frauenschild

Ihre Fragen zur Heraldik sind hier willkommen
Your questions concerning heraldry are welcome here

Moderatoren: Markus, Christian Ader

PEER
Mitglied
Beiträge: 461
Registriert: 08.01.2005, 15:16
Wohnort: 64521 Groß-Gerau

Beitrag von PEER » 02.03.2006, 12:12

Hallo,
hier so ein Rautenschild in dem das Stammwappen der Dame mit dem ihres Gatten vereinigt ist. (O. Neubecker, HERALDIK).
Bild
"anklicken"

Benutzeravatar
Apri
Mitglied
Beiträge: 427
Registriert: 21.07.2005, 09:58

Beitrag von Apri » 02.03.2006, 12:41

Frank J. Reuther hat geschrieben:Das Oberwappen sollte aber trotzdem stimmen. Ich erinnere nur an die Kontroverse Bügelhelm vs. Stechhelm, adelig oder nicht.
Gut dass sie es sagen, meine Worte waren nicht als Freibrief für alle möglichen Gestaltungen von Wappen gedacht. Vielmehr wollte ich auf die
Gewichtung der einzelnen Wappenbestandteile hinweisen.

@markus theising
"Ein Rautenschild gilt als unheraldisch, weil es diese Form als Kampfschild nie gegeben hat."
Diese Begründung ist so nicht ganz richtig.
Zitat Carl Alex.v. Volborth:
"Rautenförmiger Schild, meist von Männern geführt, kommt schon im 13 Jahrhundert vor."
Oder meinten Sie Tunierschilde?
Frauen haben an mittelalterlichen Turnieren nicht aktiv teilgenommen, somit kann dieser Schild nicht unter Tunierschilde geführt werden.
Wie Herr Ader schon sagte es sind nicht unbedingt gewöhnliche Vollwappen, da meist wegen fehlender Tunierteilnahme die Helmzier auf Frauenhelmen fehlte.

Muspelheim
Mitglied
Beiträge: 23
Registriert: 28.09.2005, 16:00

Beitrag von Muspelheim » 02.03.2006, 13:47

Ich bedanke mich für die Antworten und bin nun ein Stückchen schlauer... :D

Benutzeravatar
Jörg Berndt of Kerry
Mitglied
Beiträge: 541
Registriert: 09.01.2005, 09:20
Wohnort: Dresden, Sachsen

Beitrag von Jörg Berndt of Kerry » 02.03.2006, 21:23

ich persönlich finde rautenschilder für die damen schön. ich habe zb. meiner "holden lady tilly" ihr wappem mit rautenschild gemacht. als schildhalter bei mir "hasenböckchen" und bei ihr "häsinnen". sieht toll aus, wenn man auf sowas steht. :lol:
jörg, mit freundlichem gruß aus sachsen

Benutzeravatar
M. Waas
Heraldiker
Beiträge: 1328
Registriert: 28.11.2004, 09:48
Wohnort: Bochum
Kontaktdaten:

Beitrag von M. Waas » 03.03.2006, 11:00

A.Lenz hat geschrieben:
M. Waas hat geschrieben: In welchem Land? In Deutschland bestimmt nicht.
in Frankreich und den Niederlanden. In Deutschland vor allem im Rheinland.

(Quelle: Wappenfibel)

Mit herzlichem Gruß

A.Lenz
Ich wehre mich nur gegen das Wort "traditionell"! Der Rautenschild entstammt aber der heraldischen Verfallszeit (16. Jahrhundert) und wurde nur für unverheiratete Frauen in Frankreich und England vorgeschrieben. In England wurde es später noch anders formuliert.
In Deutschland führt die unverheiratete Frau "traditionell" (seit dem 12. Jahrhundert) das unveränderte Wappen des Vaters, die verheiratete Frau das unveränderte Wappen des Ehemanns. Den Frauen wird dabei auch "traditionell" die Führung von Helm und Helmzier (ebenfalls unverändert übernommen) "erlaubt". :wink:

Benutzeravatar
Apri
Mitglied
Beiträge: 427
Registriert: 21.07.2005, 09:58

Beitrag von Apri » 03.03.2006, 17:02

M. Waas hat geschrieben: Den Frauen wird dabei auch "traditionell" die Führung von Helm und Helmzier (ebenfalls unverändert übernommen) "erlaubt". :wink:
Hallo Herr Waas,

nach Heinrich Hussmann, führte die unverheiratete Tochter , nur das Familienwappenschild und die Familienfarbe im Jungfernkranz.
Auch der unmündige Sohn führt nur das Familienwappenschild mit dem Helm und Helmdecke, - ohne die Helmzier.

Gruss

D.Stys

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

Beitrag von Joachim v. Roy » 03.03.2006, 18:15

Hallo Herr Stys,

es soll nicht verkannt werden, daß Heinrich Hußmann sich um die deutsche Heraldik verdient gemacht hat (vor allem in seiner Eigenschaft als Dozent an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design). Sein ansprechendes Büchlein 'Deutsche Wappenkunst' (Leipzig 1942) stellt nach wie vor eine kleine Kostbarkeit dar.

In der Besprechung von Hußmanns Buch 'Über deutsche Wappenkunst' (Wiesbaden 1973) vertritt Hans Heinrich Reclam die Auffassung, daß das Werk „mit Geschmack und Geschick liebevoll durchdacht und ausdrucksstark geformt ist“. Der Rezensent macht jedoch zu Recht darauf aufmerksam, daß es „zu einigen Stellen abweichende Ansichten geben wird“ (Herold-Jahrbuch, Berlin 1974, S. 128-130).

Heinrich Hußmann hat versucht, die deutsche Heraldik mit Leben zu erfüllen. So hat er sich z.B. dafür eingesetzt, daß mündige Söhne das väterliche Wappen nur in modifizierter Form führen sollen (durch Vermehrung oder Verminderung der Figuren, durch Umkehrung der Farben, durch Hinzufügung von Berufszeichen usw.). Auch wollte er, wie Sie zutreffend ausführen, daß unmündige Söhne das väterliche Wappen ohne Helmzier führen etc. etc. bis hin zum 'Jungfernkranz'.

Der Heraldiker Hußmann hat sich mit vielen seiner Ansichten nicht durchsetzen können. Die Zeit ist über ihn hinweggeschritten. Er sollte deshalb nur sehr zurückhaltend zitiert werden.

Freundliche Abendgrüße vom Rhein

Benutzeravatar
Frank J. Reuther
Mitglied
Beiträge: 815
Registriert: 12.02.2006, 14:53
Wohnort: Offingen
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank J. Reuther » 03.03.2006, 18:27

In der heutigen Zeit ist, wie ich meine zu Recht, keiner Frau und keinem unverheirateten Mann verständlich zu machen, wieso sie sachlich nicht zu rechtfertigende geringere Rechte in Anspruch nehmen dürften, als ein verheirateter Mann. Die Verwendung des Familienwappens in unveränderter Form auch für die Ehefrau sowie die unverheirateten Kinder sollte selbstverständlich sein.
Mit freundlichen Grüßen
Frank J. Reuther, MdH
Quia Dominus dat sapientiam et ex ore eius scientia et prudentia. (Prv 2;6)
http://www.frank-reuther.de

Benutzeravatar
Apri
Mitglied
Beiträge: 427
Registriert: 21.07.2005, 09:58

Beitrag von Apri » 03.03.2006, 19:03

Joachim v. Roy hat geschrieben:Hallo Herr Stys,

Heinrich Hußmann hat versucht, die deutsche Heraldik mit Leben zu erfüllen. So hat er sich z.B. dafür eingesetzt, daß mündige Söhne das väterliche Wappen nur in modifizierter Form führen sollen (durch Vermehrung oder Verminderung der Figuren, durch Umkehrung der Farben, durch Hinzufügung von Berufszeichen usw.). Auch wollte er, wie Sie zutreffend ausführen, daß unmündige Söhne das väterliche Wappen ohne Helmzier führen etc. etc. bis hin zum 'Jungfernkranz'.
Hallo Herr v. Roy,

Heinrich Hussmann hat bei Helmzierden dem Sohn eine individuelle Helmzierde als Persönlichkeitszeichen erlaubt, wie Sie schon sagten z.B. ein Berufszeichen . Erinnern wir uns doch mal wie feste Familienwappen entstanden. Zuerst war das Schild fest und verschiedene männliche Familienangehörige führten unterschiedliche Helmzierden. Das basiert auf der Tatsache ,dass das Schild der wichtigste Bestandteil des Vollwappens ist.

Heinrich Hussmann macht auch Unterschiede bei der Mündigkeit der Personen, die das Vollwappen führen dürfen. Ich finde das ist historisch bezüglich eines Wappens in einem Turnier richtig. Erinnern wir uns doch mal an das Mittelalter.
Das "Jungherrlein" wurde meist auf eine fremde Burg geschickt, um dort als Teenager von 12 Jahren zuerst als Knappe zu dienen. In der Regel erst mit
20 Jahren wurde dieser dann durch die "Schwertleite" in den Ritterstand aufgenommen. Erst nach der "Schwertleite" durfte er am Turnier teilnehmen.
Das war auch bedingt durch die Todesgefahr, die eine Turnierteilnahme bedeuten konnte. Da bekanntlich die Helmzierden und Turniere einen beträchtlichen Zusammenhang aufweisen, empfinde ich diese These als gut nachvollziehbar.
Ich habe mir zwar diese Herleitungen zu seinen Thesen selbst hergestellt, vermute jedoch auf diesen Gedanken basierte auch er.

ein schönes Wochenende

D.Stys

Antworten