Blätterkranz statt Helmkrone

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Joachim v. Roy
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Blätterkranz statt Helmkrone

Beitrag von Joachim v. Roy » 01.07.2010, 09:38

Zu dieser Anfrage
http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=39737
darf ergänzend angemerkt werden:

Hina hat vollkommen recht, wenn sie schreibt, daß es sich hier um das Wappen der Familie SCHULTE VON DER LÜHE handelt, welches von der Familie des Fragestellers n i c h t geführt werden darf !!

Im übrigen ist dem Blätterkranz auf dem Helm (nicht: "Adlerhorst") k e i n e besondere Bedeutung beizumessen.
Auch im Adelslexikon, herausgegeben vom Deutschen Adelsarchiv, Bd. XIII (= Genealogisches Handbuch des Adels,
Bd. 128 der Gesamtreihe), Limburg a.d. Lahn 2002, S. 154 (SCHULTE VON DER LÜHE), wird neben dem "offenen schwarzen Flug" keine weitere spezielle Helmzier ausgewiesen, weshalb man den - im Siebmacher von 1605
abgebildeten - Blätterkranz getrost durch eine normale Helmkrone (Blattkrone) ersetzen kann.

Die Stammreihe und die ältere Gemealogie der aus dem Bistum Bremen stammenden Uradelsfamilie SCHULTE VON DER LÜHE findet man im Danmarks Adels Aarbog, Kopenhagen 1926.


Freundliche Grüße vom Rhein

Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 01.07.2010, 12:10

stellt sich die Frage ob man die Helmkrone unverliehen verwenden darf :?:

unzählige "Wappenbesserungen" bestanden allein darin eine Helmkrone zu verleihen

meines Wissens nach heisst es bei Adelswappen ja auch:
je älter, desto eher ohne Helmkrone

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 01.07.2010, 12:46

Ich selbst kenne k e i n e deutsche Adelsfamilie, der im Rahmen einer Wappenbesserung lediglich eine "Helmkrone"
(und sonst weiter nichts) verliehen wurde. Hier wäre ich für die Angabe von Beispielen dankbar (wenn "unzählige" Wappenbesserungen allein in der Verleihung einer Helmkrone bestanden haben sollen, so dürfte es wohl nicht schwer fallen, etwa 5 bis 10 dieser Familien beispielhaft zu benennen).

MfG

Gast

Beitrag von Gast » 01.07.2010, 15:36

Ich bewundere Hinas Engelsgeduld, immer wieder die selben freundlichen aber bestimmten Antworten auf immer die gleichen "unschuldigen" Wappen-Usurpierer Fragen zu geben. Man findet da ja die lustigsten "Beweise" mit dem Tenor "das ist unser Wappen ich brauche da aber eine Erklärung" usw.

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Die Schulte von der Lühe haben übrigens eine Reihe von Namensversionen (mit und ohne Luhe/Lühe) geführt. Interessant:
1) die Schachfarben sind 3 mal anders beschrieben
2) eine Familie von der Lühe hat einen geschachten, obengezinnten Mauerschrägbalken (I.169) und später ein Burgtor (5.153).

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Der Anfragende, angeblich ein Vorvater, hat da ein wenig im Alten Sibmacher geblättert und ist auf der Seite des Braunschweigischen Uradels " bei "die Schultzen" "erfolgreich" gelandet.

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Sibmachers Erster Teil von 1605 enthält (abgesehen von einigen Patriziern und Ehrbaren am Ende) überhaupt nur Uradel.

Was nun die Helmkronen darin betrifft, so muß man sehen, daß J. Sibmacher
in seinen Tafeln schablonenweise vorgeht, das betrifft nicht nur die Helmstellungen und z.T. die Wappenbilder, sondern auch die Decken und eben die Frage: Wulst, Krone und ganz ohne. Da er sicherlich nur sehr wenige wirkliche Originalzeichnungen gehabt haben dürfte, hat er da offensichtlich ziemlich willkürlich gezeichnet.
Erst unter seinen Nachfolgern, vor allem aber unter den Fürsts, die in dem Kammer­maler Leux einen Gewährsmann in Wien hatten, ist für die Teile 4 und 5 da mit größerer Akribie zu rechnen. Für Leux hat P. Fürst auch Schablonen gedruckt, sie ihm nach Wien gesandt und dann nach Rücksendung die darin gemeldeten Wappen in die ständig erweiterten Ausgaben eingefügt.

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Auf die Antwort "nur Helmkrone verliehen" bin ich sehr gespannt. Aber das kann die Sibmacher-Teile 1-3 nicht betreffen.

Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 02.07.2010, 12:43

ein Beispiel hätte ich hier (siehe unten) gefunden.
allerdings ist die Suche nicht so einfach, werde mich bemühen weitere Beispiele anzuführen.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Helmkronen schon automatisch bei jedem Wappen mitverliehen, sodass hier auch keine Beispiele zu finden sind.

Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg

Römisch-katholisch - Altbayerisches Geschlecht das mit Wernhard (Bernardus) de Lerchinfelt 1070 urkundlich (Cod. bav. Nr. 1783, 54 b, Urk. IX, 74) zuerst erscheint. Albrecht Lerchenvelder zu Lerchenfeld tritt nach 11.11.1302 die Hälfte seiner Güter in Lerchenfeld an Leutwin Löbel, Probst zu Regensburg, ab und begibt sich nach Regensburg. Die sichere Stammreihe beginnt mit Heinreich Lerchenvelder urkundlich 1347 bis 1357 (Universitätsbibliothek der Stadt Regensburg II, 1956) in Regensburg (wahrscheinlich Sohn des Albrecht).

Bestätigung des jüngeren Stammwappen und Verleihung der Helmkrone St. Georgen im Szeklerland am St. Urbanstag (25.5.) 1427 durch Kaiser Sigismund (für Haimeran Lerchenfelder, Mautner und Stadt Kämmerer in Straubing (gestorben Regensburg 1459, Urenkel des Heinrich)).
Adelsbestätigung Schloß Ofen Sonntag nach St. Bartholomäustag (26.8.) 1525 für Georg Lerchenfelder und Vetter (von König Ludwig von Ungarn (abgedruckt in der heraldisch-genealogischen Zeitschrift "Adler", I, 1871, Seite 47f.))
Rittermäßiger Reichsadel mit Wappenbesserung Augsburg 25.1.1555 für die Brüder Casper und Balthasar Lerchenfelder
Reichsadelbestätigung als von Lerchenfeld, Wappenvermehrung (mit erloschenen von Pennberg ) und Rotwachsfreiheit Prag 26.4.1587
Adelsbestätigung und Wappenbesserung Prag 22.1.1597
Ausdehnung der Verleihung von 1587 auf die Brüder Albrecht und Christoph Prag 1.2.1616
Reichsfreiherrnstand, Regensburg 22.2.1653 (für Georg Konrad von Lerchenfeld auf Ammerland usw., seine Brüder und Vettern)
Kurbayerische Anerkennung 14.9.1653
Reichsgraf, Wien 20.3.1698 (für Franz Adam Freiherrn von und zu Lerchenfeld auf Köfering)
Kurbayerische Anerkennung 2.4.1699
Immatrikuliert im Königreich Bayern bei der Grafenklasse 2.3.1813.
Das ehemalige Fideikommiss Köfering, mit erbländischer Reichsratswürde der Krone Bayern seit 1.10.1845, wurde aufgelöst.

noch ein Text zu diesen Thema:

Lehenartikel. Diese in den Urkunden selbst gebrauchte Formel, sichert dem Wappen- und Lehensgenossen rittermäßige Lehen zu tragen und alle damit verbundenen Vorzüge zu genießen. Die Lehensfähigkeit hat eine Fülle von Gestaltungen angenommen. Man unterschied Reichs-, landesfürstliche und Privatlehen, gegebene und aufgetragene, Gnaden-, Kauf-, und gekaufte Lehen, Lehen mit der Gnade, neue und alte Lehen, Männer- und Weiberlehen. Hier ist das Kriterium der Rittermäßigkeit gegeben. Das heißt also, dass der Beliehene berechtigt wurde solche Lehen zu tragen, deren Besitz an die Ritterbürtigkeit gebunden war. Diese wiederum setzte die Abstammung von vier adeligen Großeltern voraus (Vierahnenprobe). Dem Beliehenen wurden damit also adelige Qualitäten zuerkannt, obwohl er de facto nicht adelig war. In vielen Fällen erfolgte die Verleihung des Lehensartikels zugleich mit jener der Helmkrone und auch der Öffnung des Helmes (Spangenhelm), was in der späteren Heraldik den Adelswappen zukam. Tatsächlich wurden solche Wappen mit Lehensartikel (und Krone) in den meisten Ahnenproben in der obersten Reihe als vollwertig tolleriert.
Quelle: Frank - Standeserhöhungen und Gnadenakte, 1973.

Meiner bescheidenen Meinung nach ist ein Wappen so wie es verliehen wurde zu führen und man sollte sich nicht eigenmächtig eine Krone aufsetzen :wink:
Zuletzt geändert von Barolo1644 am 02.07.2010, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.

Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 02.07.2010, 13:00

noch ein Beispiel (man beachte die Jahreszahlen):

die von Ende

Thüringisch-sächsischer Uradel, der mit Hermannus de Fine 26. Sept. 1222 urkundlich (sächs. Haupt-Staatsarchiv Dresden) zuerst erscheint und mit Nickel von Ende (1335-62), Ritter, Herrn auf Rothengraben, Markgräflich meißnischer und thüringischer Rat, die Stammreihe beginnt. - Wappenbesserung (Helmkrone) Neustadt-Wien Montag vor St. Michelstag (26. Sept. 1463) (für die Brüder Ulrich und Heinrich von Ende); Reichsfreiherr Augsburg 31. Okt. 1530 (für Nikolaus von Ende, seine Brüder und Vettern). - W. (1463): In Gold ein hochsteigender (auch schreitender) natürlicher Wolf. Auf dem gekrönten Helme mit schwarz-goldenen Decken der Wolf sitzend.« (S. 98, Gotha. Genealog. Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, Teil A, 92. Jg. 1942)

SR-7v
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Beitrag von SR-7v » 31.08.2011, 08:41

Joachim v. Roy hat geschrieben:Ich selbst kenne k e i n e deutsche Adelsfamilie, der im Rahmen einer Wappenbesserung lediglich eine "Helmkrone" (und sonst weiter nichts) verliehen wurde. Hier wäre ich für die Angabe von Beispielen dankbar (wenn "unzählige" Wappenbesserungen allein in der Verleihung einer Helmkrone bestanden haben sollen, so dürfte es wohl nicht schwer fallen, etwa 5 bis 10 dieser Familien beispielhaft zu benennen).

MfG
Noch ein paar Beispiele — natürlich »muß« man die hier genannten Familien nicht kennen, denn die wenigsten von ihnen haben es in dieses Limburger Telefonbuch geschafft, da schon längst abgegangen; die, welche noch blühen, legen schlicht gar keinen Wert darauf, »unter Aufsicht« des »ARA« zu stehen:


a) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 218.45
Titel: Keltenhofer, Stephan, Wappenbestätigung, Wappenbesserung mit Krone
Entstehungszeitraum: s. d. (sine dato)
Ausstellungsort: k.A.

b) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 167.21
Titel: Haller, Erhart, Paul, Brüder, Wappenbestätigung, Wappenbesserung mit der Krone
Entstehungszeitraum: 31.05.1433
Verleihungsdatum: 31.05.1433
Ausstellungsort: Rom, in die coronationis

c) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 176.13
Titel: Heiden, Martin, Otto, Konrad, Wappenbesserung mit der Krone
Entstehungszeitraum: 02.07.1433
Verleihungsdatum: 02.07.1433
Ausstellungsort: Rom, Mariae Heimsuchung

d) Signatur: At-OeStA/AVA Adel RAA 7.20
Titel: Amman, Hans, von Oberandorf (?), Wappenbesserung mit der Krone,
Entstehungszeitraum: 13.09.1454
Ausstellungsort: Neustadt

e) Signatur: At-OeStA/AVA Adel RAA 7.18
Titel: Amlung, Johann, Wappenbesserung mit der Krone,
Entstehungszeitraum: 17.10.1466
Ausstellungsort: Graz

f) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 212.28
Titel: Junckher (Juncker), Franz, Bestätigung und Besserung seines Wappens mit der Krone
Entstehungszeitraum: 30.06.1483
Verleihungsdatum: 30.06.1483
Ausstellungsort: Wien

g) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 212.29
Titel: Junckher (Juncker), Erhard, Wappenbesserung mit der Krone
Entstehungszeitraum: 06.08.1498
Verleihungsdatum: 06.08.1498
Ausstellungsort: Freiburg im Breisgau

h) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 151.33
Titel: Gräßwein (Gräszwein), Lukas, Wolfgang, Stephan, Leopold die, Brüder, Wappenbesserung mit Krone, Vereinigung ihres Wappens mit jenem der verstorbenen Salhentepler, Bewilligung sich nach ihrem Sitze Weyr oder zu erwerbenden Schlössern zu nennen, Rotwachsfreiheit
Entstehungszeitraum: 01.03.1522
Verleihungsdatum: 01.03.1522
Ausstellungsort: Brüssel

i) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 222.12
Titel: Kirchen, Markus von, Lucas, Brüder, Wappenbesserung, mit Krone
Entstehungszeitraum: 30.06.1532
Verleihungsdatum: 30.06.1532
Ausstellungsort: Regensburg

j) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 210.41
Titel: Joann (Johann), Conrad, Bestätigung und Besserung des seinen Voreltern verliehenen Wappens mit der Krone im Adelsstand, Rotwachsfreiheit
Entstehungszeitraum: 24.04.1544
Verleihungsdatum: 24.04.1544
Ausstellungsort: Speyer

k) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 201.40
Titel: Hueber, Johann, Schreiber bei der Reichshofkanzlei, und seine Kinder erster Ehe, Jakob und Anna Maria, Wappenbesserung mit der Krone, „von Saffrinczkj”
Entstehungszeitraum: 1595 - 1612
Ausstellungsort: k.A.

l) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 186.4
Titel: Hiddessen (Hieddessen), Rudolf von, Advokat, Heinrich, Kurmainzer Rat und Amtmann in Lindau, Johann, Brüder, Bestätigung und Besserung ihres adeligen Wappens mit der Krone, Rotwachsfreiheit
Entstehungszeitraum: 18.10.1612
Verleihungsdatum: 18.10.1612
Ausstellungsort: Prag


m) Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 130.1
Titel: Fuger, Benedikt, Dr. der geistlichen Rechte, Markus, Jakob, Johann Niklas, Linhard, Brüder, Wappenbesserung mit der Krone und Vereinigung ihres Wappens mit jenem des durch den Tod ihrer Mutter ausgestorbenen zu Taur (Tawr) ansäßig gewesenen Geschlechtes der Kamerer (Cammrer), im rittermäßigen Adelsstande
Entstehungszeitraum: 1440 - 1493
Ausstellungsort: k.A.

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