Kolorierung Familienwappen

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Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 01.12.2008, 14:25

Stern, die Form des Sterns ...

Davidstern :idea:

v.Freyhold
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Beitrag von v.Freyhold » 01.12.2008, 14:25

Ich denke, Herr Rudolph wähnt Parallelen zum gelben Davidstern.

Aber um die Frage zu beantworten - jüdische Vorfahren sind mir in meiner Linie nicht bekannt, und lassen sich zumindest bei meinen direkten Vorfahren (z.B. durch eventuell typisch deutsch-jüdische Namen) m.E. nicht finden.

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HFRudolph
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Beitrag von HFRudolph » 01.12.2008, 14:34

Der goldene/gelbe Davidstern war im Dritten Reich in den Proportionen zweier übereinander gelegter Dreiecke ein Zeichen der Diskriminierung. Juden oder solche mit nahen Vorfahren der jüdischen Religion wurden gezwungen, einen solchen Stern zu tragen. Das verlinkte Wappen
http://www.zazzle.com/bajerski_family_c ... 3882173899
ging seiner Darstellung nach schon sehr nah in diese Richtung. Bei der ursprünglichen Darstellung ohne Verwechselungsgefahr.

Ich würde jetzt nicht grundsätzlich von einer solchen Darstellung im Wappen abraten, jedoch muss man sich klar sein, dass damit ein bestimmter Aussagegehalt verbunden ist - es kann sich auch um ein Zeichen der Solidarisierung handeln. Eine solche Verbindung ergibt sich nicht, wenn die Zwacken spitzer ausgebogen sind.

Auch wenn ein solcher Aussagegehalt ursprünglich nicht enthalten war, kann er durch spätere Besetzung bestimmter Symbole in ein Wappen gelangen, insbesondere, wenn man später die Darstellung entsprechend verändert. Es ist immer die Frage, was beabsichtigt ist.

v.Freyhold
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Beitrag von v.Freyhold » 01.12.2008, 14:57

Ich sehe das persönlich ganz entspannt und vor dem Hintergrund der Historie. Unser Wappen - sofern es denn in seiner ursprünglichen Version tatsächlich drei goldene/gelbe Sterne trägt ähnlich der Siebmacher-Abbildung - ist über 150 Jahre älter als das Dritte Reich. Wenn die historisch korrekte Vorlage so aussieht, dann ist das halt so, und dann sehe ich keine Probleme, sie so auch "wiederzubeleben".

Wir sprechen hier ja immerhin nicht von Swastika/Hakenkreuz-Symbolen (welche ja vor der Nazi-Zeit mitunter einfach ein Symbol für "Glück" waren, obwohl mir nicht bekannt ist ob es jemals Adelswappen mit diesem Zeichen gab) oder anderweitig verbotenen/bedenklichen Runen-Zeichen oder Sonstigem.

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HFRudolph
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Beitrag von HFRudolph » 01.12.2008, 15:06

Bitte nicht falsch verstehen: Ein sechszackiger gelber Stern in der hier abgebildeten ursprünglichen Form hat mit der Thematik ansich gar nichts zu tun.

Wenn man den Stern jetzt allerdings abändert in Richtung der verlinkten Form, dann zerbrechen sich später ggf. einmal Generationen den Kopf darüber. Auf mehr wollte ich gar nicht hinweisen, weil ein entsprechender Darstellungsvorschlag verlinkt worden war.

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 01.12.2008, 16:28

Da bin ich jetzt aber beruhigt :lol:
Hatte mich schon gewundert wie man da auf den "David-Stern"
kommen kann. :lol:

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 01.12.2008, 17:37

Anmerkung

Einen Zusammenhang zwischen dem diskriminierenden „Judenstern“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Judenstern ),
der mir aus meiner Schulzeit in Polen nur zu gut bekannt ist, und den unendlich vielen goldenen sechsstrahligen Sternen, welche seit alters her in deutschen Familienwappen erscheinen, vermag ich nicht zu erblicken.

> Tant de bruit pour une omelette! <


MfG

Barolo1644
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Beitrag von Barolo1644 » 01.12.2008, 17:57

Wir sprechen hier nicht vom diskriminierendem Judenstern des dritten Reiches, sondern vom Davidstern der weit älter ist und den die Juden in aller Welt als Zeichen für Ihre Religion verwenden.

Zitat:

Im 16. Jahrhundert begann in Prag die Verwendung des Hexagramms zur Kennzeichnung des lokalen jüdischen Bevölkerungsteils. Bereits 1354 wurde den Prager Juden von Kaiser Karl IV. das Zeigen einer Flagge erlaubt. Bis mindestens 1527 war die Prager jüdische Flagge mit dem Hexagramm gekennzeichnet. Später benutzten die Prager Juden das Hexagramm in privaten und gesellschaftlichen Siegeln sowie um die Synagoge und das jüdische „Rathaus“ auszuschmücken. Von Prag verbreitete sich der Gebrauch des Hexagramms hin zu benachbarten jüdischen Gemeinden bis nach Amsterdam.

Im 17. Jahrhundert trennte in Wien ein Grenzstein das christliche Viertel (durch ein Kreuz) vom jüdischen Viertel (durch ein Hexagramm). Hier wurde erstmalig das Hexagramm als ein dem Kreuz gleichwertiges Symbol der religiösen Identifikation verwendet.
Zuletzt geändert von Barolo1644 am 01.12.2008, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Bodin
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Beitrag von Bodin » 01.12.2008, 17:59

Vaclav Vok Filip schreibt zum Beispiel : "Einführung in die Heraldik "auf Seite 57 zum Thema "Gemeine Figuren":
" Sterne haben in Deutschland meistens 6, in Frankreich und England 5 Strahlen; im allgemeinen wird die Anzahl der Strahlen mit einer Zahl in Klammern angeben. Flammenstrahlende Sterne sind eine typisch englische Erscheinung"
Warum machte man diese Unterschiede in der Zahl ?
Ingo Bodin

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Claus J.Billet
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Beitrag von Claus J.Billet » 01.12.2008, 18:03

@ Joachim v. Roy

Geht mir ebenso, daher auch meine Verwunderung über diese etwas eigenartig interpretierte Konstruktion zum "sogenannten Davidstern". (Hexagramm)
Eine zeichnerische Andeutung im vorgenannten Wappen vermag ich nicht zu erkennen. :!:

v.Freyhold
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Beitrag von v.Freyhold » 08.12.2008, 20:31

Hallo nochmal,

ich habe nocheinmal weitere Recherchen in unserer örtlichen Bibliothek angestellt, und bin auf eine farbige Abbildung gestoßen samt Beschreibung in den Familiengeschichtlichen Blättern, Jahrgang 1911, S. 110:
von Freyhold, Felix (Preußen): In Silber ein mit drei goldenen Sternen belegter roter Schrägrechtsbalken. Auf dem Helme mit rot-silbernen Decken zwischen offenem schwarzen Flug ein geharnischter schwertschwingender Arm.
Diese Beschreibung ist sehr ähnlich den Gothaer-Ausgaben von 1928 und 1941 (wenn auch nicht wörtlich übereinstimmend). Es findet sich hierzu in der o.a. Quelle auch eine Illustration, die ich notdürftig mit meinem Foto-Handy abfotografiert habe:

Bild

Jener Felix (Wilhelm Louis) von Freyhold, geb. in Breslau 1856, der offenbar das Wappen bzw. dessen Beschreibung zu der genannten Publikation selbst eingereicht hat, war der Begründer der Linie Freyhold-Hünecken (durch Heirat mit Charlotte Elisabeth Elly von Hünecken, Gut Dedeleben). Diese Linie ist eher nicht so nah mit mir verwandt.

Ich habe zu der Darstellung zwei Fragen:

1) Diese unterscheidet sich ja schon stilistisch sehr stark z.B. von den mir vorliegenden Siebmacher-Abbildungen. Was hat es insbesondere mit dem schräg gestellten Schild auf sich? Wurde diese Darstellung vielleicht einfach in dieser Form von den Herausgebern der Publikation interpretiert?

2) Darf ich diese Darstellung (da ich ja ein ehelich geborener Nachfahre aus dem ununterbrochenen Mannesstamm bin) so wie sie dort ist für meine eigenen Zwecke verwenden? Eigentlich gefällt sie mir stilistisch am besten von allem, was ich bislang gesehen habe.


Vielen Dank im voraus für alle Antworten,

G. von Freyhold

Friedhard Pfeiffer
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Beitrag von Friedhard Pfeiffer » 08.12.2008, 21:34

Das jetzt gezeigte Wappen stimmt mit dem im Siebmacher, Band Pommern Abgestorbene, Seite 26, Tafel 17, veröffentlichten Wappen mit folgender Besonderheit überein: Das gezeigte Wappen ist mit einem Schräg[rchts]balken, das veröffentlichete Wappen ist mit einem Schräglinksbalken dargestellt. Zudem hat das gezeigte Wappen einen schwarzen Flug, das veröffentlichte einen nicht schwarzen [wahrscheinlich silbernen] Flug.
In der Anmerkung steht aus der Blasonierung: "Freyhold. v. F.-Ustarbowski, ein altkassubisches noch blühendes, aber in seiner Heimat nicht mehr wohnhaftes Geschlecht, das bald einen, bald beide obigen Namen führt, aber auch blos v. U. sich genannt hat. Die v. U. erscheinen als Besitzer zu Schimmerwitz in Kassuben schon im 17. Jahrhundert. Den v. F. gehörte Bonsewitz ebenda selbst, das 1844 Friedrich Wilhelm v. D. besaß. Die Familie hat seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts sehr zahlreich und zum Teil mit vieler Auszeichnung im preußischen Heer gedient."
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

Joachim v. Roy
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Beitrag von Joachim v. Roy » 08.12.2008, 21:56

Hallo Herr v. Freyhold,

da Ihre Familie die Zeichnung Ihres Familienwappens bei dem bekannten Genealogen und Heraldiker Werner Konstantin v. Arnswaldt (1877-1941) in Auftrag gab, so hätte ich an Ihrer Stelle keine Bedenken, das in den „Familiengeschichtlichen Blättern“ von 1911 abgebildete Wappen zu verwenden.

Zu bedenken ist, daß die in den „Familiengeschichtlichen Blättern“ abgebildeten Wappen ziemlich flüchtig gezeichnet und daß sie aus räumlichen Gründen arg nebeneinander gequetscht wurden. Von daher wäre es meines Erachtens angezeigt, die Zeichnung Ihres Familienwappens zu verbessern.

Im übrigen entspricht die Schrägstellung der Wappenzeichnungen von 1911 den üblichen heraldischen Gepflogenheiten, vgl. z.B. diese Schablone: http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?t=1698


Freundliche Grüße vom Rhein

v.Freyhold
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Beitrag von v.Freyhold » 08.12.2008, 22:51

Vielen Dank für die beiden Antworten!


Es ist natürlich schön, wenn ich dieses konkrete Wappen in Zukunft legitimerweise verwenden kann. Dann hätte zumindest die zeitaufwendige Suche hiernach vorläufig ein Ende und ich wüsste zudem, welches Wappen mit großer Sicherheit historisch korrekt ist.

Was die Verbindung Freyhold-Ustarbowski angeht: mit dieser Linie bin ich nicht direkt verwandt. Inzwischen verfüge ich über Kopien aller Siebmacher-Darstellungen der bekannten Freyhold- und Ustarbowski-Wappen (außer des badischen Freyhold-Wappens). Ich habe mir ebenfalls die von Herrn Pfeiffer gerade angesprochen Quelle nocheinmal angesehen.

Das Wappen was ich ganz zu Anfang in diesem Thread als Freyholdsches Wappen vorgestellt habe, könnte, so denke ich mir, gewissermaßen eine "Synthese" aus zwei Wappen sein: einem alten Ustarbowski-Wappen (Siebmacher, Preussischer Adel - Edelleute, Tafel 467) mit silbernem Zickzackbalken und einem kleinen Kreuz auf dem Schild sowie drei Straußenfedern als Helmzier, und dem Freyholdschen Wappen aus dem von Herrn Pfeiffer erwähnten Band "Abgestorbener Adel - Pommern", Tafel 17.

Im Band "Abgestorbener Preussischer Adel" (Provinzen Ost- und Westpreussen, Tafel 17) taucht dann ein Ustarbowski-Wappen auf, dort in der Tafel fälschlicherweise als "Ustertowski" bezeichnet, welches bis auf die Richtung des Balkens übereinstimmt mit dem Freyhold-Wappen aus meinem ersten Posting.

Laut dem "Gothaer" wurde die Freyhold-Ustarbowski-Linie begründet durch die Heirat von Ferdinand Gotthilf mit Apollonia von Ustarbowski. Wie es offenbar auch später passiert ist mit der Verbindung Freyhold-Hünecken, wurde hier eingeheiratet in eine gutsbesitzende Familie (das erwähnte Gut Schimmerwitz), und nach meinen Recherchen war es in alter Zeit daraufhin nicht unüblich, dass aus zwei ursprünglichen Familienwappen ein "neues" kreiert wurde und die Nachkommen einen Doppelnamen trugen.

Jedenfalls vielen Dank für die ganzen Tips bis hierhin.

Die nächste Herausforderung wird nun sein, die Vorfahren des Namensbegründers Hans-Heinrich (Friedrich) von Freyhold, *1728, zu finden. Dies hat bisher offenbar noch niemand aus unserer Familie geschafft, und ich bin gespannt, ob mir dies gelingen wird :D

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HFRudolph
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Beitrag von HFRudolph » 09.12.2008, 09:50

von Freyhold hat geschrieben: Was hat es insbesondere mit dem schräg gestellten Schild auf sich? Wurde diese Darstellung vielleicht einfach in dieser Form von den Herausgebern der Publikation interpretiert?
Ja. Man spricht trotz stilistisch unterschiedlicher Darstellungen immer vom selben Wappen, soweit die Blasonierung zur Darstellung passt.

Ob ein Helm gerade oder seitlich (mit gekipptem Schild) dargestellt wird, ist nicht Teil der Blasonierung und bleibt der jeweiligen Darstellung vorbehalten (oder Interpretation, wie Sie schreiben).

Der leicht seitliche Helm auf der schwarz-weiß-Darstellung passt eigentlich nicht ganz zu dem senkrechten Schild und dem frontal dargestellten Flug - einerseits kann man den Helm vielleicht auch gerade noch als frontal interpretieren, andererseits spricht die Darstellung dafür, dass die ursprüngliche Darstellung hier auch bereits leicht abgeändert wurde.

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