Führungsberechtigung

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Joachim v. Roy
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Führungsberechtigung

Beitrag von Joachim v. Roy » 15.02.2006, 15:36

Zu der von Herrn Greis-Maibach am 14.02.2006, 18:02 h, in diesem Forum aufgeworfenen Frage nach der Führungsberechtigung des Wappens der schlesischen Adelsfamilie v. BEHEIM / BÖHM(E) darf folgendes angemerkt werden:

Wohl kaum ein Familienname war in Schlesien derart verbreitet wie der Name BÖHM(E), der nach Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon (1. Aufl. 1972, S. 67), auf das Herkunftsland 'Böhmen' verweist (nach meinen Feststellungen ist als Herkunftsland auch die einst zum Königreich Böhmen gehörende Oberlausitz in Betracht zu ziehen).

Böhmischer Provenienz dürften auch die beiden schlesischen Adelsfamilien v. BEHE(I)M gewesen sein, deren Wappen in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605, Teil [Der] Schlesingische [Adel], Tafeln 64 und 66, abgebildet sind. Das in diesem Forum wiederholt vorgestellte farbige AVATAR 'Die Beheim' wurde offensichtlich 'Johann Siebmachers Wappenbuch', Bd. I, herausgegeben von Horst Appuhn (= Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 538, Harenberg Edition, Dortmund 1988), entnommen (worauf die im AVATAR seitenverkehrte Stellung des Wappens hinweist).

Die beiden vorstehend genannten schlesischen Adelsfamilien v. BEHE(I)M sind seit sehr langer Zeit erloschen (ausgestorben!!!). Zwar existieren noch heute 9 verschiedene Adelsgeschlechter, die den Namen v. BÖHM u.ä. führen (von diesen stammen 4 aus Böhmen, 2 aus Schlesien und 1 aus Mähren), doch wurden diese Familien erst in neuerer Zeit (nach 1746) geadelt [Quelle: Adelslexikon I, Limburg/Lahn 1972, S. 468-471].

Aus allem folgt, daß heute niemand berechtigt ist, das Schlüsselwappen der erloschenen schlesischen Adelsfamilie v. BEHEIM / BÖHM(E) zu führen. Nach meiner persönlichen Auffassung wäre es weitaus redlicher, ein neues Wappen zu stiften.

MfG

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Claus J.Billet
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hm...

Beitrag von Claus J.Billet » 15.02.2006, 15:42

@ Herr Joachim v. Roy

Ihren Ausführungen nach wäre dem wohl zuzustimmen. :!:

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GM
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Beitrag von GM » 15.02.2006, 15:47

Sehr geehrter Herr v. Roy,
vielen Dank für Ihre Erläuterungen.
Mit freundlichen Grüßen
Greis-Maibach

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Markus
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Beitrag von Markus » 15.02.2006, 15:56

Herr v. Roy,

auch ich danke Ihnen für die erhellenden Zeilen.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

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Guenter Boehm
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Beitrag von Guenter Boehm » 15.02.2006, 16:12

@ Joachim v. Roy
Aus allem folgt, daß heute niemand berechtigt ist, das Schlüsselwappen der erloschenen schlesischen Adelsfamilie v. BEHEIM / BÖHM(E) zu führen. Nach meiner persönlichen Auffassung wäre es weitaus redlicher, ein neues Wappen zu stiften.
Da haben Sie teilweise recht. Die Adelsfamilie ist im 15.Jh. erloschen. Sie lebten aber als Bauernfamilie weiter. Heincze Behem (unser Stammahne) erhielt 1409 das herzogliche Lehnsgut in Weissstein im Afterlehen von Ulrich Schoff (Schaffgotsch). Das selbe Gut, manchmal etwas kleiner, wird 1571, 1676, 1734, 1817 und 1861 als Böhm-Gut bezeichnet. Ein Familienzweig daraus hatten Ihre Güter im benachbarten Hermsdorf. Daraus wiederum entstanden zwei Linien. Eine Linie davon besass bis 1945 Schloss und Rittergut Tannhausen. Aber warum schreibe ich das alles :roll:
http://www.boehm-chronik.com/tannhausen.htm

Ich lege keinen Wert ein neues Wappen zu stiften. Wozu denn :wink:

Viele Grüsse,
Guenter Boehm
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derkleinefux
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Beitrag von derkleinefux » 15.02.2006, 19:02

Ich lege keinen Wert ein neues Wappen zu stiften. Wozu denn
Vielleicht, um ein Wappen zu führen, zu dessen Führung Sie berechtigt sind?

Beste Grüße,
D. Kirschner

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boehm22
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Beitrag von boehm22 » 16.02.2006, 08:58

Ja und was ich anmerken möchte es gibt auch Böhm in Bayern und aus
Anlass des Bestehens meiner Familie zweihundert Jahre im gleichen Ort wohnend stiftet ich ein Wappen das auch den Hausnamen (Heckel)beinhaltet da ich ein Landwirtschaftliches Anwesen besitze.
das alles sage eigentlich nur weil es immer von denn Böhm in Schlesien die Rede ist was ich über denn Namen Böhm noch sagen will ist das auf den Jura beim Altmuehltal viele Böhm Familien leben die aber doch was ich teilweise nachforschen konnte miteinander auf Jahrhunderte verwandt
waren. :wink:
Viele Grüsse
Andreas Böhm

"Du lebst um Gottes Willen, zu seiner Ehre, für seine Ziele und zu seiner Freude. Wenn du wirklich verstehst, was das bedeutet, wirst du nie wieder das Gefühl haben, klein und unbedeutend zu sein."

A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 16.02.2006, 18:05

Guenter Boehm hat geschrieben: Die Adelsfamilie ist im 15.Jh. erloschen. Sie lebten aber als Bauernfamilie weiter.
wie kann eine Familie, die nachweislich ausgestorben ist, plötzlich wieder aufleben?

Ich verstehe das nicht. Oder bin ich nur Begriffsstutzig?

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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Guenter Boehm
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Beitrag von Guenter Boehm » 16.02.2006, 18:20

@ Joachim v. Roy
Die beiden vorstehend genannten schlesischen Adelsfamilien v. BEHE(I)M sind seit sehr langer Zeit erloschen (ausgestorben!!!). :
Ihre Adelsforschung in Ehren, aber trauen Sie mir bitte zu, dass ich mich in der Familienforschung meiner Familie auskenne und seriös recherchiere. Sie zitieren generell immer etwas vorschnell, entweder vom GOTHA oder von neueren Adelsverzeichnissen. Ihre Vorgehensweise finde ich daher ein wenig zu starr um wirklich Resultate erzielen zu können, denn viele Kleinadelige sind bedeutend früher als dem Adelsstand ausgeschieden. Nicht immer steht das OB, sondern meisten das WIE in einer Forschung im Vordergrund, also nicht ob eine Familie in irgendeinem Stande gelebt hat, sondern wie waren die Zusammenhänge.

Können Sie denn mit mir einer Meinung sein, dass im Spätmittelalter als die Ritterschaft den Wandel vom Berufskrieger zum Grundherren (Lehensrecht) durchmachen musste, einige, besser noch, viele Familien auf der Strecke blieben, die den Wandel aus irgendwelchen Gründen auch immer, einfach nicht schafften und als Hofbedienstete oder Militärs der Landesherren, oder als Jägermeister/Förster einer grossen Grundherrschaft oder, wohl die meisten, als (Frei)bauern weiterlebten und dass abgestorbene, ausgestorbene, erloschene und untergegangene Geschlechter/Familien nicht immer "ausgestorben im Mannesstamme" bedeutet? Einige Leute verstehen das nicht. Sicherlich können Sie hierzu etwas beitragen.

Ich habe nicht das geringste Interesse mich zum Adelsstand zu zählen, mir geht es nur um die historischen Gegebenheiten in unserer Familiegeschichte. Es gibt leider nur sehr wenige Familienforscher, die Daten besitzen um vor der Zeit der Kirchenbücher forschen zu können. Ich suche solche Forscher zwecks Erfahrungsaustausch. Übrigens, Ihr Profil in "Heraldik im Netz" ist ganz leer. Schade. Ansonsten schätze ich Ihre Arbeiten.

Die Herren Berufsheraldiker im Forum verstehen nun hoffentlich, warum ich kein neues Wappen stiften möchte. Trotzdem bewundere ich Ihre Tätigkeit sehr. Vielleicht lasse ich mir gelegentlich das alte Wappen "Die Beheim", im Avatar zu sehen, als ein Gemälde erstellen. Dann komme ich gerne auf unsere Kunstmaler zurück.


Viele Grüsse,
Guenter Boehm
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Beitrag von derkleinefux » 16.02.2006, 19:10

Lieber Herr Boehm,

bin nun weder Familienforscher noch Heraldiker, verfolge aber manche Diskussion hier mit Interesse.
Sie scheinen hier, zumindest IMHO, einen famosen Eiertanz zu vollführen:

Erst kommt das Thema auf, weil Forumskollegen sich zu erinnern meinen, dass Sie nach eigenem bekunden das Wappen nur aus Erinnerung oä an eventuelle, gleichnamige Verwandte führten.
Dann meinen Sie, das stimme nicht, außerdem würden Sie ja kein Wappen "führen".
Der Hinweis, dass Adels- und Wappenverzeichnisse die Familie seit ca. einem halben Jahrtausend als ausgestorben führen, kontern sie mit mir nicht nachvollziehbaren Auslassungen über Adels- und Bauernfamilien. Aber Familie bleibt Familie und ausgestorben dito.
und dass abgestorbene, ausgestorbene, erloschene und untergegangene Geschlechter/Familien nicht immer "ausgestorben im Mannesstamme" bedeutet?
versteh ich ebenso wenig.
Die Frage, ob sie in einer (angesehenen) Wappenrolle Ihr Wappen für sich eintragen lassen könnten, haben sie auch nicht klar beantwortet.

Mir persönlich ist völlig gleichgültig, ob sie ggf. unberechtigt ein schönes altes Wappen in Amerika führen oder es lassen, nur sollten Sie klar dazu stehen. Wer soviel Mühe mit Ahnenforschung und Familienchroniken aufwendet, dem ist doch die Wappenregistrierung kein Hindernis. Und wenn Sie kein Wert auf ein Wappen legen, warum dann der Avatar.

Wie versucht zu sagen: ich versteh manches nicht ;-)

Beste Grüße in die Neue Welt,
D. Kirschner

- noch ohne Wappen -

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Beitrag von Guenter Boehm » 16.02.2006, 19:31

@ D. Kirschner
Wie versucht zu sagen: ich versteh manches nicht
Nicht so schlimm.
Siehe: http://www.boehm-chronik.com/forschung/ ... ttafel.htm

Viele Grüsse,
Guenter Boehm
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archy
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Beitrag von archy » 16.02.2006, 19:45

Hallo Fachleutz, verzeiht mir bitte, daß ich mich einmische. Ich habe mich erst heute registrieren lassen, obwohl ich seit ca. einem Jahr alles mit Interesse verfolge, und ihre fachmännischen Urteile und Aussagen sehr schätze!

Ein bißchen muß ich Herrn Böhm schon Recht geben, da es bei mir ähnlich aussieht.

Ich kann meine Ahnenreihe (im Mannesstamme) inzwischen bis 1333 zurückverfolgen. Es fehlt nur jeweils ein Vorfahr anfangs des 16. Jhdts. und Ende desselben. Ansonsten ist alles vollständig.

1386 ist ein Wappen unserer Familie, das zwar nirgendwo eingetragen scheint, an einer Kirche als Relief und in der Ortschronik nachgewiesen.
Natürlich hat sich der Name inzwischen leicht geändert, ist aber alles belegbar und nachvollziehbar.
In meiner Verwandschaft stiftete sich einer, vor ca. 8 - 10 Jahren, das (ein) Wappen, ist aber nicht das Originale, eingetr. beim Herold in MUC.
Lt. Aussage eines Historikers ist der adelige Zweig, Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorben. Unser Zweig, obwohl direkter Mannesstamm, bestand damals nur noch aus Müller und Landwirten. Die Trennung soll genau im besagten 16. Jhdt. gewesen sein.

......und hier ist die Crux(mdartl.), wenn durchgehende Ahnenreihe, dann auch Recht auf Verwendung des Wappens!!!!!!!! >IMHO< :D
sic vera nobilitas.

A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 16.02.2006, 19:51

Sehr geehrter Herr Böhm.

ohne Ihnen nahetreten zu wollen, aber nachdem ich nun Ihren Link durchforstet habe, ist mir folgendes aufgefallen:

1409 Heincze Behem

1410 Hannus Behme/Behem, der Bruder des Heincze Behem

1571 - 1595 Bauer Adam Behm(e)

wenn mich nun nicht alles täuscht, besteht hier eine Lücke von ungefähr 160 Jahren.

D.h., die Linie endet mit Heincze Behem um 1409 und taucht 1571 mit Bauer Adam Behm(e) urplötzlich wieder auf.

Wie ist diese Diskrepanz zu erklären?

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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Guenter Boehm
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Beitrag von Guenter Boehm » 16.02.2006, 19:55

@ archy
... wenn durchgehende Ahnenreihe, dann auch Recht auf Verwendung des Wappens!!!!!!!! ...
Ja.

Viele Grüsse,
Guenter Boehm
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A.Lenz
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Beitrag von A.Lenz » 16.02.2006, 19:56

archy hat geschrieben:
Ich kann meine Ahnenreihe (im Mannesstamme) inzwischen bis 1333 zurückverfolgen. Es fehlt nur jeweils ein Vorfahr anfangs des 16. Jhdts. und Ende desselben. Ansonsten ist alles vollständig.
bei allem Verständnis, aber bei einer Lücke von einem Jahrhundert, kann ich doch nicht behaupten, die Ahnenreihe (im Mannesstamm) sei bis 1333 zurückverfolgt worden.

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

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