Wappenwettbewerb

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Jochen
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Wappenwettbewerb

Beitrag von Jochen » 18.04.2009, 20:33

Liebe Forumskollegen,

ich möchte Euch/Sie auf einen kommunalen Wappenwettbewerb hinweisen:

http://www.rondeshagen.com/Wappen.html

Es scheinen nur Ruhm und Ehre zu winken - das soll aber niemanden abhalten.

Viel Glück und Erfolg
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Magistri
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Wappenentwurf

Beitrag von Magistri » 19.04.2009, 16:42

Jochen, danke für den Hinweis. Der bisher eingereichte Entwurf mit dieser
Schlange als Schildteilung ist ja gräßlich.

Magistri
M.d Heraldischen Vereins "Zum Kleeblatt" in Hannover

Fürchte nicht deine Feinde -
fürchte die, denen du vertraust.

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Heriman
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Beitrag von Heriman » 20.04.2009, 07:38

Die Seiten haben die Endung .com. Handelt sich wohl - auch nach dem Aufbau - um eine private Veranstaltung :roll: Wirkt nicht wirklich profimäßig.

Der Vorschlag und die weiteren "Veranschaulichungen" sind teilweise wirkliche Beleidigungen für das Auge ...

Nun denn.
AMICUS CERTUS IN RE INCERTA.

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Markus
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Beitrag von Markus » 20.04.2009, 10:17

Gebt der Initiative eine Chance! Es trudeln doch erstmal Entwürfe ein.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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countrytrucker8
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Beitrag von countrytrucker8 » 20.04.2009, 11:20

Wie der Zufall es so will. Dieses Forum scheint zumindest in Schleswig - Holstein von Staats wegen bekannt zu sein. Beim durchlesen der HP von Rondeshagen stieß ich auf auf einen Link:
http://www.schleswig-holstein.de/LA/DE/ ... _node.html
Das beweist ja wohl welch gute Arbeit hier geleistet wird.
Wolfgang Schönenberg

https://www. DIY-Heimwerken.de.de. :idea:
Lebe deinen Traum und verträum nicht dein Leben

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Markus
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Beitrag von Markus » 20.04.2009, 12:12

Das ist wirklich eine Ehre!
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 20.04.2009, 12:23

Ich hoffe es gibt eine tolle Diskussion! :) :) :)

Dieses Thema ist eigentlich ein Referat wert, und führt uns zwangsläufig auf eine Schiene, die schon lange vor der Heraldik und den Entwürfen ihren Anfang nehmen würde.

Der Absatz zeigt uns doch was man sich unter einem Wappeninhalt vorstellt, und gleichzeitig können wir uns der Auswirkungen vergewissern.

Das gäbe einen langen Text, deshalb möchte ich nur mal kurz die Hauptgedanken hier unterbreiten.

Bei den Ratschlägen zur Motivwahl findet man häufig ähnliche Sätze:
(Entspringen der Suche nach Identität)

1. Das Wappen solle die Geschichte widerspiegeln.
2. Das Wappen solle Besonderheiten des Ortes aufnehmen.

Den ersten Satz findet man sogar in manchem herald. Nachschlagewerk, und ist so, sehr unglücklich formuliert. Ich behaupte, gemeint war ursprünglich, der Inhalt des Wappens hat etwas mit der Geschichte des Ortes zu tun.

Wohin führte und führt der erste Satz? Das brauche ich eigentlich nicht mehr ausführen. Zählen Sie die Wappen die das Mainzer Rad, den Thüringer Löwen, den Fränkischen Rechen, den Pfälzer Löwen, usw. enthalten.
Die Form von „Geschichtsforschung“ die dem zugrunde lag ist sehr einfach.
Ironisch: Man schaue in welchem Herrschaftsgebiet die Gemeinde lag, und schon haben wir mit dem Landesherrschaftswappen einen Wappenbestandteil, und wenn die Herrschaft wechselte, haben wir den zweiten Bestandteil… Ein Fluss, oder ein Mühlrad rundet das ganze ab.

Es gibt „Heraldiker“, die mittels einer Landkarte ihre „Geschichtskompetenz“ auf einer Webseite dokumentieren. Eigentlich wird hier deutlich, worin der schon einmal angesprochene Unterschied zwischen Heraldikern, und Wappenzeichnern besteht.
Der Grafiker überlässt dem Archivar die Suche der Geschichte (wenn überhaupt). Der Archivar (in der Regel nur am Rande in die Heraldik eingeweiht) kann ja nur nach geschichtlichen Momenten d.h. „Herrschaft“, oder evtl. ältere Gemeindesiegel suchen. Der Archivar weiß aber nicht genau was für einen Entwurf noch wichtig sein könnte, da der Grafiker ja „nur“ ein Grafiker ist, und ihm Kenntnisse, das „Drumherum“ fehlen, und sie demzufolge an den Archivar nicht weitergeben kann.

Es sind nicht zuletzt die Symbole der Familien, die sich einmal nach dem Ort benannten, oder kurz gesagt Symbole die lange Zeit in der Versenkung waren, aber das Ortswappen unverwechselbar machen würden, nicht zu schweigen von der grafischen Gestalt, die häufig einfacher würde, da ich nichts, oder wenig zusammensetzen brauchte. Ich kann da nur immer auf unsere schweizer Nachbarn verweisen. Es ist absurd, und spricht für manche Kompetenz, dass man den Unterschied hier wie da nicht wahrnimmt.

Warum aber, um zum zweiten Satz zu kommen, enthalten so viele neue Schildbilder grüne Farbe, wo sie doch herald. ursprünglich so wenig eingesetzt wurde? Warum Hirsche und balzende Auerhähne? Warum Räder, Wasserräder? Warum Tannenbaum, Ähre und Wellenlinie? Macht eine Gemeinde nicht mehr aus?

Was Ihnen, werte Leser auffallen muss, ist, dass es sich durchgängig um Symbole aus der Natur handelt, aus einer unproblematischen Welt, einschließlich der Farbe. Ist es nicht merkwürdig, dass es sich um nahezu identische Symbole handelt, die sie in Form von Ansteckern an einem Filzhut beobachten könnten? Da liegen wir schon sehr nahe, und wissen auch in etwa welcher Altersstruktur die Gemeinderäte angehörten, die über ein Gemeindewappen abzustimmen hatten.
Ob man es glauben möchte oder nicht, die Entwürfe spiegeln das Verhalten in unserer Gesellschaft wider, häufig Passivität.

Das Wagenrad aus Holz finden Sie an vielen Gartenlauben, es ist wie ein Symbol für eine Flucht, eine Flucht aus der Verantwortung für gesellschaftliche Probleme. Die Symbole schildern eine Sehnsucht nach heiler Welt, und nach Natur als einem unproblematischen und unpolitischen Ort.
Wer darum weiß, das gab es schon einmal in der Romantik und im Biedermeier, mit den gleichen Hintergründen, die Malerei brachte es zum Ausdruck.

Das Wappen als eine urspr. Waffe, sollte ja gar nicht so grün sein, Rot ist auch deshalb so häufig, weil es eine aktive Farbe ist, eine Farbe der Auseinandersetzung. „Hallo, hier sind wir!“, „Mit uns hast Du zu rechnen“, dass ist eine der Aussagen.

Wenn auch Grün als Öko-Farbe eingesetzt wird, so verkennt man doch, dass für ökologische Ziele auch agiert werden muss.

Ein Heraldiker muss mehr wissen als heraldische Regeln und oberflächliche Geschichtskenntnisse.

Unabhängig davon können ja Wappen durchaus „Neues“ in sich tragen, aber bitte mehr als Tannenbäume!

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R1126
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Beitrag von R1126 » 20.04.2009, 20:27

Hergenhan hat geschrieben: Was Ihnen, werte Leser auffallen muss, ist, dass es sich durchgängig um Symbole aus der Natur handelt, aus einer unproblematischen Welt, einschließlich der Farbe. Ist es nicht merkwürdig, dass es sich um nahezu identische Symbole handelt, die sie in Form von Ansteckern an einem Filzhut beobachten könnten? Da liegen wir schon sehr nahe, und wissen auch in etwa welcher Altersstruktur die Gemeinderäte angehörten, die über ein Gemeindewappen abzustimmen hatten.
Ob man es glauben möchte oder nicht, die Entwürfe spiegeln das Verhalten in unserer Gesellschaft wider, häufig Passivität.

...

Das Wappen als eine urspr. Waffe, sollte ja gar nicht so grün sein, Rot ist auch deshalb so häufig, weil es eine aktive Farbe ist, eine Farbe der Auseinandersetzung. „Hallo, hier sind wir!“, „Mit uns hast Du zu rechnen“, dass ist eine der Aussagen.

...
Respekt, Herr Hergenhan - sehr genau beobachtet! Ich bin begeistert! Ja, ich finde Sie haben recht. Heute wird in Wappen viel zu sehr eine "gute alte Zeit" hineininterpretiert oder mit ihnen herbeigewünscht (abgesehen davon, dass es eine "gute alte Zeit" nie gab).
Der von Ihnen ganz richtig erwähnte Signalcharakter von Wappen wird heute eher als zu protzig, zu aggressiv empfunden. Das war in früheren Zeiten völlig anders.
Ich finde Wappen sollten wenn möglich auch einen Aufforderungscharakter (speziell für den Wappenführenden oder die Gemeinde) haben. Das läßt sich natürlich nicht immer umsetzen und ist wohl auch nicht immer gewünscht - aber es wäre ein lohnendes Ziel.
http://www.illustrationen-wappen.de
De Nihilo Nihil (aus nichts wird nichts)

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Markus
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Beitrag von Markus » 21.04.2009, 06:39

Beispiele :?:
Heraldische Grüße
Markus

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https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 21.04.2009, 09:56

Es gibt so viele Beispiele, dass man nicht wüsste wo Beginnen. Verkennen Sie aber nicht, was oben beschrieben wurde, findet seinen Ausdruck in verschiedener Weise.
Um es plakativ zu machen habe ich bewusst, hier wie da, deutlich positivere und deutlich negativere Exempel ausgesucht, das bitte ich nachzusehen, und Gartenhaussiedlungen kennt man ja, denke ich...

Sie brauchen nur die Wikipedia einmal zu überfliegen:
Bäume, Bäche, Mühlenräder ...

Thüringen
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... Orla-Kreis
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... land-Kreis
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _Ilm-Kreis
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _Eichsfeld

Niedersachsen
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... reis_Celle
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... s_Cuxhaven
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... is_Gifhorn
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _Helmstedt

positiver: Baden-Württemberg
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... chwarzwald
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... %B6ppingen
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _Heilbronn

noch besser: Aargau CH
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _of_Aargau
Zürich CH
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... %C3%BCrich

Es hat auch ganz klar mit gesellsch. Verhältnissen, einer differenten Geschichte zu tun.
In den neuen Ländern gab es vor dem Fall der Mauer keinen Bedarf an Gemeindesiegeln, es gab nur eine Art Dienstsiegel ohne Wappen.
Wappengebrauch beschränkte sich nur auf Stadtwappen, wobei die Anwendung hauptsächl. im Souvenierbereich lag. Was wundert es, wenn es Darstellungen mit „heiler Landschaft“ gibt, die in einen Schild gestellt zum „Wappen“ wurde, nicht selten fehlte die Jahreszahl der Erstnennung des Ortes.
In den 90ern kam die „Generation der Grafiker, die Wappen zeichnen konnten“, diese haben dann einfach die Landschaft heraldisiert, d.h. die Bäume und die Bäche in wappenmäßige Form gebracht, bzw. als „neue“ Schildbilder für neue Entwürfe eingebracht.
Geschichts-, und Ortskenntnisse gab es nur hinsichtlich der großräumigen Herrschaftsverhältnisse. (Schauen Sie bei Wikipedia: „Liste der Orte mit Thür.Löwe“, „Liste der Orte mit Mainzer Rad“ usw.)

Nach wie vor sah man im Wappen nicht mehr als ein Emblem fürs Bierglas, etc. Es lassen sich aber auch regionale "Handschriften" ausmachen.

In Niedersachsen fällt die Häufigkeit archäologischer Elemente auf. (Bronzebeile, Großsteingräber, etc.) Absurd ist, dass bei einer Stilisierung der Schildinhalt gar nicht identifiziert werden kann, da die Formen der Bronzezeit ja fremd sein müssen. Der Hintergrund der Motivwahl ist aber der gleiche, wie bei der Landschaft. Aber genug davon.

Wenn in der Schweiz mehr Vielfalt gegeben ist, dann liegt das an einer Philosophie hinter der Wappenführung prinzipiell. Nur so viel, die Schweizer, so denke ich, können mit Recht sagen, dass sie im Allgemeinen auf ihre unmittelbaren Geschicke mehr Einfluss haben. Das liegt an der Funktionsweise ihrer polit. Struktur. Und das äußert sich eben auch im Gemeindewappen, dass viele gerne als Fähnchen über dem Grundstück wehen lassen…

Auszuführen gäbe es noch viel mehr ... :wink:

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R1126
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Beitrag von R1126 » 21.04.2009, 10:02

Hergenhan hat geschrieben:
Auszuführen gäbe es noch viel mehr ... :wink:
Oh ja, bitte!
http://www.illustrationen-wappen.de
De Nihilo Nihil (aus nichts wird nichts)

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Markus
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Beitrag von Markus » 21.04.2009, 12:15

Ich meinte Beispiele, wie es sein soll.
Heraldische Grüße
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Beitrag von Simplicius » 21.04.2009, 12:29

Mit den Links zu BW, Aargau und Zürich meinte ich positivere Beispiele.
Wenn man eine Sammlung überfliegt wird der Unterschied deutlicher, da ja verständlicherweise kein Absolutheitsanspruch bestehen kann.

Stellen Sie sich viele Schildbilder dt. Gemeinden einfach mal als quadratische Wappenflagge "Schweizer Art" vor. Schauen Sie einmal auf die durchschnittliche Anzahl der Felder bei schweizer, und dt. Wappen.

Während bei schw. Wappen ein Symbol geschaffen wurde, wird hier krampfhaft versucht die "ganze" Geschichte, oder die "ganze" Heimat in ein Bild zu pressen. Ein vergeblicher Versuch, möchte man meinen ...

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Markus
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Beitrag von Markus » 21.04.2009, 17:38

Über die oft mangelhafte Qualität von Kommunalwappen haben wir uns an dieser Stelle ja schon häufig unterhalten. Wahrscheinlich werden die von Leuten im Rathaus entworfen, die vielleicht schöne Bildchen malen können, von Heraldik aber keine Ahnung haben. Immerhin spart das Geld!

Deshalb besteht ja nun die Möglichkeit, der Gemeinde bessere Vorschläge zu machen.

Los geht´s!
Heraldische Grüße
Markus

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Beitrag von countrytrucker8 » 21.04.2009, 18:36

Los geht´s!
Markus, was meinst Du damit?
Sollen wir einen gemeinsamen Vorschlag einreichen :?: :roll: :lol:
Wolfgang Schönenberg

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