Wappendeutung

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AvN
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Wappendeutung

Beitrag von AvN » 26.06.2011, 10:08

In dem Thema über Wappenschwindel ging es u. a. auch darum, daß Betrüger leider keine Ahnung von den heraldischen Regeln haben und daher Wappen nicht richtig entwerfen können. Das können nur richtige Heraldiker. Ich hatte dann angemerkt, daß auch in der Heraldik leider Wissen verlorengegangen ist, insbesondere was die Deutung von Wappenbildern betrifft.

Wenn jemand ein neues Wappen in Auftrag gibt, wird geschaut, wo seine Vorfahren herkommen oder was der Name bedeutet, danach wird dann ein Wappen entworfen, indem man z. B. Bestandteile der Ortswappen, wo die Familie ansässig war, mit einbezieht oder Figuren, die den Namen "sprechend" kennzeichnen.

Da ich neu hier im Forum bin, möchte ich gerne einmal sehen, wie gut die Forumsgemeinde sich auskennt, wie sie irgendein Wappen deutet. Ich bitte daher alle Heraldiker, ihre Deutung des folgenden Wappens einmal zu posten.

Ich nehme das Wappen der "Bechten", abgebildet im alten Siebmacher Band 4, Tafel 265 "Heilbronnische", abgebildet dann im neuen Siebmacher, Bürgerliche Geschlechter S. 21, Tafel 22 sowie in "Abgestorbene Württembergische Geschlechter S. 77f und Tafel 46.

Beschreibung: In Rot ein silberner Schwan auf grünem Dreiberg. Kleinod: Der Schwan auf einem roten Kissen mit goldenen Quasten. Decken: Rot und silber.

AvN

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 26.06.2011, 10:23

oh, ein Quiz .. und was gibt es als 1.Preis?

:lol:

AvN
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Beitrag von AvN » 26.06.2011, 10:56

Da es kein absolut "richtig" oder "falsch" gibt, sondern es Deutungen sind, kann es auch keinen Preis geben. Ich will einfach mal sehen, wie gut die Community hier so informiert ist.

AvN

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 26.06.2011, 11:27

"Gans" :?: :!:
...haengt da nicht etwas in der Moritz Kirche, dachte ich haette da mal etwas gesehen, kann mich auch täuschen!
:wink:

Nein kein Heraldiker in meiner Person, so ich kann ungeniert falsche Antworten geben!
:lol:

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 26.06.2011, 13:10

So langsam nimmt der Faden hier groteske Formen an.
Meine Anmerkung dazu:
Der "Neuling" User "AvN" stellt teilweise die Heraldik und die Wappenführung in Frage,
:arrow: ....andererseits trägt er einen Siegelring. :!: :lol:

Dann will er uns hier auf eine "Probe" stellen :idea: :lol:
Nun, die Angaben zum gefragten Wappen "Bechten" :
"Siebmacher, Bürgerliche Geschlechter S. 21, Tafel 22 "
können so nicht stimmen. :!:
Hier fehlt die Angabe in welchem Band :?:
sich das Wappen, bzw. dieser Eintrag befinden soll.
Ich für meinen Teil konnte die Schreibweise "Bechten" in keinem Band der Bürgerlichen Eintragungen entdecken.
Hier keimt der Verdacht auf,
auch auf Grund sämtlicher vorheriger Anmerkungen,
daß sich hier jemand einen schlechten Scherz mit uns erlauben will.
Sorry, aber für solcherlei habe ich keine Zeit. :!:

Meine Empfehlung an "AvN":
Lesen Sie sich zuerst in der Fachliteratur gründlich ein :!:

Friedhard Pfeiffer
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Beitrag von Friedhard Pfeiffer » 26.06.2011, 14:04

Claus J.Billet hat geschrieben:Nun, die Angaben zum gefragten Wappen "Bechten" :
"Siebmacher, Bürgerliche Geschlechter S. 21, Tafel 22 "
können so nicht stimmen. :!:
Hier fehlt die Angabe in welchem Band :?:
sich das Wappen, bzw. dieser Eintrag befinden soll.
Im Siebmacher, Band Bürgerliche 1. Teil/Band, Seite 21, Tafel 22, ist folgendes zu finden: "Becht, Albrecht, Bürger zu Reutlingen 1294. Becht Eberhard, Bürgermeister zu Esslingen 1387. Becht Georg, Stadtamtmann zu Esslingen 1528. Becht Johann Friedrich, Bürgermeister zu Esslingen 1669. Becht Georg Adam, S. U. C., ritterschaftlicher Craichganischer Sekretär.
Wappen: In Rot ein silberner Schwan auf grünem Dreiberg. Kleinod: Derselbe auf rotem Kissen. Decken: Rot und silber."
Mithin ist kein Wappen Becht"er", sondern "nur" ein Wappen Becht verzeichnet.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

Irmgard
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Beitrag von Irmgard » 26.06.2011, 14:06

abgestorben?

und abgeändert?

nun ja, da sollen wir wohl etwas zu einem "übernommenen" Wappen sagen *g* würde zu einem silbernen Ring der 30er Jahre passen, der Hochzeit der Wappenübernahme ...

der Name des Wappenbesitzers ist falsch, weil gebeugt - müßte man als Besitzer/ Kenner eigentlich wissen

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Becht

(ups, Friedhard war schneller)

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 26.06.2011, 15:06

@ Herr Pfeiffer
Herzlichen Dank für die Aufklärung. :!: :D

Becht also.
:arrow: Da kann man ja lange suchen,
wenn man falsche Namen-Angaben bekommt. :evil:

AvN
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Beitrag von AvN » 27.06.2011, 10:53

Ich nehme das Wappen der "Bechten", abgebildet im alten Siebmacher Band 4, Tafel 265 "Heilbronnische",
hatte ich geschrieben. Den Pluralis sollte man erkennen. "der Bechten" oder "des Becht" wenn man es in den Singular setzt. Wer den alten Siebmacher kennt, der weiß, daß er noch etwas altmodisch formuliert ist. Falsche Angaben waren es nicht, wenngleich ich zugeben muß, daß ich die Angabe des Teiles / Bandes bei Siebmacher vergessen hatte (ich kenne nur die Ausgabe, wo alle Teile in einem Band vereinigt sind). Allerdings hatte ich auch nicht gedacht, daß man das Wappen heraussuchen müsse, denn die Beschreibung müßte egentlich ja völlig reichen.

Gut, also, nun besteht Klarheit über die Familie. Und nun warte ich gespannt auf die sicherlich sehr fundierten Deutungen des Wappens durch die professionellen Heraldiker in diesem Forum.

AvN

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 27.06.2011, 11:58

@ AvN

Ihr Anspruchsdenken mutet schon etwas seltsam an.
Soll bei der Frage nach "Bechten" von uns jeder Name, der in der Schreibweise evtl. den selben Ursprung aufweist, durchforstet werden. :?:

Eine Deutung der Symbole kann nicht abgegeben werden, da diese alleine dem Wappenstifter unterliegt.
Wenn diese Symbol-Auslegung in der Eintragung nicht veröffentlicht wird, (was in den alten Eintragungen der Sammlungen seltenst geschieht),
so verbleibt lediglich eine Anfrage, mit der Bitte um Auskunft, bei der betreffenden eintragenden Wappenrolle. :wink:

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Beitrag von Isenberger Herold » 27.06.2011, 13:43

...
Ich bin durchaus der Meinung, daß man Wappen "lesen" können sollte.
Das Problem ist einfach nur, daß es auch in einer Schriftsprache, wie es die Heraldik in diesem Zusammenhang ist, ziemlich viele "Dialekte" gibt.
:cry:

Aber ich versuche es mal spontan:
Ich schließe bei dem Schwan zunächst einmal eine Bedeutung als Todesomen aus, auch wenn die Region passen würde. Da müßte der Stifter doch ziemlich makaber eingestellt gewesen sein.
Auch sein Name hat für mich erstmal nichts mit dem Tier zu tun. (Man möge mich korrigieren!)
Mir bleiben aber trotzdem noch zwei sehr gut mögliche Deutungen, zwischen denen ich nicht zu entscheiden wage (Und das sind nur die, auf die ich spontan komme!):
1.) Der Schwan könnte von der Grafschaft Hanau übernommen sein. Die Tinkturen stimmen; er wäre damit ein Verweis auf eine Herkunftsregion und möglicherweise auch weitergehende Lojalitäten.
2.) Als beliebtes Tier in Menagierien der Zeit könnte der Schwan einfach für adelige Lebensart stehen. Hierfür spräche, daß unser Johann-Schorsch ein Amtmann war. Solche Leute haben sich gerne einmal an die Lebensart des Adels angelehnt; und auch schon allein die Annahme eines Wappens spricht hierfür.

Ich hoffe, meine Unentschlossenheit wird nicht zu sehr gegen mich ausgelegt.
:oops:

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 27.06.2011, 14:31

"Ich hoffe, meine Unentschlossenheit wird nicht zu sehr gegen mich ausgelegt. "

Keineswegs :wink:

Es sind und bleiben eben Vermutungen, wie es sein könnte. :!:
Ohne schriftlichen Beleg des Wappenstifters wird die vorgegebene Symbolik des Wappens
- und deren Deutung- im Dunkeln bleiben.

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Beitrag von Markus » 27.06.2011, 16:56

Genau so sehe ich es auch, alles ist nur ein "könnte". Klarheit schaffen nur Wappenerklärungen der Stifter. Die liegen häufig nicht vor, weshalb viele Bedeutungen für immer im Dunkeln bleiben.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Jochen
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Beitrag von Jochen » 27.06.2011, 17:32

Ist doch klar: Der Schwanenhals ist eindeutig ein Phallussymbol, und weiß ist die orientalische Farbe der Trauer. Also war der Ahnherr des Stifters ein sexbesessener Orientale.

Woher die Trauer? Auch ganz klar: Grün bedeutet die Heimtücke der Schwiegermutter des Stifters, und Rot steht für die tragische Liebe des Onkels des Stifters zum nachbarlichen Burgfräulein, das wegen der Heimtücke der Schwiegermutter leider schon anderweitig vergeben war.

Ach ja, das Kissen! Eindeutig ein Bezug zum Lotterbett des Ahnherrn. Oder des Stifters. Oder des Burgfräuleins. Oder der Schwiegermutter.

Oder so.....
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

Bas den Brok
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Beitrag von Bas den Brok » 27.06.2011, 23:43

Hier
http://www.friedrich-becht.de/Vita/Gene ... alog1.html
heisst es:

"Das Wappen ist ein sprechendes. Noch heute heisst im Bayrischen eine gestopfte Gans eine Becht. Aus der Gans wurde spaeter aus Schoenheitsgruenden ein Schwan."

Oder Becht von Schwangau?

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