Blasonierung Wappen Benedikt XVI.

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Frank J. Reuther
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Blasonierung Wappen Benedikt XVI.

Beitrag von Frank J. Reuther » 04.10.2006, 15:46

Schade, dass trotz des Hinweises von Herrn Theising weiter theologische Meinungen ausgebreitet worden sind. Da die Frage nach der Blasonierung des Wappens aber noch nicht beantwortet war, erlaube ich mir, einen neuen Faden aufzumachen, bei dem es hoffentlich bei einer ausschließlich heraldischen Diskussion bleibt.

So wie der entsprechenden Seite des Heiligen Stuhls zu entnehmen ist, gibt es wohl nur eine Blasonierung für den Schild. Die Zier wurde nicht beschrieben, sondern nur dargestellt. Herr Foppoli hat mir geschrieben, dass er vertraulich vom Vatikan wegen des Wappens angeschrieben worden ist, er auch eines aufgerissen hat, man sich am Ende aber doch für das des Kardinals Montezemolo entschieden hat. Was da eine Rolle gespielt hat, wird sich jeder denken können. So ganz entfernt von dieser Problematik sind wir da mit unseren Wappenrollen in deutschen Landen auch nicht. Da spielt der Name des "Aufreißers" doch auch eine gewichtige Rolle.

Hier nun die offizielle deutsche Blasonierung:

rot, golden ummantelt, mit einer Muschel in denselben Farben; das rechte Feld: mit einem Mohrenkopf in natürlicher Farbe, rot gekrönt und mit rotem Kragen; das linke Feld: mit einem Bären in natürlicher Farbe, beladen mit einem roten Packsattel und schwarz gegürtet

Wobei ich mal frech behaupte, dass das sicher besser ginge. Was ist golden ummantelt? Ist das nicht eine eingebogene Spitze? Warum ist die Muschel nicht einfach golden? Warum sind Mohrenkopf und Bär nicht einfach schwarz?
Mit freundlichen Grüßen
Frank J. Reuther, MdH
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Markus
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Beitrag von Markus » 04.10.2006, 18:54

Was ist denn das für ein merkwürdiger Blason? Ich hätte gesagt: In gold eine eingezogene rote Spitze, belegt mit einer goldenen Muschel, begleitet vorn von einem Mohrenkopf in natürlicher Farbe, rot gekrönt und mit rotem Kragen, und hinten von einem Bären in natürlicher Farbe, schwarz gegürtet, beladen mit einem roten Packsattel.
Heraldische Grüße
Markus

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Frank J. Reuther
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Beitrag von Frank J. Reuther » 04.10.2006, 18:57

markus theising hat geschrieben:Was ist denn das für ein merkwürdiger Blason?
Möglicherweise ist es die Übersetzung aus einer anderen Sprache von jemandem, der nicht so ganz weiß, wie Heraldik-Deutsch geht.
Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von Markus » 04.10.2006, 18:57

Jo, das könnte wohl sein.
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Jochen
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Beitrag von Jochen » 04.10.2006, 19:00

Ich tippe, es kommt aus dem französischen, siehe hier:

http://glossaire.blason-armoiries.org/h ... antele.htm
Ne suy plus vil que les aultres

jochen

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Beitrag von Jochen » 04.10.2006, 19:05

Und weil's so schön war - hier nochmal die Version unserer russischen Heraldikfreunde:

Bild
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jochen

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Beitrag von Markus » 04.10.2006, 19:19

Also wenn ich mal Papst werde, wird mein Wappen einfacher. Mal sind die Figürchen braun, dann sind sie schwarz, zapperlot. :roll:
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 04.10.2006, 19:36

Der entsprechende deutsche Ausdruck - sehr veraltet - für die eingebogene Spitze wäre "Mantelzug". Das könnte die verbale Brücke sein. Umgekehrt gab es auch mal einen "Taschenzug". Im Buch von Scheibelreiter werden beide Ausdrücke heute noch verwendet.

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Beitrag von Markus » 04.10.2006, 20:06

Oh, schon wieder was dazugelernt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Namen Scheibelreiter aber auch noch nie gehört habe. :oops:
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Beitrag von Jochen » 04.10.2006, 20:07

Sagt mir jetzt ehrlich gesagt auch nix ....
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 04.10.2006, 20:16

Sorry, mein Fehler, hätte ich erwähnen sollen. Ist aber auch neu:

Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)

Georg Scheibelreiter ist übrigens Professor für mittelalterliche Geschichte, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Forschungsschwerpunkte: Frühmittelalter, Mentalitätsgeschichte, Hagiographie, Heraldik, Genealogie, Sphragistik, Tier im Mittelalter. Sonstige wissenschaftliche Tätigkeit: Herausgabe der Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Vorstandsmitglied der heraldisch-genealogischen Gesellschaft "Adler"

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Frank J. Reuther
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Beitrag von Frank J. Reuther » 04.10.2006, 20:24

Mohren und Bär als naturfarben zu bezeichnen, finde ich blöd. Ein Mohr ist nun mal schwarz und der heraldische Bär auch. Die Naturfarbe stiftet da nur Verwirrung.
Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von Bernhard » 04.10.2006, 20:34

Frank J. Reuther hat geschrieben:Ein Mohr ist nun mal schwarz
Absolut korrekt wie der ganze Kommentar.
(By the way: Gilt das auch für Michael Jackson? :lol: :lol: :lol:)
Dann ließe sich die Blasonierung doch entsprechend zusammenkürzen und wir hätten's.

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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 05.10.2006, 07:19

Frank J. Reuther hat geschrieben:Mohren und Bär als naturfarben zu bezeichnen, finde ich blöd. Ein Mohr ist nun mal schwarz und der heraldische Bär auch. Die Naturfarbe stiftet da nur Verwirrung.
Die Heraldik der verschiedenen Länder versteht immer etwas anderes unter Naturfarben.
Per Definition kann eigentlich nur eine Figur, die nicht heraldisch stilisiert ist, sondern ihrem natürlichen Vorbild entspricht, auch Naturfarben tingiert sein.
Das ist hier nicht der Fall, da der Bär weder einem Braunbären entspricht, noch der Mohr irgendeinem afrikanischem Menschentypus.

Darius Stys
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Re: Blasonierung Wappen Benedikt XVI.

Beitrag von Darius Stys » 05.10.2006, 09:55

Frank J. Reuther hat geschrieben:Schade, dass trotz des Hinweises von Herrn Theising weiter theologische Meinungen ausgebreitet worden sind.
Link zum alten Thread:

http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?t=2658

Durch die für mich etwas überraschend schnelle Schließung des alten Threads durch den Moderator des Forums Herr Theising stehen auch uns die Informationen im alten Thread, sei es Links , Wappenabbildungen zur weiteren Diskussion des Themas nur mit Aufwand zur Verfügung.
Auch für Forumsteilnehmer, die diesen Faden als einzigen lesen, mag die Diskussion unverständlich erscheinen, weil auch die hier nicht wiederholten Informationen aus dem anderen Thread fehlen.
Frank J. Reuther hat geschrieben:
Hier nun die offizielle deutsche Blasonierung:

rot, golden ummantelt, mit einer Muschel in denselben Farben; das rechte Feld: mit einem Mohrenkopf in natürlicher Farbe, rot gekrönt und mit rotem Kragen; das linke Feld: mit einem Bären in natürlicher Farbe, beladen mit einem roten Packsattel und schwarz gegürtet

Wobei ich mal frech behaupte, dass das sicher besser ginge. Was ist golden ummantelt? Ist das nicht eine eingebogene Spitze?
Guten Morgen Herr Reuther,

Ich bin etwas überrascht über diese Frage, weil auf der Vatikanseite , die durch ihren Link im alten Thread noch erreichbar ist, dieser Blason
" golden ummantelt" erklärt ist. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Art der Gestaltung von Wappen in der kirchlichen Heraldik, die besonders in Ordenswappen vorkommt. So weit ich mich noch erinnere wird die goldene Mantelung hier auf das Ideal des heiligen Bededikt zurückgeführt und als religiöses Symbol betont.
Frank J. Reuther hat geschrieben: Mohren und Bär als naturfarben zu bezeichnen, finde ich blöd.
Ein Mohr ist nun mal schwarz und der heraldische Bär auch.
Der Vatikan hat sicher auch das erwogen und ich denke bewusst den Bären als naturfarben bezeichnet, damit eine Verbindung der oberen Felder zum Rot des unteren Feldes möglich wird. Wenn man das Wappen des Papstes betrachten würde, dann sieht man, dass der Mohr gleiche Tinktur ( Rotbraun) wie auch der Bär hat und dadurch die Harmonie des Wappens sehr gestärkt wird. Das grundsätzliche Ziel der Heraldik ist es so wenig Farben wie möglich in einem Wappen zu verweden und dadurch die Harmonie im Wappen zu stärken; durch diese Bezeichnung "naturfarben" wurde das hier ermöglicht. Auch wird durch die Form der oben angesprochenen goldenen Mantelung das Rot in der "eingebogenen Spitze" zum edelsten Feld und dadurch das Symbol Muschel besonders betont. Diese Muschel findet seit Jahrhunderten Verwendung in der Heraldik für Pilger und steht sicher für den Papst als Pilger, wie er in alle Welt reist.

Weiss jemand warum das Rot dort gewählt wurde?
Ist meine obere Erklärung der Harmonie die einzig mögliche für das Rot?
Das Rot stellt eine Änderung zum vorherigen Wappens des Papstes als Kardinal dar. Spontan fällt mir bei Rot nur ein Kardinal ein. Das aktuelle Wappen stellt durch das Pallium und das Rot eine Aufzählung des Lebenslauf des Papstes als Erzbischof von München und als Kardinal dar.




schöne Grüsse

D. Stys
Zuletzt geändert von Darius Stys am 07.10.2006, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.

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