Aenderung eines bestehenden Wappens

Ihre Fragen zur Heraldik sind hier willkommen
Your questions concerning heraldry are welcome here

Moderatoren: Markus, Christian Ader

Antworten
Siegler
Mitglied
Beiträge: 133
Registriert: 05.02.2006, 10:27

Aenderung eines bestehenden Wappens

Beitrag von Siegler » 06.02.2006, 18:34

Hallo liebe Heraldikgemeinschaft,

nehmen wir einfach mal an, dass sich mein vermeintliches Familienwappen als echt herausstellt... :wink:

Nun sieht es ja noch nicht besonders schoen aus. Evtl. wurde das damals nicht sorgfaeltig oder schlampig ausgefuehrt oder von einer ungeuebten Hand wie mir erstellt.

Inwieweit darf man ein vorhandenes Wappen veraendern oder aufbessern ohne den Ursprung oder die Berechtigung zu verlieren.

Nach dem Motto: Pimp my Crest !!! :D 8)

Oder gehoert sich sowas einfach nicht und man nimmt nur das Original ?

Wenn die Antwort auf diese Frage hier schonmal irgendwo steht, so erteilt mir bitte eine virtuelle Ohrfeige ! :wink:

Gruesse
Sascha

Benutzeravatar
Tekker
Mitglied
Beiträge: 1120
Registriert: 06.12.2005, 10:50
Wohnort: Oldenburger im welfischen Exil

Beitrag von Tekker » 06.02.2006, 18:54

M.E.n. kann die Darstellung durchaus anders ausfallen. Wichtig dabei ist imho allein die Blasonierung und nicht eine irgendwie geartete Zeichnung.

Nimm also die Blasonierung zur Hand, mach dich gedanklich frei von dem Bild - und los geht's!
Forum der Familie Greve
Jeder sollte ein Wappen haben! Bild

Benutzeravatar
GM
Mitglied
Beiträge: 2669
Registriert: 11.01.2005, 22:12
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Beitrag von GM » 06.02.2006, 18:55

Maßgeblich ist nicht die Abbildung, sondern der Blason eines Wappens, seine Beschreibung in der "Fachsprache" der Heraldik.
Wenn Sie mit Verbesserung eine neue, "schönere" Zeichnung des beschriebenen Wappens meinen, so stünde dem nichts entgegen.
Verändern i.S. von hinzufügen oder weglassen einzelner Bestandteile dürften Sie es nicht.

Siegler
Mitglied
Beiträge: 133
Registriert: 05.02.2006, 10:27

Beitrag von Siegler » 06.02.2006, 19:16

Also muss ich mich nur an folgende Beschreibung halten:

--------------------------------------------------
Wappen: In Gold eine Meerjungfrau mit schwarzem Haar, Unterteil und Flossenhände.
Helmkleinod:Eine weisse Taube, die einen goldenen Siegelring im Schnabel traegt.
Decken: Rot-Gold.
----------------------------------------------------

Und die genaue Ausfuehrung ist dann meine Sache, wenn ich das richtig verstanden habe, also auch die Schild-und Helmform, die Form der Decken, etc. Es muss nur obige Beschreibung noch eindeutig zu identifizieren sein.


Ist das auch ueblich ? Also, wie wird das denn in Heraldikkreisen gesehen. Ein richtig schoenes neues Wappen auf Hochglanz poliert oder doch das Original, um eben den Ursprung und das Alter darzustellen ?

Benutzeravatar
Markus
Mitglied
Beiträge: 4060
Registriert: 22.11.2004, 08:33
Wohnort: Wesel

Beitrag von Markus » 06.02.2006, 19:23

Im Prinzip haben Sie recht. Bei der Darstellung Ihres Wappens müssen Sie sich allerdings an einen Stil halten, also z. B. frühgotisch, spätgotisch, barock, etc. (die Barockzeit gilt allerdings als eine heraldische Verfallszeit). Auf einen Schild im spätgotischen Stil können Sie keinen frühgotischen Topfhelm setzen, auf einen frühgotischen Topfhelm können Sie kein überbordendes Gezaddel (Helmdecken) im Stil der Renaissance heften...

Ob Sie der Darstellung dann noch Patina verleihen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

Siegler
Mitglied
Beiträge: 133
Registriert: 05.02.2006, 10:27

Beitrag von Siegler » 07.02.2006, 08:06

Hallo zusammen,

wie ich also aus den wenigen Antworten sehe, spricht nichts gegen das Aufmoebeln eines alten Wappens.
Danke fuer Eure Tips !
Zumindest sind mir jetzt die Grundlagen klar und fuer die genauere Ausfuehrung werde ich mich genauer einlesen.
Wenn sich das Wappen bestaetigt, dann werde ich loslegen, aber rein persoenlich moechte ich mich doch einigermassen an die Vorlage halten und eher "kleinere" Aenderungen vornehmen.
Ich moechte mich nicht zu weit vom Original entfernen.

Dann werde ich Euch das mal zur Begutachtung mal vorlegen.

Danke und Gruss
Sascha

A.Lenz
Mitglied
Beiträge: 1619
Registriert: 09.01.2005, 19:11
Kontaktdaten:

Beitrag von A.Lenz » 07.02.2006, 08:18

Siegler hat geschrieben:Also muss ich mich nur an folgende Beschreibung halten:

--------------------------------------------------
Wappen: In Gold eine Meerjungfrau mit schwarzem Haar, Unterteil und Flossenhände.
Helmkleinod:Eine weisse Taube, die einen goldenen Siegelring im Schnabel traegt.
Decken: Rot-Gold.
----------------------------------------------------

Und die genaue Ausfuehrung ist dann meine Sache, wenn ich das richtig verstanden habe, also auch die Schild-und Helmform, die Form der Decken, etc. Es muss nur obige Beschreibung noch eindeutig zu identifizieren sein.
Hallo Herr Siegler,

wie bereits angemerkt wurde, brauchen Sie sich lediglich an den Blason zu halten. Die Darstellung der Figuren bleibt letztlich Ihnen überlassen.

D.h.: Sie können die Meerjungfrau sitzend, stehend oder auch liegend darstellen. Die Taube auffliegend, oder mit gespreizten Flügeln etc.
Bzgl. Helmform, Schild u. Decken, einfach nur an die Vorgaben von Herrn Theising halten, dann klappt das schon.

Ich wünsche Ihnen bzgl. der Ausführung eine ruhige Hand und die nötige Phantasie. :lol:

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

Benutzeravatar
Markus
Mitglied
Beiträge: 4060
Registriert: 22.11.2004, 08:33
Wohnort: Wesel

Beitrag von Markus » 07.02.2006, 08:32

Um Mißverständnisse auszuschließen, würde ich den Blason präzisieren. Er sollte die Stellung der Mehrjungfrau, wie auch der Taube benennen. Es ist schon ein erheblicher Unterschied, ob die Jungfrau sitzt oder liegt, und ob die Taube steht, sitzt oder auffliegt.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

Benutzeravatar
derkleinefux
Mitglied
Beiträge: 471
Registriert: 26.01.2006, 15:50
Wohnort: Augsburg

Beitrag von derkleinefux » 07.02.2006, 13:02

Herr Theising,

aber wäre diese "Präzisierung" nicht eine nachträgliche Veränderung des Wappens bzw. eine Einengung der vom ursprünglichen Wappenstifter gedachten Form und Möglichkeiten? So würden eventuelle frühere "Ausgaben" dieses Wappens plötzlich nicht mehr unter die Blasonierung fallen.

Grüße,
D. Kirschner

Benutzeravatar
Markus
Mitglied
Beiträge: 4060
Registriert: 22.11.2004, 08:33
Wohnort: Wesel

Beitrag von Markus » 07.02.2006, 13:27

Eine gute Frage. Der Blason soll in kurzen Worten eine so genaue Beschreibung eines Wappens bieten, dass ein Heraldiker danach einen korrekten Aufriss fertigen kann. Dazu gehört m. E. auch die Angabe, wie die Symbole angeordnet sind, bzw. welche Haltung sie einnehmen. Natürlich gibt es Standardanordungen- und Haltungen, die nicht beschrieben und dann vom Heraldiker automatisch vorausgesetzt werden, z. B. die Blickrichtung.
Dazu gehört aber wohl nicht die Haltung einer Meerjungfrau. Wenn Sie eine sitzende Meerjungfrau im Wappen führen, diese aber in einem anderen Wappen auf dem Kopf stände, so würde ich davon ausgehen, dass es zwei verschiedene Wappen verschiedener Familien sind.
Sinngemäß würde ich das auch auf die Helmzier anwenden. Es gibt viele Beispiele in denen Familienzweige das gleiche Wappen, mit unterschiedlicher Helmzier führen. Da könnte dann bei dem einen Zweig die Taube sitzen, bei dem anderen könnte sie auffliegen.

Wenn Sie also den Blason der aufgefundenen Wappendarstellung anpassen, machen Sie m. E. nichts falsch. Wobei natürlich der Blason im Grundsatz wichtiger als die tatsächliche Darstellung ist. Nur bei alten Wappen sind Blasonierungen häufig nicht vorhanden, und werden dann nach den vorhandenen Darstellungen entwickelt.
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

coffibone
Mitglied
Beiträge: 25
Registriert: 03.02.2006, 20:55

Beitrag von coffibone » 07.02.2006, 13:40

hallo zusammen

habe gerade die beiträge gelesen und da viel ein barockes schild, hatt denn jemand ein bild oder einen link auf dem man so ein wappen sehen kann?

achso und was bedeutet heraldische verfallszeit?

gruß coffibone :?

Benutzeravatar
Markus
Mitglied
Beiträge: 4060
Registriert: 22.11.2004, 08:33
Wohnort: Wesel

Beitrag von Markus » 07.02.2006, 14:13

In der Barockzeit veränderte sich die Formensprache. Die Oberwappen verschwanden teilweise völlig, wenn nicht, wurden unheraldische Helme mit viel zu engen Hälsen, etc. benutzt. Aus den Wappenschilden wurden oft ovale Kartuschen mit allerlei Zierrat, der mit der Heraldik nichts mehr zu tun hatte. Die heraldischen Grundsätze gerieten mehr oder weniger in Vergessenheit. Dieser Niedergang dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an. Erst dann begann man sich wieder mit der Heraldik intensiver zu beschäftigen und sich deren wirklichem Wesen zu nähern. Otto Hupp mag in diesem Zusammenhang für viele andere stehen, die der Heraldik zu einer neuen Blüte verhalfen.

Noch ein Link zu einem barocken Wappen: http://bamberga.de/dompropstei.htm
Heraldische Grüße
Markus

Vollwappen im Wappenindex Greve:
https://www.familie-greve.de/wappeneint ... &wid=72488

A.Lenz
Mitglied
Beiträge: 1619
Registriert: 09.01.2005, 19:11
Kontaktdaten:

Beitrag von A.Lenz » 07.02.2006, 14:21

hier noch ein Link bzgl. Verfallszeit der Heraldik:

http://www.beyars.com/lexikon/lexikon_585.html

Mit freundlichem Gruß

A.Lenz

Siegler
Mitglied
Beiträge: 133
Registriert: 05.02.2006, 10:27

Beitrag von Siegler » 09.02.2006, 20:50

Danke an Alle ! :)

Hat mich weitergebracht und ich hab wieder mal viel gelernt.
Jetzt werde ich mich aber zuerst mal wenns soweit ist einlesen und
dann hoert íhr wieder von mir....

Danke nochmals und viele Gruesse
Sascha

Antworten