Die verlinkte Deutung, die "Bas den Brock" bringt kenne ich natürlich. Und ich hatte auch damit gerechnet, daß jemand sie hier wiederholen würde. Ich halte auch sie für relativ unwahrscheinlich, weil sie ja die Grundlagen (Gans statt Schwan) verändert, ohne es zu belegen (wird irgendwo das Wappentier als Gans dargestellt oder beschrieben?). Auch müßte der Beleg "Becht" = "gestopfte Gans" gebracht werden, ich habe gesucht und und das nirgends gefunden. Dazu wäre aber noch ein Blick in J. Grimms Wörterbuch nötig, das mir gerade nicht vorliegt.
Aber eines scheint sicher: Das "Stopfen" von Gänsen ist eine Erfindung, die es im 12. Jh. noch nicht gab. Solche Perversitäten hat erst die Neuzeit aufgebracht. Aber auch das müßte genauer untersucht werden.
Schließlich denke ich, daß niemand seinen Familiennamen als "gestopfte Gans" verstehen wollte und dann auch noch ein entsprechendes Symbol wählte. Schließlich wird die "gestopfte Gans", mit der sich der Wappenträger doch identifiziert, irgendwann geschlachtet und verspeist. Deswegen halte ich diese Deutung für höchst unwahrscheinlich und falsch.
Diese Einstellung kann ich nicht nachvollziehen. Es ist das Eingeständnis, unverständlich vor bunten Bildchen zu stehen und nichts zu verstehen. Als wenn ein Ägyptologe sich über die Schönheit der Hieroglyhen freute, aber sie nicht lesen kann.alles ist nur ein "könnte". Klarheit schaffen nur Wappenerklärungen der Stifter. Die liegen häufig nicht vor, weshalb viele Bedeutungen für immer im Dunkeln bleiben.
Wenn es tatsächlich so ist, dann wird es höchste Zeit, daß man lernt, die Bildsprache der Wappen zu verstehen, weil man sonst immer nur an der Oberfläche bleibt, und nie tiefer eindringen kann.
Weitergedacht: Welchen Sinn hat es, Wappen neu nach heraldischen Regeln zu stiften, wenn man die Bedeutung der Einzelheiten nicht kennt? Kann man dann überhaupt ein Wappen neu anlegen? Ist es dann nicht, als wenn ein Kleinkind die Scrabble-Buchstaben ohne Sinn und Zusammenhang aneinanderreiht? Wenn ich ein rotes Wappen registriere, aber gar nicht weiß, welche Bedeutung die Farbe Rot im Wappen hat?
Das erinnert mich an die Leute, die Blumen verschenken, ohne zu wissen, welche Bedeutung jede Blumenart hat. Dann kann es schon einmal passieren, daß ein derart Ahnungsloser weiße Nelken (Totensymbole) seiner Auserwählten als Zeichen seiner Liebe schenkt.
Auf anderen Gebieten ist man da schon weiter: So sind viele mittelalterliche Symbole (etwa an alten Säulenkapitälen) heute bekannt und man kann bislang unverständliche Darstellungen in alten Gebäuden oder in Handschriften oder Gemälden verstehen. Hieronymus Bosch z. B. überfrachtete seine Bilder geradezu mit mehrdeutiger Symbolik.
Das dürfte beim alten Siebmacher schwierig werden.Eine Deutung der Symbole kann nicht abgegeben werden, da diese alleine dem Wappenstifter unterliegt.
Wenn diese Symbol-Auslegung in der Eintragung nicht veröffentlicht wird, (was in den alten Eintragungen der Sammlungen seltenst geschieht),
so verbleibt lediglich eine Anfrage, mit der Bitte um Auskunft, bei der betreffenden eintragenden Wappenrolle.
Damalige Wappenträger wollten nicht nur, daß man sie anhand ihres Wappens erkennen kann, sondern sie verwendeten das Wappen auch wie ein Bild, welches andere natürlich erkennen und deuten konnten bzw. können sollten. Ein Wappen zu führen, mit dem der Andere nichts anfangen kann, war nicht Sinn der Sache.
Heute werden nur noch die "redenden" Wappenbilder gedeutet, da gibt es zugegeben auch kaum Deutungsfreiheit. Aber das ist sozusagen Lehrstoff der Grundschule, die anderen Wappenbilder muß man auch deuten können, also den Lehrstoff der Oberschule erlernen.
AvN