Frage zur Gestaltung eines Wappenschildes

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Frank J. Reuther
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Beitrag von Frank J. Reuther » 29.06.2007, 11:21

Womit sich Jochens Übersetzung genau bestätigt. Aus dem Zusammenhang gerissen, erliegt dieser Wahlspruch der Deutung, die er wohl nicht haben sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Frank J. Reuther, MdH
Quia Dominus dat sapientiam et ex ore eius scientia et prudentia. (Prv 2;6)
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MarcStenger
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Beitrag von MarcStenger » 18.02.2009, 08:55

Liebe Forenteilnehmer,

in den anderthalb Jahren seitdem ich zuletzt bezüglich meines Wappenentwurfs hier angefragt habe, hat sich meine Wahl bezüglich des Schildbildes gefestigt und so möchte ich jetzt - gemächlich und ohne Eile - vom digitalen "Clipart-Entwurf" des Wappens hin zu einer wirklichen Wappenzeichnung kommen.

Ich bin zwar kein ausgesprochener Künstler, aber auch nicht vollkommen untalentiert und ich habe Spaß am Ausprobieren, Herumtüfteln und Lernen. Von daher würde ich mich gerne selbst an eine Zeichnung wagen. Damit dieses Vorhaben nicht von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist, habe ich noch ein paar Fragen an die Heraldik-Fachleute hier im Forum:

Stimmen die Größenverhältnisse des Wappens (Gallero zu Schild zu Devise)? Ich war mir nicht sicher, wie die 3:2:3-Regel bei kirchlichen Wappen anzuwenden ist, da es ja keinen Helm und auch keine Helmzier gibt?

Wie sieht es mit den Abständen zwischen den einzelnen Elementen aus? Schwebt der Gallero zu hoch, ist er zu breit etc.?

Ich habe hier oft gelesen, dass man Zeichnen am besten durch Abzeichnen üben kann. Daher bin ich auf der Suche nach heraldischen Abbildungen von Drachen (besonders von sich windenden Drachen, aber auch Drachen generell). Ich besitze die Wappenfibel und habe (wie der Entwurf erkennen lässt) das Handbuch der Wappenkunst benutzt. Ich suche aber eher nach klassischeren Drachendarstellungen im gotischen und Rennaissance-Stil. Hat da jemand einen Tipp für mich?

Zuletzt die Frage nach dem Stil an sich: Kirchliche Amtsheraldik ist ja jünger als die ritterliche. Ist daher generell der Rennaissance-Stil angeraten? Gibt es beispiele für kirchliche Wappen im gotischen Stil?

Vielen Dank für eure Hilfe und viele Grüße,

Marc
Zuletzt geändert von MarcStenger am 18.02.2009, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Markus
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Beitrag von Markus » 18.02.2009, 10:22

Hallo, Marc,

ich denke, Ihre Entwürfe sind schon ziemlich perfekt. M. E. könnten Sie das so auch zeichnerisch darstellen. Lediglich der Galero könnte noch etwas eleganter und auch plastischer dargestellt werden. Beispiele dafür bieten die Bischofswappen, die man auf jeder Bistums-HP finden kann. Oder mal bei google unter Bildersuche "Galero" eingeben. Neben etlichen Pferden gibt es auch die entsprechenden Hüte.
Für welche Schildfarben haben Sie sich denn zwischenzeitlich entschieden?
Heraldische Grüße
Markus

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 18.02.2009, 11:10

Sehr geehrter Marc Stenger, Ihr Entwurf wirkt klar, wie schon die anderen Postings verlauten ließen. Wenn Sie gestatten, möchte ich auch meine Gedanken äußern. Dass Sie sich als angehender Geistlicher für ein Wappen entscheiden, folgt sicher aus dem hiesigen Brauch. Es beinhaltet wohl so eine Art Lebens-, oder Arbeitsmotto. Ich selbst beobachte ab und zu, was dabei zum Vorschein kommt, und bin interessiert, was die Betreffenden sich dabei dachten.

Auf den ersten Blick empfand ich Ihren Entwurf, nun, etwas martialisch. Das „Georgs-Motiv“ wird vermutlich assoziiert werden… Neben Heraldik interessiere ich mich auch etwas für Kirche, Kirchengeschichte, und vor allem für das Thema Kirche aktuell in unserer Zeit, mit positiven und negativen Entwicklungen… Sie sind sicher im Bilde.
Ich meine, wie wird man Ihre Bilddevise lesen? Das Kreuz wird zum Schwert, und tötet das Böse. Sie meinen Ihre Devise bildlich, ich weiß, aber es wird Menschen geben die sich fragen:, „Was/wer ist denn das Böse?“ Die Devise lässt die Interpretation zu, dass ein Dialog nicht möglich sei…

"Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden ihn nicht überwältigen."

Könnte man nicht irgendwie auf die erste Hälfte des Zitats Bezug nehmen?


Noch eine gestalterische Anmerkung: Kreuzarme werden ab einer gewissen Schlankheit eher als Schildteilung wahrgenommen, zumal wenn sie den Schildrand berühren.

Früh-, und Spätgotik bzw. Renaissance sind vergangene Epochen. Eine direkte Kopie der Formen dieser Zeit ließe auch wieder Fehlschlüsse über eine Gesinnung zu. (rückwärts gewandt) Das ist soweit nicht hergeholt, das gab es nämlich schon einmal…
Als man sich in der 1.Hälfte des 20.Jh. wieder an der Klarheit der frühen Wappenbilder orientierte, hatte man keineswegs eine Adaption im Kopf. Die Klarheit, Reduziertheit, Befreiung von Unwesentlichem entsprach vielmehr dem neuen Zeitgeist. Es hat auch etwas von einer Besinnung auf die Wurzeln. (Sie beobachten sicher moderne christliche Kunst. (Kirchenfenster, Plastiken)
Deshalb finde ich Oberwappen und Schildform Ihrer Darstellung sehr gut, wobei das Spruchband herausfällt. (sollte einfacher, sachlicher sein, da sonst kitschig) Für mich erzeugte Text in der Sprache mehr Nähe zum Gläubigen.

Beispiele finden sich wieder bei Walther Leonhard, „Das große Buch der Wappenkunst“ (kann man auch in Bibliotheken ausleihen)

Olof Eriksson ein finnischer Grafiker überzeugt auch durch seinen Formenschatz:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... of_Finland

Bsp. Schweiz
http://commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... _of_Aargau

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Markus
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Beitrag von Markus » 18.02.2009, 11:35

Hallo, Herr Hergenhan,

Ihre oben genannten Ausführungen kann man teilen oder auch nicht. Ich denke, jetzt nochmals alles von vorn zu beginnen macht wenig Sinn. Ich glaube, Marc hat sich ausführlich mit den Inhalten seines Wappens beschäftigt.
Allerdings teile ich keineswegs Ihre folgenden Anmerkungen:
Früh-, und Spätgotik bzw. Renaissance sind vergangene Epochen. Eine direkte Kopie der Formen dieser Zeit ließe auch wieder Fehlschlüsse über eine Gesinnung zu. (rückwärts gewandt) Das ist soweit nicht hergeholt, das gab es nämlich schon einmal…
Als man sich in der 1.Hälfte des 20.Jh. wieder an der Klarheit der frühen Wappenbilder orientierte, hatte man keineswegs eine Adaption im Kopf. Die Klarheit, Reduziertheit, Befreiung von Unwesentlichem entsprach vielmehr dem neuen Zeitgeist.


Die Darstellung der Wappen folgt heute ganz bewusst nicht dem Zeitgeist sondern der Tradition. Dabei hat sich die Darstellung in den gotischen Stilen allgemein durchgesetzt. Das hat nichts mit Rückwärtsgewandheit oder mit irgendwelchen Gesinnungen zu tun. Noch immer heißt eine elementare heraldische Regel: Ein Wappen soll so gestaltet sein, dass es an einem mittelalterlichen Ritter vorstellbar ist.
Heraldische Grüße
Markus

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MarcStenger
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Beitrag von MarcStenger » 18.02.2009, 12:49

markus theising hat geschrieben:Hallo, Marc,

ich denke, Ihre Entwürfe sind schon ziemlich perfekt. M. E. könnten Sie das so auch zeichnerisch darstellen. Lediglich der Galero könnte noch etwas eleganter und auch plastischer dargestellt werden.
Vielen Dank für das Lob. Aber ich möchte doch gerne versuchen, das Wappen zeichnerisch noch etwas eleganter und in einem schöneren Stil umzusetzen. Der Entwurf gefällt mir schon ganz gut, aber der Zeichenstil ist mir noch zu "steril", wenn Sie verstehen, was ich meine.

Von daher wäre ich über Anregungen, wo ich Vorlagen und Beispiele für heraldische Drachen finden kann, weiterhin dankbar. Für den Galero habe ich bereits einige gelungene Vorlagen gefunden, an denen ich mich orientieren möchte.
markus theising hat geschrieben: Für welche Schildfarben haben Sie sich denn zwischenzeitlich entschieden?
Ich tendiere stark zur ursrpünglichen Farbgebung schwarz-silber. Dem sehr düsteren Eindruck möchte ich versuchen dadurch entgegenzuwirken, dass ich das Kreuz etwas breiter darstelle (es wirkt im aktuellen Entwurf wirklich sehr "zerbrechlich") und ggf. eine Drachendarstellung wähle, die insgesamt etwas "fülliger" wirkt, um so die silbernen (weißen) Anteile des Schildbildes zu erhöhen.

Nochmals vielen Dank für Ihre Antwort und viele Grüße!

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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 18.02.2009, 12:54

Hallo Hr. Theising, nun diese "Zitat?" las ich schon des öfteren in diesem Forum. Da stecken aber gleich mehrere Mißverständnisse drinn. Die Geschichte zeigt uns ja, daß Schildbilder hinzukamen. Ich denke da z.B. an Waffen (Granaten, Kanonen, Büchsen)
In Entwürfen Olof Erikssons tauchen auch zeitgenössische Fischerboote auf... Dieser Satz ist meiner Ansicht nach einer der vielen Dogmen, die erst in jüngster Zeit erfunden wurden, und meiner Ansicht nach aus ganz einfacher Unwissenheit entstanden sind, oder aber unglücklich formuliert wurden. Schildhalter z.B. tauchen häufig in zeitgenössischer Tracht auf, und stellen damit sogar eine Bereicherung dar... - Aber es geht ja hier nicht um den Formenschatz!

Davon zu trennen ist die Art und Weise der Darstellung. Wie würden Sie, den obigen Links folgend, die herald. Darstellungen einordnen?
Ich möchte nicht nicht auf dem angegebenen Buch W.Leonards "herumreiten", aber Ihrer Meinung nach müßte man ja folgern, das die Formensprache stehengeblieben sei. Das können Sie bei professionellen Entwürfen nicht feststellen.

Leonhard S.10: "Sie dokumentiert weiterhin [die Wappenkunst], dass die Darstellungen von Wappen dem gleichen Stilwandel unteworfen ist wie alle anderen sichtbaren Äußerungen einer vielgestaltigen und wechselseitigen kulturhistorischen Vergangenheit"

Der Knackpunkt der zeitgenössischen Heraldik war eben die U m s e t z u n g der Formen vorwiegend der Zeit der "lebenden Heraldik" - mit der Prämisse der heraldischen Formensprache gerecht zu werden. Damit schließt man ja in keinem Punkt die Tradition aus.

Im Handbuch der Heraldik (Herold) finden Sie auf Seite 107 eine Übersicht, bei der aus verschiedenen Stilepochen ein sogenannter "heraldischer Stil" zusammengezogen wird. Eine unglückliche Darstellung, die so nicht stimmt. Man mixe Gotik mit Renaissance und erhalte die Art und Weise wie ich zeichne. Aber dessen ungeachtet zeigt es doch, dass man nicht zu Adaptionen neigt.

E i n Aspekt z.B. ist, dass eine Schildfigur (gemeine Figur) ein Feld a u s s p a n n e n soll, wie es in der Blütezeit der Heraldik praktiziert wurde. Sie werden beobachten, dass die gleichen Wappen im Barock und Klassizismus ein ganz anderes Proportionsverhältnis hatten (wo es eben nicht so war) von der naturalistischen Darstellung abgesehen.
Hätten Sie "neue" Rennaissancewappen? :wink:
Viele Grüße!

MarcStenger
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Beitrag von MarcStenger » 18.02.2009, 13:19

Hergenhan hat geschrieben: Wenn Sie gestatten, möchte ich auch meine Gedanken äußern.
Aber sicher gestatte ich das, deswegen habe ich ja meinen Entwurf hier zur Diskussion gestellt...
Auf den ersten Blick empfand ich Ihren Entwurf, nun, etwas martialisch. Das „Georgs-Motiv“ wird vermutlich assoziiert werden...
Zweifelsohne hat der Entwurf etwas martialisches an sich. Das ist ja auch bereits von anderen Forenteilnehmern angemerkt worden und ich stimme dieser Beobachtung zu. Tatsächlich liegt es gerade an diesem martialischen Eindruck, dass ich so lange (mehr als 1,5 Jahre) mit dem Entwurf gehadert und gerungen habe. Nun bin ich zu dem Entschluss gekommen, diesen meinen ursprünglichen Entwurf weiter zu verfolgen (und nicht einige andere Entwürfe, die in der Zwischenzeit entstanden sind). Für mich steht die allegorische Bedeutung des Wappenbildes im Vordergrund, die eng mit der Georgs-Legende in Verbindung steht, die ebenfalls eine allegorische und keine historische Erzählung ist.

Ich meine, wie wird man Ihre Bilddevise lesen? Das Kreuz wird zum Schwert, und tötet das Böse. Sie meinen Ihre Devise bildlich, ich weiß, aber es wird Menschen geben die sich fragen:, „Was/wer ist denn das Böse?“ Die Devise lässt die Interpretation zu, dass ein Dialog nicht möglich sei…
Die Frage, wie man die Bilddevise lesen wird, kann ich nicht beantworten, da sicher jeder sie anders lesen wird. Man vergleiche nur hier im Forum die immer wieder auftauchende Frage: "Was bedeutet das Symbol XY in einem Wappen?". Ich bin bei weitem kein Fachmann, aber soweit ich informiert bin, sind den einzelnen gemeinen Figuren keine festen, unumstößlichen Bedeutungsinhalte beigelegt. Daher kann ich nicht sagen, was andere Leute in der gewählten Bilddevise lesen.

Ich kann aber sehr wohl sagen, was ich in der Devise lese: Das Wappenbild greift die Symbolik des Drachenkampfes des Heiligen Georg auf, der eine allegorische Darstellung des Sieges des Glaubens über das Böse ist. Die für mich entscheidende (und kirchlich-theologisch unstrittige) Aussage der gewählten Symbolik ist der erlösungsstiftende Sieg Christi über die "Mächte der Finsternis", besonders den Tod. Dieser Sieg ereignete sich am Kreuz. Somit erscheint das Kreuz in der allegorischen Darstellung tatsächlich als Waffe, die das Böse zur Strecke bringt.

Ohne hier eine theologische Diskussion zu beginnen (für die hier weder der richtige Ort noch die nötige Zeit ist und die zudem die Bedeutung meines bescheidenen Wappenentwurfes viel zu hoch ansetzen würde) kann ich zudem sagen, dass ein "Dialog" mit dem Bösen (verstanden als Chaos- und Todesmacht) tatsächlich nicht möglich ist. Und genau dieses Böse versinnbildlicht der Drache. Nicht etwa andere Religionen, Konfessionen, Weltanschauungen oder was immer, mit denen natürlich der Dialog zu führen ist.
"Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden ihn nicht überwältigen."

Könnte man nicht irgendwie auf die erste Hälfte des Zitats Bezug nehmen?
Das Motto werde ich noch einmal überdenken. Ich habe aufgrund der gerechtfertigten Anfragen hier im Foto das gewählte Motto bereits vor Monaten fallen lassen. Eine neue Devise ist noch nicht gefunden.
Noch eine gestalterische Anmerkung: Kreuzarme werden ab einer gewissen Schlankheit eher als Schildteilung wahrgenommen, zumal wenn sie den Schildrand berühren.
Vielen Dank für den Hinweis, ich hatte ohnehin vor, die Kreuzarme zu verbreitern.
Früh-, und Spätgotik bzw. Renaissance sind vergangene Epochen. Eine direkte Kopie der Formen dieser Zeit ließe auch wieder Fehlschlüsse über eine Gesinnung zu.
Das halte ich - mit Verlaub - für etwas weit hergeholt. Ich denke, wenn der Gesamteindruck der Wappendarstellung stimmt, werden sich die wenigsten Menschen gedanken darüber machen, warum beispielsweise ein gotischer Stil gewählt wurde.

Ich möchte - gemäß dem von Herrn Theising erwähnten Gedanken, dass ein modernes Wappen prinzipiell für einen mittelalterlichen Ritter vorstellbar sein soll - gerne ein (in gutem Sinne) traditionell gezeichnetes Wappen erstellen. Dies auch aus ästhetischen Gesichtspunkten.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber ich bin kein erklärter Freund der "modernen Gebrauchsgrafik" - wie sie glaube ich in der Wappenfibel genannt wird, und der ich auch die von ihnen beigefügten Entwürfe von Olof Eriksson zurechne. Genau dies ist ja auch der Anlass meiner Frage nach Vorlagen und Beispielen für Drachenmotive im "klassischen" Stil. Ich möchte eben den etwas abstrakten Eindruck, den der Entwurf derzeit hat, nicht beibehalten.

Vielen Dank für Ihre detaillierte Antwort. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag ein wenig zur Klärung der von Ihnen formulierten Fragen beitragen.

An alle anderen Forenteilnehmer richte ich weiterhin meine Bitte, mich auf geeignete Darstellungen im gotischen und Renaissance-Stil hinzuweisen. Auch würden mich weitere Einschätzungen interessieren, ob es überhaupt möglich ist, ein kirchliches Wappen im hochgotischen Stil aufzureißen...

Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Zuletzt geändert von MarcStenger am 18.02.2009, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Rider » 18.02.2009, 13:22

Hergenhan hat geschrieben:





Noch eine gestalterische Anmerkung: Kreuzarme werden ab einer gewissen Schlankheit eher als Schildteilung wahrgenommen, zumal wenn sie den Schildrand berühren.
Obwohl ich die Gestaltung insgesamt für sehr gelungen halte gehe ich, bzgl. des Kreuzes, mit der Meinung von Herrn Hergenhan konform. Die derzeitige Ausführung erinnert eher an eine Schildteilung, den an ein Kreuz. Wenn man mit dem Schildbild assoziieren möchte, dass das Kreuz das Böse (Drachen) besiegt, dann sollte man tatsächlich auch ein Kreuz verwenden.

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Markus
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Beitrag von Markus » 18.02.2009, 14:14

Hallo, Herr Hergenhan,

ich kann mich Ihren Ausführungen nicht anschließen. Gerade die Beispiele, die Sie anbringen, z. B. Kanonen, Geschütze, Granaten oder auch zeitgenössische Darstellungen von Booten, Trachten u. a. sind ja heute besonders umstritten. Natürlich: Jeder kann für sich die heraldischen Grundsätze negieren, er muss aber anschließend aushalten, dass sein Wappen in Fachkreisen nicht gerade ernst genommen wird. Dazu fallen mir gerade die Astronauten in einem belgischen Wappen ein.
Heraldische Grüße
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Simplicius
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Beitrag von Simplicius » 18.02.2009, 15:00

MarcStenger hat geschrieben:...
Sehr geehrter M. Stenger, natürlich ist man hinsichtlich Interpretationen frei, mit dem Weltgeschehen im Hinterkopf war oben Gesagtes m e i n e erste Lesart … :wink:

Bezüglich eines herald. Stils möchte ich auf M.Theisings Einwurf antworten:

Ich habe noch nicht die Stelle gefunden (hier im Forum?), aus welcher mir ersichtlich wird von w e m das umstritten sei, und w e r betreffende Fachleute sind. Allerdings muss man sich nicht von „Fachleuten der Heraldik“ abhängig machen, wenn man den Sachverhalt mal etwas weniger mit „Tunnelblick“ begutachtet, sondern erst einmal zur Kenntnis nimmt, dass die Wappenkunst etwas mit Kunst im Allgemeinen zu tun hat, und es schon immer Wechselwirkungen gab.
Was vielen „Fachleuten“ „zu Gute“ kommt (ironisch) ist, dass Heraldik mehr denn je etwas von einem „Orchideenfach“ hat, d.h., gemachte Äußerungen werden immer weniger von Fachleuten kommentiert werden, weil es eben weniger Fachleute gibt. Zudem gibt es einen klar erkennbaren Bruch der Lehre, der erfolgt durch das Nichtunterrichten und Nichtbehandeln in den entsprechenden Fakultäten. Ein Kommunikationsdesigner kann dann eben nur noch ein Logo kreieren, und weiß gar nicht was er damit kaputtmacht (liegt an der Anwendung). Unterscheiden sollte man übrigens zw. Heraldikern und Wappenzeichnern. – Dieser Unterschied, den ich nicht an der Bezeichnung festmache, ist gar nicht mehr im Bewusstsein.
Aber weniger abschweifen, warum gehen Sie nicht einmal auf die Darstellungen zu den Links oben ein? Hier ist noch eine Seite mit Personenwappen, Sie müssen im Wappenbuch blättern:
http://www.schweiz-heraldik.ch/shg%20de%20frame.html

Möchten Sie nicht zugeben, dass sehr findig mit dem Gegenstand der Heraldik umgegangen wurde? (M./E.20.Jh)

Grüße!

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Beitrag von HFRudolph » 18.02.2009, 15:02

Wenn ich mich richtig entsinne, hält die Figur vor dem Michel in Hamburg auch eine Lanze, die gleichzeitig ein Kreuz darstellt.

Auf dem Foto sieht man leider das obere Ende nicht…
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... amburg.jpg

Bei Jochen besser zu sehen, allerdings weniger deutlich, dass das Kreuz eine Waffe ist:
http://www.ursiversum.de/Test/album/Ham ... 00365.html

Hergenhan hat geschrieben:Unterscheiden sollte man übrigens zw. Heraldikern und Wappenzeichnern. –
Das wäre vielleicht mal ein Thema für eine eigene Diskussion?

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Beitrag von Markus » 18.02.2009, 15:30

Hallo, Herr Hergenhan,

beim Durchsehen der schweizerischen Wappenrolle fühlte ich mich gleich ins Mittelalter zurückversetzt. Sehr löblich, aber das ist die Schweiz in heraldischer Sicht ja ohnehin. Insofern fühle ich mich völlig bestätigt. Bei den Finnen sah ich so auf die Schnelle z. B. eine Schiffsschraube. Das geht, wenn man der Tradition folgt, natürlich nicht. Auch durch ständiges Durchbrechen heraldischer Grundsätze werden die Verstöße nicht besser, oder tolerabel. Leider erleben wir Hierzulande gerade bei den Kommunalwappen die unglaublichsten Sachen, einmal aus Unkenntnis, aber sicher auch aus Desinteresse. Da wird ein Beamter, der sich vielleicht während eines Selbstfindungsseminars durch das Ausmalen von Mandalas hervorgetan hat, damit beauftragt ein Wappen zu entwerfen und wir dürfen uns anschließend darüber ärgern oder lustig machen.

Eine Unterscheidung von Heraldikern und Wappenmalern halte ich im Übrigen für entbehrlich. Wer Wappen malen kann, kann auch anderes malen.

Aber wir entfernen uns gerade von Marc´s Wappen....
Heraldische Grüße
Markus

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MarcStenger
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Beitrag von MarcStenger » 18.02.2009, 15:56

HFRudolph hat geschrieben:Wenn ich mich richtig entsinne, hält die Figur vor dem Michel in Hamburg auch eine Lanze, die gleichzeitig ein Kreuz darstellt.
Ein sehr schönes Beispiel für die gleiche allegorische Bedeutung, die ich meinem Wappenentwurf grundgelegt habe. Vielen Dank dafür.

Vielen Dank auch an Rider für den Vorschlag, das Kreuz unter die Figuren aufzunehmen, anstatt es als Schildteilung zu verwenden. Ich verstehe die Absicht, muss aber gestehen, dass mir das Ergebnis nicht so gut gefällt.

Spricht etwas dagegen, das Kreuz durch eine Verbreiterung der Balken von der gewöhnlichen Schildteilung zu unterscheiden und es ansonsten so zu lassen? Oder stellt die Kombination der Schildteilung mit der Figur des Drachen einen regelrechten heraldischen Verstoß dar? Die Darstellung ist mir so schon lieb geworden, muss ich sagen...

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Beitrag von Rider » 18.02.2009, 16:28

Hallo Herr Stenger,

mein Einwurf ist kein Muß. Selbstverständlich können Sie alles so belassen, wie es jetzt ist.

Beim Blason würde ich dann von einem oben und seitlich anstoßenden Fadenkreuz ausgehen.
Gruß vom Rider

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