Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe eine Frage an Sie, die mir (soweit ich das beurteilen kann) noch kein Eintrag im Forum beantworten konnte.
Ein bisschen Hintergrund für Sie:
Ich bin Mitglied der Freifechter - Gesellschaft für Historische Fechtkunst e.V., die sich auf die "Meister des langen Schwerts von Greifenfels über die Gesellschaft der Freifechter von der Feder" berufen. Wir sind Mitglied in diversen Regional- und Landesverbänden der Turn- und Fechtvereine.
Die historische Gesellschaft unserer "Vorfahren in der Sache" des Fechtens gründete sich um 1570, erhielt ihr Wappen 1607 durch Rudolf II verliehen, welches 1688 durch Leopold I bestätigt und verbessert wurde. Siebmacher's grosses Wappenbuch Band 7 beschreibt auf Seite 40 (Berufswappen) und Tafel 42 dieses Wappen. Diese Neugier konnte schon gestillt werden.
1742 verliert sich die Spur der Gesellschaft in der Geschichte, da keine "Fechtschulen" (d.h. Fechtturniere) mehr gehalten wurden. Evtl. gab es ein Verbot duch Friedrich II, was noch von mir zu überprüfen ist. Ausserdem gingen Mitglieder vieler Ortsvereine in Turnvereine über oder stellten den Fechtbetrieb ein. Es blieben Leibesübungen und -ertüchtigungen wie später durch den Turnvater Jahn beschrieben.
Meine Frage ist also vor diesem Hintergrund zu verstehen:
Kann der 2000 gegründete Verein "Die Freifechter - Gesellschaft für Historische Fechtkunst e.V." das 1688er Wappen der "Meister des langen Schwerts von Greifenfels über die Gesellschaft der Freifechter von der Feder" führen, da diese Gilde keinen Bestand mehr hat, eine Verbindung aber über das heutige Turner- und Fechterwesen, welchem wir angehöhren, hergestellt werden könnte?
Evtl. gilt auch hier in abgewandelter Weise: "Das Wappen einer ausgestorbenen oder verschollenen Familie soll nicht unverändert angenommen werden." Dann würden wir uns um so eine Veränderung bemühen.
Dies ist meine Frage plus Vermutung, die ich mir nicht beantworten kann.
Vielen Dank für Ihre Antworten! Rückfragen werde ich gern beantworten, da ich sehr an der Geschichte der Freifechter interessiert bin.
Annahme des Wappens der "Freifechter" von 1688
Moderatoren: Markus, Christian Ader
Re: Annahme des Wappens der "Freifechter" von 1688
Das halte ich für ein Gerücht. Auf akademischen Boden wurde und wird nach wie vor (von mensurbeflissenen Studentenverbindungen) gefochten. Dass die früher zur akademischen Ausbildung gehörenden Paukstunden nicht mehr von universitären Lehrern sondern zunehmend von Fechtwarten der Verbindungen wahrgenommen wurden, und somit eine "Verlagerung ins Private" stattfands, ist bekannt.M.Hampel hat geschrieben:1742 verliert sich die Spur der Gesellschaft in der Geschichte, da keine "Fechtschulen" (d.h. Fechtturniere) mehr gehalten wurden. Evtl. gab es ein Verbot duch Friedrich II, was noch von mir zu überprüfen ist. Ausserdem gingen Mitglieder vieler Ortsvereine in Turnvereine über oder stellten den Fechtbetrieb ein. Es blieben Leibesübungen und -ertüchtigungen wie später durch den Turnvater Jahn beschrieben.
Re: Annahme des Wappens der "Freifechter" von 1688
Studentische Fechten ist nicht mit den "Fechtschulen" der Marxbrüder und Federfechter zu verwechseln. Bei Interesse am Thema stehe ich gern per PN zur Verfügung. Ich bin mir nicht sicher, ob die Diskussion über den Fechterische Unterschied, der ein erheblicher ist, in einem Heraldikforum seinen Platz hat.Linus hat geschrieben: Das halte ich für ein Gerücht. Auf akademischen Boden wurde und wird nach wie vor (von mensurbeflissenen Studentenverbindungen) gefochten. Dass die früher zur akademischen Ausbildung gehörenden Paukstunden nicht mehr von universitären Lehrern sondern zunehmend von Fechtwarten der Verbindungen wahrgenommen wurden, und somit eine "Verlagerung ins Private" stattfands, ist bekannt.
- Claus J.Billet
- Heraldiker
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hm...
@ M.Hampel
Zitat:
...Kann der 2000 gegründete Verein "Die Freifechter - Gesellschaft für Historische Fechtkunst e.V." das 1688er Wappen der "Meister des langen Schwerts von Greifenfels über die Gesellschaft der Freifechter von der Feder" führen, da diese Gilde keinen Bestand mehr hat, eine Verbindung aber über das heutige Turner- und Fechterwesen, welchem wir angehöhren, hergestellt werden könnte?
Evtl. gilt auch hier in abgewandelter Weise: "Das Wappen einer ausgestorbenen oder verschollenen Familie soll nicht unverändert angenommen werden." Dann würden wir uns um so eine Veränderung bemühen.
Wie Sie selbst richtig zitieren, sollen eingetragene Wappen grundsätzlich nicht anderweitig genutzt werden.
Gegen eine "Anlehnung" an das im Siebmacher eingetragene Wappen, wie Herr Lenz bereits erwähnte, wird wohl niemand Einspruch erheben, solange keine Verwechselung in der Wappengleichheit entsteht.
Zitat:
...Kann der 2000 gegründete Verein "Die Freifechter - Gesellschaft für Historische Fechtkunst e.V." das 1688er Wappen der "Meister des langen Schwerts von Greifenfels über die Gesellschaft der Freifechter von der Feder" führen, da diese Gilde keinen Bestand mehr hat, eine Verbindung aber über das heutige Turner- und Fechterwesen, welchem wir angehöhren, hergestellt werden könnte?
Evtl. gilt auch hier in abgewandelter Weise: "Das Wappen einer ausgestorbenen oder verschollenen Familie soll nicht unverändert angenommen werden." Dann würden wir uns um so eine Veränderung bemühen.
Wie Sie selbst richtig zitieren, sollen eingetragene Wappen grundsätzlich nicht anderweitig genutzt werden.
Gegen eine "Anlehnung" an das im Siebmacher eingetragene Wappen, wie Herr Lenz bereits erwähnte, wird wohl niemand Einspruch erheben, solange keine Verwechselung in der Wappengleichheit entsteht.
Herr Lenz, Herr Billet,
vielen Dank für Ihre Antworten!
Also sollten wir Freifechter von 2000 davon ausgehen, dass die historischen Freifechter "ausgestorben oder verschollen" sind, egal, wie auch immer sich eine Verbindung über Turn- und Fechtvereine herstellen liesse, die ohnehin sicherlich recht gewagt wäre.
Ich denke, wir werden dann ähnlich verfahren und eine Anlehung erstellen!
In den letzte 24 std. habe ich noch eine interessante Seite im Netz gefunden, ein Fechtverein aus Östereich hatte schon vor 100 Jahren eine ähnliche Idee gehabt:
Sollte man diese "historische Begründung" einmal erfragen? Kann diese tatsächlich heraldischen Kriterien standhalten?
vielen Dank für Ihre Antworten!
Also sollten wir Freifechter von 2000 davon ausgehen, dass die historischen Freifechter "ausgestorben oder verschollen" sind, egal, wie auch immer sich eine Verbindung über Turn- und Fechtvereine herstellen liesse, die ohnehin sicherlich recht gewagt wäre.
Ich denke, wir werden dann ähnlich verfahren und eine Anlehung erstellen!
In den letzte 24 std. habe ich noch eine interessante Seite im Netz gefunden, ein Fechtverein aus Östereich hatte schon vor 100 Jahren eine ähnliche Idee gehabt:
Quelle: Akademie der Fechtkunst Österreich http://www.fechtmeister.org/geschichte.htm"Das Wappen der Akademie der Fechtkunst Österreichs zeigt in den beiden oberen Feldern je einen die Feder haltenden Arm, über die beiden unteren Felder zwei gekreuzte Schwerter und als Helmzier einen schwertschwingenden Greif.
Dieses älteste Wappen der "Federfechter" zu Prag stammt aus dem Jahre 1607 und wurde nach historischer Begründung von der Akademie der Fechkunst Österreichs übernommen."
Sollte man diese "historische Begründung" einmal erfragen? Kann diese tatsächlich heraldischen Kriterien standhalten?