Für Löwen-Fans

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A.Lenz
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Für Löwen-Fans

Beitrag von A.Lenz » 28.03.2006, 14:57

Für alle, die den Löwen als Wappentier favorisieren:

Der "Löwe" ist eines der am häufigsten vorkommenden Wappentiere. Die normale Stellung des Löwen in Wappendarstellungen ist aufrecht (vgl. steigend, zum Grimmen geschickt), auf den Hinterfüßen stehend, die rechte Pranke etwas erhoben, die rechte hintere etwas vorgesetzt.

Der Kopf war in der älteren Zeit etwas zugespitzt, wurde aber später runder und natürlicher. Der Rachen ist weit oder halb geöffnet und zeigt meist eine weit "herausgeschlagene" Zunge, die als geschlungene, vorn aufgebogene Linie gezeichnet ist.

Die Zähne sind sichtbar und die Augen betont "wild" dargestellt. Der Körper ist immer sehr schlank gehalten. Im 14. Jh. steht er gerade, fast in der Längsachse des Schildes. 100 Jahre später ist er dann ausgebogen, so daß die ganze Figur eine Schlangenlinie bildet.

Während er in der älteren Zeit ganz zottig erscheint, wird der Löwe in späteren Darstellungen nur mit starker Mähne, die bis auf den halben Leib herabfällt und stark geringelt ist, und zottigen Füßen gezeigt.

In der älteren Heraldik haben die Pranken drei Ballen in Form eines Kleeblattes, aus denen große Krallen hervorgehen. Später sind die Zehen gesondert und weit ausgespreizt.

Der Schweif ist nahe an der Wurzel aufgebogen und läuft parallel mit dem Körper hinauf. Ursprünglich ist er ganz zottig, später nur noch mit einzelnen Büscheln versehen. Die Endzottel fällt in der Regel einwärts gegen den Leib des Löwen. Seit dem 15. Jh. ist der Schweif des Löwen häufig gespalten, z. B. im Wappen von "Böhmen", und wird als "Doppelschweif" bezeichnet. Die beiden Teile sind hier oft zusammengedreht wie ein Strick, wobei jeder ein Endbüschel aufweist.
Eine derartige Spaltung des Schweifes ist heraldisch bedeutungslos und muß nicht extra gemeldet werden.

Der Löwe ist in Wappendarstellungen meist "golden" oder "rot", seltener "schwarz" tingiert. Silberne oder blaue Löwen sind sehr selten.

Die "Waffen", d. h. Krallen und Zunge, sind meist von abstechender Farbe. Ist der Löwe von Gold oder Silber, so erscheinen sie in Farbe. Ist er farbig, so sind sie von Gold oder Silber.
In jedem Fall müssen sie aber von der Schildfarbe unterscheidbar sein.

Zähne und Augen sind in der Regel silbern. Hat das Feld die gleiche Tinktur, so sind sie farbig.

De Löwe kann auch verschiedene Färbungen aufweisen, ebenso einzelne Teile. Mitunter erscheinen Löwen die "gekrönt" sind. Nach den Regeln der Heraldik sollte er dann aber stets die Helmkrone tragen. In späteren Darstellungen wurden aber auch Rangkronen aufgesetzt.

Außer als Wappenbild erscheinen Löwen oft auch als Schildhalter.

Als "König der Tiere" sollte der Löwe Macht, Tapferkeit und kriegerische Tugend symbolisieren und wurde bereits im Mittelalter von Fürsten und auch kleineren Dynastien in deren Wappen aufgenommen. Später wurde dieses Wappenbild immer häufiger.

Im "Armorial general" von J. B. Rietstap, Gouda 1861, füllen die Namen der Geschlechter, die den Löwen im Wappen führen, nicht weniger als 155 Seiten. Diese spätere Häufigkeit des Auftretens in Wappen verminderte auch den symbolischen Gehalt, so daß man hier nicht mehr von einer aus dem Wappen herzuleitenden, besonderen Heraushebung oder Verpflichtung des Wappeninhabers sprechen kann. Daher ist auch der Symbolgehalt des Löwen nicht überzubewerten.

(Quelle: Lexikon der Heraldik, Gert Oswald)

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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