ein Wappen für die Familie Geipel erstellt.

Salopp formuliert wäre meine Frage: Geht das denn so?

Was das Wappen sagen soll:

Gestiftet von einem Geipel (lt. nicht bestätigten Quellen bedeuted der Name soviel wie 'eine kühn geformte Lanze'), seit Generationen wohnhaft in Bad Orb (der Wartturm als Wahrzeichen, der Fuchststein als Hinweis auf die Legende des Peter von Orb) im Spessart (die Traubeiche).

Bild

Über Ratschläge und Kritik würde ich mich sehr freuen.

Vielen Dank und viele Grüße

A. Geipel

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R1126
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Beitrag von R1126 » 08.03.2012, 23:01

Hallo Frau oder Herr Geipel,

der Name Geipel ist gem. Auskunft des Dudens "Familiennamen" eine im Raum Gera-Zwickau-Hof übliche Variante des Namens Geibel, welcher wiederum die Koseform des Familiennamens Geib darstellt. Der Name Geib ist wiederum die Kurzform des Rufnamens Gaibald oder Gaibert oder Gebhard.

Zum Wappen: Weniger ist mehr. Bitte nehmen Sie die etwas verlegen im Schildfuß welkenden Eichenbrüche heraus. Sie könnten sie statt des Schirmbretts in der Helmzier führen. Widerstehen Sie der Versuchung die bereits 10.000 - fach zitierte Anspielung auf Berufe mittels Getreideähre und Blitz zu wiederholen. Fast jeder von uns findet Bauern unter seinen Vorfahren und jeder Elektriker oder Internetfachmann hält einen Blitz für ein geeignetes Symbol. Es ist kein gutes Unterscheidungsmerkmal mehr.

Die Lanzenspitze als Anspielung auf den Namen würde ich noch einmal überdenken.

Viele Grüße

Ralf
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geipel
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Aber ein Löwe

Beitrag von geipel » 09.03.2012, 22:19

Hallo Ralf,

vielen Dank für die schnelle und umfangreiche Antwort. Ihr Vorschlag mit den Eichenbrüchen hat gleich zwei Gestaltungssorgen auf einmal gelöst.

Ich habe hin und her überlegt, wie ich den Namen Geipel noch umsetzen könnte. Zusätzlich zu Ihrem Hinweis der Namensherkunft habe ich noch zwei weitere gefunden. Gemein sind fast allen die Eigenschaften Mut bzw. Stärke.

Löwen und Adler standen allerdings nicht ganz oben auf meiner Wunschliste der Wappenfiguren - es muss ja Unmengen von Kombinationen damit geben. Ich wage dennoch einen Versuch: der Löwe, der für den Mut und die Stärke des Geipels steht. Ich habe mich für den Dresdner (eigentlich Meißner) Löwen entschieden. Nicht nur, weil er gefällt, sondern auch, weil ich, das Eheweib des Wappenstifters, aus dieser Stadt komme. Meine Frage lautet jetzt: darf ich das?

Und ich habe auch noch eine zweite Frage: falls ich nun einen Löwen verwende, gibt es denn irgendeine Möglichkeit, auszuschließen, dass es 'mein' Wappen schon gibt?

Ein Bild habe ich noch nicht, aber ich kann versuchen, es in Worten zu zeichnen:

Auf schwarzem Grund rechts ein goldener Turm belegt mit einem schwarzen Stein.
Links einen nach links steigenden goldenen Meißner Löwen.
Auf dem Helm auf einer schwarz-goldenen Helmdecke zwei schwarze Eichenblätter mit goldenen Eicheln mit einem goldenen Hufnagel 'befestigt'.

Viele Grüße


Anne

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R1126
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Beitrag von R1126 » 10.03.2012, 22:30

Hallo Anne,

ja, Löwen und Adler gibt es en mass. Wenn es sich nicht geradezu unausweichlich aufdrängt ist es immer eine gute Idee andere Figuren zu wählen. Wenn mann unbedingt auf einen Löwen als Herkunftshinweis
zurückgreifen will, dann empfiehlt es sich, diesen nur zum Teil zu "zitieren". Die gesamte, unveränderte Figur erweckt den Anschein, dass man Markgraf von Meißen ist, oder Anspruch darauf hat, oder noch schlimmer - es glaubt :wink: !
Nur das Löwenhaupt ist ausreichend als Herkunftshinweis - oder eine Löwenpranke könnte einen Gegenstand halten...

Ob es ein Wappen schon gibt oder nicht, kann nur jemand beantworten, der sehr viele Wappen kennt oder nachschlagen kann. Das sind in der Regel Heraldiker oder heraldische Vereine. Da dieser "heraldische Abgleich" aufwendig ist, kann es sein, dass es etwas kostet. 100%ige
Sicherheit gibt es leider nie, denn nur ein Teil aller momentan und in der Vergangeheit geführten Wappen ist überhaupt irgendwo registriert.

In Regensburg wird ein früher Bischof namens Gaubald (wohl eine Variante des Namens Gaibald) verehrt. Gaubald bedeutet etwa "der mutige Gote". Mir fallen zu den Goten ihre berühmten Adlerfibeln ein. Man könnte vielleicht auf den Turm einen Adler setzen, der einmal auf den Mut anspielt und zum zweiten auf die Goten, die im Namen noch aufzublitzen scheinen. Das ist möglicherweise etwas weit hergeholt, ergäbe aber ein geschlosseneres Schildbilt: Ein Turm, evtl. mit Stein belegt, auf dem ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen sitzt. Der Turm und der Löwe nebeneinander wären halt zwei Figuren, die nicht miteinander in Beziehung stehen.

Das sind alles nur wilde Gedanken. Vielleicht regen Sie die Fantasie etwas an.

Viele Grüße

Ralf
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Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 12.03.2012, 13:00

Hallo Anne,

Ihr Beitrag hat mir viel Freude bereitet... wegen der vielen "Glaubensbekenntnisse" zum FN.

Bitte, glauben Sie nicht alles, nur weil es gschrieben steht und hundertfach zitiert wurde und wird. Es gibt zum FN Geipel mehrere Ursachen, wenn man die regionale Werdung bedenkt. Ob nun die Silbe "Gau" oder "Geb" den Namen bildete muß ungeklärt bleiben und kann nur -je nach Wunsch und nach persönlichem Wissen und Wollen- vermutet werden. Wer die Endung auf -el nicht als eine Koseform, sondern als ein regionales Suffix, wie andernorts ein -er oder -man, liest, der kommt schnell zu ganz anderen Schlußfolgerungen, die ich hier aber nicht näher erläutere... ;-)

Machen Sie sich also einfach frei von dem Versuch, Ihren FN bildlich umsetzen zu wollen. Es würde ohnehin niemand so zu lesen wissen, wie Sie es verstanden haben möchten.

Ihren obigen Wappenentwurf kann ich auch nur als solchen verstehen und hoffe sehr, daß Sie auch hier einen neuen Ansatz finden. Das Sammelsurium von Bruchstücken ergibt kein Bild das imstande wäre Ihre Familie zu repräsentieren. Denken Sie an die alten Hauszeichen - viel älter als Wappen - sie sind markanter und harmonischer und vorallem : wiederzuerkennen!

Noch etwas:
die grafische Gestaltung... wirkt auf mich wie eine Zigarrenbanderole .. ein Wappen ist flach, ohne Höhen und Tiefen, es trägt das Zeichen seines Herrn .. weithin sichtbar ;-)

Viel Spaß noch und schöne Grüße,

Irmgard

geipel
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Beitrag von geipel » 12.03.2012, 22:26

Hallo Ralf, hallo Irmgard,

gestern abend hatten wir eine Eingebung. Wir haben in Gedanken den Löwen in Einzelteile zerlegt und nichts wollte uns gefallen. Und auch der Gedanke an den Löwen selber hat uns immer weniger gepasst. Löwen sind Könige. Und die Geipels, das sind eben eher - Ähren und Blitze, siehe oben.

Aus der letzten dummen Bemerkung vor dem Einschlafen wurde dann die neue Idee. Sie hat mich beinah nicht schlafen lassen, weil sie mir immer besser gefiel: Der Löwenzahn als die Wappenblume der Geipel.

Bei näherer Betrachtung passt gerade diese Pflanze wie die Faust auf's Auge: Nicht ein bisschen königlich, aber robust, stur genug, um durch den Asphalt zu wachsen und praktisch unverwüstlich.

Ich hoffe wirklich, keinen allzu großen heraldischen Faux pas mit dieser Wahl zu begehen, denn ich habe große Freude an dem Entwurf.

Der Löwenzahn liegt in einer Salzsiedeschale - ein Hinweis auf Bad Orbs glorreiche Vergangenheit als Salzstadt.

Bild

Viele Grüße


Anne

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 12.03.2012, 22:29

keinen allzu großen heraldischen Faux pas
grün auf schwarz?

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Beitrag von geipel » 12.03.2012, 23:36

Dann besser goldene Blätter.

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 13.03.2012, 01:10

Ich wuerde vorschlagen nicht nur zwei Blaetter als Helmzier,
:oops:
doofe Idee....echt :!:

Leute sollten denken bevor Sie etwas vorschlagen,
Schale sollte eigentlich auch weg, vieleicht mit den Blaettern kombinieren!

Oder ganz anders gestalten!!!
...und ja, kein Gruen auf Schwarz!
:wink:
freundliche Gruesse,
Frank


bis auf ein paar Kleinigkeiten, fand ich das erste viel besser :!:

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 13.03.2012, 08:01

Ich finde die Idee, eine Löwenzahnpflanze in Aufsicht zu verwenden, geradezu großartig!

Auch die Symbolik - bodenständig und ehrlich - gefällt mir ausnehmend gut.

Vielleicht sollten Sie noch mit den Maßen der Blattrosette und der Blüte etwas experimentieren. Dann könnte - beispielsweise - eine goldene Blüte auf einer grünen Blattrosette liegen, die wiederum in einem silbernen Felde liegt.

Ich meine, daß bei genügend Grün als "Hintergrund" für die Blüte möglichst wenig Gold an Silber stieße, und die heraldische Regel dann respektiert bliebe.

Dies alles mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß die Farbregel den Sinn hat, ein Wappen gut aussehen zu lassen. Ein Wappen sieht ja nicht schon deshalb gut aus, weil es die Farbregel respektiert .....



:wink:
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 13.03.2012, 10:46

Jochen hat geschrieben:Ich finde die Idee, eine Löwenzahnpflanze in Aufsicht zu verwenden, geradezu großartig!

Auch die Symbolik - bodenständig und ehrlich - gefällt mir ausnehmend gut.

Vielleicht sollten Sie noch mit den Maßen der Blattrosette und der Blüte etwas experimentieren. Dann könnte - beispielsweise - eine goldene Blüte auf einer grünen Blattrosette liegen, die wiederum in einem silbernen Felde liegt.

Ich meine, daß bei genügend Grün als "Hintergrund" für die Blüte möglichst wenig Gold an Silber stieße, und die heraldische Regel dann respektiert bliebe.

Dies alles mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß die Farbregel den Sinn hat, ein Wappen gut aussehen zu lassen. Ein Wappen sieht ja nicht schon deshalb gut aus, weil es die Farbregel respektiert .....



:wink:

Kann Dir hier nur zustimmen :!:
Nur Gruen, kann aber muss nicht sein, denn der Loewenzahn hat einen natuerlichen Erkennungswert!

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 13.03.2012, 19:43

Also - es funktioniert:

[img]http://gallery.me.com/jochen.wilke/1000 ... 01/web.png[/img]

Ich habe aber ein ganz klein wenig geschummelt, indem ich die Konturen kräftig schwarz gehalten habe. Ist etwas krude, das ganze - soll ja auch nur eine Skizze sein.

À propos schwarze Konturen - Ein bißchen finde ich es bedauerlich, daß für Schwarz als Feldfarbe keine Ausnahme der Farbregel gilt, denn vor einem schwarzen Hintergrund sehen eigentlich alle Tinkturen (wenn sie hell genug sind....) deutlich brillanter aus als vor anderen Hintergründen (Komplementärfarben einmal ausgenommen). Aber was solls - "lex dura, sed lex"....
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Beitrag von geipel » 13.03.2012, 21:37

Hallo,

Ihre Skizze ist ja der Hammer. Auf diesem Entwurf sieht man den Löwenzahn auch bedeutend besser - selbst wenn man sich zum Kaffee holen ein Stück vom Rechner entfernt. Vielen Dank für diesen Rat!

Kann denn über die letzten kleinen Berührungspunkte zwischen Gold und Silber hinweggesehen werden? Oder sind dicke schwarze Konturen ein erlaubtes Hilfsmittel? Denn schöner ist's mit grünen Blättern schon.

Es gab eben noch eine kurze Diskussion, wo denn nun die Schale hinsoll. Eine Variante wäre, statt der Schale wieder den Turm als Symbol für Bad Orb zu nehmen und diesen, vielleicht eingerahmt von den Eichenblättern des Spessarts, als Helmzier zu verwenden.

Da der Turm vermutlich nicht golden bleiben kann, weil die Helmdecke dann verkehrt herum gefärbt wäre, würde ich ihn in schwarz umfärben. Oder würden Sie mir davon abraten, auf dem Helm eine Farbe zu verwenden, die im Wappen nicht wirklich vorkommt?

Viele Grüße


Anne

PS: @Jochen wieviel Freiheit habe ich denn bei der Übernahme Ihres Entwurfes? Ihre Löwenzahnblätter gefallen mir nämlich wirklich gut...

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 13.03.2012, 22:09

geipel hat geschrieben:.....

Kann denn über die letzten kleinen Berührungspunkte zwischen Gold und Silber hinweggesehen werden? Oder sind dicke schwarze Konturen ein erlaubtes Hilfsmittel? Denn schöner ist's mit grünen Blättern schon.
Also - geringfüger Kontakt Metall - Metall oder Farbe - Farbe ist eigentlich immer "drin".

Wenn es konstruktionsbedingt nicht anders geht (z.B. Gabelteilung in drei Tinkturen) auch ein größerer.

Da der Turm vermutlich nicht golden bleiben kann, weil die Helmdecke dann verkehrt herum gefärbt wäre, würde ich ihn in schwarz umfärben.
Der Turm kann jede beliebige Tinktur annehmen

Oder würden Sie mir davon abraten, auf dem Helm eine Farbe zu verwenden, die im Wappen nicht wirklich vorkommt?
Mein Rat wäre, mit einem Minimum an Farben auszukommen. Aber ich bin da kein authentischer Ratgeber, weil ich in meinem eigenen Wappen vier Tinkturen habe :wink: .

PS: @Jochen wieviel Freiheit habe ich denn bei der Übernahme Ihres Entwurfes? Ihre Löwenzahnblätter gefallen mir nämlich wirklich gut...
Wenn Sie versprechen, dem Roten Kreuz oder den Johannitern oder ähnlichen Organisationen gelegentlich ein paar Euronen zu spendieren, sollten Sie sich keine Sorgen hinsichtlich einer eventuellen Urheberrechtsverletzungsklage meinerseits machen ......
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 13.03.2012, 23:27

Jochen, das ist einfach klasse. Und so was von scheinbarer Ähnlichkeit mit einem Schildgespänge :P

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