von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

Antworten
Benutzeravatar
Klinski
Beiträge: 6
Registriert: 21.12.2018, 14:34
Wohnort: Sachsen

von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Beitrag von Klinski » 06.07.2022, 14:20

Hallo liebe Mitstreiter,

ich versuche die adligen Jablonowski-Familien und ihre Wappen zu identifizieren. Doch ich bekomme bereits bei der vermeintlich leichtesten Nuss die ersten Kieferschmerzen:

- Die Fürsten Jablonowski Wappen Prus III.

Denn diese scheinen den von Eichholtz entsprungen zu sein, zumindest deutet darauf Feld 3 ihre gevierten Wappens mit Herzschild hin. Auch wird in der Literatur immer auf die von Eichholtz verwiesen. Das hiesse dann doch aber, dass das gemeinhin als Stammwappen benannte Wappen Prus III (Feld 2 des genannten Dynasten-Wappens) nicht das eigentliche Stammwappen wäre, sondern eben die beiden Sicheln in Feld 3, die für die von Eichholtz-Jablonowski im Siebmacher (Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 4. Abt.: Abgestorbener Preußischer Adel, Provinz Preußen, Nürnberg 1874, 16. unter https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... m%22:1.194}) genannt werden.

Doch welcher Zusammenhang besteht dann zum im Ledebur (Bd. III, S. 246) und im Kneschke (Bd. IV, S. 536) genannten Wappen "Mond und Sterne"? E. v. Zernicki-Szeliga führt die von Jablonowski unter den Familien auf, denen angeblich die drei Sterne von König Kazimierz IV. 1466, nach dem Frieden von Thorn, verliehen wurden. Nach den Schlachten von Cecora 1620 und bei Choczim 1621 soll ihnen ja auch die Aufnahme des Mondes gestattet worden sein. Gibt es dafür überhaupt einen Beleg? Mir schwirrt im Kopf herum, etwas von einem Beleg gelesen zu haben. Nur wo...?

Auch der Zusammenhang zum Wappen Hufeisen und Säbel im Siebmacher (Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 4. Abt.: Abgestorbener Preußischer Adel, Provinz Preußen, Nürnberg 1874, S. 30 sowie Tafel 22 unter https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... m%22:0.918}) erschliet sich mir nicht, angeblich auch den von Eichholtz-Jablonowski zugehörig.

Und wie passt das von Wichulski ins Bild, das auf die polnische Bezeichnung Wichulec für dasselbe Gut Eichholtz hinweist. Besteht gar ein Zusammenhang zu dem Wichulec, der zu Ordenszeiten zu Roggenhausen Voigt war. Laut PLEHN (Geschichte des Kreises Strasburg in Westpreussen, S.44 unter https://kpbc.umk.pl/dlibra/doccontent?id=2568) hatten die von Eichholtz bereits zu Ordenszeiten eine ungewöhnliche Anzahl von Gütern angehäuft, was der Orden wohl in der Regel vermied.

Leider wurde ich in Bezug auf diese Fragen durch den Artikel meine Schwagers 15ten Grades Adalbert von Winkler-Kętrzyński "O Jablonowskich" (zu finden unter https://polona.pl/item/o-jablonowskich- ... o:metadata) auch nicht schlauer. Allerdings ist mein Polnisch so gut wie mein Serbo-Usbekisch, und GoogleTranslate und Deepl sind doch recht fehlerbehaftet. Und die Frage der Wappen scheint er leider nur angeschnitten zu haben, sich aber nicht konsequent auf sie eingelassen.

Kurzum: Bei einer gefürsteten Familie hätte ich mit ein bischen mehr Ordnung in der Besenkammer gerechnet. Sieht sich jemand in der Lage, mich etwas zu erhellen? ich freue mich über jeden Hinweis.

Mit besten Grüßen
Henrik
Mit besten Grüßen

Henrik

Joachim v. Roy
Mitglied
Beiträge: 5020
Registriert: 09.08.2005, 13:20

von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Beitrag von Joachim v. Roy » 06.07.2022, 16:47

Hallo Henrik,

nach Maßgabe des modernen „Adelslexikons“, Bd. VI, Limburg a.d. Lahn 1987,
S. 2-3, leitet sich der Name des Adelsgeschlechts Jabłonowski des Stammwappens
„Prus III“ von seinem Stammsitz Jabłonowo bei Mława her, wo Adam und Stefan
z Jabłonowa 1 4 6 9 zuerst erscheinen. Nach 1 7 4 3 wurden dann mehrere Mitglieder
des Geschlechts in den Reichsfürstenstand erhoben. - Eine Familie v. Eichholtz wird
hier nicht erwähnt.

Freundliche Grüße vom Rhein

Manni24
Mitglied
Beiträge: 235
Registriert: 05.12.2020, 11:47

Re: von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Beitrag von Manni24 » 07.07.2022, 10:26

Hallo Henrik,

die fragliche Familie wird ausführlicher hier besprochen.

Dort findet sich das Wappen sowie einige Siegel.

Vorteil: Es wird gleich der OCR-Text mitgeliefert, den man mittels c & p am besten zum deepl bringt.

Die Trennstriche plus CR&/LF besser entfernen, dann bringt der deepl ein besseres Ergebnis.

Manni

Benutzeravatar
Klinski
Beiträge: 6
Registriert: 21.12.2018, 14:34
Wohnort: Sachsen

Re: von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Beitrag von Klinski » 11.07.2022, 17:59

Hallo,

vielen Dank für Eure Hinweise.

@Joachim: Da hat sich das Adelsarchiv aber ganz schön knapp gehalten! Es lehnt sich aber anscheinend der polnischen Forschung an.

@Manni: Vielen Dank für die von Dir verlinkte Quelle "Betlej, Andrzej, Sibi, Deo, posteritati: Jabłonowscy a sztuka w XVIII wieku, Kraków, 2010" - da ist sie ja schon, die polnische Forschung! Ich habe Sie mal querübersetzt. Und bin dann am Ende doch wieder bei meiner Ausgangsquelle gelandet: Wojciech Kętrzyński, O Jabłonowskich herbu Prus III, „Przewodnik Naukowy i Literacki, 1876, s. 979-1000". Hinzukommen die beiden Werke von Marek Wagner, "Stanisław Jabłonowski (1634-1702). Polityk i dowódca, t. 1-2$, Siedlce 1997 sowie "Stanisław Jabłonowski, kasztelan krakowski, hetman wielki koronny, Warszawa 2000". Während ich auf die Wagners keinen Zugriff habe, liegt der Kętrzyński ja online vor (siehe oben mein eröffnender Beitrag). Mir scheint, ich muss mich wohl doch nochmal an die Übersetzung machen...

Ach je... . Also ran an die Buletten!

Beste Grüße, Henrik
Mit besten Grüßen

Henrik

Benutzeravatar
Klinski
Beiträge: 6
Registriert: 21.12.2018, 14:34
Wohnort: Sachsen

Re: von Jablonowski und ihre Doppelgänger

Beitrag von Klinski » 16.07.2022, 16:07

Hallo zusammen,

ich habe die Übersetzung von Ketrzynski, "O Jablonowskich", fertig übersetzt, ausgewertet und mit weiteren Quellen abgeglichen. Hierbei bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen:

Okolski ist der erste, der in seinem Orbis Polonus II, 555-56 über die Jabłonowski-Familie des Wappens Prus III schreibt.E er leitet sie von den Dörfern Jabłonowo Adamy, Jabłonowo Dyby und Jabłonowo Maćkowięta in der Nähe von Mława ab. Der von Okolski vorgegebene Stammbaum wurde von Niesiecki übernommen. Die Abstammung der Jablonowskis des Wappens von Prus III von den drei Jablonowskis von Mława ist jedoch sehr zweifelhaft, und Okolskis Seriosität wird bereits durch die Tabulae Jabłonovianae (Józefa Jabłonowski, Tabulae Jabłonovianae, Norimbergae 1748) und die Anecdota (Józef Andrzej Załuski: Anecdota Jabłonoviana seu singularia quaedam de celsissima Jabłonoviorum Pruss-Ducum, S. R. J. principum domo, Warszawa 1752). widerlegt (KĘTRZYŃSKI, S. 981).

Dass die Jablonowskis Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts so gut wie nichts über die Vorfahren von Maciej (Jablonowski) wussten, beweist am besten das Grab von Jan Stanisław Jabłonowski, Schwertkämpfer der Krone, das 1647 in der Jesuitenkirche in Lwów beigesetzt wurde. (KĘTRZYŃSKI, S. 987) Um 1728 wurde auch ein Denkmal für den Schwertkämpfer der Krone, Jan Stanisław Jabłonowski, mit einer Inschrift und einem Wappenschild errichtet: Dasselbe Wappen, das sein Sohn, der Hetman Stanislaw Jan Jablonowski, verwendete. Diese Wappen sind jedoch heraldischer "Unsinn" (Formulierung von Ketrzynski), der deutlicher als alle wissenschaftlichen Schlussfolgerungen von Tabulae und Anekdota beweist, dass die Familie Jablonowski zu Beginn des 18. Jahrhunderts keine Kenntnis von Maciejs Eltern hatte, sonst wäre das Wappen des Schwertkämpfers ordnungsgemäß ausgefüllt worden. Ketrzynski schließt daher, dass die Jablonowskis von Jablonow bei Mława, obwohl sie Adelige waren, nicht unbedingt die Jablonowskis des Wappens Prus III sind, da niemand einen Beweis dafür erbracht hat (KĘTRZYŃSKI, S. 988).

Die Fürsten Jabłonowski gehören zum Wappen von Prus III. Der Nachname dieses Wappens weist in gewisser Weise bereits auf seine Ursprünge hin, die Ketrzynski daher in Preußen sucht (KĘTRZYŃSKI, S. 988). Tatsächlich finden wir in Wichule (alias Eichholz] und Jabłonów (alias Gabelnau) Jabłonowskis aus Wichule des Wappens von Prus III. Dass die Wichulskis (alias v. Eichholz) und Jabłonowskis aus Wichulec (alias von Eichholz-Jablonowski) das Wappen Prus trugen, wird durch Okolski und Niesiecki sowie durch handschriftliche preußische Wappen, die in Toruń, Kórnik und Lwów gefunden wurden, belegt. (KĘTRZYŃSKI, S. 989). Das Siegel von Jan v. Eichholz aus dem Jahr 1454 befindet sich im Jahr 1876 in den Archiven von Thorn (KĘTRZYŃSKI, S. 990). Jan von Eichholz findet auch Erwähnung im Ordensbriefarchiv (zu finden im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. HA, OBA, Nr. 12754).

Okolski spricht von ihnen als
Jabłonowsciorum Prussorum (…), qui bonis ibidem (...) Wicholec (…)
(… Jabłonowsci von Preußen … , die … das Eigentum von Wicholec" innehatten. Davon waren auch Jozef Jablonowski und A. Zaluski überzeugt (KĘTRZYŃSKI, S. 990). Anna Radomińska verkauft 1528 die sortes suas in Jabłonowo (alias Gabelnau) für 500 grzywnas an Grzegorz von Wichulc (de Eychholcz) (gemäß Auszug aus den Urkunden von (Brodniec?) Wawrzyniec Działowski, Landrichter in Chełmno). Die Familie stammt somit von Gregor von Jablonowo, Straßburg, Westpreußen (KĘTRZYŃSKI, S. 992), geboren c. 1510 (so auch die Nachrichten der Nachfahren der Familie unter https://arquivo.pt/wayback/200905202058 ... m/Jab.html). 1561 besaß Niklas von Eichholz (Wichule) einen Teil von Gabelnaw (alias Jablonowo); sein Neffe, der jüngere Hartmann von Eichholz, der es erbte, nahm danach den Namen Jablonowski an (Plehn, Kreis Strassburg, S. 51).

Auf mich wirkt diese Nachweiskette schlüssig. Wie seht Ihr das :?:

Viele Grüße
Henrik
Mit besten Grüßen

Henrik

Antworten