Nun, meine Familie repräsentieren. Wenn ich meine politische Gesinnung oder religiöse Ausrichtung zeigen möchte, glaube ich nicht dass ein Wappen hierfür das richtige Mittel ist.
Ja, sehe ich genau so. Daher passt Gottesfürchtigkeit auch wirklich nicht in ein Wappen (ob das Esotherik ist, lasse ich offen).
Es ist doch so: Meistens wird doch nur dann nach Motiven gesucht, wenn einem nicht ausreichend spontane andere Einfälle zur Hand sind. Wenn jemand eine emotionale Identifikation mit einer Region hat und dann dort übliche Wappenbestandteile aufnimmt, ist das doch ganz in Ordnung.
Wenn aber jemand fragt, was man nehmen könnte, sollte man gerade nicht als erstes Ortsbestandteile und Berufe einbinden, die dann vielleicht nur 3 Generationen über geführt werden - und welche Bedeutung haben diese 3 Generationen dann, wenn sich später herausstellt, dass Sie ihren Stammbaum noch um 10 Generationen erweitern können und dann vielleicht viel interessantere und angesehenere (!) Berufe ausgeübt haben? Dann treten Sie Ihr Wappen in die Tonne, weil es langweilige Berufe enthält etc ?
@countrytrucker: Sehe ich genau so, dass niemand aufgrund seines Berufes diffamiert werden soll - und vielleicht ist einer auch stolz darauf, dass er Tagelöhner ist und die damit verbundene Freiheit genießt - der sollte dann aber die Objektivität wahren und sehen, dass nachfolgende Generationen das vielleicht nicht mehr teilen. Es muss ja auch nicht jeder seinen Beruf toll finden. Generell würde ich in ein Wappen aber eher erhebende Dinge aufnehmen, also Berufe eher dann, wenn die Familie generell stolz auf diese sein kann. So eignet sich ein Pferd eher als Wappentier, weil sich vielleicht in der Familie über Generationen die Liebe zu Pferden manifestiert, nicht aber weil 3 Generationen Pferdeknechte waren, dass ist dann eben anders, wenn sie etwa Pferdezüchter waren. Für eine Winzerfamilie finde ich die Weinreben gut, für die Pflückerknechte oder den Alkoholiker eher unangemessen. Stellt sich bei der Winzerfamilie später heraus, dass vorher Generationen Ärzte waren, ist das jedenfalls kein Grund ein Wappen zu verschmähen.
Um auf den Arzt und den Straßenkehrer zurück zu kommen: Der Arzt kann auch die Straße kehren, er ist aber nicht stolz darauf, weil das jeder kann. Abgesehen von der physischen Anstrengung ist der Beruf nicht übermäßig schwierig und anspruchsvoll, er ist einfach nicht so angesehen und man kann nicht davon ausgehen, dass andere einen vielleicht etwas unangebrachten Stolz auf den Straßenkehrerberuf teilen möchten... Hat der Straßenkehrer besondere Verdienste errungen, beim Straßenkehren jemandem mit dem Besen heldenmütig das Leben gerettet, kann auch das erhebend sein, dann kann man auch zum Besen im Wappen raten. Ansonsten ist der Beruf einfach kein besonderer Verdienst, sondern nur ein gewöhnlicher Job, wobei man vielleicht sogar annehmen kann, dass der Straßenkehrer lieber etwas anderes gemacht hätte, wenn er denn gekonnt hätte (so!) und nicht das Opfer seiner Lebensumstände gewesen wäre.
Und wenn der Arzt seinen Beruf ins Wappen aufnehmen will, dann kann er auch generellere Eigenschaften aufnehmen, die dann etwa Hilfsbereitschaft symbolisieren: Wer will denn ein Arztwappen führen, wenn er selbst die Straße fegt? Dann lieber für den Arzt einen weißen Flug oder eine historische Tragbare in Form einer Leiter, die dann auch das stufenweise Erarbeiten von Zielen, das heraufarbeiten symbolisieren kann.
Die Konzentration auf namenstragende Vorfahren kann sinnvoll sein, wenn man die Führungsberechtigung weit zurück verlagert und damit weiter eingeheiratete Familien nicht aufnehmen will. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Ahnen in gleicher Weise Stammhalter der Familie sind, die aus eingeheirateten Familien stammen.
Im Übrigen wollte ich das nicht generell verurteilen, wenn jemand regionale Bestandteile oder Berufe aufnimmt. Darauf würde ich aber eher zurück greifen, wenn einem nichts anderes einfällt oder wenn es sich vielleicht geradezu aufdrängt...
Ach ja: Regionale Bestandteile finde ich unpassend, wenn das dann Symbole sind von Familien, von denen die Ahnen beherrscht und unterdrückt wurden. Ich finde soetwas eher deprimierend, wenn man denn nicht selbst von solchen Familien irgendwo abstammt oder es etwa gute Freunde oder besondere Förderer der Ahnen waren…
Um es kurz zu machen: Ein intuitiv gefundenes sympathisches Wappentier, dem man symbolische Eigenschaften zuschreiben kann, ist für einen Sozialwissenschaftler in jedem Fall besser als die Zimmererhämmer, bloß weil 3 Generationen Zimmererleute waren.
Berufe und Regionen sind jedenfalls nicht das non plus ultra…
(Verzeihung für die Schreib und Tippfehler, ist mit heißer Nadel gestrickt).