Wappenfälscher Joh. Endele 1931

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M. Waas
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Beitrag von M. Waas » 05.04.2006, 13:14

Der Kaiser höchstpersönlich wußte meist kaum etwas davon, was in seinem Namen so an Wappen "verliehen" wurde. Zuständig waren dafür die Hofpfalzgrafen, von denen es ungezählte gab. Die Hofpfalzgrafen haben meist eine sehr lückenhafte Buchführung betrieben - vornehm ausgedrückt! :lol:
Die Fürsten haben sich zu der Zeit kaum mit so etwas beschäftigt. Wenn, dann haben Sie gleich in den Adelsstand erhoben. (Ob sie durften oder nicht) Mit Wappenverleihungen war kein Geld zu machen. Es ist allerdings möglich, daß ein niederer Adeliger Ihrem Vorfahren die Erlaubnis gab dieses Wappen zu führen. Das wurde dann allerdings ohne Verleihurkunde gemacht.
Nur wenige Wappen sind überhaupt in Wappenbüchern erfaßt. Allerdings ist auf Grund der Umstände davon auszugehen, daß in Ihrem Falle ein verfälschtes Wappen vorliegt. Eine Neuschöpfung mit erfundener Legende.

Thomas G.
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Beitrag von Thomas G. » 31.05.2006, 15:45

@A.Lenz.
Sie schrieben: "das Wappen kann sehr wohl von einem versierten Zeichner entworfen worden sein, da es heraldisch in Ordnung ist."

@Frank J. Reuther.
Sie schrieben: "Wie ist zu werten, dass der Schild rot-schwarz geteilt ist? Sollte hier nicht besser Farbe an Metall stoßen?"

Wer kann mir sagen, ob das Wappen heraldisch in Ordnung ist oder ob ein Verstoß gegen die heraldischen Farbregeln vorliegt? Gilt die Regel "Keine Farbe an Farbe, kein Metall an Metall" auch für die benachbarten Felder des oberen Teils und des unteren Teils eines geteilten Wappenschilds?

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Steudel Rainer
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Beitrag von Steudel Rainer » 31.05.2006, 17:21

Hallo Thomas,

da du aus Nürnberg kommst kannst du auch ins Germanische Nationalmuseum gehen in den 1 Stock Lesesaal eintritt ist frei,
dort kannst du viel über Wappen und Kirchenbücher eintragungen usw in den Büchern nachschlagen. :D

Habe ich auch gemacht und bin in unserer Familienforschung wieder ein Stück weiter.

Mfg.

R.Steudel

A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 31.05.2006, 18:25

Thomas G. hat geschrieben:
Wer kann mir sagen, ob das Wappen heraldisch in Ordnung ist oder ob ein Verstoß gegen die heraldischen Farbregeln vorliegt? Gilt die Regel "Keine Farbe an Farbe, kein Metall an Metall" auch für die benachbarten Felder des oberen Teils und des unteren Teils eines geteilten Wappenschilds?
Hallo Herr Steudel,

eine Grundregel der Heraldik besagt, daß Farbe nicht auf Farbe und Metall nicht auf Metall stehen darf. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen. Die v. g. Regel kommt nicht zum Zug, wenn der Schild in drei Plätze aufgeteilt, bzw. eine farbige Figur im geteilten Schild erscheint. Dies gilt auch für für eine mehrfarbige Figur im einfarbigen Schild.

Eine Aufeinanderfolge von Farbe und Farbe, oder Metall und Metall ist zu vermeiden. Eine Nebeneinanderfolge von Farbe und Farbe bzw. von Metall und Metall ist eher möglich, aber auch nicht unbedingt Regelkonform.

Manche Heraldiker neigen allerdings zu der Ansicht, daß auch die Aufeinanderfolge von Farbe und Farbe, bzw. Metall und Metall möglich ist.

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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Steudel Rainer
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Beitrag von Steudel Rainer » 31.05.2006, 18:54

Hm
@ Hr.Lenz

Hallo Herr Lenz ich glaube sie haben sich mit der Anrede verhauen :lol:

Müsste doch Hallo Herr Thomas G. heißen :lol:

oder auf was beziehen sie meine anrede. :wink: :wink:

mfg
R.Steudel

A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 31.05.2006, 19:20

Ja, tut mir leid, ich meinte natürlich Thomas G. :oops:

P.S. Sie haben ein schönes Wappen, Herr Steudel. Die Helmzeichnung läßt mich vermuten, daß es beim Münchner Herold eingetragen ist. :wink:

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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Steudel Rainer
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Beitrag von Steudel Rainer » 31.05.2006, 19:56

@ Hr.Lenz


wie Wahr wie Wahr :D :lol: :D :lol:

Mfg.
R.Steudel

Friedhard Pfeiffer
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Wappen Gleißner

Beitrag von Friedhard Pfeiffer » 01.06.2006, 21:37

Joachim v. Roy hat geschrieben:Bei Kneschke ist in der Tat zu lesen, daß im Jahre 1789 ein gewisser ANDREAS GLEISSNER „wegen bei dem Bergbauwesen durch 20 Jahre bezeigter thätiger Verwendung“ mit dem Prädikat EDLER von FREUDENHEIM in den Erbländisch-österreichischen Adelsstand erhoben wurde.
Anders als uns Joh. Endele glauben machen will, findet sich bei Kneschke jedoch keine Beschreibung des 1789 verliehenen Wappens.
Hallo,
das Wappen des Andreas Gleiszner v. Freidenheim - vormals Registrator des k. k. Kriegszahlamtes in Galizien erhielt ausgegeben zu Wien, 18. November 1789 den erbländischen Adelsstand mit dem Pädikat "von Freidenheim" - ist veröffentlicht im Siebmacher, Band Galizien, Seite 130, Tafel 156:
"Halbrechts- und gegengeschrägt. 1. In Gold ein weißes (= silbernes) Tintenfass; 2. in Blau aus der Schräglinie wachsender goldener Greif ein schwert in der rechten Vorderpranke haltend; 3. in Rot sechs atürliche Bergspitzen, darüber drei schräglinks gestellte weiße (= silberne) Sterne. Kleinod: Der Greif wachsend. Decken: Blau-gold - rot-weiß(= silber)."
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

reinhard_glei

Wappen der Familie Gleißner

Beitrag von reinhard_glei » 21.05.2012, 11:55

@alle, vor allem alle Gleissners und deren Anverwandte,

dieser Thread ist zwar schon ein paar Jahre alt. Aber die Frage nach dem hier behandelten Wappen treibt uns immer noch etwas um.

Das von Thomas G. aus Nürnberg hier vorgestellte Wappen hing auch im Wohnzimmer meiner Großeltern in Tirschenreuth. Später konnte man es dann auch für einige Zeit im Geschäft in TIR "bewundern". Ganz ernst haben wir es wohl nie genommen, da in der Familie immer mal die Rede davon war: "Doa is amal oina kumma und hoat uns dees Wappm gmalt oder aa oadraht" (für Nicht-Oberpfälzer "Da ist mal einer gekommen und hat uns das Wappen gemalt oder auch angedreht") ...

Irgendwann ist das gerahmte Bild dann verschwunden, höchstwahrscheinlich bei einem Brand vor ca. 20 Jahren.

Trotzdem hätten wir natürlich schon gerne gewusst, auch weil wir selber nun in das Alter gelangt sind, da man Ahnenforschung betreibt, wie es sich mit dem besagten Wappen verhält.

Nun, die Sachlage ist wohl eindeutig: Es handelt sich um eine Fälschung, aus Gründen, die Historiker und Heraldiker besser beurteilen können als ich.

Aber es sieht doch trotzdem recht nett aus, falsche Heraldik her oder Fälschung hin? :lol: :lol:

Frank Martinoff

Re: Wappen Gleißner

Beitrag von Frank Martinoff » 21.05.2012, 12:22

Friedhard Pfeiffer hat geschrieben:Hallo,
im Siebmacher und der Deutschen Wappenrolle (DWR) sind je ein Wappen Gleißner, einmal gedaldelt mit Zusatz v. Freidenheim, zum anderen aus Pilmersreuth, Kreis Tirschenreuth (1560). Bei beiden Wappen ist der Blason ein anderer.
Bei der EDM-mäßgen Prüfung mit den Stichworten "Geteilt, Löwe, Halbmonde" erzilte ich zwar unter den 110.000 Wappen des Siebmacher und der DWR 46 "Treffer", aber keines hat wohl als "Vorbild" für dieses Fake gedient.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer
TIR=Tirschenreuth

...da hilft nur Ahnenforschung, aber Sie haben mal einen Ansatz!
:!:

Frank Martinoff

Re: Wappen der Familie Gleißner

Beitrag von Frank Martinoff » 21.05.2012, 13:10

reinhard_glei hat geschrieben:
Aber es sieht doch trotzdem recht nett aus, falsche Heraldik her oder Fälschung hin? :lol: :lol:
Richtig wenigstens viel besser als so manche
neugestiftete, heraldische Wappen!
:wink:

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