Eine Frage zu einem Nachnamen

Hier ist der richtige Ort, um über Stammbäume und die Herkunft von Namen zu diskutieren
This is the location to discuss family trees and the origin of names

Moderator: Christian Ader

Daniela

Eine Frage zu einem Nachnamen

Beitrag von Daniela » 05.03.2011, 17:04

Hallo Ihr alle zusammen,

seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit meinem Nachnamen und es ist nicht so einfach ,weil meine Familie mir nicht viel mehr darüber sagen kann und das örtliche Standesamt auch nicht - dort hieß es nur, dass man das nicht vollständig zurückverfolgen kann....
Ich heiße mit Nachnamen Rudow, ich bin Deutsche und auch mein Urgroßvater war schon Deutscher (von dem habe ich natürlich den Nachnamen )...
Ich habe mal gehört ,dass irgendwann im 13.Jahrhundert eine Gruppe aus Böhmen und Mähren nach Berlin zog und dort die *Rudow*s* bildete.....

also wenn ihr mir dazu Infos geben könntet, wäre ich sehr dankbar...einfach darüber woher dieser Name nun kommt und ab wann er eingedeutscht worden ist....
Ihr kennt euch ja super gut aus darin...

vielen lieben Dank

Irmgard
Mitglied
Beiträge: 711
Registriert: 21.10.2007, 12:44

Beitrag von Irmgard » 06.03.2011, 05:36

Hallo Daniela,

willst Du die Ortsgeschichte erforschen oder die Deiner Familie? Das sind nämlich 2Paar Schuhe.

Der Fam.-Name ist gebildet aus einem Ortsnamen um die Herkunft des Mannes an seinem neuen Wohnort anzuzeigen. Orte, deren Name auf "Rudow" lauten gibt es 3 x in D und 3 x in Polen. Der WORTsinn hat keinerlei Bedeutung für den Namenträger, sondern bezieht sich ausschließlich auf den jeweiligen Ort!

Wenn Du wissen willst aus welchem "Rudow" Deine Leute stammen, dann hilft nur eigene Ahnenforschung anhand Eurer Daten, schön von Vater zu Vater zurück. Dann kommst Du mit Glück irgendwann in die Nähe des Ursprungs Eures Familien-Namens. Die slaw. Form besagt nicht, daß die Namenträger Slawen waren. Sie stammen nur aus einem Ort mit einem slaw. Namen, der ihr Familienname wurde.
Also schön die Ortsgeschichte von der Familiengeschichte trennen, wie auch die Namenforschung von der Ahnenforschung!

netten Gruß.. Irmgard

Daniela

Beitrag von Daniela » 07.03.2011, 18:38

liebe Irmgard,

vielen Dank für Deine nützlichen Hinweise,auch wenn ich jetzt total verwirrt bin...ich weiß zwar immerhin, dass mein Urgroßvater zwar aus der Gegend Berlin stammt, aber ich nahm bisher schon irgendwie an, dass der Nachname eben auch die ursprüngliche Herkunft anzeigen würde...-ow als Endung ist ja schon etwas exotischer als Hoffmann oder Bauer und sagt mir gar nichts. :wink:
also vielen Dank für die Eklärung der Unterschiede.....

Benutzeravatar
kmn
Mitglied
Beiträge: 34
Registriert: 14.03.2008, 13:12
Wohnort: Berlin

Beitrag von kmn » 16.03.2011, 18:31

Hallo Daniela,

schöne Grüße aus Berlin-Rudow
mfG Klaus-Michael Neumann MdH

AvN
Mitglied
Beiträge: 88
Registriert: 25.06.2011, 11:25

Beitrag von AvN » 09.07.2011, 11:51

In Fischers Ortsnamensbuch steht zu "Rodow": "Ort wo Raseneisenstein vorkommt". Die Deutung ist gewöhnungsbedürftig.

"ow" entspricht dem "auu", "au", "av" oder "avv" und ist nur eine nördliche/östliche Schreibvariante von "Aue" (Flußaue, Wiese mit Bach oder Fluß). Der Minnesänger "Harmann von Aue" wird in den Handschriften oft "Hartman von Ouve" geschrieben. Gesprochen wurde das a als Zwischenlaut zwischen a und o, einige sprachen es mehr wie ein o, andere mehr wie ein a, deswegen unterschiedliche Schreibweisen. U und V waren bekanntlich ein und derselbe Buchstabe (noch heute nennt der Engländer das W (VV) ein "doppel-u"), und jeder, der alte Texte liest, stößt dann irgendwann auf Wöter wie "vnd" (und) oder Frove (Fraue, Frau)- hier sogar wieder mit dem o, was der Zwischenlaut zwischen a und o ist.

Rudow = Rud-Aue. Rud könnte von Roden kommen (gerodete Aue) oder von Rat = Aue, auf der man sich zum Rat traf, oder vielleicht auch von "Rot" - die "rote Aue". Das entspricht dann auch Fischers Deutung, der die rote Farbe vorschnell auf (roten) Raseneisenstein bezieht; es könnten aber auch einfach rote Blumen auf dieser Aue gewesen sein, die den Namen formten.

AvN

Irmgard
Mitglied
Beiträge: 711
Registriert: 21.10.2007, 12:44

Beitrag von Irmgard » 09.07.2011, 13:34

Was AvN dort versucht, ist eine WORT-Deutung und eine Ortsnamenerklärung, aber keine Familien-Namen Erklärung!

Dieser Fam.-Name Rudow wurde als Zeichen der Herkunft am neuen Wohnort aus dem (hier gleichnamigen) Ortsnamen gebildet, wie die Genealogie zeigt. Der WORTsinn hat keine Bedeutung für den Fam.-Namen, denn der ist nur eine Adresse, aus welchem Ort man stammt.

Das slaw. Suffix -ow / -ov hat eine andere Bedeutung als ein deutsches "aue" .

schönen Gruß,
Irmgard

AvN
Mitglied
Beiträge: 88
Registriert: 25.06.2011, 11:25

Beitrag von AvN » 10.07.2011, 16:37

Nun, wenn der Ortsname mit dem Familiennamen identisch ist, dann sollte man schon wissen, was der Ortsname bedeutet.
Ob der Familienname vom Ort abgeleitet wurde (wie in den meisten Fällen), oder umgekehrt erst der Ort nach dem Namen benannt wurde, wissen wir nicht, es wäre Spekulation.
Ein Herr "Rudow" sollte aber schon einmal gehört haben, daß sein Name wörtlich "Rot-Aue" (oder vielleicht: "Gerodete Aue) bedeutet.

Und natürlich entspricht die Endung "ow" (= "ouu") dem deutschen "au". So wurde aus "Spandow" eben "Spandau" - es handelt sich nicht um zwei verschiedene Sprachen, sondern lediglich um Schreibvarianten.

AvN

Irmgard
Mitglied
Beiträge: 711
Registriert: 21.10.2007, 12:44

Beitrag von Irmgard » 10.07.2011, 18:35

natürlich ist der Ahne kein Ortsgründer ... und ein slaw. -ow- entspricht keineswegs einem deutschen >aue< .. (erst recht nicht bei einem FN)

aber egal, der Sinn eines Ortsnames hat keinerlei Bedeutung für den Menschen, der dort herstammt und ohne die Urkunden zu kennen, sollte man sich vor vorschnellen Spekulationen hüten!

Ortsnamen erklären zu wollen, bedarf es mehr als nur eines Wörterbuches.
Beispiel Rudow:
Zitat: Rudow stellt eine der ältesten Siedlungen der Mark Brandenburg dar. In Akten und Urkunden gibt es unterschiedliche Schreibweisen des Ortsnamens, zum Beispiel Rüde, Rudau, Rüdow, Rhudow. Die Namen und die Dorfanlage weisen auf einen slawischen Ursprung hin, im Nordslawischen des 8. bis 14. Jahrhundert steht das rüdit sa vergleichbar mit dem Tschechischen rodit se für gebären.

Aber wie gesagt: der WORTSINN des ORTsnamens hat keine Bedeutung für den FAMILIEN-Namen !

AvN
Mitglied
Beiträge: 88
Registriert: 25.06.2011, 11:25

Beitrag von AvN » 12.07.2011, 01:09

Irmgard hat geschrieben:natürlich ist der Ahne kein Ortsgründer ... und ein slaw. -ow- entspricht keineswegs einem deutschen >aue< .. (erst recht nicht bei einem FN)
Ach nein? Wieso dann das hier:
In Akten und Urkunden gibt es unterschiedliche Schreibweisen des Ortsnamens, zum Beispiel Rüde, Rudau, Rüdow, Rhudow.
aber egal, der Sinn eines Ortsnames hat keinerlei Bedeutung für den Menschen, der dort herstammt
Das wissen wir ja eben nicht, ob der dort herstammt oder den Ort selbst gründete und benannte. Vorschnelle Schlüsse helfen auch nicht weiter.
Ortsnamen erklären zu wollen, bedarf es mehr als nur eines Wörterbuches.
Es war nicht nur irgendein Wörterbuch, sondern das Buch von Reinhard E. Fischer, "Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin", im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission herausgegeben 2005.
Was dort zu "Rudow" steht, ist also neueste wissenschaftliche Meinung. Da steht nichts von "rodit se".

AvN

Irmgard
Mitglied
Beiträge: 711
Registriert: 21.10.2007, 12:44

Beitrag von Irmgard » 12.07.2011, 08:29

Du schreibst viel ohne wirklich etwas davon zu verstehen und spickst Deine unlogischen Schlüße gerne mit sogen. Belegen. Mir fehlt einfach die Zeit, Dich zu belehren, was Du bestimmt auch nicht zulassen würdest, denn Du weißt ja bereits alles.

Du schreibst gerne und scheinbar ist es Dir auch ein Bedürfnis. Da im Internet bereits eine Unmenge Unsinn zu lesen ist, sag ich Dir:

also bitte, habe Spaß hier! DAS hier ist Dein Feld, wo Du Dich unwidersprochen austoben kannst.

Wer wirklich Antwort möchte, wählt ohnehin nicht den Weg übers Internet, sondern forscht selber und glaubt nicht nur

Irmgard

Benutzeravatar
Isenberger Herold
Mitglied
Beiträge: 139
Registriert: 29.03.2011, 13:03
Wohnort: Bochum
Kontaktdaten:

Beitrag von Isenberger Herold » 12.07.2011, 13:25

Mal unabhängig von der Frage nach der genauen Wortbedeutung:

Wenn jemand einen Ort gründet, dann wird er in aller Regel schon dem Hochadel angehören.
Ich denke daher, daß der Name mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Herkunftsname zu lesen sein wird.
Vorsicht allerdings ist bei der Porsition des Ortes geboten. Ist es wirklich sicher, daß es den Ortsnamen nur einmal gibt?

Benutzeravatar
R1126
Mitglied
Beiträge: 519
Registriert: 04.11.2008, 10:35

Re: Eine Frage zu einem Nachnamen

Beitrag von R1126 » 14.07.2011, 11:50

Daniela hat geschrieben:Hallo Ihr alle zusammen,

also wenn ihr mir dazu Infos geben könntet, wäre ich sehr dankbar...einfach darüber woher dieser Name nun kommt und ab wann er eingedeutscht worden ist....
Ihr kennt euch ja super gut aus darin...

vielen lieben Dank
Ich fürchte, das wird nicht so einfach herauszufinden sein. Nachnamen im heutigen Sinne wurden für das einfache Volk ab dem 13. Jahrhundert üblich. So weit reichen üblicherweise kaum Aufzeichnungen zurück. Kichenbücher wurden meistens erst ab dem 16. Jahrhundert geführt.
Wenn Deine Familie damas bereits Rudow hieß, dann wird sich die Frage nicht klären lassen, ob der Name mal "eingedeutscht" wurde.

Viele Grüße

Ralf
http://www.illustrationen-wappen.de
De Nihilo Nihil (aus nichts wird nichts)

AvN
Mitglied
Beiträge: 88
Registriert: 25.06.2011, 11:25

Beitrag von AvN » 15.07.2011, 10:22

Irmgard hat geschrieben:Wer wirklich Antwort möchte, wählt ohnehin nicht den Weg übers Internet, sondern forscht selber und glaubt nicht nur
Hier bin ich ganz Deiner Meinung, gut daß Du das geschrieben hast, man kann es nicht oft genug wiederholen.

Trotzdem ist natürlich die Benutzung wissenschaftlicher Quellen immer gut und jeder Forscher muß zuweilen darauf zurückgreifen.

Zu der Endung -ow hatte ich übrigens den tschechischen Etymologen Prof. Jiri Rejzak befragt (nicht wegen "Rudow" sondern eine andern Namens auf -ow) und er hat mir bestätigt, daß diese Endung -ow im Slawischen auch eine Ortsnamenendung ist.
Isenberger Herold hat geschrieben:Wenn jemand einen Ort gründet, dann wird er in aller Regel schon dem Hochadel angehören.
Muß nicht. Der heutige Ortsteil von Berlin, Wilmersdorf, wurde von den Rittern von Wilmarstorff gegründet, also niederem Adel (Hochadel beginnt ab Graf). Und viele andere kleine Dörfer desgleichen.

AvN

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 20.07.2011, 20:01

Es kommt ganz darauf an wo der Name gebildet wurde,

koennte auch ganz einfach der Sohn des Rud.o(lphs?) bedeuten!

Frank Martinoff

Beitrag von Frank Martinoff » 20.07.2011, 20:03

..im uebrigen eroeffnet das Internet Quellen, die zu gerne von Fachmaennern
gehandelt werden ............ fuer $$$$$$$$$$$!!!!

Antworten